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Das US-System und die Wahl 2012
08.10.2012, 17:57
Beitrag: #2
RE: Das US-System und die Wahl 2012
Halten wir fest:

Die Republikaner haben im Frühjahr nach der "schlimmsten Vorwahlkampagne" aller Zeiten (Barbara Bush) Mitt Romney zum Präsidentschaftskandidaten gekürt. Die Ausgangsbedingungen der Wahl sind für Obama nicht günstig (könnten aber schlechter sein). Würde er wiedergewählt, wäre er der erste Präsident nach F. Roosevelt, der dies trotz hoher Arbeitslosenquote geschaft hätte. Im Augenblick spricht sehr viel dafür, dass es so kommen wird.

Schlägt man am heutigen Montag die europäische Ausgabe des Wall-Street-Journals auf stößt man auf die Kolumne von Peggy Noonan, die jubelt, hätte man nach der Debatte vom Mittwoch das Fenster aufgemacht, wäre das Zischen heißer Luft zu hören gewesen, die aus einem Ballon entweicht. Gemeint war die Entzauberung Obamas. Gegenüber auf der Seite mit den Redaktionskommentaren sah man in dem blassen und kraftlosen Auftritt Obamas das wahre Gesicht des Präsidenten, dass sich Abseits seines "Campaign Trail" zeige. Ob eine einzige Debatte den Wahlausgang beeinflussen kann halte ich jedoch für fraglich. Seit Januar gibt es kaum nennenswerte Umfrage, wonach Romney einmal vor Obama gelegen hat, obwohl man Romney eher zutraut die wirtschaftliche Situation zu verbessern. Dieser Punkt ist ein interessantes Phänomen, da im Augenblick Obamas Vorsprung in den Umfragen allein seiner persönlichen Beliebtheit zuzuschreiben ist, nicht jedoch den Kompetenzwerten, die für einen Präsidenten erstaunlich schlecht sind.

Für den Rückstand Romneys kann man zwei Hauptursachen erkennen. Zum einen die Radikalisierung der Republikaner im Vorwahlkampf. Um den rechten Flügel der Partei zu mobilisieren wurden nebensächliche Debatten um eine Verschärfung des Abtreibungsrechts und die Abschiebung illegaler Einwanderer geführt. Nicht die drängensten Probleme Amerikas. Durch den harten Ton wurden wichtige Wählergruppen wie Frauen und Hispanics in die Arme Obamas getrieben. Unter den spanischstämmigen Amerikanern ist die Ablehnung Romneys so groß, dass er in wichtigen Staaten wie Florida - wo der Einfluss dieser Gruppe sehr groß ist - kaum noch Gewinnen kann. Gerade unter diesen Wählern ist eine Vorentscheidung zugunsten Obamas bereits gefallen.
Zum anderen konnte Romney auch die weiße (männliche) Mittelschicht - u.a. Industriearbeiter - nicht für sich gewinnen. Zwar tendieren diese Wähler nicht (mehr) automatisch zu den Demokraten, allerdings fremdeln sie bei dieser Wahl mit dem Multimillionär. Das ist sicherlich auch Romneys Schuld, dem es nicht gelungen ist ein authentisches Bild von sich zu vermitteln. Hinzu kommt aber die negative Wahlwerbung der Demokraten und der ihr nahestehenden Presse. So hat Romney (bei einer gschlossenen Veranstaltung !) einen Teil der Obama-Wähler als "Abzocker" bezeichnet. Das wurde im Mai heimlich gefilmt - angeblich von einem Enkel Jimmy Carters - um es dann vier Monate später, zu einem Zeitpunkt, wo es für Romney den größtmöglichen Schaden anrichten konnte der Öffentlichkeit zu präsentieren. Aus meiner Sicht hart an der Grenze zum unseriösen Journalismus...

Für einen Herausforderer dürfte es sehr schwer sein, einen so beständigen Trend in den Umfragen noch zu drehen. Wenn Obama - wovon ich ausgehe - wiedergewählt wird, dann nicht so sehr wegen seiner Bilanz als Präsident, sondern eher deshalb, weil die Wähler ihn einfach besser gemocht haben. Smile
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RE: Das US-System und die Wahl 2012 - Marco - 08.10.2012 17:57

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