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Geschichte der Bundeskanzler
16.06.2012, 09:55
Beitrag: #1
Geschichte der Bundeskanzler
Ein Thema zu den Bundespräsidenten habe ich soeben erstellt, hier folgt das zu den Kanzlern:

An welchen Bundeskanzler erinnert Ihr Euch besonders? Warum?
Habt Ihr Begegnungen, Erinnerungen, Vorlieben oder Kritik an den Amtsinhabern?

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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16.06.2012, 10:53
Beitrag: #2
RE: Geschichte der Bundeskanzler
Hier das Thema zu den Bundespräsidenten:
http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...hp?tid=144

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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20.06.2012, 20:31
Beitrag: #3
RE: Geschichte der Bundeskanzler
Meine Erlebnisse mit Helmut Kohl


Helmut Kohl habe ich mal live erlebt. Es war ungefähr letzten Sommer bis Herbst…

Die BILD hatte zum zwanzigsten Jahrestag der Wiedervereinigung die Idee, in jeder Hauptstadt eines deutschen Bundeslandes ein Teil aus der Berliner Mauer aufzustellen - also eine Art Spende an die Stadt.
Klar sollte das vor allem Publikumsarbeit zugunsten der Bild sein.
Jedenfalls ging ein Teil aus der Mauer auch an Helmut Kohl, den „Vereinigungskanzler“. In einer feierlichen Zeremonie in Ludwigshafen - Oggersheim wurde der Betonblock in den Garten hinter Kohls Haus verfrachtet.
Der Schulleiter meiner Schule hatte einige Wochen zuvor einen Anruf von der Stadt oder von der Bild (weiß ich nicht mehr so ganz genau) bekommen. Denn Helmut Kohl hatte einmal unser Gymnasium - damals hieß es noch Oberrealschule - besucht.
Jedenfalls erinnerte sich mein Schulleiter in diesem Moment daran, dass er da so eine Klasse habe, die in Geschichte ganz interessiert sei und sich diszipliniert verhalte. Er meinte uns .

Eines Tages wurden wir dann deshalb gefragt, ob es für uns OK wäre, wenn wir an dem Tag, an dem Helmut Kohl den Mauerabschnitt kriegt, mit dem Bus zu dessen Haus fahren könnten und dann dort als Dekoration herumstehen könnten.
So wurde das natürlich nicht ausgedrückt, aber wir wussten, was gemeint war. Die Klasse zeigte sich erfreut und war einverstanden, bis auf ein Mitschüler, der irgendeinen unverschiebbaren Termin hatte.

Als der Tag dann da war, gingen wir nach der Schule in eine Seitenstraße, wo ein ziemlich großer Gelenkbus wartete.
Er war extra für die „Dekoration“ bestellt worden. Mit uns fuhr noch eine Klasse (erste oder zweite, dem Alter nach geschätzt) der Grundschule, die Helmut Kohl einmal besucht hatte - ganz in der Nähe meines Gymnasiums.

Nach einer kurzen Fahrt kamen wir in der Oggersheimer Villengegend an, wo die Reichen, die hohen BASF - Tiere etc. wohnen, und eben auch Helmut Kohl in einem flachen Häuschen in ruhiger Lage.
Erst wollten uns die Sicherheitskräfte der Polizei nicht durchlassen, da mussten erst die mitgekommenen Lehrer einschreiten.
Schließlich kamen wir durch und mussten uns in eine eigens abgetrennte Fläche direkt neben den Fotographen und Nachrichtenredakteuren zwängen.

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20.06.2012, 20:34
Beitrag: #4
RE: Geschichte der Bundeskanzler
Nachdem wir eine Brezel spendiert bekommen hatten, ging es los. Langsam wurde der ehemalige Kanzler im Rollstuhl auf den Weg zu seinem Haus geschoben, wo einige Vertreter der Bild und der Politik Aufstellung genommen hatten.
Erst sprach die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse, dann BILD - Chefredakteur Kai Diekmann, dann Kohls Frau...
und irgendwann Kohl - jedenfalls versuchte er es. Seine zweite Ehefrau hielt sein Manuskript, er brabbelte die Rede hinunter. Ích verstand nicht alles, aber zumindest das wesentliche:
Vom Glück der deutschen Einheit, von den Erfolgen der CDU/CSU bei der Wiedervereinigung … … …
Ihr könnt euch die groben Themen vorstellen…

Es war zwar offen gestanden ein bisschen langweilig – für mich, mehr noch für meine Klassenkameraden und ganz besonders für die armen Grundschüler, die gute Mine zum langweiligen Spiel machten – aber trotzdem ganz interessant mit den ganzen Polizisten, Reportern, Riesenkameras und Politikern.
Dann war der offizielle Teil vorbei und die zahlreich anwesenden Nachbarn Kohls verzogen sich wieder in ihre Häuser.

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20.06.2012, 20:36
Beitrag: #5
RE: Geschichte der Bundeskanzler
Für uns fing die Arbeit erst an, denn `zig Reporter aller bekannten Zeitungen, Regionalzeitungen und Fernsehsender wollten Interviews von uns.
Wie wir über die Einheit dächten, was wir im Unterricht darüber gelernt hätten, was wir von Kohl hielten.
Manche meiner Klassenkameraden verkauften ihre Meinung an die ganzen Redakteure, damit sie sich auf dem Heimweg noch ein Eis leisten konnten.

Die meisten taten einen auf erwachsen und ließen blumige Sätze ab.
Kohl hätte ja viel beigetragen und er sei ein großer Mensch und man höre da ja auch viel im Fernsehen, es sei für uns Jugendliche ja auch ein großes Glück, in solch friedlichen Zeiten zu leben, … … …
Im Grunde wiederholten sie nur, was schon in den Reden gesagt worden war.

Handybenutzung war verboten gewesen während der Veranstaltung. Ich war der einzige Schüler gewesen, der einen „normalen“ Fotoapparat mitgenommen und benutzt hatte.
Mich umringten also auch noch die Fotoreporter…
Am Ende bekam jeder der Schüler noch gratis einen Ausschnitt aus Kohls Memoiren („Vom Mauerfall bis zur Wiedervereinigung“, das Buch habe ich mit größtem Interesse gelesen) und ein Sachbuch der BILD zur Mauer, das für mich vor allem wegen der vielen Augenzeugenberichte interessant war.
Ich fand es etwas seltsam, dass die Grundschüler, die wohl gerade erst am Lesen lernen waren, 400 Seiten Kohl – Memoiren geschenkt bekamen…
Ja ja, die Erwachsenen haben manchmal Ideen…

Ich bekam von einem ortskundigen Mitschüler den Weg zum Bahnhof gezeigt und fuhr mit der Straßenbahn nach Hause.
An diesem Nachmittag eröffnete ich, inspiriert von den Erlebnissen, einen Thread über Helmut Kohls Verdienst an der deutschen Einheit.
Mal sehen, ob ich ein paar der Fotos als Anhang hier im Forum hochladen kann.

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20.06.2012, 20:40
Beitrag: #6
RE: Geschichte der Bundeskanzler
Leider ist selbst für das kleinste Bild der Speicher zu klein Confused

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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20.06.2012, 21:51
Beitrag: #7
RE: Geschichte der Bundeskanzler
(20.06.2012 20:34)Maxdorfer schrieb:  [...] dann BILD - Chefredakteur Kai Diekmann,[...]
Dodgy Hast Du ein Lesereporterbild gemacht?

Im Ernst:
Interessante Berichte!

Aber an sich komische Aktion, angefangen bei der Idee die Mauer zu verschenken.

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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21.06.2012, 15:41
Beitrag: #8
RE: Geschichte der Bundeskanzler
(20.06.2012 21:51)Viriathus schrieb:  
(20.06.2012 20:34)Maxdorfer schrieb:  [...] dann BILD - Chefredakteur Kai Diekmann,[...]
Dodgy Hast Du ein Lesereporterbild gemacht?

Im Ernst:
Interessante Berichte!

Aber an sich komische Aktion, angefangen bei der Idee die Mauer zu verschenken.

Wie gesagt, Publikumsarbeit vor allem.

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22.06.2012, 11:58
Beitrag: #9
RE: Geschichte der Bundeskanzler
Ihr Lieben,
für mich ist Willy Brandt, der Kanzler der mich am meisten beeindruckt hat und für den ich auch 1972 als SPD-Mitglied Wahlkampf gemacht habe. Er ist Friedensnobelpreisträger hatte den innerdeutschen Dialog mit der DDR mit seinem Besuch in Erfurt und der These "Wandel durch Annäherung" zur Deutschen Vereinigung weitergebracht.
Vorallem hat mich sein Kniefall in Warschau an dem Denkmal für die Toten des Warschauer Ghettoaufstandes sehr beeindruckt.Shy
Er wurde von schwarzer Seite wegen seiner unehelichen Geburt und dass er wegen der Nazizeit einen anderen Namen angenommen hat angefeindet.
Mir ist es im Wahlkampf passiert , dass diese Kreise die Losung ausgegeben hatten: "Willy Brandt an die Wand".Angry

Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu
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08.08.2012, 21:27
Beitrag: #10
RE: Geschichte der Bundeskanzler
Kiesinger habe ich 1965 anlässlich des Staatsbesuchs der Queen in D in Stuttgart im offenen Wagen gesehen, als beide die Königstraße runter fuhren. Persönlich erlebt habe ich Brandt und Schmidt, beide auf Wahlkampf in Stuttgart, sprachen vom Rathausbalkon. Persönlich erlebt habe ich auch Helmut Kohl auf Wahlkampf in Schwäbisch Hall. Erstaunlich, wie behende er trotz seiner Größe war, flitzte wie ein Wiesel ein Podest hoch, wo der dicke Jenninger ins Schwitzen geriet. Persönlich erlebt habe ich Gerhard Schröder und ein weiteres Mal Helmut Kohl in Schwäbisch Hall im Kasino des Unternehmens, in dem ich arbeitete. Weiter erlebt habe ich Lafontaine, Waigel, sowie die BaWü-Ministerpräsidenten Späth und Teufel. Sehr beeindruckend Kohls Frau Hannelore, die eineinhalb Stunden ohne Manus fließend über MS referierte.

Erlebte habe ich Gauck, er hielt eine sehr erfrischende + humorvolle Rede über seine damalige Behörde. Der Mann hat`s wirlich drauf, muss man sagen.

Ein Freund von mir und sein Sohn waren dabei, als Buprä Carstens den Hohenlohekreis durchwanderte ("Von Flensburg bis Berchtesgaden"). Da sagte sein Sohn: "Da vorne latscht der Bundespräsident!" BaWü-Ministerin Annemarie Griesinger, ein (h)ausgemachtes Original, hatte das mitgehört und meinte darauf: "Bub`der Bundespräsident latscht nicht, er schreitet einher!" Wink
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09.08.2012, 11:05
Beitrag: #11
RE: Geschichte der Bundeskanzler
ich war gerade 16 geworden, ein politischer Mensch, Bundestagsdebatte über die atomare Bewaffnung der Bundeswehr , als Erler Franz Josef Strauß entgegenschleuderte, dieser würde russgeschwärzt auf den Ruinen seines Bunkers sitzen und stammeln "das habe ich alles nicht gewolllt"
Ja, ich war ein politischer Mensch, ging in das früheren Parteilokal der SPD in Hamburg oben am Ohlsdorfer Friedhof und frage ganz dümmlich, ob ich in die SPD oder die CDU eintreten sollte.
Gepolter von hinten, ein schwarzhaariger Mann stürmt rein - Helmut Schmidt - geben Sie dem sofort ein Beitrittsformular. Ich unterschrieb.

Jahre später, gegen 23.00, ein kalter Dezemberabend, die Hamburger Innenstadt ist um diese Uhrzeit fast menschenleer. Helmut Schmid, nun nicht mehr Bundeskanzler, kommt mir mit einiger Begleitung der Sicherungsgruppe Bonn in geringem Abstand entgegen.
Höfliche Begrüßung: "Guten Abend Herr Bundeskanzler" Schmidt lächelt und antwortet, "Guten Abend, ich heiße Schmidt" auch ich kann mir das Lächeln nicht verkneifen.
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09.08.2012, 11:24
Beitrag: #12
Erhard
Bundestagswahlkampf 1965

Bundeskanzler Erhard sprich um 11.00 Uhr auf dem Bahnhofsplatz.
Hm, 11.00 Uhr ist noch Schule,
haben 38 "Frauen" und "Männer" die Klassenlehrerin gelöchert, dass sie einen früheren Schulschluss brauchen.
Nach der großen Pause:
"Des besonderen Anlasses wegen, kann jeder Schüler bereits um 11.05 Uhr die Schule zum Besuch der Wahlveranstaltung des Bundeskanzlers verlassen"
Der Direx hatte ein Einsehen, dass seine politikversessenen Schüler den Kanzler sehen wollten.

Juhu!
Aber, Moment, 11.05 Uhr, 5 Minuten brauchen wir bis zum Bahnhof, das reicht uns doch nicht!
Die Lehrerin "das reicht bestimmt, die kommen immer später".
Es war so, bis Erhard kam, wurde es fast 12.

Er stand dann auf der Rednertribüne, hat hin und wieder an der Zigarre gezogen, und ins Publikum gelächelt, solang sein Vorredner dran war.
Schließlich hat er geredet,
grundsätzliches von welthistorischer Bedeutung?

Ich weiß es nicht mehr.
Den einzigen Satz an den ich mich erinnern kann war
"sehen Sie, das ist das, was ich an der SPD so verurteile"
untermalt mit Bewegungen der Zigarrenbewehrten rechten Hand.

Naja, es war Wahlkampf.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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09.08.2012, 13:37
Beitrag: #13
RE: Erhard
(09.08.2012 11:24)Suebe schrieb:  Bundestagswahlkampf 1965

Bundeskanzler Erhard sprich um 11.00 Uhr auf dem Bahnhofsplatz.
Hm, 11.00 Uhr ist noch Schule,
haben 38 "Frauen" und "Männer" die Klassenlehrerin gelöchert, dass sie einen früheren Schulschluss brauchen.
Nach der großen Pause:
"Des besonderen Anlasses wegen, kann jeder Schüler bereits um 11.05 Uhr die Schule zum Besuch der Wahlveranstaltung des Bundeskanzlers verlassen"
Der Direx hatte ein Einsehen, dass seine politikversessenen Schüler den Kanzler sehen wollten.

Juhu!
Aber, Moment, 11.05 Uhr, 5 Minuten brauchen wir bis zum Bahnhof, das reicht uns doch nicht!
Die Lehrerin "das reicht bestimmt, die kommen immer später".
Es war so, bis Erhard kam, wurde es fast 12.

Er stand dann auf der Rednertribüne, hat hin und wieder an der Zigarre gezogen, und ins Publikum gelächelt, solang sein Vorredner dran war.
Schließlich hat er geredet,
grundsätzliches von welthistorischer Bedeutung?

Ich weiß es nicht mehr.
Den einzigen Satz an den ich mich erinnern kann war
"sehen Sie, das ist das, was ich an der SPD so verurteile"
untermalt mit Bewegungen der Zigarrenbewehrten rechten Hand.

Naja, es war Wahlkampf.


Für diese Bewegung mit dem rechten Arm scheint der Gute lange geübt zu haben, war es doch noch nicht so lange her, dass der rechte Arm dieses Mannes in Augenhohe gehoben war.

Übrigens: Erhardt hat das Konzept der "Freien Marktwirtschaft" mit einem Vertreter eines gewissen Otto Ohlendorf erarbeitet.
Googelt mal schön, und seht, wer dieser Ohlendorf war.
O war Fachmann in Wirtschaftsfragen, Wie auch Erhard.
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09.08.2012, 20:24
Beitrag: #14
RE: Erhard
(09.08.2012 13:37)krasnaja schrieb:  Für diese Bewegung mit dem rechten Arm scheint der Gute lange geübt zu haben, war es doch noch nicht so lange her, dass der rechte Arm dieses Mannes in Augenhohe gehoben war.

Übrigens: Erhardt hat das Konzept der "Freien Marktwirtschaft" mit einem Vertreter eines gewissen Otto Ohlendorf erarbeitet.
Googelt mal schön, und seht, wer dieser Ohlendorf war.
O war Fachmann in Wirtschaftsfragen, Wie auch Erhard.


Wer der Ohlendorf war, weiß ich sehr gut.
Und wen du mit seinem "Vertreter" meinst vermutlich auch.
Der Rest ist aber Quark, denn Ohlendorfs "Vertreter" teilte zur relevanten Zeit die Anklagebank mit seinem "Chef" im Einsatzgruppenprozess.

Du liest zu viel DDR-Propaganda wie Braunbücher und so. Und glaubst ungeprüft.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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09.08.2012, 22:03
Beitrag: #15
RE: Geschichte der Bundeskanzler
Ohlendorf wurde 1943 von Himmler beauftragt, ein Wirtschaftskonzept zu erarbeiten, das nach dem Krieg umgesetzt werden sollte. Bei der Erarbeitung des Konzeptes wurde Ohlendorf von Wirtschaftsfachleuten beraten bzw. diese arbeiteten ihn zu. Einer dieser Wirtschaftsfachleute war Erhard.

Wenn hier aber suggeriert werden soll, dass Erhard die "rechte Hand" Ohlendorfs gewesen war und dass das Konzept der sozialen Marktwirtschaft von Ohlendorf erarbeitet und dann von Erhard umgesetzt wurde, ist dies ein grob fahrlässiger Umgang mit der Wahrheit. Ludwig Erhard war zwar kein Widerstandskämpfer, aber er war auch nie Mitglied der NSDAP oder einer ihrer Organisationen. Er weigerte sich standhaft der "Deutsche Arbeitsfront" der Nationalsozialisten einzutreten, so dass er 1943 seinen langjährigen Arbeitsplatz am Nürnberger Institut für Industrieforschung verlassen musste. Allerdings waren seine Kontakte zur Industrie so stark, dass er von 1943 bis 1945 ein kleines privates Institut betreiben konnte.

Erhard hatte z.B. 1943, noch als Leiter des Instituts für Industrieforschung, eine Studie über "Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolodierung" verfasst und diese an Dr. Carl Goerdeler geschickt. Gordeler, von dessen Verbindungen zum Widerstand Erhard allerdings nichts wusste, äußerte sich positiv über diese Arbeit. Wären nach dem 20. Juli 1944 die Aktennotizen Goerdelers über Erhard in die Hände der Gestapo gekommen, hätte dies ein Verurteilung Erhards (im schlimmsten Falle zum Tode) zur Folge gehabt.

Bereits im April 1945 beauftragten ihn die Amerikaner, das Wirtschaftsamt der Stadt Fürth aufzubauen. Im Oktober 1945 wurde Erhard auf Wunsch der Amerikaner bayrischer Wirtschaftsminister. Der damalige sozialdemokratische Ministerpräsident von Bayern, Wilhelm Hoegner, stimmte diesem Personalvorschlag sofort zu.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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10.08.2012, 08:43
Beitrag: #16
RE: Erhard
(09.08.2012 20:24)Suebe schrieb:  
(09.08.2012 13:37)krasnaja schrieb:  Für diese Bewegung mit dem rechten Arm scheint der Gute lange geübt zu haben, war es doch noch nicht so lange her, dass der rechte Arm dieses Mannes in Augenhohe gehoben war.

Übrigens: Erhardt hat das Konzept der "Freien Marktwirtschaft" mit einem Vertreter eines gewissen Otto Ohlendorf erarbeitet.
Googelt mal schön, und seht, wer dieser Ohlendorf war.
O war Fachmann in Wirtschaftsfragen, Wie auch Erhard.


Wer der Ohlendorf war, weiß ich sehr gut.
Und wen du mit seinem "Vertreter" meinst vermutlich auch.
Der Rest ist aber Quark, denn Ohlendorfs "Vertreter" teilte zur relevanten Zeit die Anklagebank mit seinem "Chef" im Einsatzgruppenprozess.

Du liest zu viel DDR-Propaganda wie Braunbücher und so. Und glaubst ungeprüft.

Es ist in der BRD seit 50 Jahren immer das gleiche, sowie Wahrheiten ausgesprochen werden, ist man Kommunist oder Rot.
Ich habe hier gar nichts sugeriert, das ist DEINE subjektive Deutung, Ich wies lediglich darauf hin, dass Erhard sich nach 1945 mit Wirtschaftfachleuten getroffen hat, die - wahrscheinlich auch nur zufällig, und völlig ohne Schuld - in Massenmorde verwickelt waren. Und Erhard gehörten zu den zig-Millionen uninformierter Deutscher, die 1946 immer noch nicht wussten, was Einsatzgruppen waren.

Vertell mi nix über die damalige Kumpanei zwischen führenden CDU-Leuten und früheren hochrangigen Nazis.


Zitat:
Soziale Marktwirtschaft.«
Mit diesen Worten beginnt ein weiterer Artikel von Otto Köhler in der heutigen Ausgabe der “Jungen Welt” zur (Vor-)geschichte der BRD. Er erzählt, wie der “Vater des Wirtschaftswunders” und spätere CDU-Bundeskanzler Ludwig Erhard im Januar 1945 im Verlauf eines Gesprächs mitten im zerbombten Berlin bei Burgunder, Cognac, Bohnenkaffee und Zigarren gemeinsam mit Karl Günther Weiss, dem Vertreter des für dieses Gespräch verhinderten Repräsentanten der SS, Otto Ohlendorf (Reichssicherheitshauptamt, SD-Inland, zuvor Befehlshaber der Einsatzgruppe D, letzter Dienstrang: SS-Gruppenführer, Generalleutnant der Polizei), an die Planung der wirtschaftspolitischen Nachkriegsordnung ging. Entscheidend dabei: die Kontinuität der Wirtschaftsordnung.
Wie es dabei zum Begriff der “Sozialen Marktwirtschaft” kam, schildert Köhler, Forschungsergebnisse des Historikers Michael Brackmann aufgreifend, im folgenden Dialog zwischen Weiss und dem Vertreter der Reichsgruppe Industrie und Autor der Denkschrift “Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung“, Ludwig Erhard, folgendermaßen:

»Was Sie wollen«, sagte Weiss dem Besucher, »ist eine großräumige Wirtschaftsordnung mit freien Märkten und einer privaten Eigentumsgarantie.«
Er machte dem Besucher einen Vorschlag zur Güte: »Ob Sie das nun aber eine demokratische Marktwirtschaft nennen oder als eine Soziale Marktwirtschaft bezeichnen, worin Ohlendorf einen Anklang an seine nationalsozialistischen Vorstellungswelten erblicken würde, kann doch nicht so wesentlich sein.«
Das war’s.
Erhard: »Was haben Sie da gesagt? – ›Soziale Marktwirtschaft‹ –, das ist ein Begriff, der mir gefällt. Wenn Sie noch ein Glas von Ihrem Burgunder haben, dann wollen wir darauf anstoßen«.
So entstand im Auftrag des Massenmörders Ohlendorf der Begriff, dem Angela Merkel heute in der ganzen Welt zum Sieg verhelfen will.”

http://antinazi.wordpress.com/2009/09/19...irtschaft/

Und warum ist "der Rest Qark" ? Wer in einer derart exponierten Stellung wie Ehrhard im 3. Reich arbeitet, grüßte mit "Heil Hitler" (die absolute Majorität in Deutschland natürlich nur darum, um nicht aufzufallen, um Schlimmereres zu verhüten , wie dann nach 1946 aus aller Munde zu hören war)
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15.08.2012, 21:56
Beitrag: #17
RE: Geschichte der Bundeskanzler
(09.08.2012 11:24)Suebe schrieb:  Bundestagswahlkampf 1965

Bundeskanzler Erhard sprich um 11.00 Uhr auf dem Bahnhofsplatz.
Hm, 11.00 Uhr ist noch Schule,
haben 38 "Frauen" und "Männer" die Klassenlehrerin gelöchert, dass sie einen früheren Schulschluss brauchen.
Nach der großen Pause:
"Des besonderen Anlasses wegen, kann jeder Schüler bereits um 11.05 Uhr die Schule zum Besuch der Wahlveranstaltung des Bundeskanzlers verlassen"
Der Direx hatte ein Einsehen, dass seine politikversessenen Schüler den Kanzler sehen wollten.

Juhu!
Aber, Moment, 11.05 Uhr, 5 Minuten brauchen wir bis zum Bahnhof, das reicht uns doch nicht!
Die Lehrerin "das reicht bestimmt, die kommen immer später".
Es war so, bis Erhard kam, wurde es fast 12.

Er stand dann auf der Rednertribüne, hat hin und wieder an der Zigarre gezogen, und ins Publikum gelächelt, solang sein Vorredner dran war.
Schließlich hat er geredet,
grundsätzliches von welthistorischer Bedeutung?

Ich weiß es nicht mehr.
Den einzigen Satz an den ich mich erinnern kann war
"sehen Sie, das ist das, was ich an der SPD so verurteile"
untermalt mit Bewegungen der Zigarrenbewehrten rechten Hand.

Naja, es war Wahlkampf.

Schöne Geschichte. Zur Schade meiner Generation muss ich sagen, dass würds heut nicht mehr geben.
Da wählen ja nicht mal mehr alle eines Abiturjahrgangs...

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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