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Guglerkrieg von 1375
03.03.2019, 20:38
Beitrag: #21
RE: Guglerkrieg von 1375
(03.03.2019 11:51)Teresa C. schrieb:  Katharina von Österreich hat nach dem Tod von Enguerrand (VI.) wieder geheiratet, diese Ehe wurde offensichtlich ohne Zustimmung ihres Onkels Albrecht (II.) geschlossen, inwieweit ihr zweiter Ehemann nicht standesgemäß war, lasse ich jetzt einmal dahingestellt. Inwieweit dies auf die Bestimmungen ihres Ehevertrages von Seiten ihres Onkels Auswirkungen hatte oder diesem als Vorwand oder Begründung diente, sich nicht mehr an die Bestimmungen des Ehevertrages gebunden zu sehen und diesen daher nicht einhalten zu müssen (wenn er nicht doch andere Regelungen gehabt hätte), wäre ebenfalls abzuklären.
Die Angelegenheit war, wahrscheinlich aufgrund unterschiedlicher Verträge und Regelungen und da sie bereits zwei Generationen zurücklag, strittig genug, dass sie für einen Konflikt genutzt werden konnte, und Enguerrand mag eine für ihn günstige Gelegenheit genutzt haben.

Es war selbstverständlich eine günstige Gelegenheit für Enguerrand - und zwar insofern, als Karl V die plündernden Söldner loswerden wollte. Coucys Forderungen - ob berechtigt oder nicht - bezogen sich auf die Morgengabe von Katharinas Mutter, Katharina von Savoyen, welcher im Ehevertrag von 1310 8'000 Mark Silber als Morgengabe zugesprochen wurde - in jährlichen Raten à 1'600 Mark, finanziert aus Einkünften der Städte (Aarau, Lenzburg, Sursee etc.), welche Coucy forderte. Ob die Morgengabe je oder zum Mindesten teilweise jemals ausbezahlt wurde, ist nicht bekannt. Offenbar nicht - oder Coucy war dreist genug, zu behaupten, dass das nie geschehen sei. Ein Indiz für eine nicht ausgerichtete Morgengabe sehe ich in der kurzen Ehe zwischen Katharina und Enguerrand VI .


(20.02.2019 19:11)Teresa C. schrieb:  Was mir auch in diesem konkreten Fall auch noch aufgefallen ist - durch die Ehe mit Enguerrand (VI.) de Courcy wechselte Katharina von Österreich nach damaliger Rechtsauffassung aus der Familie ihres Vaters in die ihres Ehemannes über. Interessant ist, dass weder in dem wissenschaftlichen Aufsatz von Barbara Gloor, den Aguyar hier verlinkt hat**, noch in den spärlichen Hinweise in Wikipedia-Artikel (falls sie zumindest auf Quellen zurückgehen, die als zulässig eingestuft werden können) und auch nicht auf ADB darauf eingegangen wird, wie die Familie de Courcy (oder jene Personen, die nach dem Tod ihres Ehemannes die Interessen ihres Sohnes und somit seiner Familie vertraten) auf Katharinas zweite Eheschließung reagiert hat.
Denn "de jure" gehörte Katharina aufgrund ihrer ersten Ehe nicht mehr zu dem "Haus Österreich", sondern zum "Haus Courcy" und daher wäre dieses bei der zweiten Eheschließung eigentlich die erste zuständige Instanz für Katharina gewesen.
Eine Bestätigung dafür könnte auch sein, dass sie ihren zweiten Ehemann auf dem Hoheitsgebiet der de Courcys beziehungsweise des französischen oder englischen Königs kennen gelernt und ihn auch dort geheiratet haben soll. Wenn Gloor mutmaßt, Katharina und ihr Ehemann hätten vor dem Habsburger Albrecht (II.) fliehen müssen, würde das allerdings bedeuten, dass dieser selbst in diesem Gebiet sehr einflussreich war, obwohl er nicht einmal irgendwelche Besitzungen (Eigengut, Lehen, Pfandschaften etc.) dort gehabt hat. Wenn dem nicht so war, sind jedoch eine ganze Reihe weiterer Spekulationen notwendig, um diese Verfolgung auch mit Blick auf die belegten Fakten schlüssig zu machen, was nach der Qualität einer seriösen Geschichtsforschung des 20. Jahrhunderts ein enormer Rückschritt hinter das, was bereits im 19. Jahrhundert Standard war, bedeutet. Um den Lebensweg von Katharina von Österreich nach dem Tod ihres ersten Ehemannes anhand von belegten Fakten nachzuweisen, wäre es notwendig, eine ganze Reihe von Fragen wissenschaftlich zu überprüfen.

Enguerrands VI Todesdatum ist nicht geklärt - er fiel entweder 1346 in der Schlacht von Crécy oder 1347 bei der Belagerung von Calais. Konrad von Hardeck, der zweite Mann Katharinas, nahm nachweislich an der Belagerung von Calais teil und zwar als Dienstmann von Philipp VI. Wenn Zurlauben spekuliert, dass sich die beiden dort kennen gelernt hatten, ist dies immerhin begründet. Ebenso gut begründet ist die Annahme, dass die Ehe zwischen Katharina und Konrad von Albrecht II nicht genehmigt wurde, und zwar weniger aufgrund von Standesunterschieden (die offenbar nicht gegeben waren) sondern aufgrund von Befürchtung allfälliger Forderungen seitens Konrad.

(20.02.2019 19:11)Teresa C. schrieb:  Wenn Gloor mutmaßt, Katharina und ihr Ehemann hätten vor dem Habsburger Albrecht (II.) fliehen müssen, würde das allerdings bedeuten, dass dieser selbst in diesem Gebiet sehr einflussreich war, obwohl er nicht einmal irgendwelche Besitzungen (Eigengut, Lehen, Pfandschaften etc.) dort gehabt hat
Die Mutmassung, dass Katharina und Konrad vor Albrecht II nach Böhmen (unter den Schutz Kalrs IV) flohen, stammt nicht von Gloor sondern sie verweist dabei lediglich auf Thesen Wissgrills (19. Jahrhundert) in dessen Werk "Schauplatz des landsässigen niederösterreichischen Adels vom Herren- und Ritterstand" (Band 4 https://archive.org/stream/bub_gb_XSgTAA...mode/2up). Ich verstehe hier deinen Einwand nicht ganz: Hatte Albrecht II in Niederösterreich keine Rechte ??


(20.02.2019 19:11)Teresa C. schrieb:  ...
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** Bei dem Aufsatz von Barbara Gloor ist zu berücksichtigen, dass ihre Hauptquelle (nach ihrer eigenen Angabe) ein bestimmter Chronist (der offensichtlich in positiver Beziehung zu Enguerrand (VII.) de Courcy gestanden hat) ist und sie ergänzend weitere Chroniken verwendet. Chroniken sind zwar seit Jahrhunderten als historische Quellen beliebt und werden gerne verwendet, aber dennoch handelt es sich bei ihnen um eine Quellenart, die in den meisten Fällen in Bezug auf Fakten und Tatsachen als nicht besonders zulässig einzustufen ist.

Ich sehe nicht, dass Gloor die Chroniken als Hauptquellen verwendet - sie geht lediglich auf deren Interpretationen der Geschehnisse ein. Die Hauptquelle ist der Ehevertrag von 1310 - und der ist eine Primärquelle.
Bei dem "bestimmten Chronisten" Teeth handelt es sich um Jean Froissart, dem Chronisten des Hundertjährigen Krieges überhaupt https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Froissart
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Guglerkrieg von 1375 - Astral13 - 17.02.2019, 15:40
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