Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
|
09.07.2016, 10:13
Beitrag: #40
|
|||
|
|||
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(11.01.2013 03:30)Sansavoir schrieb: ... Nur eine kleine Überlegung dazu: Ohne jetzt einmal darauf einzugehen, wie unbeliebt bzw. unfähig die beiden Könige Richard II. und Wenzel tatsächlich waren, finde ich aber in beiden Fällen sehr signifikante Unterschiede, wobei auch der Sonderfall des HRR als Wahlkönigtum zu berücksichtigen ist. (Anders als Richard II. war Wenzel nicht nur König des HRR, sondern auch als Wenzel IV. König von Böhmen und gehörte als solcher auch zu den Kurfürsten.) Sowohl Richard II., als auch Wenzel (IV.) gehören übrigens zu jenen Herrschern, die relativ jung an die Macht kamen. Ob Henry IV. und sein Sohn Henry V. wirklich bessere oder fähigere Könige waren, sei dahin gestellt, Fakt ist, dass sich die beiden ersten "Lancaster"-Könige als "rechtmäßige" Nachfolger von Richard II. durchgesetzt haben. (Und der Umstand, dass ihnen später eine genealogisch freilich etwas fragwürdige "Ahnherrenfunktion" für die Tudor-Dynastie zugestanden wurde, dürfte auch für ihre letztlich positive Wahrnehmung bei späteren Generationen den Ausschlag gegeben haben.) Im Unterschied zu Henry IV. konnte sich Ruprecht von der Pfalz (obwohl er vermutlich tatsächlich fähiger war) als Nachfolger von Wenzel nur in bestimmten Teilen des HRR durchsetzen. (Von späteren Generationen wurde er auch nur als Gegenkönig wahrgenommen.) Sein Versuch, mit einem Italienfeldzug zur Kaiserwürde zu gelangen, womit er wohl den Kampf gegen Wenzel eindeutig für sich hätte entscheiden können, scheiterte im Wesentlichen daran, dass der damalige Stadtherr von Mailand, den Wenzel (sehr zum Unwillen der Reichsfürsten) zum Herzog von Mailand erhoben hatte, sich diesem gegenüber loyal verhielt. Wenzel hat seine Absetzung jedenfalls erst nach dem Tod Ruprechts selbst anerkannt, und seine Kurstimme (als König von Böhmen) sollte bei den beiden Wahlen, durch die zunächst sein Cousin Jobst von Mähren und nach dessen überraschenden Tod sein Halbbruder Sigmund (dem die neuere Forschung eine negative Rolle im Zusammenhang mit dem Sturz Wenzels als König des HRR unterstellt) König des HRR wurden, noch wichtig werden. Als König von Böhmen konnte sich Wenzel IV. übrigens bis zu seinem Tod letztlich behaupten. Mag er tatsächlich gänzlich unfähig oder vielleicht doch nicht so unfähig gewesen sein, zeigt das zumindest, dass er in Böhmen eine relativ starke Position gehabt muss oder im Vergleich mit anderen Konkurrenten doch noch als die bessere Alternative gesehen wurde. ---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten. Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten. Josephine Tey, Alibi für einen König |
|||
|
Möglicherweise verwandte Themen... | |||||
Thema: | Verfasser | Antworten: | Ansichten: | Letzter Beitrag | |
Aufwachsen in den Kulturen der Antike | Maxdorfer | 6 | 13.751 |
23.01.2013 18:38 Letzter Beitrag: 913Chris |
|
Kindheit und Jugend großer Herrscher | Maxdorfer | 5 | 19.288 |
19.01.2013 12:26 Letzter Beitrag: Maxdorfer |
Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste