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Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
30.06.2012, 22:41
Beitrag: #61
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(28.06.2012 13:01)krasnaja schrieb:  
(28.06.2012 12:31)Arkona schrieb:  Wenn schon Zitat, dann bitte mit Quelle...

"Der Spitzbart muss weg" war übrigens der Slogan der Bauarbeiter in der Stalinallee am 17. Juni 1953.

Haffner, Totsünden, Nachwort 1964
[...]

Nun kann man Haffner - dessen Essays ich im Übrigen sehr schätze, obwohl ich nicht alle seine Ansichten teile - in diesem Fall nicht nur Fehleinschätzung (wobei ich das Zitat so interpretiere, dass er es auf das nüchterne technische politische Handwerk Ulbrichts bezog und nicht auf dessen Ausrichtung und Ziele), sondern auch mangelnde Stringenz vorwerfen:

[...]"Anfang der sechziger Jahre kritisierte Sebastian Haffner in einer "Welt"-Kolumne Ulbricht als "von Hause aus reine Marionette", als den "letzten Möchtegern-Stalinisten", dessen "grenzenlose Selbstverleugnung und Unterwürfigkeit" nur Charakterlosigkeit bezeuge. "Und", so Haffner damals, "Charakter ist genau das, was Ulbricht sich gegenüber Moskau keinesfalls leisten kann"[...]

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43176368.html

MfG, Titus Feuerfuchs
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30.06.2012, 22:52
Beitrag: #62
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(30.06.2012 17:07)krasnaja schrieb:  [...]Unterschätzen wir da nicht die Vertragstreue der UdSSR ? Ich erinner an die Zusagen Stalins beim Stalin-Hitler-Pakt, die peinlichst eingehalten wurden, um Hitle keinen Grund für die Aufkündigung zu liefern, oder an die mündlichen Zusagen gegenüber Adenauer auf Freilassung der Kriegsgefangenen, noch nicht einmal parafiert, sondern buchstäblich zwischen Tür und Angel in Moskau gegeben. [..]

Weil Stalin so friedlich war, zog er auch seine Truppen im Westen der Sowjetunion zusammen und plante ebenfalls einen Überfall auf D? Rolleyes

Nachzulesen bei Musial.

MfG, Titus Feuerfuchs
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30.06.2012, 22:57
Beitrag: #63
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(30.06.2012 12:38)krasnaja schrieb:  [..]Wir Westdeutschen dürfen uns nicht der trügerischen Illusion hingeben, dass die Bürger der DDR nun unbedingt unsere Wirtschaftsform haben wollten, sie sicher, bei Alterntive, eine andere vorgezogen hätten. [...]
Nun, ca. 3,5 Mio Deutsche der SBZ gaben sich dieser sog. "trügerischen Illusion" hin, sonst wären sie wohl kaum noch vor dem Mauerbau (der ja deswegen stattfand) nach Westdeutschland geflüchtet.
Also, wie kommst darauf? Quelle?

Viele mitteldeutsche Unternehmer und Bauern beweinten den Niedergang ihres Betriebes...

MfG, Titus Feuerfuchs
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30.06.2012, 22:59
Beitrag: #64
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(30.06.2012 16:53)Butterfly schrieb:  Hier bitte nur noch zum Thema "Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?" schreiben.
Über eine mögliche Neutralität Deutschlands nach dem WKII kann hier weiterdiskutiert werden.
http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...02#pid3002

Sorry, soeben erst gelesen. Bitte meine Beiträge bei Bedarf zu verlagern.

MfG, Titus Feuerfuchs
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30.06.2012, 23:13
Beitrag: #65
Neutralität .
(30.06.2012 17:07)krasnaja schrieb:  Um nicht in den einzelnen Beiträgen herumzustochern, und selektiver Nennung, hier allgemein:

1.) das die mögliche Wiedervereinigung eines neutralen Deutschlands nur de jure angedacht war und nicht de facto (weil Deutschland dem Einfluss des Westens entzogen werden sollte) ist doch rein sachlich nicht schlüssig.
Neutralität bedeutet ja, keinen Einfluss von Außen !!! DAS ist nun mal das Wesen von Neutralität. Ist das wirklich so schwer zu begreifen ?

Die UdSSR wollte, dass von Deutschland nicht wieder eine Bedrohung ihres Territoriums ausgeht, genauer, nicht wieder eine Bedrohung ihres Territoriums von Westen (1812, 1914, 1920, 1941) , Stalin wollte, dass Deutschland nicht plötzlich alte Rechnungen präsentiert.
Stalin hatte ein Wiedererstarken Deutschlands zu alten Macht und Größe für 40 Jahre nach dem Krieg pronostiziert (wobei er natürlich nicht die Umstände kennen konnte, die dann kamen)
Real war Deutschland (West) aber bereit 15 Jahre später so weit, und dieses Deutschland als einen möglichen Feind wiollte er nicht haben.
Ist das zu unverständlich ?

Man mag dieses Verhalten als paranoid bezeichnen, das war aber die doktrin.
In den Vorschlägen der UdSSR zu einem neutralen Deutschland hieß es, dass die Westalliierten das Recht auf Intervention gehabt hätten, wenn Deutschland diese Neutralitätsverpflichtung zugunsten der UdSSR aufgegeben hätte (Stichwort Rapallo-Komplex des Westens) und diese Recht zur Intervention - gleiches Recht für Alle - bestand auch bei der UdSSR.
Nun höre ich schon das Argument, dass die UdSSR Mittel und Wege gefunden hätte, Ihr Recht durchzusetzen, irgend einen Vorwand für eine Intervention gefunden hätte, getreu des Vorurteiles: Russen kann man nicht trauen.

Unterschätzen wir da nicht die Vertragstreue der UdSSR ? Ich erinner an die Zusagen Stalins beim Stalin-Hitler-Pakt, die peinlichst eingehalten wurden, um Hitle keinen Grund für die Aufkündigung zu liefern, oder an die mündlichen Zusagen gegenüber Adenauer auf Freilassung der Kriegsgefangenen, noch nicht einmal parafiert, sondern buchstäblich zwischen Tür und Angel in Moskau gegeben. ...

Servus Krasnaja .

Bei Deinen Zeilen erinnerte ich mich an eigene Überlegungen ,
über die ich vor Jahren nachdachte .

Als Österreich 1955. unabhängig wurde war es sicher nicht weil
Nikita Chruschtschof uns so mochte .
Oder wir ein unverzichtbarer Handelspartner wären .

Nachträglich wurde unser Staatsvertrag mit der immerwährenden
Netralitätsverpflichtung Österreichs erklärt .
Denn so bildeten wir mit der Schweiz einen Keil in der Natoflanke .

[Bild: Austria%208.JPG]

Aber wenn ich mir die Karte von 1945. bis 1955. ansehe :

[Bild: 100770_063_2.jpg]

Karte von Diercke .

[Bild: wago14.gif]

Atlas zur allgemeinen österreichischen Geschichte, Verlag Ed. Hölzl, Wien 1966, Seite 64
Die Bezeichnung "Russische" Besatzungszone müsste richtig lauten "Sowjetische" Besatzungszone

Dann fällt einem sofort auf , daß im Norden und Osten
der sowietischen Besatzungszonen
Comecon Staaten ( Warschauer Pakt - Staaten l) angrenzten .

Es wurde zwar ein , sehr halbherzig unterstützter , Aufstand versucht .
Aber wer hätte Russland gezwungen Ostösterreich zu Räumen ?
Nicht einmal die Nato .

Also wenn Russland mit dem Faktor Zeit gespielt hätte ,
wer weiß wie die Karte Österreichs heute aussehen würde .

Jemand der wie Chruschtschow seinen Schuh auszieht
und damit in der UNO aufs Rednerpult hämmert läßt nicht
den Staatsvertrag unterschreiben , nur um eine Gute Weltpresse zu erwarten .

Außer er verfolgt damit eigene Pläne .

Das die Räumung Österreichs , und die damit verbundene Neutralität ,
als Beispiel zeigen sollte , das es funktonieren könnte .

Ich glaube Heute schon , daß diese Überlegungen , in Moskau eine Rolle spielten .
Gerade wegen der Beispielwirkung und des Beweises der russischen Vertragstreue .
In diesem Falle aber den Westmächten gegenüber .

Ich denke Deine obigen Überlegungen haben was für sich ?

G.v. Luki.

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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01.07.2012, 10:54
Beitrag: #66
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
absolut richtiger Ansatz.
Für Österreich ging es Chrustschow um Deeskalation,wie es Stalin im Fall Deutschland ebenfalls um Deeskalation ging.
In beiden Fällen ging es um ganz handfeste Interessen, im Falle Deutschlands um wirtschaftliche, die DDR wurde der UdSSR zu teuer. Im Falle Österreichs wollte die UdSSR ihr ramponiertes Image aufbessern.

Nun kann die Aufhebung der Besatzungszeit in Österreich nicht mit Deutschland verglichen werden, die sowjetische Besatzungszone in Nordösterreich hatte nicht den Status der DDR. (da aber so manche glauben, dass die Regierung in Ostberlin nichts zu sagen hatte, die Entscheidungen in Moskau fielen, dann nähert sich der Status der DDR wieder der sowjetischen Besatzungszone Österreichs)

Wie auch immer.
Einen Staatsvertrag auf Neutralität mit der UdSSR abzuschließen, mit dem Wissen vom 17.6.1953 in der DDR, mit dem Wissen über die Unterdrückung der Demonstrationen 1954 in Polen, und dann auf die Vertragstreue der UdSSR zu bauen, das ist mutig und das machte den österreichischen Politikern alle Ehre.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Der aggressive Umgang der BRD mit dem idiologisch IMMER NOCH GLEICHEN !!! Gegner wie bis 1945, verbaute dieser Bonner Republik Vieles, letztlich die Einheit 35 Jahre früher.
Österreich war da klüger.
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04.07.2012, 14:27
Beitrag: #67
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(01.07.2012 10:54)krasnaja schrieb:  Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Der aggressive Umgang der BRD mit dem idiologisch IMMER NOCH GLEICHEN !!! Gegner wie bis 1945, verbaute dieser Bonner Republik Vieles, letztlich die Einheit 35 Jahre früher.
Österreich war da klüger.

Diese Argumentation ist falsch.

Österreich mit damals etwa 6 Millionen Einwohnern war klein und wirtschaftlich unbedeutend, sodass es weder eine Gefahr für die UdSSR sein konnte, noch nutzbringend für die Wirtschaft des Ostblocks. Die Sowjeunion konnte es sich daher leisten, diesen Staat gemeinsam mit den drei westlichen Besatzungsmächten in die neutrale Unabhängigkeit zu entlassen.

Deutschland hingegen war strategisch ungleich bedeutender und wer ganz Deutschland beherrschte, der beherrschte auch Europa. Somit wäre eine deutsche Neutralität, die man nach dem Muster der Ostblockstaaten kommunistisch untergraben und infiltrieren konnte, der sowjetischen Machtpolitik sehr entgegen gekommen.
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04.07.2012, 15:09
Beitrag: #68
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(04.07.2012 14:27)Dietrich schrieb:  
(01.07.2012 10:54)krasnaja schrieb:  Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Der aggressive Umgang der BRD mit dem idiologisch IMMER NOCH GLEICHEN !!! Gegner wie bis 1945, verbaute dieser Bonner Republik Vieles, letztlich die Einheit 35 Jahre früher.
Österreich war da klüger.

Diese Argumentation ist falsch.

Österreich mit damals etwa 6 Millionen Einwohnern war klein und wirtschaftlich unbedeutend, sodass es weder eine Gefahr für die UdSSR sein konnte, noch nutzbringend für die Wirtschaft des Ostblocks. Die Sowjeunion konnte es sich daher leisten, diesen Staat gemeinsam mit den drei westlichen Besatzungsmächten in die neutrale Unabhängigkeit zu entlassen.

Deutschland hingegen war strategisch ungleich bedeutender und wer ganz Deutschland beherrschte, der beherrschte auch Europa. Somit wäre eine deutsche Neutralität, die man nach dem Muster der Ostblockstaaten kommunistisch untergraben und infiltrieren konnte, der sowjetischen Machtpolitik sehr entgegen gekommen.


Willst Du etwas behaupten, der außenpilitische Feind der BRD wäre nicht der gleiche gewesen, wie bei den Nazis ?
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04.07.2012, 15:36
Beitrag: #69
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(04.07.2012 15:09)krasnaja schrieb:  Willst Du etwas behaupten, der außenpilitische Feind der BRD wäre nicht der gleiche gewesen, wie bei den Nazis ?

Der Satz ist einigermaßen kryptisch, meine Bemerkung hingegen eindeutig:

Deutschland hingegen war strategisch ungleich bedeutender und wer ganz Deutschland beherrschte, der beherrschte auch Europa. Somit wäre eine deutsche Neutralität, die man nach dem Muster der Ostblockstaaten kommunistisch untergraben und infiltrieren konnte, der sowjetischen Machtpolitik sehr entgegen gekommen.
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04.07.2012, 16:06
Beitrag: #70
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(04.07.2012 15:36)Dietrich schrieb:  
(04.07.2012 15:09)krasnaja schrieb:  Willst Du etwas behaupten, der außenpilitische Feind der BRD wäre nicht der gleiche gewesen, wie bei den Nazis ?

Der Satz ist einigermaßen kryptisch, meine Bemerkung hingegen eindeutig:

Deutschland hingegen war strategisch ungleich bedeutender und wer ganz Deutschland beherrschte, der beherrschte auch Europa. Somit wäre eine deutsche Neutralität, die man nach dem Muster der Ostblockstaaten kommunistisch untergraben und infiltrieren konnte, der sowjetischen Machtpolitik sehr entgegen gekommen.

Mein Satz ist keinesfalls unklar:
Feind der Nazis war aus idiologischen Gründen der Kommunismus der UdSSR und Feind aus den gleichen Idiologischen Gründen war ebenfalls der Kommunismus der UdSSR in der Adenauer-Ära bis in die 70 Jahre.

Auch wenn DU das nicht hören willst, ist und bleibt das eine Tatsache.
Oder willst Du gar hier das Gegenteil behauopten ?

Du hast es offensichtlich immer noch nicht begriffen: Die UdSSR hätte bei einem neutralen Deutschland, nichts beherrscht.
Weder die Westallierten noch die UdSSR hätten hier in Deutschland etwas zu sagen gehabt.
Ist das so schwer zu verstehen ? offensichtlich ja.
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04.07.2012, 16:16
Beitrag: #71
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(04.07.2012 16:06)krasnaja schrieb:  Mein Satz ist keinesfalls unklar:
Feind der Nazis war aus idiologischen Gründen der Kommunismus der UdSSR und Feind aus den gleichen Idiologischen Gründen war ebenfalls der Kommunismus der UdSSR in der Adenauer-Ära bis in die 70 Jahre.

Der Kommunismus wurde stets in allen demokratisch verfassten Ländern des Westens als Bedrohung betrachtet. Was ist daran außergewöhnlich?

Wer wollte schon in einer sozialistischen Diktatur mit verrotteter Planwirtschaft leben, wo die Regierung die Menschen drangsalierte und entmündigte.

(04.07.2012 16:06)krasnaja schrieb:  Du hast es offensichtlich immer noch nicht begriffen: Die UdSSR hätte bei einem neutralen Deutschland, nichts beherrscht.
Weder die Westallierten noch die UdSSR hätten hier in Deutschland etwas zu sagen gehabt.

Die Sowjetunion hätte die Neutralität Deutschlands in bekannter Manier infiltriert und untergraben, was beispielhaft in den Ländern Osteuropas geschah und was man von 1945-1949 in Ostdeutschland besichtigen konnte. Die Mechanismen einer solchen kommunistischen Unterwanderung waren allseits bekannt und die Beherrschung ganz Deutschlands hätte der UdSSR den Schlüssel zur Vorherrschaft in Europa verschafft.

Das konnte zum Glück verhindert werden!
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04.07.2012, 16:36
Beitrag: #72
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
Mein Gott - die kalten Krieger gibt es also immer noch, und damit meine ich nicht Krasnaja.

Und du warst schön. In deinem Auge schien
sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.
...
So kam dich meine Liebe krönen.
Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,
weißbindig wie der Vesta Priesterin,
an deines Seelentempels Säulenrand
und streute lächelnd weiße Blüten hin.

(Rainer Maria Rilke)
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04.07.2012, 16:48
Beitrag: #73
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(04.07.2012 16:16)Dietrich schrieb:  [...]Wer wollte schon in einer sozialistischen Diktatur mit verrotteter Planwirtschaft leben, wo die Regierung die Menschen drangsalierte und entmündigte.[...]

Krasnaja.

(04.07.2012 16:16)Dietrich schrieb:  Die Sowjetunion hätte die Neutralität Deutschlands in bekannter Manier infiltriert und untergraben, was beispielhaft in den Ländern Osteuropas geschah und was man von 1945-1949 in Ostdeutschland besichtigen konnte. Die Mechanismen einer solchen kommunistischen Unterwanderung waren allseits bekannt und die Beherrschung ganz Deutschlands hätte der UdSSR den Schlüssel zur Vorherrschaft in Europa verschafft.

Das konnte zum Glück verhindert werden!

Du sagst es.

MfG, Titus Feuerfuchs
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04.07.2012, 16:50
Beitrag: #74
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(04.07.2012 16:36)Wallenstein schrieb:  Mein Gott - die kalten Krieger gibt es also immer noch, und damit meine ich nicht Krasnaja.

Wen denn?

MfG, Titus Feuerfuchs
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04.07.2012, 16:53
Beitrag: #75
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
#71

Und du warst schön. In deinem Auge schien
sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.
...
So kam dich meine Liebe krönen.
Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,
weißbindig wie der Vesta Priesterin,
an deines Seelentempels Säulenrand
und streute lächelnd weiße Blüten hin.

(Rainer Maria Rilke)
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04.07.2012, 18:02
Beitrag: #76
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(04.07.2012 16:53)Wallenstein schrieb:  #71

Irgendwie führen beide Protagonisten so ein wenig den Kalten Krieg fort. Ich habe auch diesen Eindruck. Muss nicht unbedingt sein, wenn man mich fragt.

Generell würde ich es begrüßen, wenn gegen Inhalte und nicht gegen Personen geschrieben wird.

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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04.07.2012, 18:55
Beitrag: #77
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(30.06.2012 08:22)Maxdorfer schrieb:  Einerseits habe ich (nicht allzu viel persönliches) über den Eisernen Vorhang von Verwandten erfahren.
Aber andererseits habe ich vor allem Flüsterwitze erzählt bekommen.

Mir ist aufgefallen, dass bei Besuchen aus der DDR erst mal ausgiebig über die DDR geschimpft wurde und mit großen, gierigen Augen durch den Supermarkt gegangen wurde.
Mag ja noch nachvollziehbar sein. Aber ich wusste halt auch, dass genau diese Leute in der DDR eigentlich gar kein schlechtes Leben führten. Sie hatten ein Häuschen, konnten ihren Lebensmittelbedarf u.a. aus Garten und Schweinestall bestreiten, bekamen regelmäßig Westpäckchen, fuhren VW Golf (über Dänemark geliefert)...

Und da fragte man sich dann schon, warum die Leute eigentlich so schimpfen, denn ihre Privilegien hatten sie ja auch nicht umsonst bekommen (was wir im Westen ebenfalls wussten, die Ostverwandtschaft aber geflissentlich übersah).

VG
Christian
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04.07.2012, 19:29
Beitrag: #78
Tuzex .
.

Hier möchte ich Euch meine Erlebnisse und Beobachtungen beim Einkauf
oder der Bezahlung mittels Devisen erzählen .

Es betrifft den Zeitraum von ca. 1972. bis 1982. und die beiden Länder
Tschechoslovakei und Rumänien .

Den Meisten von Euch sagt der Begriff Intershop ( Genex ) sicher etwas .
Das waren die Läden in der DDR , die Westwaren führten und in denen man aber
nur mit Devisen einkaufen durfte .

http://de.wikipedia.org/wiki/Intershop_%28Handel%29

Solche Läden gab es , in ähnlicher Form auch in den anderen COMECON-Staaten .
Sie hießen in :
Polen …........Baltona und Pewex.
Bulgarien......Corecom.
UDSSR.........Berjoska.
China............Freunschaftsladen .

In Nordkorea gibt es sie noch heute .
Da heißen sie Dollarläden .

Und in der Tschechoslovakei nannten sich diese Läden TUZEX .

Ein einziges mal sah ich mir einen Laden an .
Da sie aber faßt nur Importwaren feilboten interessierte mich
das Geschäft weniger .

Ich suchte landesspezivische Erzeugnisse .
Aber das war gar nicht so einfach .
Obwohl in Bratislava ( Pressburg ) sogar einige Fabriken eine Niederlassung besassen war das Einkaufserlebniss niederschmetternd .
Zum Beispiel , im Geschäft vom weltberühmten Moserglas ( Bleikristall )
gelang es mir nur einmal ein 6.er-Set zu erstehen .
Wenn wir das Geschäft verließen wr auch die Auslage leergeräumt ,
das Lager war vorher schon leer .

http://www.moser-glass.com/en/

Also griff ich auf eine Tugend , der im Land der Werktätigen tätigen zurück .
Der Selbstorganisation .

Früher auch bekannt als der Tauschhandel .

Denn nach einigen Besuchen hatte ich schon ein kleines Netzwerk von einigen ,
durch kommunistische Lebenserfahrung , geschulten Bekannten kennengelernt .

Von diesen nahm ich Bestellungen entgegen .
Wie zum Beispiel , nicht erhältliche Medikamente , Becker Autoradio ,
diverse elektrische Materalien .

Sehr gefragt waren auch Monroe-Stoßdämpfer für den PKW-Skoda .
Denn sehr berüchtigt waren , zwecks Geschwindigkeitsbegrenzung ,
die unvermutet auftauchenden Schlaglöcher in den Strassen .

Um vom kommunistischen Alltag in die Idylle zu entfliehen war es von Jedermann ,
der erklärte Wunsch , in einer eigenen Datscha abschalten zu können .

Da aber in keinem der berühmten Fünfjahrespläne für den privaten Bau
und die Erhaltung selbiger irgendwelche Mittel vorgesehen waren ,
blieb den parteitreuen Arbeitern der Volksrepubliken ja nur Eines übrig :
Die Selbstorganisation .

Und die funktionierte perfekt .

Z. B.: Man brauchte Elektrokabel für die Datsche .
Selbst kannte man einen der einem noch einen Gefallen schuldig war .
Der arbeitete in einem Reifenwerk.
Jemand , der neue Reifen brauchte , ist Maurer und der kennt wieder einen Elektriker
der von ihm eine Zubau wünscht .
Und dieser kann die benötigten Kabel von einer Baustelle abzweigen .

Funktionierte mit faßt Allem und erleichterte unheimlich das
wunschlos glückliche Leben der Werktätigen .

Ich gab ihnen meine Wünsche bekannt und meistens waren meine Bestellungen ,
beim nächsten Besuche schon vorhanden .

Und das Alles ohne Import-Exportfirma !!!

Da ich schon immer ein sehr obrigkeitsaffines Bürschchen war ,
ist es doch selbstverständlich , daß ich immer nur den Devisenpflichtumtausch tätigte .
Geldgewechselt wurde prinzipiell nur Privat .

Beim Nachhausefahren hatte ich natürlich Probleme .
Ich mußte immer Lang und Breit erklären , mit welchem Geld ich die organisierten
Waren erstanden hatte .
Mich verwundert noch Heute , daß meine Erklärung immer wieder akzeptiert wurde .

Ich behauptete immer , daß ich nächstes Wochenende heiraten würde
und das wären Geschenke von mir lieben Leuten .

Wenn man in einer Pension oder einem Hotel nächtigte nahmen Diese
die obligatorische polizeiliche Anmeldung vor .
Da ich aber immer privat wohnte , hätte ich mich jedes Mal bei der Polizeidirektion anmelden müssen .
Darauf hatte ich aus Zeitmangel jedes Mal geflissentlich vergessen .

Nach dem 8. oder 9. Besuch , bekam ich zuhause einen Telefonanruf
von slovakischen Freunden , ich solle bis auf weiteres nicht einreisen ,
da ich wegen meines wiederhlten Versäumnisses , an der Grenze ,
verhaftet würde .
Aber sie würden sich kümmern , das daß Mißverständnis aufgeklärt würde .

Und wieder begann sich das Rad der Gefälligkeiten zu drehen .
Ich bekam die Nachricht , mich an einem bestimmten Tage und zu einer
ungefähren Uhrzeit , mich an einem bestimmten Grenzübertritt einzufinden .
Und beim Schalter des Pflichtumtausches sowie an zwei anderen Stellen ,
kleine , mir unbedeutende , Anerkennungen , zu hinterlegen .

Es würde mich dann ein Bekannter eines Bekannten , der Polizeioberst war ,
abholen und mit uns zur Polizeidirektion fahren und unser Problem lösen .

Wir durften vor dem Präsidium sogar im Auto sitzen bleiben .
Nach ca. 20. Minuten kam der Oberst wieder zurück .
Und mit einem Lächeln erklärte er mir es sei Alles erledigt und ich brauche mich
zukünftig nicht anmelden .

Gegen die hohe Kunst der Selbstorganisation war auch der Parteiapperat machtlos .

Luki.

Weiter im II. Teil.

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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04.07.2012, 19:36
Beitrag: #79
Selbstorganisation II. :
.
Selbstorganisation :

Ich bin sogar der Überzeugung daß Sie mit Ihren Auswüchsen ,
mit ein Sargnagel an dem kommunistischen Systemen war .

Schuld waren die irrwitzigen 5. Jahrespläne , von Moskau eingeführt
und vorgelebt .
Die hauptsächlich auf den Erzeugnissen und der Produktion der
Schwerindustrie beruhte .
Und irgendwie gehörte es schon zum guten Tone diese Zielproduktionen
jährlich überzuerfüllen .
Bei der jährlichen Bekanntgabe wurde die erwartete Planübererfüllung
gebührend gefeiert .

Und mittels der veröffentlichten Ergebnisse bewies man auch den eigenen
Volksgenossen daß man im besseren System lebe .
Im Paradies der Werktätigen .

Das Alles stand in Statistiken Schwarz auf Weiß auf dem Papier .
Aber das Papier war geduldig .

Alle , die etwas Einblick ins System hatten , wussten das diese Produktionszahlen
nicht stimmten .
Und wenn sie , in manchen Bereichen annähernd stimmten , war der Grundstoff
oder das Endprodukt von minderer Qualität .

Wenn es doch handwerklich hochstehend war oder ein geschmackvolles
Lebens- oder Genußmittel , so ging der allergrößte Anteil davon zwecks Devisenbeschaffung in den westlichen Export .

Und die Konsumgüterindustrie wurde nur nebstbei bedient .
Auf offizielle Weise zb.: an Baumaterialien zu kommen , war sehr langwierig
und kompliziert und offtmals vergebens , wegen Mangels an Zuteilungen
für den Privaten Sektor ,

Diese Selbstorganisationen , die über die normale Nachbarschaftshilfe
weit ausuferte , war aus dem Beschaffungsnotstand der Volksgenossen geboren .

Der Tauschhandel ( auch gegen Bargeld oder Gefälligkeiten ) konnte
über 6. bis 7. Beteiligte gehen .
Und solche Beziehungen wurden gehegt und gepflegt .
Diese Selbstorganisation wurde zum Bestandteil des täglichen Lebens
und wurde auch nicht als Unehrlichkeit empfunden .

Aber auch Kombinate und Betriebe bedienten sich dieser Form
der Ersatzteilbeschaffung , wenn kein Ersatz verfügbar war
oder die Beschaffung zu lange gedauert hätte .

Ich erinnere mich noch an eine Begebenheit .
Bei dem Pensionistenehepaar , bei denen ich immer wohnte , waren meine
slovakische Freundin und ich zum Kaffee eingeladen .
Als eine ihrer Schwiegertöchter zu einem Kuzbesuch erschien .
Nachdem wir vorgestellt wurden kam von ihr , an meine Freundin ,
die übliche Frage , wo Sie was und wo arbeite .

Nach einigen Sätzen erwähnte meine Freundin , daß sie in ihrem Kaufhaus ,
von einem Bruderland , außertürlich einen größeren Posten Kinderjeans bekämen .

Die Sportchefredakteurin sprang auf , rannte zum Festnetztelefon ,
zückte ihr Adressbuch und rief einige ihrer Freundinnen an .

Erst als sie mit einem Notizzettel in der Hand zurückkam , begriff ich ,
daß sie die Hosengrößen der Kinder ihrer Freundinnen notiert hatte .
Sie bestellte ca. 25. Hosen verschiedener Größen und bat meine Freundin
diese zurückzulegen .
Sie werde sie persönlich abholen .
Selbstverständlich hatte es funktioniert .
Ich dachte mir damals nur , egal wieviele Eisenbahnwaggons ,
beladen mit Kinderjeans , es auch waren , allzuviel werden davon nicht
den offiziellen Weg zum Verbraucher finden .

Aber offt lag dem Resultat eines Tauschhandels ein Diebstahl zugunde .
Denn die Materialien mußten ja besorgt werden .
Und so wurde abgezweigt ( gestohlen ) oder verdünnt .

Abgesehen davon daß für die Erhaltung der neu errichteten Gebäude
und Strassen , keine oder unzureichende Mittel eingeplant wurden ,
errichtete man sie oft mittels gestreckter Grundstoffe
( es wurde ja abgezweigt ) .
Und schon nach einigen Jahren sah man Ihnen das an .

Die Peitschenbeleuchtungsmasten an der neuen Autobahn waren nach
drei Jahren schon so verrostet als hätten sie 20. Jahre
arktischen Winter hinter sich .
Bei Dehnfugen auf 2. jährigen Autobahnteilen taten sich Löcher auf
( auch desswegen der Wunsch nach Monroestoßdämpfern ) .
Das betraf den ganzen öffentlichen Sektor .

Richtige Qualitätsarbeit gab es nur bei der Selbstorganisation .

Das waren meine Eindrücke und ich hoffe ich bin mit obigen Zeilen Niemanden
auf den Schlipps getreten .

luki.

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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04.07.2012, 19:46
Beitrag: #80
RE: Wie haben wir den eisernen Vorhang erlebt ?
(04.07.2012 18:02)Viriathus schrieb:  
(04.07.2012 16:53)Wallenstein schrieb:  #71

Irgendwie führen beide Protagonisten so ein wenig den Kalten Krieg fort. Ich habe auch diesen Eindruck. Muss nicht unbedingt sein, wenn man mich fragt.

Generell würde ich es begrüßen, wenn gegen Inhalte und nicht gegen Personen geschrieben wird.

Das Problem ist ein ganz anderes: der eine ist erklärter Antikommunist (was sein gutes Recht ist) kennt die DDR vom Hörensagen und stellt abgedroschene Phrasen ein.
Wobei ich im besonderen Fall auch noch ein rechtslastiges Weltbild unterstelle, damit auch ein Schluss zum Antikommunismus hergestellt ist.
Phrasen dienen nicht der Aufklärung, die DDR lässt sich nicht auf Staatssicherheit und Mauer redizieren.
Und ich, der andere, ich kenne die DDR ganz gut , hatte und habe immer noch viele gute Freunde dort.
Wir haben oft in Ostberlin bis halb zwolf diskutiert, dann bin ich "ausgereist" um dann eine halbe Stunde später wieder "einzureisen" Was natürlich der Staatssicherheit auch nicht verborgen geblieben ist.
Reaktionen hierzu mannigfaltig waren, bis hin zu Verkehrsunfall-Provokationen.
Ich fuhr damals einen sehr schweren Geländewagen, größer als Landrover. werde auf einer Rückfahrt zur Ausreise in Ostberlin nachts von 3 Wartburg in die Mangel genommen; einer setzt sich unmittelbar vor mich und bremst, einer hinter mich und fährt so weit auf, dass ich seine Scheinwerfer nicht mehr sehen kann und ein Wartburg überholt mich und will mich nach rechts abdrängen..
Schwere Fahrzeuge haben auch gute Bremsen, der Wartburg kommt hinter mir ins Schlingern, und zerdeppert sich einen Scheinwerfer an meinem Doppel-T-Träger = Stoßstange, überholt mich , fährt aber weiter. An der nächsten Ampel steht der Wagen neben mir. "Wenn ihr so etwas noch einmal macht, mach ich aus einem Eurer Wagen Schrott"
Seit diesem Vorfall hatte ich Einreiseverbot mit diesem Wagen .

Auch das war die DDR.
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