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Leppich, sein Ballon und der Brand von Moskau
28.06.2022, 14:49
Beitrag: #1
Leppich, sein Ballon und der Brand von Moskau
Die "National Geographic" liest hier im Forum mit.
Zumindest im Rätsel Bereich

Vor ein paar Wochen habe ich diese Reihe im Jux-Rätsel geschrieben:

Zitat: Suebe schrieb:
Im Zamoysky steht leider nichts dazu.
Tolstoi hat dieser "Story" in Krieg und Frieden eine knappe Seite gewidmet.
Leppich heißt der "Held" ein Franke aus der Würzburger Gegend.
Er hat sich 1811/12 mit dem Bau von Lenkbaren Luftschiffen beschäftigt.
Und, er war offensichtlich ein erfolgreicher Visionär, namhafte Unterstützer gefunden. Er hat bei seinen erfolglosen Versuchen sehr viel Geld verbraten.
Das hat aber letztlich alles, auch das von Cotta vorgeschossene Geld, Zar Alexander übernommen!
Ohne dies Leppich im geringsten übel zu nehmen!
Was zu erheblichen Spekulationen Anlass bot.
Und zu Teil 2 der Story führt.
Heute Abend mehr dazu.


war ein langer Tag Big Grin

Leppich war Miterfinder oder Verbesserer eines Musikinstrumentes. Daher seine Bekanntschaft mit Konradin Kreutzer. Die beiden gingen zusammen auf Tournee.
Sind in Wien und Paris und und und aufgetreten.
In Paris kauft Leppich einen gebrauchten Ballon. Von nun an befasste er sich
mit der "Lenkbarmachung",
In Stuttgart kann er, vermutlich über Konradin Kreutzer, Kronprinz Wilhelm für die Idee interessieren, der setzt ein paar Tübinger Professoren, darutnter Bohnenberger darauf an, die Leppichs Idee für realisierbar halten.
Insbesondere die militärischen Möglichkeiten eines Lenkballons faszinieren Kronprinz Wilhelm.
Teile des Tübinger Schlosses werden Leppich zur Verfügung gestellt, Cotta gibt Geld für das Kronprinz Wilhelm bürgt.
Da der militärische Einsatz insbesondere gegen Napoleon geschehen sollte, werden unter der Hand die Stuttgarter Botschafter Wiens und Petersburg interessiert.

Im Frühjahr 1812, als sich der Russlandfeldzug Napoleons zweifelsfrei ankündigt, bricht Leppich seine Zelte in Tübingen ab, und reist über Wien nach Moskau. Der russische Botschafter bezahlt die Schulden bei Cotta usw.
In Moskau wird Leppich mit offenen Armen aufgenommen, eine "Fabrik" auserhalb Moskaus wird im zur Verfügung gestellt, 150 Mann Militär zur Bewachung eingeteilt. Wieder soll ein lenkbares Luftschiff entstehen, mit dem die Invasion Napoleons zurückgeschlagen werden soll.
Es sollte eine Tragkraft von ca. 150 Mann Militär haben, zzgl. der vorgesehen Brandbomben.
Der Erfolg sollte sicher sein....
Kutusow hört von dem Luftschiff und fragt nach, man solle es ihm "endlich" zur Verfügung stellen... (dies ist eine Randnote, ohne Namensnennung bei Zamoyski)

Kurz bevor die Franzosen Moskau besetzten bricht Leppich seine Zelte ab, die fertigen Luftschiffsteile werden zerstört.
Rostoptschin, der Moskauer Governeur sendet ein enttäuschtes Schreiben an dem Zaren, dass alle Hoffnung getrogen hätte, und die Sache lediglich fürchterlich viel Geld gekostet hätte.

Leppich reist nach Petersburg.
Allerdings ist sein Aufenthalt für die ersten Tage der französischen Besetzung unklar, er soll bis zum Ausbruch des Brandes noch in Moskau geblieben sein.
Das Material für die vorgesehenen Brandbomben soll entscheidend für den Brand Moskaus gewesen sein.
Nur, etwas genaues weiß man nicht.

Leppich ging jedenfalls zum Zaren, und kam im Frühjahr 1814 wieder nach Deutschland. Keineswegs vermögenslos.
Er kaufte umgehend ein Schlößchen in der Nähe von Würzburg als Wohnsitz.
An dieser Tatsache wird der Verdacht, dass Leppich der Brandstifter von Moskau war, festgemacht.
Der Zar wird wohl kaum Leppich dafür belohnt haben, dass er ihm eine ganz erhebliche Menge Geld kaputt machte, mit seinen Lenkluftschiff-Versuchen.

Erste Gerüchte, dass der Brandstifter ein Deutscher war, müssen unmittelbar nach dem Brand aufgekommen sein.

Quelle: https://www.landesarchiv-bw.de/de/aktuel...hten/62892
"Armee im Untergang" eine Aufsatzsammlung über die württ. Beteiligung im NapoleonischenRusslandfeldzug

Was noch zu ergänzen ist:
Kein Schimmer wie Leppich die Steuerung des Ballons umsetzen wollte.
Die og Publikation schweigt sich darüber vollständig aus.
Es soll zwar eine "Zeichnung" geben, aber die ist nirgends einsehbar.

Ich vermute mal, dass Leppich seine "Lenkungs-Theorie" geheim hielt.
Aber ich schrieb ja, Bohnenberger + Co scheint es schlüssig vorgekommen sein.

und jetzt schreibt die "national geographic" den folgenden Artikel

https://www.nationalgeographic.de/geschi...obal-de-DE
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29.06.2022, 11:19
Beitrag: #2
RE: Leppich, sein Ballon und der Brand von Moskau
Ich finde Überlegungen dazu, was gewesen sein könnte, immer spannend, wenn es dafür zumindest Indizien gibt oder eine Deutungsmöglichkeit besteht, die nicht zur Gänze aus der Luft geholt scheint. Aber ich habe bei einen eigenen Überprüfungen von historischen Inhalten, die von früheren und besonders von heutigen Historikerinnen und Historikern für "so war es und nicht anders" oft genug gemerkt, dass die selten unter jeder Perspektive und Interpretationssicht tatsächlich keine einzige Lücken aufweisen.

Hinterprozentig wissen werden wir nicht, ob die Moskauer Brandstiftung tatsächlich eine Brandstiftung war und eine gezielte Aktion und ob bzw. welche Rolle Leppich dabei gespielt hat. Aber es ist zumindest eine Theorie, die eine gewisse Plausibilität hat und für die es einige Indizien gibt, die als Beleg dafür gedeutet werden können.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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29.06.2022, 12:21
Beitrag: #3
RE: Leppich, sein Ballon und der Brand von Moskau
Hier,
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Got...hnenberger

habe ich Bohnenberger verlinkt, den der württ. Kronprinz Wilhelm als Sachkundigen holte. Kein kleines Licht!
Dessen Plazet hat verständlicherweise Cotta und den Kronprinzen veranlasst den Leppich zu unterstützen.
Und vermutlich auch Zar Alexander.
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