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Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
20.11.2012, 20:55
Beitrag: #23
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Kinder- und Jugendkaiser des römischen Reiches, Teil II.

Das dritte Jahrhundert bedeutete für Rom eine tiefe Krise, von der es sich nie wieder ganz erholen sollte. Das Kaiseramt verlor auf lange Sicht gesehen immer mehr an Macht an verschiedene andere Institutionen, Gruppen und Personen. Das Heer spielte eine immer größere Rolle bei der Legitimation des Kaisers und bestimmte nicht selten seinen Herrscher. In Provinzen wurden Usurpatoren ausgerufen, die, wenn andere Regionen des Reiches sie unterstützten, legitimiert wurden. Mächtige Männer und Frauen bei Hof beeinflussten die Herrscher. Für diese war es teilweise auch gar nicht schlecht, wenn ein Kind auf dem Thron saß. Es war leicht zu manipulieren und konnte wegen seiner Unmündigkeit auch noch keine eigenen Entscheidungen treffen.
Zuerst zeigte sich dies in der späten severischen Dynastie. In der waren die afrikanischstämmigen Männer mehr oder weniger von ihren machtbewussten syrischen Frauen abhängig. Als dann zwei Generationen (Septimius Severus und Caracalla) innerhalb von 6 Jahren starben, übernahmen sie – nach einem kurzen Intermezzo der Herrschaft des Offiziers Macrinus – die Kontrolle über das römische Weltreich. Sie erhoben den vierzehnjährigen Avitus auf den Thron, der sich nach dem syrischen Sonnengott Heliogobalos oder latinisiert Elegabal nannte. Das Heer war einverstanden, und der Senat musste auf das Heer hören. Doch der junge Kaiser trieb es sehr bunt und verbrachte sein Leben nicht still im Palast, sondern mit Orgien, sexuellen Ausschweifungen und religiösen Affronts. Elegabals Großmutter Julia Maesa, die Schwägerin des Severus und ihre Tochter, Elegabals Mutter Julia Soaemias hatten die faktische Regierungsgewalt inne. Doch nach einer vierjährigen Regierungszeit ermordeten die Soldaten den Kaiser und seine Mutter. Severus Alexander, dessen Cousin 2. Grades hatte schon in den letzten Regierungsjahren einen Teil der Macht erhalten und wurde nun Alleinherrscher. Doch er war auch erst 14 Jahre alt und wurde ebenso wie sein Vorgänger von der gemeinsamen Großmutter Julia Maesa und seiner Mutter Julia Mamaea beherrscht. Er war eigentlich recht beliebt, bis er und seine Mutter im zwölften Regierungsjahr den Soldaten einen Feldzug nach Germanien verweigerten. Da wurde er ermordet.
Die syrischen Frauen verloren die Macht im Staate, die auf die Soldaten überging. Diese erhoben in schneller Abfolge ihren jeweiligen Favoriten auf den Thron. Manche dieser Kaiser wollten Dynastien mit ihren Söhnen gründen, wurden aber nach kurzer Zeit wieder umgebracht. Dies trug zusammen mit der sehr unsicheren und verschwommenen Quellenlage dazu bei, dass wir uns heute nur sehr schwer ein Bild von den Kaisern machen können. Noch ungenauer sind verständlicher Weise auch die Informationen zu den Prinzen, manches weiß man nur von Münzen, die ein Kaiser im Namen seines Sohnes prägen ließ. Eine Episode dieser Zeit ist die Herrschaft Gordians III., die von 238 bis 244 währte. Der Kaiser Maximinus Thrax war infolge einer Rebellion in Afrika umgekommen. Die Usurpatoren Gordian I. und Gordian II. wurden von Senat, Volk und vielen Legionen nach der schweren Zeit unter Maximinus dankend akzeptiert. Doch der Statthalter der Nachbarprovinz von Afrika, Numidiens, war ein alter Anhänger des Maximinus und brachte Gordian II. um, worauf sich Gordian I. das Leben nahm. In Rom übernahmen zwei Senatoren, Balbinus und Pupienus die Macht, die sich aber schon bald zerstritten. Das Volk zwang den Senat dazu, Gordian III., den Enkel Gordians I. und Neffen Gordians II. anzuerkennen. Der erst dreizehnjährige hatte keine machtvolle Mutter, die ihn in seinen Entscheidungen beherrschte. Die Regierung übernahmen Prätorianerpräfekten, deren letzter, Philippus Arabs, ihm nachfolgte, als er nach sechsjähriger Regentschaft verstarb. Diese war geprägt gewesen von den Problemen der damaligen Zeit, der Verteidigung der Grenzen und der Ausschaltung von Usurpatoren.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter - Maxdorfer - 20.11.2012 20:55
Ergänzung zu Gordian III - WDPG - 01.12.2012, 14:12

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