Fünfmaliger Kirchenbann - Herzog Meinhard von Kärnten, ein erfolgreicher Po
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22.02.2022, 00:53
Beitrag: #3
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RE: Fünfmaliger Kirchenbann - Herzog Meinhard von Kärnten, ein erfolgreicher Po
Die Grafen, die sich nach Schloss Tirol benannten, waren Grafen, ursprünglich Verwaltungsbeamte für die Bischöfe von Brixen, Trient und Chur, wobei es zunächst mehrere Grafenfamilie gab. Nachdem bereits sein Großvater Albert von Tirol einige Vorarbeit geleistet hatte, konnte Meinhard sozusagen die Grafschaft Tirol gründen, wobei er die tatsächlichen Machtverhältnisse ins Gegenteil verkehrte. Allerdings dürfte er mit den Bischöfen nicht ständig in Gegnerschaft gelegen haben, auch wenn er seine Landesherrschaft weitgehend auf ihre Kosten ausbaute. Zumindest das Bistum / Hochstift Brixen hat sich nicht mehr davon erholt und als schließlich ein Bischof von Brixen (Nikolaus Cusanus) das zweihundert Jahre später wieder rückgängig machen wollte, hatte er trotz urkundlicher Belege, päpstlicher Unterstützung und einen Kirchenbann für das Land Tirol und den damaligen Landesfürsten (übrigens ein Nachfahre von Meinhard) keinen Erfolg.
Im Grunde dürfte der Graf von Tirol dasselbe Problem wie der Herzog von Bayern gehabt haben - reichviele Bistümer / Hochstifte, die einer Landesherrschaft, zumindest aus seiner Sicht, nicht gerade förderlich waren. Wobei der Herzog von Bayern immerhin ein Herzog und Reichsfürst war, während die Tiroler Grafen ursprünglich neben den Bischöfen auch noch "Verwaltungsbeamte" der Herzöge von Kärnten und Bayern waren. Auch das änderte sich unter Meinhard. 1282 fällte der Bischof von Chur einen Schiedsspruch, der "klärte", dass Meinhard und seine Vorfahren mütterlicherseits landrechtlich nie den Herzogtümern Bayern und Schwaben angehört hätten und von König Rudolf I. daraufhin bestätigt wurde. Damit wurde die Grafschaft Tirol "gefürstet" und Meinhard sozusagen in den Reichsfürstenstand aufgenommen. Dass er einige Jahre später mit einem Reichsfürstentum, dem Herzogtum Kärnten, belehnt wurde, dürfte wohl der Grund gewesen sein, dass die Grafschaft Tirol eine gefürstete Grafschaft blieb und nicht zu einem Herzogtum erhoben wurde. Für mich als Österreicherin ist das insofern interessant, als es da auf dem Areal des heutigen Österreichs einen "Gegenfall" gibt. Einerseits gab es eine Grafschaft Tirol, die "de jure" nie ein Herzogtum wurde, was sie "de facto" aber war. Anderseits gab es die Markgrafschaft Steier (heute gewöhnlich als Herzogtum Steiermark bezeichnet, um Verwechslungen mit der im heutigen Bundesland Oberösterreich gelegenen Bezirkshauptstadt Steyr zu vermeiden), die nach dem Sturz von Heinrich dem Löwen zum Herzogtum erhoben wurde, aber zumindest in der Geschichtsforschung im Unterschied zur Grafschaft Tirol sehr selten als eigener Staat gesehen wird. ---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten. Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten. Josephine Tey, Alibi für einen König |
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