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Kaisertum in Byzanz
02.10.2012, 11:08
Beitrag: #3
RE: Kaisertum in Byzanz
Teil III. Dynastiebildung und Nachfolge

Ein weiterer Schritt zur Sicherung des Kaisertums war die Ernennung von Thronfolgern. Dies waren meist Söhne oder andere nahe Verwandten, so dass Dynastien entstanden. Ein solcher Mitkaiser hatte zwar de jure alle Insignien und Ehren eines vollwertigen Kaisers, de facto aber keine Regierungsgewalt. Oft waren es auch Kleinkinder, die ernannt wurden, um den Fortbestand der Dynastie möglichst früh zu sichern. Zusätzlich gelangten oft Mitglieder der kaiserlichen Familie auf hohe Posten, um dies abzusichern. Gab es keine männlichen Nachfahren, wurde ein Thronanwärter oft durch Heirat mit einer Tochter des Vorgängers legitimiert. Auch Adoption wurde angewandt, um die Nachfolge zu sichern. Besonders deutlich wurde diese jedoch bei einer sogenannten „Purpurgeburt“. Im Kaiserpalast gab es einen „porphyra“ genannten Raum, in dem meist die Kaiserkinder das Licht der Welt erblickten. Er war ganz mit purpurfarbenem Marmor verkleidet, der eine Anspielung auf die dem Kaiser vorbehaltene, sündhaft teure Purpurfarbe war. Wer dort geboren war, galt als legitimer Nachkomme des Kaisers, selbst, wenn das Kind einer illegitimen Beziehung entsprang, wie beim Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos (913 – 959), der sogar seinen Beinamen nach dieser Tatsache erhielt.

Teil IV. Kaiserinnen und Paläste

Die Kaiserin hatte eigentlich keine Rechte, ihre Aufgaben beschränkten sich darauf, am Hofzeremoniell teilzunehmen. Nur manchmal übten die Frauen aufgrund ihrer Persönlichkeit einen Einfluss auf die Regierungsgeschäfte ihres Mannes aus, wie das bei Threodora, der Frau Justinian I. (527 – 565), der Fall war. Öfter wiederum kam es vor, dass Kaiserinnen die Regierung für ihre unmündigen Kinder führten. Eine Rolle spielten Frauen auch, wenn sie an den auserwählten Nachfolger verheiratet wurden, um ihn zu legitimieren.

Die Familie des Kaisers lebte im Kaiserpalast in Konstantinopel, der aus einer ganzen Reihe von Räumen bestand und schließlich 100.000 Quadratmeter (!) umfasste. Sogar Gefängnisse und Münzstätten befanden sich im Palast, genauso wie natürlich die Unterkünfte der Bediensteten. All dies lag eingebettet in riesige weiträumige und prunkvoll geschmückte Parks. Man weiß nicht genau, wo die einzelnen Räume wie die Gemächer von Kaiser und Kaiserin, Kirchen und Kapellen, Bäder und Gärten lagen, da sie heute unter den Häusern Istanbuls begraben liegen. Genaueres weiß man lediglich von den Empfangsräumen. Einer war die „Magnaura“ (Abkürzung von „magna aula“), die wohl noch vom Stadtgründer Konstantin I. dem Großen (306 – 337) stammte. In ihr standen ein Thron, der durch hydraulische Pressen gehoben und gesenkt werden konnte, sowie Figuren von Löwen und Vögeln, die durch mechanische Systeme brüllen bzw. zwitschern konnten. Dies machte Eindruck bei ausländischen Gesandten. Doch der prunkvollste Empfangssaal war der „Goldene Triklinos“ („chrysotriklinos“). Über dem sich dort befindlichen Thron war in einem Mosaik Jesus Christus dargestellt. Alles war mit Gold und Silber geschmückt. Heute aber liegt auch das alles in Trümmern im Untergrund.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Kaisertum in Byzanz - Maxdorfer - 30.09.2012, 17:57
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