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Wie verlief in der Spätantike die Immigration von Norden ins Römische Reich?
26.08.2016, 12:10
Beitrag: #45
RE: Wie verlief in der Spätantike die Immigration von Norden ins Römische Reich?
(23.08.2016 17:33)Dietrich schrieb:  Man muss sich wundern, dass Westrom nicht wenigstens sein Kernland Italien behapten konnte, sondern die Desintegration so weit fortgeschritten war, dass sich alle staatlichen Strukturen auflösten.

Das hing damit zusammen, WIE das Weströmische Reich kollabierte. Nämlich im Wesentlichen von innen heraus Wink

Gallien und Africa gingen nämlich nicht einfach "verloren". Beide Reichsteile (Gallien oft in Verbindung mit Spanien, noch öfter mit Britannien, solange das noch "römisch" war) waren erst mal Schauplatz von Sezessionen, hier bildeten sich "Sonderreiche", die von Italien aus mühsam zurückerobert werden mussten, oft in jahrzehntelanger Arbeit. Dadurch wurde nicht nur Italien geschwächt (und damit das Kaisertum), sondern auch die betroffenen Provinzen zogen meist den Kürzeren. Nach Zeiten der relativen Sicherheit unter einem "Sonderkaiser" erfolgte durch die Rückeroberung eine Phase der Zerstörung und Unsicherheit. Nachdem das oft genug passiert war, war der Weg frei für Germanen (in Gallien Goten und Franken, in Africa die Wandalen). Als die Franken und Goten sich in Gallien etabliert hatten (nominell "abhängig" von Rom/Italien) und die Wandalen ihr Reich in Africa aufgebaut hatten (dieses als einziges Germanenreich auch rechtlich völlig unabhängig von Italien/Rom!), blieb dem Kaiser/Heermeister in Italien eben nur noch Italien als "echtes" Herrschaftsgebiet. Aus Italien war aber nicht mehr viel rauszuholen. Neben älteren Steuerprivilegien (zu Ungunsten des Kaisers) war Italien auch ganz einfach ausgeblutet durch die ständigen Kriege (nicht nur, aber auch die ständigen Raubzüge der Vandalen und zuvor der Goten spielten hierbei eine Rolle, aber eben auch der ständige Bedarf der Kaiser/Heermeister an Geld und Soldaten), es war auch ungeeignet dafür, ein "Rumpfreich" aufrechtzuerhalten. Odoaker hat letzten Endes den logischen Schlussstrich gezogen und ein eigenes Königreich errichtet, das nun ohne die alten rechtlichen Hemmnisse in Italien Steuern einziehen konnte und Soldaten rekrutieren konnte. Die römische Oberschicht konnte einige Privilegien retten, auch weil Odoaker nominell von Ostrom aus "ernannt" bzw. bestätigt worden ist, aber dank der "tabula rasa", die Odoaker sich geschaffen hat, war nun auf italienischem Boden wieder ein eigenständiges Reichsgebilde machbar. Theoderich als Nachfolger Odoakers hat die Anfänge dann zu Ende gebracht und ein mächtiges Reich errichtet - daran war unter den letzten weströmischen Kaisern und Heermeistern die meiste Zeit gar nicht zu denken.

Vielleicht auch, weil der Blickwinkel dieser letzten weströmischen Herrscher stets darauf gerichtet war, ehemalige Reichsgebiete zurück zu erobern, was in Gestalt eines "Scheuklappeneffekts" eher hinderlich dabei war, Italien zu beherrschen und vor allem zu halten Wink
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RE: Wie verlief in der Spätantike die Immigration von Norden ins Römische Reich? - 913Chris - 26.08.2016 12:10

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