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Sprache als Identifikationsmerkmal
10.11.2020, 04:19
Beitrag: #3
RE: Sprache als Identifikationsmerkmal
Die Frage ist, seit wann diese sprachlichen Unterschiede tatsächlich als solche zu sehen sind. Die Vergangenheit muss keineswegs so gewesen sein, wie wir das aufgrund der Gegenwart uns vorstellen. Doch auch das, was wir aus der Vergangenheit machen, muss nicht mit dem entsprechen, wie es wirklich war. Gerade der Hinweis auf die Notwendigkeit eines Dolmetschers beziehungsweise dessen Fehlen in historischen Berichten ist schon ein Indiz dafür, wie die Verständigung einmal funktioniert hat, auch wenn sich das inzwischen wesentlich geändert haben kann.

Daneben sollte auch nicht außer acht gelassen werden, dass es doch einige Hinweise dafür gibt, dass das Nichtbeherrschen einer Sprache erst Ende des 20. und im 21. Jahrhundert als etwas gesehen wurde, für das sich der Betroffene schämen muss. Bis in die 1970er-Jahre war es zwar bewundernswert, wenn jemand eine Menge Sprachen beherrschte, aber es war noch keineswegs eine Schande, wenn jemand das nicht konnte.

Abgesehen davon erinnere mich gut an eine Geschichte, die ich selbst erlebt habe. Eine ganz banale Alltagssituation - englisch sprechende Touristen wollen eine Wegbeschreibung (das war zu einer Zeit, wo es noch keine Handys mit Navigationsgeräten gab und Navigationsgeräte kaum von Emma Normalverbraucherin und Otto Normalverbraucher im Alltag verwendet wurden. Nachdem jemand den Touristen in relativ flüssigen Englisch versuchte, ihnen den Weg zu erklären und das nicht wirklich funktionierte, tauchte die Begleiterin auf. Die konnte kein Wort Englisch, aber mit This, That und einigen Handbewegungen konnte sie den Touristen in wenigen Sekunden die Auskunft vermitteln.

Daneben ist wohl auch zwischen gesprochener und geschriebener Sprache zu unterscheiden. Abgesehen davon, denke ich, dass es auch einen Unterschied macht, ob es um Sprachverständigung im Mittelalter oder im 19. und 20. Jahrhundert geht.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Sprache als Identifikationsmerkmal - Teresa C. - 10.11.2020 04:19

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