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Wie verlief in der Spätantike die Immigration von Norden ins Römische Reich?
20.08.2016, 13:57
Beitrag: #12
RE: Wie verlief in der Spätantike die Immigration von Norden ins Römische Reich?
(18.08.2016 17:14)WDPG schrieb:  So gigantisch groß waren die eindringenden Völkermassen dann oft ja gar nicht - aber immerhin groß genug um für Unruhe zu sorgen. Unter Honorius und Valentinian III kam es vor das Personen groß gefeiert wurden, die zwar gegen die Germanen unterlagen, aber denen es gelang einen Gegenkaiser zu besiegen - irgendwie habe ich den Eindruck als sah man diese oft sogar als Gefährlicher an, als die eindringenden Völker.

Der Untergang Westroms ist ein vielschichtiges und mehrdimensionales Problem, bei dessen Entwirrung Schlachten und Armeen nur einen Faktor von mehreren bilden.

In der Spätantike und im Mittelalter sah man mögliche Erklärungen im Verfall alter römischer Werte und Tugenden und in der Vergänglichkeit irdischer Macht. Ein Staat, so glaubte man, würde wie ein lebender Organismus nach der Geburt einen kraftvollen Höhepunkt erreichen, schließlich aber dem Zerfall und einem unaufhaltsamen Tod entgegengehen (Dekadenztheorie).

Dieses Denken in moralischen und christlichen Kategorien hat die moderne Geschichtswissenschaft natürlich in vieler Hinsicht erweitert. Heute besteht kein Zweifel daran, dass soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme des spätantiken römischen Staats ebenso für seinen Niedergang verantwortlich sind, wie die äußere Bedrohung durch die germanische Völkerwanderung.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Niedergang der Landwirtschaft und eine unerhörte steuerliche Belastung, die die Kosten der Reichsverteidigung und andere staatliche Leistungen aufbringen sollte. Die Steuerreform des Diokletian verstärkte den Druck auf die Reichsbewohner, die sich inzwischen einer übermächtigen Bürokratie und unerträglichen Steuerlast gegenüber sahen. Besonders hart traf es die Landpächter, die Kolonen. Zur Verhinderung der Landflucht fesselte sie der Staat durch Gesetze an die Scholle und erzwang damit - oft vergeblich - die Bebauung des Landes und Steuerzahlungen.

Die städtischen Eliten verarmten inzwischen, da der Staat alle Leistungen auf die Kommunen abzuwälzen suchte und dafür städtische Senate und Bürgermeister in Haftung nahm. Das führte schließlich dazu, dass sich niemand mehr für den römischen Staat verantwortlich fühlte, der nur noch als immense Belastung im täglichen Leben wahrgenommen wurde.

Als nach dem Hunneneinfall germanische Völker auf die Reichsgrenzen vorrückten, trafen sie im Raum des Weströmischen Reichs auf eine zerrüttete Landwirtschaft mit unzureichender Nahrungsbasis, stellenweise entvölkerte Regionen mit unbebauten Äckern sowie niedergehende Städte. Die Armee bestand sowohl diesseits als auch jenseits der Reichsgrenze aus vielfach unzuverlässigen Barbaren - abgesehen von den Führungskadern - , und an der Spitze des Staates standen entweder Kinderkaiser, die oft korrupte oder unfähige Vormünder hatten, oder rasch wechselnde Kaiser von Gnaden des Militärs.

Diese totale Desintergration Westroms, hervorgerufen durch unterschiedliche Faktoren, bewirkte damit zwangsläufig seinen Untergang. Es ist bezeichnend, dass das Oströmische Reich, das innenpolitisch und wirtschaftlich stärker gefestigt war, noch eine weitaus längere Lebensdauer hatte.

Der britische Historiker Peter Heather [1] stellt ein anderes Problem in den Vordergrund. Er sagt, nachdem die Germanen ihre Reiche in Gallien, Spanien und Afrika errichtet hätten, habe Westrom kaum noch Steuern eingenommen. Immherhin waren beträchtliche Teile des Imperiums entglitten. Somit fehlte das Geld, um Armeen in ausreichender Zahl aufzustellen, die Rom hätten verteidigen und die Germanen vertreiben können.

[1] Peter Heather, Der Untergang des Römischen Weltreichs, London 2005/Hamburg 2010
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RE: Wie verlief in der Spätantike die Immigration von Norden ins Römische Reich? - Dietrich - 20.08.2016 13:57

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