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Ruine Königstein in Freinberg (OÖ)
14.02.2020, 17:21
Beitrag: #6
RE: Ruine Königstein in Freinberg (OÖ)
Was den historischen Hintergrund betrifft, könntest Du bei über die Reichsfürsten, die in diesem Gebiet damals herrschten, einiges eruieren. Der Teil des heutigen Oberösterreichs gelangte im Wesentlichen erst durch den Landshuter Erbfolgekrieg Anfang des 16. Jahrhunderts unter die Herrschaft der Habsburger. Zuvor gab es hier mehrere Herrschaftsträger, hauptsächlich die Wittelsbacher, aber auch der Bischof von Passau, der wiederum ein "Untergebener" des Erzbischofs von Salzburg war. Die Habsburger mischten ebenfalls bereits mit, immerhin stand das östliche Oberösterreich damals bereits weitgehend unter ihrer Herrschaft. Weiter kam zum Tragen, dass die Wittelsbacher in mehrere Linien aufgespaltet waren (zu diesem Zeitpunkt vier) und die sich die Habsburger seit 1410 ebenfalls in zwei Hauptlinien aufgespaltet hatten, die politisch zumeist in latenter Gegnerschaft standen. (Mein Eindruck, die herkömmliche Forschung dürfte die tatsächliche Tragweite der Geschehnisse im Jahr 1410 und ihre Auswirkungen in den Folgejahren bisher nicht erkannt haben).

Fakt ist jedenfalls, dass die Burg Königstein in einem Gebiet erbaut wurde, dass politisch keine einheitliche Herrschaft aufwies, auch wenn es offiziell zum Herzogtum Bayern (beziehungsweise zum Teilherzogtum Bayern-Ingolstadt) gehörte. Das 15. Jahrhundert war zudem eine Umbruchszeit und eine Zeit des Wandels, außerdem eine Zeit, wo Gewalt, Recht und Herrschaftsbehauptung nebeneinander bestanden haben.

Das Donautal wiederum war damals eine wichtige Verkehrs- und Handelsroute, und dies umso mehr, als wegen der Hussitenkriege die Alternativwege über das heutige Tschechien weitgehend nicht ohne Risiko genutzt werden konnten.

Ein Bündnis zwischen Heinrich XVI. (den Reichen) und dem Bischof von Passau bedeutete für Ludwig VII. (den Gebarteten) eine schwere Bedrohung seiner Herrschaft im Donautal.

Hinzu kam noch das Netzwerk im Hintergrund. Heinrich der Reiche war der Schwager von Herzog Albrecht (V.) von Österreich und beide dürften jedenfalls keine Gegner gewesen sein. Mit dem Bischof von Passau arbeitete Albrecht, nachdem er zunächst vergebens versucht hatte, dessen Wahl zu verhindern, danach einheitlich zusammen. Albrecht wurde Anfang der 1420er-Jahre Schwiegersohn von König Sigismund und allmählich dessen enger Verbündeter (Hussitenkriege), auch Heinrich hatte stets es geschafft, mit Sigismund im guten Einvernehmen zu sein, während Ludwig zu jenen Fürsten zählte, die letztlich der Gegenseite angehörten und wohl auch zu den "Parias" des Reiches.

Daraus ergibt sich folgender Hintergrund: Da Ludwigs Herrschaft durch das Bündnis bedroht war, kam es zum gewaltsamen Konflikt, der letztlich zur Zerstörung der Burg führte.

Was Achaz Raming und Caspar Nusberger betrifft - beide waren Angehörige des niederen Adels, die im Dienst eines Landesherren standen, für den sie Burgen verwalteten.

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Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Ruine Königstein in Freinberg (OÖ) - WDPG - 14.02.2020, 11:49
RE: Ruine Königstein in Freinberg (OÖ) - Teresa C. - 14.02.2020 17:21

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