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Eberhard im Bart als Produkt einer Übermutter?
09.04.2021, 13:31
Beitrag: #26
RE: Eberhard im Bart als Produkt einer Übermutter?
(17.03.2021 21:02)Teresa C. schrieb:  Was König Sigismund (damals war er noch nicht gekrönter Kaiser) betrifft, wäre zu überlegen, ob diese Geschichte nicht eine Erfindung ist, um Sigismund je nach Absicht des Chronisten (oder seiner Auftraggeber) als unmoralischen oder lebenslustig-leutseligen Herrn zu zeigen, also gar nicht historisch, auch wenn sie im Zusammenhang mit einem historischen belegten Aufenthalt spielt. Eine Rolle mag außerdem gespielt haben, dass Sigismunds Besuch solo erfolgte, das heißt, ohne Ehefrau. Die Ehefrau wurde also nicht vor Ort durch diesen Bordellbesuch gedemütigt.

Wieso sollte sie eine Erfindung sein ? Im Spätmittelter gehörte der fereierliche Einzug in das städtischen Freudenhaus beim Besuch des Königs/Kaisers oftmals zum Protokoll - und zwar mit Gefolge. Das ist nicht nur aus Bern sondern beispielsweise auch aus Ulm und einigen weiteren Städten (und nicht nur im HRR) überliefert. Und nicht nur für Sigismund. Und es sind auch nicht immer dieselben Chronisten und Zeitgenossen, die darüber bereichten. Es gibt sogar einige städtische Abrechnungen, die erhalten geblieben sind.

Die Ehefrau wurde durch den offiziellen Bordellbesuch des Herrschers bestimmt nicht gedemütigt - die mittelalterliche und besonders die spätmittelalterliche Mentalität entspricht weder victorianischen noch heutigen Vorstellungen. Die mittelalterliche Kirche dachte natürlich ganz anders darüber - aber auch sie dachte in diesem Zusammenhang bestimmt nicht an eine Demütigung der Ehefrau.

Wenn Sigismund die "gelütstigen" Frauen des städtischen Brodells lobte, so liess er dies öffentlich (manchmal sogar persönlich) verkünden. Es gehörte dies zum allgemeinen Städtelob, zur diplomatischen Würdigung seiner Gastgeber, wenn der König seine Reichsstädte besuchte und hatte überhaupt nichts schlüpfriges oder entehrendes. Jede geschichtliche Epoche hatt andere Wertvorstellungen, insbesonders die mittelalterliche. Natürlich darf man - wenn man will - mittelalterliche Wertvorstellungen nach unseren Moralverstellungen beurteilen und sogar kritisieren, aber man darf sie nicht der mittelalter. Gesellschaft unterstellen, denn das gibt ganz sicher eine falsches Bild der Epoche.
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RE: Eberhard im Bart als Produkt einer Übermutter? - Aguyar - 09.04.2021 13:31

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