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Volksherrschaft Presseschau
23.10.2012, 20:06
Beitrag: #3
RE: Volksherrschaft Presseschau
ein neuer Artikel der NZZ zum Thema

"Das Volk hat nicht immer recht – einige historische Reminiszenzen

Die Demokratie galt in der politischen Theorie bis ins 18. Jahrhundert als willkürliche Herrschaft des «Pöbels». Das moderne Konzept der Volkssouveränität setzt indes die Rückbindung der Mehrheitsherrschaft an den Rechtsstaat voraus.

Im Jahr 1618 bezeichnete ein Bündner Flugblatt die «form unsers Regiments» als «democratisch». Denn «die erwellung unnd entsetzung der Oberkeiten» liege «bey unserem gemeinen man». Dass alle Bürger zu gleichen Teilen an der Wahl ihrer Regierung beteiligt werden, erscheint uns heute als Voraussetzung legitimer Herrschaft schlechthin. Dennoch hatten die rätischen Drei Bünde bei Zeitgenossen eine schlechte Presse. Der venezianische Gesandte Padavino nannte um 1610 die Demokratie des unvernünftigen bäuerischen Pöbels eine «pura anarchia» – ohne Ehre und Gemeinsinn, schlimmer als eine grausame Tyrannei, getrieben durch Leidenschaften, Unwissen, Hochmut, Grausamkeit und Gier, so dass Tugenden ohne Lohn und Vergehen ohne Strafe blieben.

Laut dem Herzog von Rohan, der in den Bündner Wirren der 1630er Jahre französische Truppen führte, konnten die «grossen Hansen» auf die dumpfe Gefolgschaft ihrer Klientel zählen, für die bloss materielle Vorteile wichtig waren. Daher verkauften diese Parteiführer ihre Truppe der meistbietenden auswärtigen Macht, und die Wähler richteten ihre Meinung immer neu nach der Herkunft der letzten Zahlungen au

Mängelliste

Die Mängelliste der vormodernen Demokratie war lang: von der Willkür wankelmütiger Massen über den Eigennutz bestechlicher Demagogen zu manipulierten Wahlprozeduren und ineffizienten, da langwierigen Entscheidungsfindungen. Ein einzelner Tyrann erschien weniger schlimm als viele: Vor allem die gemeinsamen Untertanen im Veltlin litten darunter, dass möglichst viele Bündner ihren materiellen Gewinn aus dem beherrschten Gebiet ziehen wollten. Nicht nur sie erlebten vormoderne Demokratie im Sinn des Wortes als Herrschaft des Volkes oder vielmehr der vollberechtigten Bürger über Minderberechtigte. Wie jede Herrschaft war sie anfällig für Missbrauch. Schon Aristoteles hatte «Demokratia» als Verfallsform beschrieben, nämlich als Regiment des willkürlichen und masslosen Pöbels.

Daher betonten im Gefolge von Aristoteles und Machiavelli alle frühneuzeitlichen Fürsprecher aristokratischer oder demokratischer Regierungen die Bedeutung der Tugend für eine Republik. Wo kein Monarch befahl, musste der freie Bürger sich und seine Laster selbst beherrschen. Wenn eine politische Ordnung, zumal eine freiheitliche, bestehen sollte, dann durfte der Bürger nicht kurzsichtig sein Eigeninteresse oder das seiner Familie verfolgen, sondern musste diese tugendhaft hintanstellen zugunsten höherer und gemeinsamer Werte: Religion und Gemeinwohl. Sann er stattdessen auf seinen eigenen Vorteil, dann würden ihm andere das nachtun: Parteiungen, Spaltung, Zwietracht, Anarchie und der Zerfall des Staats wären die Folge, und damit ginge, unter der Herrschaft eines fremden Herren, auch die eigene Freiheit zugrunde – was nicht zuletzt die Bündner Wirren bewiesen."
Zitatende

zum weiterlesen
http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/ueb...1.17706415

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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RE: Volksherrschaft Presseschau - Suebe - 23.10.2012 20:06

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