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das "Aussterben" von Hochadelsfamilien
17.06.2020, 20:38
Beitrag: #6
RE: das "Aussterben" von Hochadelsfamilien
(12.06.2020 20:21)Teresa C. schrieb:  Der letzte spanische Habsburger hatte keine Kinder, nicht einmal Töchter. Somit konnte die Variante Erbtochter nicht zum Tragen kommen.

Das stimmt. Karl II. hatte jedoch zwei (vor ihm verstorbene) Schwestern, die Nachkommen hatten. Die ältere, 1638 geborene (Halb-) Schwester Maria Teresa heiratete 1660 ihren Cousin, den französischen König Ludwig XIV. Sie war die Mutter des Grande Dauphin und verstarb 1683. Ludwig XIV. leitete sowohl über seine Mutter Anna von Österreich als auch über seine Ehefrau die Ansprüche für seinen Enkel Philipp auf dem spanischen Thron ab.

Karls jüngere Schwester war Margarita Teresa (1651–1673). Diese entstammte (wie Karl II.) aus Philipps IV. letzter Ehe mit Maria Anna von Österreich (1634–1696), der Tochter Kaisers Ferdinand III. und Schwester Leopolds I. Margarita Teresa wurde 1666 die Ehefrau ihres Onkels Leopold I. Das einzige Kind aus der Ehe, das das Erwachsenenalter erreichte, war Maria Antonia (1669–1692), die den bayrischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel heiratete. Beide sind die Eltern von Joseph Ferdinand von Bayern (1692–1699), der bis zu seinem Tod als spanischer Thronerbe galt. Er war über die weibliche Linie Großneffe des letzten spanischen Habsburgers. Sein Tod führte dazu, dass Karl II. dann die Nachkommen seiner älteren Schwester Maria Teresa (also Philipp) als seinen Erben favorisierte. Leopolds Söhne - späteren Kaiser Joseph I. und Karl VI. - entstammten aus dessen zweiter Ehe mit Elisabeth von Pfalz-Neuburg, ihr Anspruch wurde vor allem in Katalonien unterstützt.

(12.06.2020 20:21)Teresa C. schrieb:  Beim Aussterben der österreichischen Habsburger in männlicher Linie gab es immerhin drei Damen, die als Erbtöchter hätten gelten können. Naheliegend wäre gewesen, dass der Länderkomplex unter ihnen beziehungsweise unter ihren Ehemännern aufgeteilt wird. Die Pragmatische Sanktion dürfte in erster Linie den Zweck gehabt haben, einer dieser Damen als einzige Erbtochter und (alleinige) Erbin die rechtliche Position zu sichern. In dem die Dame außerdem im Unterschied zu ihren beiden Cousinen einen Ehemann bekam, der rangmäßig unter ihr stand, blieben die Habsburger weiterhin die "namensführende" Dynastie. Hätte eine der beiden Cousinen beziehungsweise deren Ehemann sich als (alleiniger) Erbe behauptet, wären die Habsburger ebenfalls heute ausgestorben und von den Wittelsbachern oder den Wettinern beerbt worden.

Die Lothringer selbst haben sich ebenfalls nur über die weibliche Linie "gerettet". 1473 folgte Yolande von Anjou ihrem Neffen Nikolaus I. von Anjou als Herzogin von Lothringen und 1480 folgte sie ihrem Vater Réné I. (der Gute) als Herzogin von Bar. Yolandes Sohn Réné II. folgte ihr in beiden Herzogtümern. Er war der Vater von Anton, von dem das Haus Lothringen abstammte und von Claude (Claudius), vom dem das Hause Guise abstammte.

Réné I. von Anjou erlangte seine Herrschaft über Lothringen und Bar ebenfalls über seine Ehefrau Isabelle von Lothringen. Er musste jedoch nach ihrem Tod seinen Sohn Johann überlassen bzw. nach dessem Tod seinem Enkel Nikolaus I. überlassen, dessen Erbin die o.g. Yolande war.

(12.06.2020 20:21)Teresa C. schrieb:  Ähnlich liegt die Lage bei den Staufern, die strikt betrachtet, auch nur in männlicher Linie ausstarben, Kaiser Friedrich II. hatte mindestens eine Tochter, die in eine Familie einheiratete, die bis heute besteht.

Friedrichs Tochter Margarethe (aus der Ehe mit Isabella von England) heiratete den Wettiner Albrecht den Entarteten. Dieser verstieß 1270 seine Ehefrau. Ihr Sohn Friedrich der Freidige, auch Friedrich der Gebissene genannt, versuchte in den 1270er Jahren seine Ansprüche auf das Erbe der Staufer durchzusetzen. Zu den vielen Vorfahren des englischen und belgischen Königshauses gehören demnach auch die Staufer.

Weitere Nachkommen von Friedrich II. stammen von seiner Enkelin Konstanze von Sizilien und Aragon ab. Konstanze war bereits zum Zeitpunkt der Niederlage ihres Vaters gegen Karl von Anjou in Aragon und war dadurch in Sicherheit. Ihr Ehemann Peter III. konnte infolge der Sizilianischen Vesper 1282 die Macht in Sizilien erlangen.

Als Peter III. 1285 starb folgte ihm in Aragon sein Sohn Alfons III. und in Sizilien sein Sohn Jakob II. Nachdem Alfons III. 1291 verstarb wurde Jakob auch König von Aragon. Jakob begab sich wieder nach Aragon und setzte deshalb seinen jüngeren Bruder Friedrich als Statthalter von Sizilien ein.

Jakob II. unterzeichnete 1295 den Friedensvertrag von Anagni, mit dem Konflikt zwischen Aragon auf der einen Seite und Frankreich und Neapel auf der anderen Seite beendet werden sollte. Initiator des Friedensvertrages war Papst Bonifaz VIII., der eine Neuordnung der politischen Verhältnisse in Italien beabsichtigte und deswegen auch eine Stärkung der Anjou-Neapel anstrebte. Ein Punkt des Vertrages war, dass die Anjou Sizilien zurück erhalten und Jakob II. sollte mit Korsika und Sardinien entschädigt werden, wobei beide Inseln noch im Besitz von Genua waren.

Die Sizilianer befürchteten die Rückkehr der Anjou und erhoben deshalb den bisherigen Statthalter Friedrich 1296 zum König von Sizilien. Dieser nannte sich Friedrich III. von Sizilien, obwohl er erst der zweite sizilianische König mit dem Namen Friedrich war. Friedrich sah sich als legitimer Nachfolger seines Urgroßvaters Friedrich II. (Friedrich I. als König von Sizilien) und wohl auch von dessen Großvater Roger II., d.h. die Staufer waren über die weibliche Linie Erben der Hauteville, das Haus Aragon über die weibliche Linie Erben der Staufer.

Ein weiterer Nachkomme der Staufer war der kastilische König Alfons X. Er war ein Sohn von Friedrich den Heiligen von Kastilien und dessen erster Ehefrau Beatrix von Schwaben, die wiederum eine Tochter Philipps von Schwaben war. Diese Herkunft führte 1257 zur Wahl zum deutschen König.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: das "Aussterben" von Hochadelsfamilien - Sansavoir - 17.06.2020 20:38

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