Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 1 Bewertungen - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
27.01.2013, 15:24
Beitrag: #38
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Der sechsjährige Ptolemaios stand nun ganz allein dar, was vor allem der Tatsache geschuldet war, dass um ihre Macht besorgte Vorgänger fast alle Familienmitglieder abgeschlachtet hatten. Tlepolemos setzte sich nun an die Staatsspitze und führte die Regierungsgeschäfte ab da an. Der Sohn des Sosibios, Sosibios der Jüngere, durfte anfangs noch an der Macht teilhaben (warum, weiß ich nicht), wurde schließlich aber abgesetzt. Doch auch Tlepolemos war kein sonderlich beliebter Mann, und auch er hatte bald eine Menge Feinde. 201 wurde auch er entmachtet und Aristomenes, ein ehemaliger Anhänger des Agathokles, setzte sich an seine Stelle. Was aus dem abgesetzten Regierungschef wurde, ist unbekannt.

Im den frühen Sommermonaten 202 eröffnete der Seleukide Antiochos III. den fünften Syrischen Krieg und konnte weite Teile Palästinas und Syriens (unter anderem Damaskus) erobern. Ptolemaios, der Stadthalter in Palästina, war von den Machtkämpfen in Alexandria verunsichert und wechselte aus diesem Grund "sicherheitshalber" auf die seleukidische Seite, auf der er auch seine Machtposition behielt. Der ägyptische Feldherr Skopas konnte in einem Gegenschlag fast alle verlorenen Gebiete zurückerobern, musste aber einige Monate später, als ein endgültiger Erfolg ausblieb und die Offiziere Antiochos’ weitere Offensiven starteten, kapitulieren und zog sich zurück. Skopas sollte nun Ägypten selber gegen ein Eindringen der seleukidischen Armee verteidigen. Doch diese plante noch gar keine Invasion, da erst das neu eroberte Gebiet gesichert werden musste. Bedeutende Umbrüche fanden im Zuge des Herrscherwechsels in Palästina und Syrien nicht statt, selbst der Statthalter blieb der gleiche.
Das Königreich Makedonien konnte ebenfalls einige ptolemäische Gebiete im östlichen Mittelmeerraum erobern. Doch die Beschwerde einiger gleichsam eroberter griechischer Städte vor dem römischen Senat lösten den Zweiten Makedonischen Krieg aus, in dessen Folge die meisten der Gebiete wieder an Ägypten zurückkehrten. Aber auch auf die ptolemäische Seite stellten sich die römischen Gesandten nicht endgültig, was wiederum den Seleukiden die Möglichkeit gab, ägyptische Besitzungen in Kleinasien zu erobern. Man sieht also, dass die außenpolitische Lage Ägyptens nicht gerade die beste war.

Und so empfand man auch in Alexandria diese lähmende Situation. Man drängte nach einem wirklichen Herrscher. Es gab zwar keinen besonderen Grund, warum Ptolemaios V. es besser machen sollte als seine Regenten, aber in ihm hatte er eine prestigeträchtige Identifikationsfigur mit bedeutenden Vorfahren, auf den man alle Hoffnungen setzte. Am 3. Dezember 197 wurde Ptolemaios V. deshalb dreizehnjährig offiziell zum Pharao gekrönt. Polykrates von Argos, ein begnadeter und erfolgreicher Offizier, der 203 bis 197 Stratege von Zypern gewesen war, richtete die Anakleteria aus. Darunter verstand man religiös-offizielle Feierlichkeiten, mit denen Ptolemaios für mündig erklärt wurde. Schließlich krönte der Hohepriester des Ptah in Memphis ‚Ptolemaios V. Epiphanes’ am 26. März 196 zum Pharao Ägyptens. Polykrates, ein Sohn des populären Ringkämpfers Mnasiadas, machte in den Folgejahren eine glänzende Karriere am ägyptischen Hof in Alexandria durch.

197 endete auch der Fünfte Syrische Krieg durch einen Friedensschluss mit Antiochos III., dessen Tochter Kleopatra Ptolemaios V. daraufhin heiratete. 196 wurde das Dekret von Memphis verabschiedet, das den Text des Steins von Rosette bildet ([url= http://de.wikipedia.org/wiki/Stein_von_R...lt]Auszüge in Wikipedia[/url]). Vorerst stand Ptolemaios V. noch im Einfluss des Aristomenes, der aber schnell in Ungnade fiel und 192 gezwungen wurde, Gift zu nehmen. An seine Stelle trat Polykrates, dem es gelang, Oberägypten dem Ptolemäerreich wieder einzuverleiben. Wirklich selbstständige Entscheidungen zu treffen, schaffte Ptolemaios V. jedoch bis zu seinem Tod im Jahre 180 nicht.

Der Beiname Epiphanes bedeutet (nach Wikipedia) „der Gott der aufgegangen/erschienen ist, dessen Güte schön ist“, während der Name „Eucharistos“ „der Dankbare“ bedeutet.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
Ergänzung zu Gordian III - WDPG - 01.12.2012, 14:12
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter - Maxdorfer - 27.01.2013 15:24

Möglicherweise verwandte Themen...
Thema: Verfasser Antworten: Ansichten: Letzter Beitrag
  Aufwachsen in den Kulturen der Antike Maxdorfer 6 13.749 23.01.2013 18:38
Letzter Beitrag: 913Chris
  Kindheit und Jugend großer Herrscher Maxdorfer 5 19.287 19.01.2013 12:26
Letzter Beitrag: Maxdorfer

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds