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Entwicklung von Territorialherrschaften im Spätmittelalter II Hohenzollern
02.07.2019, 22:27
Beitrag: #5
RE: Entwicklung von Territorialherrschaften im Spätmittelalter II Hohenzollern
Nur einige Fragen Überlegungen:
- Dass mit dem Tod des Sohnes dürfte ein starkes Motiv für den Verkauf gewesen sein, aber wäre es vielleicht doch möglich, dass Graf Friedrich Mülli, unter Einbezug der übrigen Familienzweige, von den Grafen von Württemberg zum Verkauf an diese gezwungen wurde. (In diesem Zusammenhang könnte sehr aufschlussreich sein, wie sich die Beziehungen zwischen dem Grafen von Württemberg und ihm darstellen.)
- Kann ausgeschlossen werden, dass die als Zeugen in den Verkauf einbezogenen Zollern vielleicht dies nicht ganz freiwillig getan haben?

Vielleicht waren die Zollern in Wirklichkeit keine merkwürdige Verwandtschaft, dieser heutige Eindruck heute könnte auch eine Folge von zeitgenössischer Propaganda und gezielter Geschichtsfälschung ihrer Gegner beziehungsweise von denen, die sich allmählich in den Besitz der Zollern brachten gewesen sein. Wenn dabei nicht allzu "saubere" Mittel angewendet wurden, hatten die wahrscheinlich großes Interesse daran, die Zollern schlecht zu machen, um von ihren eigenen Machenschaften gegen diese abzulenken. Bei dem einen oder anderen Coup gegen die Zollern, der nicht gelang, könnte zudem Rache ein Motiv gewesen sein. Die Ehen der Zollern zeigen jedenfalls, dass sie offensichtlich im schwäbischen Adel (Fürstenberg, Sulz etc., sogar Baden) recht gut vernetzt waren, ab 16. Jahrhundert finden sich Ehen mit Frauen aus führenden Reichsfürstenfamilien (Brandenburg, Baden).

Die Verklärung eines Eberhard im Bart oder die etwas merkwürdige Angelegenheit um Ulrich von Württemberg, der sich trotz eines zweifelhaften Charakters und obwohl er zweimal abgesetzt und vertrieben wurden, letztlich als Herzog behaupten konnte und sogar letztlich Potential für einen Volksherrscher hatte, zeigen doch, dass politische Propaganda, Rufmord und Geschichtsglitterung im Herzogtum Württemberg Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts bereits eine im Machtkampf übliche Methode war. Was spricht dagegen, dass das bereits im 13. und 14. Jahrhundert auch so gewesen sein dürfte.

Bei den Zollern fällt immerhin auf, dass die meisten Linien letztlich Verlierer waren, ihre Gegner (und Nutznießer ihrer Schwächen) waren besonders die Grafen / Herzöge von Württemberg (ein Herrscherhaus, das sich, wenn gleich nicht in der ursprünglichen Linie, bis 1918 an der Macht gehalten hat) und einige in der Reichslandschaft Schwaben gelegene Reichsstädte. (Reichsstädte gehören zu jenen Herrschaftsträgern, für die spätere Generationen später eine gewisse Verklärung erfuhren und von diesen in den meisten Fällen positiv gesehen wurden. (Schlagwort: Warum gibt es zwar Raubritter, aber keine Raubstädte? Waren die Städte wirklich wahre "Unschuldslamperl", wie uns die Geschichtsforschung seit Jahrhunderten weis zu machen versucht?)

Zumindest auf der Wikipedia, deren Informationen aber ohnehin immer kritisch zu hinterfragen sind, wirken die Geschehnisse bei der noch bestehenden Linie der Grafen Zollern zwischen 1412 und 1433 eher undurchsichtig und widersprüchlich, ausgerechnet jene Zeit scheint der Tiefpunkt gewesen sein. Durchaus vorstellbar, dass diese Undurchsichtigkeit auf eine Quellenlage zurückzuführen ist, bei der einiges (vielleicht durchaus mit Absicht aus politischen Gründen) verfälscht wurde.

Nach 1433 dagegen entsteht der Eindruck, dass es mit der Familie wieder aufwärts ging und es ihr schließlich doch gelang, trotz bestehender Verluste sich in der Reichslandschaft Schwaben bis ins 19. Jahrhundert zu behaupten, eine Entwicklung, die mit Blick auf andere Adelsfamilie keineswegs selbstverständlich ist.

Dass der Verkauf von 1403 dann im 19. und 20. Jahrhundert Thema war, könnte allerdings mit dem damals errichteten Deutschen Reich der Hohenzollern zusammenhängen, von dem sich die Interessenten aufgrund der "Verwandtschaft" Unterstützung oder eine in ihrem Sinn erwünschte positive Entwicklung durch Rechtsbrechung erwarteten.

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Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Entwicklung von Territorialherrschaften im Spätmittelalter II Hohenzollern - Teresa C. - 02.07.2019 22:27

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