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Kaisertum in Byzanz
30.09.2012, 17:59
Beitrag: #2
RE: Kaisertum in Byzanz
Teil I. Tradition und Christentum

Byzanz sah sich nicht nur als Nachfolger des römischen Reiches, sondern als Rom selbst. Deswegen war auch der Herrscher ein römischer Kaiser und selbst der letzte Kaiser Konstantin XI. Palaiologos (1448 – 1453) sah sich als direkter Nachfolger von Caesar, Octavian (Kaiser Augustus, 28 v. Chr. – 14 n. Chr.) und den anderen römischen Kaisern. Doch das Kaisertum war nicht mehr das alte. Seit Augustus direkt nach seinem Tode zum Gott erhoben worden war, waren im römischen Reich auch die lebenden Imperatoren zunehmend vergöttlicht worden. Der Kaiserkult hatte fest zur Religion jedes Reichsbürgers gehört und war Gesetz gewesen. Schon immer hatten sich die Christen dagegen gewehrt. Als das Christentum nun erlaubt und dann Staatsreligion wurde, wurde der Kaiser vom „Gott und Herrscher“ zum Herrscher von Gottes Gnaden. Dies blieb im byzantinischen Reich auch so, man war der festen Überzeugung, der herrschende Kaiser sei von Gott berufen, befähigt und beschützt. Das umfangreiche Hofzeremoniell baute größtenteils auf religiösen Komponenten auf, in Urkunden findet man häufig Ausdrücke wie „unsere von Gott stammende Majestät“. Ein Kaiser zählte zu seinen Aufgaben im Besonderen auch den Schutz der Kirche und des christlichen Glaubens.

Teil II. Zentralisierung und Kontinuität

Zu dieser Christianisierung des Kaisertums trat in der Frühzeit von Byzanz auch die Zentralisierung des Reiches. Hatten die Kaiser des vierten Jahrhunderts wegen den vielfältigen Gefahren an den Grenzen noch wechselnde Residenzen gehabt, so wurde nun das günstig gelegene Konstantinopel zur Hauptstadt Ostroms, in der sich die Verwaltung fest ansiedelte. Dies hatte auch eine Sicherung des Kaisertums zur Folge: Während im zweiten und besonders im dritten Jahrhundert viele Teilreiche erfolgreicher Usurpatoren entstanden waren, die einen eigenen administrativen Apparat aufbauten, wurde nun der Besitz Konstantinopels zu einer wichtigen Bedingung für erfolgreiches Gegenkaisertum. Denn um vollständig legitimiert zu sein, musste ein Kaiser in Byzanz einige Zeremonien hinter sich bringen. Außer der eigentlichen Krönung zählten dazu auch die Huldigung und Ernennung durch den oströmischen Senat, das Volk und das Heer. Im mittelbyzantinischen Reich trat dazu noch die religiöse Komponente, die Krönung in der Hagia Sophia durch das geistliche Oberhaupt von Byzanz, den Patriarchen. Erst wenn ein Usurpator bei all dem Erfolg hatte, war er anerkannt. Das sorgte für machterhaltende Kontinuität an der Spitze des Reiches. Einem ersetzten Kaiser blieb übrigens meist immer noch die Möglichkeit, in ein Kloster einzutreten und dort den Rest seiner Tage zu verbringen.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Kaisertum in Byzanz - Maxdorfer - 30.09.2012, 17:57
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