Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Die Reichsinsignien
08.03.2024, 17:54
Beitrag: #1
Die Reichsinsignien
Sie befinden sich bekannterweise in Wien

https://www.derstandard.de/story/2000143...untersucht

Hier berichtet der "Standard" über die derzeit laufenden wissenschaftlichen Untersuchungen insbesondere der Reichskrone.

Neulich war ich auf dem Zollern, dort ist in der Schatzkammer die preußische Königskrone mit der Wilhelm I. in Königsberg gekrönt wurde.
Eine andere, insbesondere eine Kaiserkrone des 2. Deutschen Reiches gibt es nicht.
Abbildungen auf Briefmarken und Münzen sind reine Fantasieprodukte.

Den Status, den die Krone des HRR, die Stephanskrone und die Eiserne Krone der Langobarden haben,
hat keine andere der vielerlei Kronen auf der Welt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
09.03.2024, 10:04
Beitrag: #2
RE: Die Reichsinsignien
Dass mit dem Status überrascht mich nicht - sie sind schließlich einzigartig, oder ...Big Grin

Ausschnitt aus einem meiner Romanentwürfe, stark gekürzt (Weglassungen sind mit [...] gekennzeichnet)

---------------------------------
In der Stadt Rom im Frühjahr 1453
[...] Gleich darauf war ich bei den Räumen [...] und ließ mich durch den Türhüter melden. Ich wurde gleich eingelassen und fand ihn am Tisch vor, wo er gerade in den Anblick einiger Gegenstände vertieft war. Sein sonst so abwesender Blick war voller Faszination auf eine goldene Bügelkrone mit einem Kreuzaufsatz gerichtet, die mit zahlreichen schimmernden Steinen besetzt war. Einer der roten Steine wurde direkt vom Licht der Kerze beschienen, wodurch seine Farbe wirkungsvoll nach innen leuchtete, sicherlich ein eindrucksvoller Anblick. Er wandte sich mir zu und sagte mit einer Begeisterung, die ich gar nicht von ihm gewohnt war. „Die Reichskleinodien sind da.“
[...] Er nickte, aber sein Blick galt nicht mir, sondern dem länglichen Gegenstand, der direkt vor ihm lag. [...] „Ohnehin klar, dass sie die Reichskleinodien herausrücken.“ So gesprächig kannte ich ihn gar nicht. Aber nun konnte ich es doch nicht lassen, ihn daran zu erinnern: „Ganz so sicher warst du aber nicht, denn wozu hast du sonst deine eigenen Reichskleinodien anfertigen lassen?“
„Sicher ist sicher, und ein wenig Druck kann nie schaden. Wir werden wohl der Stadt Nürnberg als erste ihre Privilegien bestätigen. Aber schau doch einmal.“ Er deutete auf den Gegenstand vor sich. Es war eine längliche Waffe, und da hatte ich bereits eindrucksvollere gesehen, Speere mit reichem Zierrat, Spieße mit fester Spitze oder elegante, gebogene Lanzen. Trotzdem zwang ich mich zu einer höflichen Antwort. „Sieht ganz gut aus.“
„Gutes Aussehen“, er verzog den Mund. „Dir fällt doch nie etwas anderes auf. Das ist keine Waffe, die gut aussieht. Das ist sie, die Heilige Lanze des Hauptmannes Longinus, eine der Insignien unseres Reiches. Ihr verdankt Otto der Große den Sieg auf dem Lechfeld. Schau doch einmal, diese Perfektion, so schlicht und eindrucksvoll, so ausgewogen ...“ Seine Verzückung konnte ich nicht verstehen, abgesehen davon, dass ich diese Form von Begeisterung an ihm gar nicht kannte. Ich hätte eher vermutet, dass das Stück von einem Stümper oder ein Lehrling hergestellt worden war, und wäre ich der Auftraggeber gewesen, hätte ich den Schmiedemeister, der das zu verantworten hatte, zur Rechenschaft gezogen. Aber vielleicht waren die Schmiede der Römer bei weitem noch nicht so gut, wie unsere Handwerker, und der Hauptmann Longinus hatte nicht wissen können, dass seine Lanze, für ihn sicher nur ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand, einmal so wichtig sein würde.

Inzwischen griff er nach der Bügelkrone und schob sie zu mir hinüber. „Schau, das ist die Heilige Krone unseres Reiches, das Abbild des himmlischen Jerusalems. Geadelt durch die vielen Krönungen, bei denen sie Zeuge war. Wie gefällt sie dir? Ist sie nicht großartig?“ Er klang noch immer ganz aufgeregt, und das wegen einem Kopfschmuck aus Gold und Edelsteinen, der gar nicht übel aussah. [...] „Dir fällt aber auch gar nichts auf. Sieh dir doch einmal ihre Gestalt an. Fällt dir denn wirklich nichts auf?“ Da ich keine Antwort gab, fügte er hinzu. „Sie ist nicht rund wie die andere Kronen, sondern sieh nur! Sie besteht aus einzelnen Bogenplatten, die miteinander verbunden sind. Zähl nur, es sind acht. Das zeigt, dass sie etwas Besonderes ist.“
„Ist denn diese Anzahl so wichtig?“
„Acht Platten, sie erinnern an die acht Menschen, welche die Sintflut überlebt haben und mit denen unser Allmächtiger Vater einen Bund eingegangen ist. Acht, das ist die Zahl der Vollendung, das ist die Zahl des Unendlichen, und die acht, sie ist die Zahl der Erlösung des Messias. Die acht ist eine wunderbare Zahl, und sie ist auch die Zahl des Kaisers.“

Sein Verhalten war wirklich merkwürdig, als hätten ihn diese Reichskleinodien verhext. Das allerdings war auszuschließen, denn sonst hätte ich doch auch verrückt sein müssen. Um von diesen Gegenständen wegzukommen, erinnerte ich ihn: „War nicht ausgemacht, dass du heute endlich einmal mit deiner lieben Frau Gemahlin dinieren wirst?“
„Das war ausgemacht. Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass heute die Reichskleinodien ankommen.“
„Aber deswegen musst du das gemeinsame Nachtmahl doch nicht ausfallen lassen.“
„Ich muss aber, es bleibt keine Zeit.“
„Da verstehe ich dich wirklich nicht."
Er hatte sich wieder der Krone zu gewendet, während er mich mit einer für seine Verhältnisse sehr langen Antwort bedachte. „Die zwei Nürnberger hocken nicht zufällig im Vorraum. Es ist ausgemacht, dass ich die Reichskleinodien nicht aus dem Gemach schaffen darf und sie solange da bleiben, bis ich erlaube, dass sie die Stücke wieder in ihre Unterkunft bringen. [...] Nun, sobald ich mir die Reichskleinodien angesehen habe, kommen sie wieder in die Unterkunft, welche diese Nürnberger bewohnen.“
„Und was ist mit der Krönung?“
„Da wird es wie bei meiner Königskrönung ablaufen. Die Reichskleinodien werden für die Zeremonie ausgehändigt und gleich danach wieder zurückgegeben. Da habe ich sicher keine Zeit, sie mir noch näher anzusehen. Und dann sind sie wieder in Nürnberg. Du siehst, ich habe keine Wahl. Mit meiner Gemahlin kann ich mich auch dann noch befassen". Dann war er auf einmal wieder ungewöhnlich gesprächig, als er mir zu erklären begann, welche Edelsteine in die vollkommene Gestalt dieser Krone eingearbeitet waren, mich auf ihre Anzahl hinwies und Ähnliches. Ich verstand das Meiste von dem, was er mir sagte, nicht. Das einzige, was ich kapierte: Die Reichskrone war sehr kostbar, aber das hatte ich doch ohnehin gewusst. Nach etwa einer halben Stunde wurde es mir zu viel, und ich empfahl mich, was er nicht einmal mitbekam. [...]

---------------------------------

Eine Beschreibung von zwei Reichkleinodien oder wie baut eine arme Schreiberin Fachwissen in eine Szene ein, ohne dass sich die Leserschaft langweiltTongue

Übrigens ist die Szene fiktiv - dass der Kaiser sich in seinen Räumlichkeiten die Reichskleinodien ansehen darf, während zwei Herren von der Nürnberger Gesandtschaft in Rom nur vor der geöffneten Türe hocken und der Anführer der Gesandtschaft sich inzwischen mit Kardinal Piccolomini Reliquien ansieht - die Stadt Nürnberg hatte ihrer Gesandtschaft ausdrücklich befohlen, die Reichskleinodien nur während der Krönung aus der Hand zu geben und sie unmittelbar danach wieder an sich zu nehmen - offensichtlich fürchteten sie, dass der Kaiser sie für sich behalten würde.

Die despektierliche Bezeichnung der beiden Nürnberger Gesandten als die Nürnberger ist der Erzählperspektive geschuldet und gibt die Meinung des Kaisers wieder, aber natürlich nicht meine eigene.

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds