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Nachdenken über die "Unterschicht"
09.10.2012, 05:04
Beitrag: #2
Gutes Thema
(07.10.2012 22:15)Viriathus schrieb:  Unterschicht. Das klingt böse. Dass es sie aber gibt daran kann es keinen Zweifel geben.

Natürlich nicht. Wobei hier ein eklatanter Unterschied zwischen Eigen- und Fremdbild besteht.
Es ist auch zu berücksichtigen, wie man "Unterschicht" definiert, nur nach Einkommen bzw. Vermögen, oder auch nach Bildungsstand?
Die seit rund 20 Jahren stattfindete Verarmung eines Teils der Hochschulabsolventen, die oft nur prekäre Berufe haben, ist evident.

(07.10.2012 22:15)Viriathus schrieb:  Sichtbar wird das jeden Tag in der Stadt. Die Frage ist aber, wie wird über sie gedacht?

Schlecht, auch wenn es offiziell anders dargestellt wird.

(07.10.2012 22:15)Viriathus schrieb:  Inwieweit denkt der Durchschnittsmensch der Mittelschicht im RTL2-Schema? Ruht er sich nicht sogar darauf aus? Es ist genau die einfache Antwort, die er braucht um nicht nachzudenken, hinterfragen zu müssen, ob das alles richtig ist, was in diesem Land so abläuft.

Soloang's ihn selber nicht betrifft, wird's ihm in den meisten Fällen recht egal sein.

(07.10.2012 22:15)Viriathus schrieb:  Wenn man hier das klagen über die Krise und deren Auswirkungen hört. Wer spürt dann eigentlich die Auswirkungen? Und wer am stärksten?

Die, die am meisten zu verlieren haben, die Mittelschicht und die Sparer.


(07.10.2012 22:15)Viriathus schrieb:  Am Ende, hört diesen Leuten eigentlich noch jemand zu? Die SPD? kaum. Die Linke. Mit sich selbst und dem Kommunismus beschäftigt. Wer vertritt eigentlich das Interesse?

Vordergründig fast alle, faktisch fast niemand.
Wie ich schon des Öfteren schrieb: Obwohl das deutsche Perteienspektrum einen starken Linksdrall hat, hat die politische Linke in ihrem ureigensten Bereich -dem Vertreten von Arbeitnehmerinteressen- kolossal versagt.
Aber das ist freilich nur einer von mehreren Gründen für einen Anstieg des Prekariats.

Einen weiteren hat der böse Sarrazin sehr gut beschrieben: Einwanderung ins Sozialsystem und einen höhere Fertilitätsrate der sozial Schwachen.

Ein weiterer sind die gigantischem Kapitalabflüsse ins Ausland, die mittelbar und ummittelbar stattfinden.

Noch einer liegt in der demographischen Struktur der Bev. Eine überalterte Bev. ist für eine Volkswirtschaft wahnsinnig teuer.

Ein fünfter Punkt ist die mangelnde Pflege des Wirtschaftsstandorts Deutschland und der starke Druck auf die KMU.


(07.10.2012 22:15)Viriathus schrieb:  Anbei ein paar Ausschnitte aus einem Zeitartikel, dessen komplette Lektüre ich empfehle:
http://www.zeit.de/2012/40/Unterschicht-Armut-Hartz-IV


"Mit der Agenda fand die Entfremdung der Sozialdemokratie von den sozial Schwächeren ihren Abschluss. Offenbar wollten die ja gar nicht aufsteigen. Oder konnten es nicht. Die SPD war enttäuscht von den Armen und die Armen von der SPD. So verlor die Unterschicht ihre politische Vertretung. Diejenigen, die keine Arbeit hatten, hatten auch keine Lobby, nicht in der Regierung und nicht in den Talkshows."

"Egal, in welchem Beruf Justin einmal arbeiten wird, er wird wohl nie mehr als etwa 1000 Euro im Monat verdienen. Aber es wird mehr sein als seine Mutter jemals selbst verdient hat. Man könnte sagen, dass er aufsteigen wird."

Obwohl ich die Agenda grundsätzlich für richtig halte, hätte sie einiger Korrekturen bedurft. Mein Eindruck ist, dass die beiden Großparteien in D in ihrer Ausrichtung immer beliebiger werden. Denn rot-grün hat damals - interessanterwweise ebenso wie schwarz-blau in Ö - Wirtschaftspolitik betrieben, die gemeinhin als "neoliberal" bezeichnet wird.


(07.10.2012 22:15)Viriathus schrieb:  "Als die Agenda 2010 durch war, hätte man darauf hoffen können, dass die Verachtung der Unterschicht nachlässt. Aber das passierte nicht. Man hörte nicht auf, die da unten niederzureden. CDU-Fraktionschef Volker Kauder sagte, es gebe »in Teilen der Gesellschaft bereits Verwahrlosung«. Wolfgang Clement schrieb als Arbeits- und Wirtschaftsminister in das Vorwort einer Broschüre aus seinem Ministerium: »Biologen verwenden für ›Organismen‹, die zeitweise oder dauerhaft zur Befriedigung ihrer Nahrungsbedingungen auf Kosten anderer Lebewesen – ihren Wirten – leben, übereinstimmend die Bezeichnung ›Parasiten‹.« Es war klar, wer gemeint war."

Diese Wortwahl ist unter aller S.
Man muss diferenzieren, es gibt nämlich beides, Menschen, die sich sehr bewusst in die soziale Hängematte legen, und welche, die unverschuldet in eine prekäre Situation gekommen sind. Zweiteren, das ist zumindest mein subejktiver Eindruck, wird im Gegensatz zu ersteren zu wenig geholfen.




(07.10.2012 22:15)Viriathus schrieb:  "Paul fing an, mit den Kindern der Asylbewerber Tittenmagazine und Matchboxautos zu klauen. Seine Mutter hatte zwei, manchmal drei Jobs gleichzeitig, putzte in einer Arztpraxis, einem Schuhgeschäft, einem Altenheim. Einmal brachte sie ihren Kindern Jeans aus Polen mit, Marke Levros. »Klingt doch so ähnlich wie Levi’s«, sagte sie zum Trost. Peinlich wurde es, als die Mitschüler das Etikett sahen. »Da habe ich erst gemerkt, dass Klamotten auf der Coolheitsskala echt was ausmachen«, sagt Paul heute. Er trägt einen verwaschenen Hoodie, Wollmütze, Jeans, Sportschuhe. Unterarme, Hals und Hände sind tätowiert. Auf dem Hals steht »Gold«, an der Außenseite der linken Hand sein Geburtsdatum, 30.11.1980. Paul ist 31 Jahre alt. In den vergangenen Jahren hat er viel Geld verdient. Sehr viel."

Ja, Sido, der zz bei uns in Ö für Quoten im ORF sorgen soll, ist ein Beispiel dafür, dass ein Aufstieg grundsätzlich möglich ist. Dem ist sein Erfolg aber nciht in den Schoß gefallen Dazu braucht's aber Talent, Hirn,Selbstdiszplin und - nicht zu vergessen - eine Prise Glück.

MfG, Titus Feuerfuchs
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