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Verteidigungsanlagen :
30.06.2012, 19:23
Beitrag: #12
Geschlechtertürme .
.
Geschlechtertürme :

Türme , als Rückzugsstätte und zur Verteidigung sind schon Jahrtausende
benutzt worden .

Der Älteste stand vermutlich in Jericho .

Ich möchte aber über besondere Türme schreiben .
Türme die von Familien ( Sippen ) zu ihrem eigenen Schutz erbaut
und benützt wurden .

Es gab sie in Südarabien , In Albanien und in der Kaukasusregion .

Errichtet wurden sie in Gegenden wo es keine
oder nur eine schwache Zentralmacht gab .
Und sich die Familien ( Sippen ) gegeneinander schützen wollten ,
oder wegen häuffiger Einfälle von ausserhalb in Sicherheit bringen mußten .

Urheber : Ilan Molcho

Wehrtürme in Uschguli ( Inguschetien ) .

[Bild: 220px-Ushguli_Svaneti.jpg]

Größeres Bild :
http://de.wikipedia.org/w/index.php?titl...0205174354

Auch in Regensburg gab es Geschlechtertürme , die aber bis auf
den goldenen Turm später alle gekürzt wurden .

http://de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Turm

http://de.wikipedia.org/wiki/Haus_an_der_Heuport

Bekannt sind die Geschlechtertürme vorallem aus Italien .

Die reichen Familien ( Stadtritter oder Handelsherren ) bauten sich auf
oder an ihre Palazzi Wehrtürme die auch mehrmals aufgestockt wurden .
Da auch Kämpfe innerhalb der Städte ausgetragen wurden , z.B. zwischen den Ghibellinen und den Guelfen ( Kaiser – gegen Papstpartei )
ging es auch innerhalb der Stadtmauern offtmals hoch her .

Es gab damals eine regelrechte Turmbaumanie .
In Borgo , in Rom auf dem rechten Tiberufer blieben noch 40. Türme stehen , nachdem Papst Alexander IV. 140. Türme abreißen lies .

Der Podesta von Genua ließ bis auf 80. Stück alle abreißen .
Die 34. edlen Familien in Ferrara besassen 32. Türme .
In Viterbo gab es 50. Türme .

Eine Beschreibung eines Kampfes mittels Geschlechtertürme in Florenz .
Von August von Cohausen 1898. ,
damals auch schon abgeschrieben vom Autor : Rohault de Fleury .

…..„Zimmerleute tragen Balken herbei, mit denen sie die Strassen zu
gewissen Bezirken mit Barrikaden (serraglio) absperren, die sie mit Brettern,
in denen Scharten eingeschnitten sind, bekleiden.

Bei dem Schein der Fackeln rückt die Arbeit tumultuarisch aber rasch vorwärts,
Strasse um Strasse und Gässchen um Grässchen,
bis ein Stadtbering als Citadelle umschlossen ist.
Dort hängt ein Arbeiter an einem Seil 30 m über dem Boden und
schiebt die ersten Balken einer Bretesche (Überzimmer) in die Mauerlöcher.
Alle Hölzer sind zu diesem Zweck im voraus numeriert.
So entstehen das Balkenwerk, der Bretterboden, die Wände und das
überhangende Dach rings um den Turm, der selbst keine Scharten hat;
um die Plattform werden Zinnen von Holz errichtet.

Dort sind Leute beim Scheine einer Pechpfanne beschäftigt,
eine Mangane aufzustellen, indem sie die Schwellen legen, die Känder
in die Zapfenlöcher stellen, die Schleuderruten nach dem Kampfplatz richten
und vor ihr Steine und Steinblöcke aufhäufen, die sie mit einem Kranen
heraufgezogen haben.
Die Armierung des Turmes wird vollendet, indem man eine leichte Brücke
bis zum nächsten Turm von der Lancia zur Cersina hinübergestreckt
und auf die zu diesem Zwecke vorkragenden Konsolen aufgelegt hat,
damit beide Ghibellinentürme vereint den Guelfenturm Figiovanni
bekämpfen können... — Nun ist alles bereit; die Söldlinge liegen auf dem Boden
und erwarten die Sonne, die über den Apenninen aufgeht.

Der Morgenwind entfaltet die Fahnen mit den Farben und Wappen der Partei.
Die Leute spannen die Leinen ihrer Schleuderruten, welche Steine
aus dem Ledersack werfen.
Der Kampf wird allgemein; die Steine durchfliegen die Luft wie Sternschnuppen,
und dazwischen schlagen sicheren Schusses die Pfeile ein.

Die Arbeiter an den Manganen, rot gekleidet mit stählernen Helmen,
halten ihren Posten, wenn auch ein Pfeil durch den Schild dringt,
den sie heraus ziehen, oder die Toten auf dem engen Kampfraum
den Lebenden weichen müssen.
Die Steine werden wieder zurückgeworfen;
einer zerschlägt die Mangane der Lancia ;
von allen Guelfentürmen erschallt ein Siegesgeschrei.

Während das oben auf den Türmen geschieht,
wird unten um die Barrikaden gekämpft.
Die Ghibellinen ziehen sich in ihren Turm zurück, holen die Leiter herauf,
schliessen die Pforte und besetzen die Überzimmer.
Wie die Guelfen Stroh und Rieisig am Fuss des Turmes anhäufen
und anzünden wollen, werden sie durch einen Hagel von Pfeilen zurückgetrieben.

Da schreit einer nach Tischen !
Gleich werden diese aus den benachbarten Häusern herangebracht,
aneinander gerückt und so eine Gallerie gebildet, unter der nun das Brennmaterial auflodert und die Turmpforte in kurzer Zeit zu Asche verbrennt.

Die Angreifer dringen ein; aber die Strickleitern sind aufgezogen und
es giebt keine Möglichkeit, zu den Ghibellinen hinauf zu gelangen.
— Nun wird eine Leiter gebracht und zu dem Loch in der Decke aufgerichtet.
Die Tapfersten steigen hinauf und müssen von Stockwerk zu Stockwerk
in gleicher "Weise den Sturm fort setzen.

Eine Seitenpforte öffnet sich und die Verteidiger erscheinen auf der Brücke,
die zum nächsten Turme der Cersina führt.
Der Feind dringt ihnen nach — doch da haben sie die Brückenbalken von
den Tragsteinen abgeworfen, und Brücke und Verfolger stürzen in die Tiefe hinab.
Das hindert nicht, dass am anderen Tag der Kampf fortgesetzt wird.".........


Um den Kämpfen einhalt zu gebieten wurde in einigen Städten
das Steinewerfen und Pfeilschießen sogar vom II. Stock verboten .

Ursprünglich dienten sie vorwiegend der Verteidigung gegen Andere
verfeindete Familien innerhalb der Stadt .
Die Palazzi waren richtige Stadtburgen ( oder Kastelle ) innerhalb der Mauern
und die Türme waren ursprünglich ein Teil Derselben oder sie waren angebaut .

Es spiegelt auch die innere Zerissenheit der Städte wieder , daß kein Palazzo
und schon gar kein Turm , direkt an der Stadtmauer errichtet werden durfte .
Man fürchtete , bei Angriffen von Aussen , den Verrat , da man sich der Loyalität
aller Familien nicht sicher sein konnte .

Christin bemerkte daß diese Türme auch die Geltung und Bedeutung
der Familie ( Sippe ) herausstellen wollte .
Geltungssucht und Imponiergehabe .
Es wurde auch des Öffteren aufgestockt .
Der Asinelliturm war ursprünglich auch nur 60 m. Hoch
und später wurden er auf 97. Meter aufgestockt .

Im Laufe der Jahre uferte die Bauwut sicher aus .
Der Protz und die Geltungssucht nahmen überhand .
Die Errichtung kostete sicher Unsummen und in Friedenszeiten kann ich mir
eine ökonomische Nutzung der Türme nicht vorstellen .
Denn der Grundriß war schon Gering .
Und von diesem muß man noch die Aufstiegshilfen abziehen ,
ob Stiege oder Leitern .
Als Lagerräume oder Kontor völlig ungeeignet .

Von Cohausen schrieb in seinem Buch :

In Pisa nannte man jedes Haus mit Zinnen einen Torre und gestattete Jedem , der reich genug war , der Republik eine Galeere zu schenken ,
einen Turm mit Zinnen zu erbauen .


In Bologna sollen noch 20. von ehemals 180. Geschlechtertürmen stehen .

Bologna im Mittelalter ( Angelo Finelli, 1917.)

[Bild: 400px-Bologna_Middleage.jpg]

Und Größere Auflösung :
http://de.wikipedia.org/w/index.php?titl...0612145909

http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrme_von_Bologna

Die Berühmtesten sind die Due Torri ,
( Garisenda 48.m. Und Asinelli 97. m. Hoch . )

Asinelli war Jahrhunderte das höchste Bauwerk Europas .


Urheber : Patrick Clenet .


[Bild: 170px-2tours_bologne_082005.jpg]

Urheber , Ricci Speziari .

Aber am Bekanntesten ist San Gimignano in der Toskana .

[Bild: 120px-San_Gimignano.JPG]

Größere Auflösung :
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:S...ignano.JPG

Heute haben sie ihre Bestimmung verloren , aber sie sind weiterhin
ein touristischer Gewinn ihrer Kommune .

luki.

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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