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Die Herkunft der Kelten
03.07.2018, 12:49
Beitrag: #15
RE: Die Herkunft der Kelten
(24.06.2018 15:51)Bunbury schrieb:  Wir streiten uns hier ja öfters darüber, wer die Kelten eigentlich waren, und diese Frage steht auch am Anfang der Aussstellung. Die Ausstellung findet dabei keine eindeutige Antwort.

Für einen Historiker ist ein Kelte jemand, der von einem der antiken Autoren in der zeit von ca. 500 vor bis 500 n. Chr. als "Keltoi", "Celtae", "Galli" oder "Galatei" bezeichnet wurde.
Für einen Archäologen ist ein Kelte jemand, der in einer Gegend lebt, in der keltische Kunst hergestellt und genutzt wurde.
Für einen Sprachwissenschaftler ist ein Kelte jemand, der eine keltische Sprache spricht.
Die drei Definitionen sind nicht deckungsgleich.

Klingt eigentlich logisch, aber so klar und deutlich hat es noch keiner formuliert. Ich werde diese Definition jedenfalls in Zukunft im hinterkopf behalten.

Desweiteren beschäftigt sich die Ausstellung dann mit den Ergebnissen der Archäogenetik. Diese belegt eine enge Verwandtschaft der männlichen Einwohner der britischen Inseln mit den Menschen im westlichen Spanien.

hierbei wurde die haplo-Gruppe des Y-Chromosoms untersucht. Die Haplogruppe R trat dabei erstmals in Nordwestasien vor 36.000 -35.000 Jahren auf und ist heute die häufigste haplogruppe in Europa.
Die Untergruppe R1 trat dabei vor allem in Europa und Westeurasien auf und verbreitete sich dort vermutlich mit der Wiederbesiedlung Europas nach der letzten Eiszeit.
Die Hauptuntergruppen sind R1a und R1b, wobei R1b die Hauptgruppe in Europa darstellt. Dabei stellen Männer mit R1b in Westirland 98 % der bevölkerung, in Nordwest-England, irland, Spanien und Portugal 90% der Bevölkerung, im südöstlichen England und in den Niederlanden 70 % der Bevölkerung.

Die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen sowie sprachwissenschaftliche Erkenntnisse unterstützen eine neue Theorie, dass sich die Kelten nicht um 800 v.Chr. in Mitteleuropa entwickelten, sondern dass die Keimzelle der keltischen Kultur sehr viel früher in Spanien lag und sich zunächst entlang der Atlantikküste verbreitete- bevor sie ein paar hundert Jahre später in Hallstadt das erste mal archäologisch greifbar wurde. Die Befürworter dieser These sehen sich außer durch Genetik und Sprachwissenschaft vor allem durch die besthenden bronzezeitlichen Handelsnetze (ca. 2200- 1000 v. Chr.) gestützt.

Weitere Aussagen der Ausstellung bestehen darin, dass die keltischen Stile ab dem 2. Jhd vor Christus regionaler werden, d.h. Teilelemente keltischer Stile wurden weitreverwendet, aber regional unterschiedlich interpretiert. Generell zweifelt die Ausstellung die "Keltenromantik" an. die keltische herkunft des berühmten Kessels von Gundestrup wird hierbei in Frage gestellt- die Ausstellung stellt die Frage, ob dieses Unikat, mit dem viele scheinbar keltische Sagen belegt wurden, auch tatsächlich keltisch war...

Wie gesagt, eine hochinteressante Ausstellung, die das, was man bisher über die kelten zu wissen glaubte, gehörig hinterfragt- und alleine dafür einen Sonderapplaus verdient....

Ich tendiere ja dazu, die Kelten (und auch die Germanen und Slawen der Völkerwanderungszeit) als Sprachgemeinschaft zu bezeichnen und nicht als Kulturgemeinschaft und schon gar nicht als "Abstammungsgemeinschaft".

Ein Kelte ist - nach meiner persönlichen "Einordnung" - jemand, der keltisch sprach resp. dessen Muttesprache ein keltisches Idiom war. Alle anderen etnischen Merkmale greifen meiner Auffassung nach nicht. Gerade das Beispiel Irland zeigt dies:
1) Gälisch ist zweifellos eine keltische Sprache. Das ist, soweit mir bekannt, unbestritten. Frazit: Iren sind sprachlich Kelten.
2) Eine Studie des Trintiy College Dublin (allerdings mehr als 10 Jahre alt) kam zum Schluss, dass die Kelten (die genetischen Kelten) Irland niemals in grösserem Umfang bevölkert haben. Die grösste genetische Verwandtschaft zum Mindesten der irischen Männer besteht mit Walisern und Basken (und die Basken sind bekanntlich sprachlich nicht mal Indogermanen). Die deutschen Männer beispielsweise haben genetisch rund 45 % Keltenanteil (umstrittene Studie Norico) - was die Iren nie erreichen. Fazit: Iren sind genetisch keine Kelten.
3) Von der La Tène Kultur, welche als keltische Kultur gilt, gibt es auf Irland kaum Spuren. Einige Archäologen bezweifeln (wie die Genetiker), dass es je eine keltische Invasion in Irland gegeben hat, da nur wenige entsprechende Artefakte gefunden wurden.

Fazit: Wenn wir von Sprachgemeinschaft sprechen, können wir Kelten problemlos einordnen, wenn wir aus den Kelten eine Etnie machen wollen, bekommen wir hingegen Probleme. Wenn die Kelten (was ich glaube) nur eine Sprachgemeinschaft waren, dann müssen wir uns auch nicht den Kopf über eine einheitliche keltische Kultur zerbrechen - die (so meine ich) gab es nicht. Und aus diesem Grund finden sich in irischen und walischen Sagen auch nicht die entferntesten Hinweise auf Götter wie Teutates, Belenus und Belisama.

Ich bin sogar der Meinung, dass auch Germanen und Slawen lediglich eine Sprachgemeinschaft waren. Zwar gab es in Skandinavien den Odin und in Süddeutschland der Wodan (gleicher Gott) aber die Goten hatten eine andere Götterwelt.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin durchaus der Meinung, dass man Etnien auch aufgrund gleicher Kultur definieren kann und nicht immer die Sprache als Primär-Kriterium herbeiziehen muss. Aber es kommt dabei immer auf die historischen Umstände an. Bei Kelten, Germanen und Slawen zieht das ganze eben nicht, bei den mittelalterlichen Mongolen beispielsweise schon. Denn da haben sich mongolisch-sprechende und türkisch-sprechende Nomanden mit gleicher Kultur (nomadische Viehzucht) und gleicher Religion (schamanische Tengri-Religion) aber unterschiedlicher Sprache (sogar unterschieldiche Sprachgruppe) zu einer Etnie verbunden.

Fazit: Ich meine, es gibt keine Definition von "Etnie" und "Volk" welche Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben kann. Um historische Zusammenschlüsse von Menschen beschreiben zu können, muss die Defintion von Etnie und Volk immer den enstprechenden (historischen) Gegebenheiten angepasst werden.
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