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Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
10.11.2012, 05:03
Beitrag: #19
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(09.11.2012 12:45)Renegat schrieb:  Die Thronfolgeregeln, die Sansavoir aufgezählt hat, erinnern stark an das Erbrecht von Grund und Boden, wahrscheinlich kommen sie daher.
Ja, das ist richtig.

(09.11.2012 12:45)Renegat schrieb:  Andererseits erfolgte im HRR die Bestimmung des Kaisers durch Wahl, wenn auch innerhalb der besitzenden Adelsklasse nach komplizierten Regeln.
Muß man nicht deshalb zwischen Besitz und Macht unterscheiden?
Um es noch komplizierter zu machen. Besitz führt zu Macht und Macht führt wiederum zu Besitz. Und natürlich braucht man ein Netzwerk, das durch familiäre Bande gesichtert wird. Nicht zu vergessen sind die Privilegien, die eng mit Besitz und Macht verbunden sind.

Die von mir oben beschriebenen Nachfolge bzw. Thronfolgereglungen bezogen sich auf Erbmonarchien. Neben der Erbmonarchie gibt es die Wahlmonarchie, wie z.B. bei den Kaisern des HRR. Mit Hilfe der Wahlmonarchie sichern sich Oligarchien ihre Macht. Neben der Kaiserwahl gehören die Dogenwahl in Venedig oder die Papstwahl in Rom zu den Wahlmonarchien.

(09.11.2012 12:45)Renegat schrieb:  Die Big Man, die irgendwo am Übergang zwischen Dorfältesten und Stammesführer stehen, mußten sich Gefolgschaft noch durch Geschenke, Ausrichtung von Feiern erkaufen. Das fiel ihnen natürlich leichter, wenn sie mehr besaßen als die anderen.
Das stimmt. Die Vorfahren der mittelalterlichen Aristokratie erlangten so ihre gesellschaftliche Stellung. Dies zwang die militärischen Stammesführer bzw. Kriegsfürsten schließlich zu Beutezügen, Teile der Beute wurden an die Gefolgschaft verteilt. Während der Völkerwanderung stieg die Bedeutung der Kriegsfürsten, ihre Nachfahren bilden den Hochadel des Mittelalters. Die Bedeutung der Friedensfürsten bzw. Richter ging zurück.
Bei den Magyaren des 9./10. Jahrhundert hatten z.B. die Arpaden (Kriegsfürst) und die Gyula (Friedensfürst) anfänglich den gleichen Rang. Mitte des 10. Jh. hatte der Gyula nur eine zweitranginge Bedeutung.

(09.11.2012 12:45)Renegat schrieb:  Alles in allem erscheint mir das spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Adelsherrschaftssystem eine chaotische Mischung von ganz verschiedenen Prinzipien zu sein.
Die Kindkaiser sind nur ein Ausdruck für die Unlogik des Systems.
Dass es sich so lange gehalten hat und in einigen Ländern noch heute hält bzw nach Besitzstandswechsel sogar neu entsteht (Nordkorea, Syrien) kann ich nur schwer nachvollziehen.
Es ist richtig, es gab Erbfolgeregelungen nach unterschiedlichen Prinzipien. Für uns heute erscheinen sie chaotisch, die damalige adlige Gesellschaft wusste aber genau Bescheid. Unklare oder zweideutige Regelungen wurden gnadenlos ausgenutzt. Erbfolgeregelungen mussten geschaffen werden, um Machtkämpfe zu verhindern. Der Lehnsherr war z.B. verpflichtet, die Nachfolge eines minderjährigen Vasallen zu sichern. So schützte z.B. der französische König den minderjährigen Herzog der Normandie Wilhelm den Bastard (später der Eroberer genannt) oder Papst Innocenz III. schützte die Ansprüche Friedrichs II. auf das Königreich Sizilien. Aber es gibt genügend Beispiele, in denen minderjährige Herrscher regelrecht ausgeplündert wurden und dann mit Beginn ihrer Volljährigkeit begannen, ihr Erbe zurückzufordern bzw. dies auch taten. Die Geschichte der schottischen Könige namens James ist dafür exemplarisch.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter - Sansavoir - 10.11.2012 05:03
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