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Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
02.02.2013, 00:34
Beitrag: #41
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
(30.01.2013 16:47)913Chris schrieb:  Der Erfolg ist, dass die Kirchen leerer werden, die Pfarrer weniger, die Pfarreien größer. Der Sonntagsgottesdienst wird in den einzelnen Kirchen dieser Großgemeinden nur noch im mehrwöchigen Rythmus abgehalten, von den Gläubigen wird erwartet, auch mal 20, 30km zur Kirche zu fahren. Selbst die engagierten Christen werden da nicht lange mitspielen. Bleiben werden die, für die der Pfarrer nach wie vor letzte Instanz ist, der zu gehorchen ist.

Wie der Suebe sagte, ist das aber nicht nur bei den Katholiken so. Ich selbst gehöre ja keiner Konfession an, weil meine Eltern an die große Toleranz glaubten und dachten, daß ich mir meine Religion schon schon selbst suchen solle. Da sie mir aber keine angeboten haben, habe ich mir natürlich auch keine "ausgesucht."
Das wollte ich bei meinen Kindern besser machen und so waren beide erst in einem katholischen Kindergarten und haben dann in der Grundschule den evangelischen Religionsunterricht besucht.
Der jüngere wollte dann dieses Jahr an den Ferienspielen der evangelischen Gemeinde teilnehmen, die für unsere Schule zuständig ist. Da ich nun mal der Meinung bin, daß man dann auch den entsprechenden Gottesdienst mitmachen muss, waren wir also sowohl im Begrüßungs- als auch im Abschluss Gottesdienst.
Der Begrüßungs- Gottesdienst hat mich noch sehr bewegt. Er wurde von einem noch nicht ganz "fertigen" Pfarrer gehalten, drehte sich um die Geschichte mit dem Heiligen Samaritern- und das hat mir wirklich etwas gegeben.
Eine Wirkung, die die Pfarrerin dann wieder gnadenlos zerstört hat. Nur dessen Werk, der getauft ist, so ihre mehrfache Aussage, kann wirklich gut sein, und er sich gut verhalten, weil er durch die Taufe Teil von Gott ist. Und wer nicht getauft ist, der kann nicht wirklich Gutes tun, weil er ja von Gott entfernt ist. Da ist alles Mühen sinnlos.

Hatte ich bei der Predigt des jungen Mannes noch daran gedacht, vielleicht doch öfter mal die Kirche aufzusuchen, wußte ich nach Worten der Pfarrerin, warum ich davor immer wieder mal zurückgeschreckt war.... ich erinnerte mich an einen anderen evangelischen Pfarrer, der einen Säugling mehr oder weniger angebrüllt hatte "Du hast dich entschieden, ein Christ zu sein" und nach dessen Worte die Taufe das einzige war, was den Menschen vom Affen unterscheidet...

Solange Dogma vor Menschlichkeit geht, brauchen sich die Kirchen über nichts zu wundern...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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02.02.2013, 11:06
Beitrag: #42
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
(02.02.2013 00:34)Bunbury schrieb:  
(30.01.2013 16:47)913Chris schrieb:  Der Erfolg ist, dass die Kirchen leerer werden, die Pfarrer weniger, die Pfarreien größer. Der Sonntagsgottesdienst wird in den einzelnen Kirchen dieser Großgemeinden nur noch im mehrwöchigen Rythmus abgehalten, von den Gläubigen wird erwartet, auch mal 20, 30km zur Kirche zu fahren. Selbst die engagierten Christen werden da nicht lange mitspielen. Bleiben werden die, für die der Pfarrer nach wie vor letzte Instanz ist, der zu gehorchen ist.

Wie der Suebe sagte, ist das aber nicht nur bei den Katholiken so. Ich selbst gehöre ja keiner Konfession an, weil meine Eltern an die große Toleranz glaubten und dachten, daß ich mir meine Religion schon schon selbst suchen solle. Da sie mir aber keine angeboten haben, habe ich mir natürlich auch keine "ausgesucht."
Das wollte ich bei meinen Kindern besser machen und so waren beide erst in einem katholischen Kindergarten und haben dann in der Grundschule den evangelischen Religionsunterricht besucht.
Der jüngere wollte dann dieses Jahr an den Ferienspielen der evangelischen Gemeinde teilnehmen, die für unsere Schule zuständig ist. Da ich nun mal der Meinung bin, daß man dann auch den entsprechenden Gottesdienst mitmachen muss, waren wir also sowohl im Begrüßungs- als auch im Abschluss Gottesdienst.
Der Begrüßungs- Gottesdienst hat mich noch sehr bewegt. Er wurde von einem noch nicht ganz "fertigen" Pfarrer gehalten, drehte sich um die Geschichte mit dem Heiligen Samaritern- und das hat mir wirklich etwas gegeben.
Eine Wirkung, die die Pfarrerin dann wieder gnadenlos zerstört hat. Nur dessen Werk, der getauft ist, so ihre mehrfache Aussage, kann wirklich gut sein, und er sich gut verhalten, weil er durch die Taufe Teil von Gott ist. Und wer nicht getauft ist, der kann nicht wirklich Gutes tun, weil er ja von Gott entfernt ist. Da ist alles Mühen sinnlos.

Hatte ich bei der Predigt des jungen Mannes noch daran gedacht, vielleicht doch öfter mal die Kirche aufzusuchen, wußte ich nach Worten der Pfarrerin, warum ich davor immer wieder mal zurückgeschreckt war.... ich erinnerte mich an einen anderen evangelischen Pfarrer, der einen Säugling mehr oder weniger angebrüllt hatte "Du hast dich entschieden, ein Christ zu sein" und nach dessen Worte die Taufe das einzige war, was den Menschen vom Affen unterscheidet...

Solange Dogma vor Menschlichkeit geht, brauchen sich die Kirchen über nichts zu wundern...


Die Kirche (gleich welcher Richtung) ist Menschenwerk.
Und bei den Vertretern der Amtskirchen "menschelet" es ganz fürchterlich. Dass einem dies ganz besonders "in die Nase sticht" mag aber zum Teil daran liegen, dass man halt höhere Ansprüche an eine moralische Institution stellt,
wie an eine "normale" landläufige.

Bei der evangelischen Landeskirche Württembergs, auch bei den Methodisten, (von den anderen habe ich keine Kenntnis, aber es wird ähnlich sein,) gibt es die stillschweigende Regelung, dass sich die Pfarrer so alle 10-12 Jahren in eine andere Gemeinde versetzen lassen.
Was ganz zweifellos allen Beteiligten nur gut tut.

Wenn mir einer erzählt, dass seine Kirche die Natur, der Wald ist, kann ich das gut verstehen.
Meine Frau braucht immer mal wieder die "Auslegung des Wortes" sprich die Predigt.
Ich dagegen ziehe die Kirche vor, in der gerade kein Pfarrer ist, ein kurzes Verweilen in einem sakralen Raum tut mir immer wieder gut. Die kleinen Kapellen am Wegesrand sind für solche Zwecke hervorragend geeignet.

Da muss jeder seinen Weg selbst suchen, oder auch nicht.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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02.02.2013, 11:54
Beitrag: #43
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
(02.02.2013 11:06)Suebe schrieb:  Die Kirche (gleich welcher Richtung) ist Menschenwerk.
Und bei den Vertretern der Amtskirchen "menschelet" es ganz fürchterlich. Dass einem dies ganz besonders "in die Nase sticht" mag aber zum Teil daran liegen, dass man halt höhere Ansprüche an eine moralische Institution stellt,
wie an eine "normale" landläufige.

Letzteres bezweifle ich. Wir scheinen nach Regelvorgabe regelrecht zu schreien, und wir erwarten immer von der Regelgebenden Institution, daß sie besser ist als wir- schließlich sollen die Regeln dafür sorgen, daß wir uns "richtig" verhalten.
Ich brauche keine Kirche, die mir sagt, daß das, was ich tue, nur dann in Ordnung ist, wenn ich getauft bin. Über eine derartige Schwarz-Weißmalerei bin ich seit dem Ende der Pubertät hinaus, und von daher kann mir eine solche Institution nichts mehr geben.
Schade eigentlich. Ich würde mir nämlich durchaus mal hin und wieder ein wenig Orientierung wünschen, jemanden, der mich einfach auf die Dinge hinweist, die in meinem Leben nicht so präsent sind und die mir aber doch das Spektrum erweitern.

Das Bedürfnis haben offensichtlich viele und machen dann eben sonst etwas dafür. Gehen zum Guru, machen Yoga, Shaihatus oder sonst etwas.
Und die Kirchen werden leerer...

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02.02.2013, 12:53
Beitrag: #44
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
(02.02.2013 11:54)Bunbury schrieb:  Das Bedürfnis haben offensichtlich viele und machen dann eben sonst etwas dafür. Gehen zum Guru, machen Yoga, Shaihatus oder sonst etwas.
Und die Kirchen werden leerer...

Der Ashram in Poona...

verdammt lange her................
als der Charly, ein Jugendfreund von dort nach einem Jahr wiederkam, war er überaus desillusioniert.
Hab ihn dann aus den Augen verloren, kein Schimmer was er heute macht.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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02.02.2013, 13:25
Beitrag: #45
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
Es ist ja nicht gesagt, daß man irgendwo anders das findet, was man sucht.

Aber die Kirche ist anscheinend der erste Ort, an dem man es nicht gefunden hat....

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02.02.2013, 14:20
Beitrag: #46
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
Es würde nun zu weit führen, aber ich denke, das Wort Dogma, vor allem das, was dahintersteht wird völlig falsch aufgefasst. Wir sind aber etwas arg weit vom Thema abgekommen, bzw. vom Hunderstel ins Dreißigtausendstel.

Deswegen würde ich die Diskussion doch wieder mehr ins Phiosophische Rücken, was hier eher der Ausgangspunkt war als die Dogmatik und die Systematik. Wir sind am Anstoß weit vorbei gegangen, schließlich sollte das eine Geschichtliche Diskussion werden. Worauf wir dann mal eher eingehen sollten und unsere Gedanken lenken könnten, wäre französische Revolution, Napoleon, 48er Revolutionen in Europa und zum Schluss die Arbeiterfrage im Kontext der kirchlichen Menschenrechtrezeption.

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
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02.02.2013, 15:34
Beitrag: #47
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
(02.02.2013 13:25)Bunbury schrieb:  Es ist ja nicht gesagt, daß man irgendwo anders das findet, was man sucht.

Aber die Kirche ist anscheinend der erste Ort, an dem man es nicht gefunden hat....


Ach woher denn.

Nach netto 2.000 Jahre Kirchengeschichte, nimmst du das AT dazu, nochmals eben soviel, muss der Schluss genau entgegengesetzt lauten.

Die meisten Heilsversprechen haben eine Halbwertszeit von vielleicht 24 Monaten, siehe der Ashram.

Was bleibt? Konfuzius, Hinduismus, Buddismus der Islam und das Christentum.

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02.02.2013, 16:37
Beitrag: #48
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
(02.02.2013 14:20)WernerS schrieb:  Deswegen würde ich die Diskussion doch wieder mehr ins Phiosophische Rücken, was hier eher der Ausgangspunkt war als die Dogmatik und die Systematik. Wir sind am Anstoß weit vorbei gegangen, schließlich sollte das eine Geschichtliche Diskussion werden. Worauf wir dann mal eher eingehen sollten und unsere Gedanken lenken könnten, wäre französische Revolution, Napoleon, 48er Revolutionen in Europa und zum Schluss die Arbeiterfrage im Kontext der kirchlichen Menschenrechtrezeption.

Davon ist die Debatte aber schon ganz lange weg.
Mir leuchtet jetzt nicht ganz ein, wie herum du es haben willst. Einfluss der katholischen Theologie auf die von dir genannten Ereignisse- oder Einfluss der von dir genannten Ereignisse auf die katholische Theologie...

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02.02.2013, 17:43
Beitrag: #49
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
Schreibe ich mal als Falschgläubiger

Die Kurie hat zwischen 1790 und 1820 einen der Tiefpunkte ihrer Bedeutung erreicht.
Die Mediatisierungen in Mitteleuropa aber, haben sich ganz kräftig zu Gunsten der Kurie ausgewirkt.
So hat sie bis 1870 alle Rest an weltlicher Macht verloren, um um so mehr an geistiger zu gewinnen.

Ich will es nicht glauben, dass diese mächtigen Reichsfürsten von Köln von Trier usw. usf. sich derart von Rom gängeln ließen, wie es die späteren "beamteten" Bischöfe usw. ließen und lassen.

Was die Haltung der Kath. Kirche zu den Menschenrechten angeht, fehlt mir schlicht der Zugang.
Ich kann "nichts" nachvollziehen.
Ein historisches Beispiel:
Ich wohne wenige km vom Stammsitz der Stauffenbergs entfernt. Insbesondere die Mutter des Hitler Attentäters hat bis zu ihrem Tod in Lautlingen gewohnt.
Dort hat man in den 50ern begonnen, am 20. Juli Gedenkfeiern für die beiden Brüder abzuhalten.
Die kath. Kirche hat sich jahrelang sehr geziert an diesen Feiern aktiv teilzunehmen.
Der Attentäter war in den Augen der Kirche ein "Eidbrüchiger".

Ich, Protestant, enthalte mich einer Stellungnahme.

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03.02.2013, 15:48
Beitrag: #50
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
Zitat: Mir leuchtet jetzt nicht ganz ein, wie herum du es haben willst. Einfluss der katholischen Theologie auf die von dir genannten Ereignisse- oder Einfluss der von dir genannten Ereignisse auf die katholische Theologie...

Die Wechselwirkung ist sicher auch nicht ganz uninteressant. Der Einfachheithalber würde ich auf der philosophischen Ebene blieben, in der auch mein Ausgangstext angestellt worden ist. Darum geht es Kirchen in der Politik und und in Wirken.

Zitat:So hat sie bis 1870 alle Rest an weltlicher Macht verloren, um um so mehr an geistiger zu gewinnen.

Das ist vollkommen richtig würde ich sagen.

Zitat: Die kath. Kirche hat sich jahrelang sehr geziert an diesen Feiern aktiv teilzunehmen.
Der Attentäter war in den Augen der Kirche ein "Eidbrüchiger".

Es gibt sicher vieles, was der Klerus macht und selbst wohl nicht versteht.... Ich habe auch keine Ahnung.

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06.02.2013, 18:36
Beitrag: #51
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
(30.01.2013 16:47)913Chris schrieb:  
(30.01.2013 15:44)Marco schrieb:  Aber was heißt im religiösen Sinn ideologisch?
Dass Opus Dei nicht bereit ist, über eine gewisse Öffnung der Kirche zur "Welt" (= in diesem Fall die Laien) auch nur nachzudenken, sondern viel eher danach strebt, die Uhr wieder zurück zu drehen, auf den Stand vor dem Vaticanum II. Ich brauch mir doch nur ansehen, was aus den umliegenden Priesterseminaren hervorgeht: Lauter junge Leute, die sich in die althergebrachte Priestertracht hüllen, Pfarrer, die im Anzug unterwegs sind, als "Krawattenpriester" verunglimpfen, am liebsten lateinische Messen singen (auch wenn da nur zwei Leutchen drinsitzen; beileibe nicht die berühmten alten Muttchen, die flüchten da nämlich sogar bei uns aufm Dorf davor)

Diejenigen, die in den letzten Jahren aus den Priesterseminaren von Augsburg, Eichstätt und Regensburg gekommen sind, sind geprägt von den Bischöfen Mixa (erst Eichstätt, dann Augsburg) und Müller (Regensburg).

Und nun versuch mal, mit diesen Pfarrern und Bischöfen z.B. über Beteiligung von Laien am Gottesdienst oder gar Wortgottesdienste zu reden. Laut Vaticanum II ist solches nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. Nur kann man als Laie derzeit damit nur Widerstand von Seiten der Geistlichkeit erwarten...

Der Erfolg ist, dass die Kirchen leerer werden, die Pfarrer weniger, die Pfarreien größer. Der Sonntagsgottesdienst wird in den einzelnen Kirchen dieser Großgemeinden nur noch im mehrwöchigen Rythmus abgehalten, von den Gläubigen wird erwartet, auch mal 20, 30km zur Kirche zu fahren. Selbst die engagierten Christen werden da nicht lange mitspielen. Bleiben werden die, für die der Pfarrer nach wie vor letzte Instanz ist, der zu gehorchen ist.


Ich find das alles überhaupt nicht gut. Zum Glück hab ich hier in der Gegend noch eine Pfarrei, in der ich mich zu Hause fühlen kann. Meine Heimatpfarrei ist das aber nicht mehr, vielmehr fahre ich eben die 20km zur "Kirche meiner Wahl". Dort kriege ich nämlich in der Predigt Denkanstöße und keine Katechismusauszüge...

Hier vermischst Du einige Punkte, die ja für sich genommen durchaus berechtigt sind.

Gründe für weniger Sonntagsmessen sind einerseits immer weniger katholische Priester (in Mitteleuropa). Das hängt sicherlich mit den kirchlichen Rahmenbedingungen zusammen (Zölibat, Ausschluss von Frauen), anderenorts (Polen, Spanien, Amerika, Indien) gibt es das Problem allerdings nicht, weshalb die Kirche, die ja immer auch den weltweiten Maßstab im Blick hat, hier so schnell keine Änderungen vornehmen wird.

Andererseits darf man auch nicht vergessen, dass es auch immer weniger Leute gibt die Sonntags regelmäßig zur Kirche gehen. Dass es deshalb zu einer Zusammenlegung von Messen kommt ist ja nicht schlimm. Hier reagiert man ja nur auf ein gesellschaftliches Phänomen. Man sollte aber durchaus darüber nachdenken, warum weniger Leute einen Gottesdienst besuchen. Die abnehmende Tendenz ist ja bereits seit den 60er Jahren zu beobachten. Viele Modernisierungsversuche der Vergangenheit haben grade nicht die gewünschten Erfolge gehabt. Man darf also durchaus die Frage stellen, ob jede Reform im Anschluss an das II. Vaticanum auch sinnvoll war. Das ist sich auch der Grund, weshalb so mancher Konzilteilnehmer kritisch mit den Veränderungen umging. Ein Beispiel: Kadinal Döpfner hatte sich damals persönlich bei Papst Paul VI. für die Handkommunion eigesetzt. Nach mehrjähriger Erfahrung soll er noch auf dem Totenbett gesagt haben, schafft mir bloß die Handkommunion wieder ab.

Das bei euch viele Seminaristen von den genannten Bischöfen geprägt seien mag teilweise stimmen, aber das ist doch nur die halbe Wahrheit. In der Regel kommen die jungen Männer bereits aus einem konservativen Milieu und brauchten nicht vom Bischof entsprechend "geformt" zu werden. Woher auch sonst? Es steht zwar jedem Mann zu, der katholisch getauft und gefirmt ist (und bereit ist ehelos zu leben) Priester zu werden, aber aus dem progressiven Umfeld - dass ja grade durch moderne Formate angesprochen werden sollte (und ja auch angesprochen wurde!) - findet sich kein Nachwuchs. Liberale Bistümer die dort ihre Schwerpunkte gesetzt haben, sehen sich mit größeren Nachwuchssorgen konfrontiert als konservativ geführte Bistümer.

Lateinische Ämter werden nicht gezielt vom Opus Dei gefördert, dass ist eher eine Sache der Petrus-Bruderschaft, also dem papsttreuen Arm der Pius-Bruderschaft. Alledings zeigt sich, dass je nachdem wo solche Messen stattfinden sie mehr als nur zwei Leute anziehen. In Köln sind solche Ämter oft bis zum letzten Platz besetzt.
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06.02.2013, 20:54
Beitrag: #52
RE: Katholische Kirche & Menschenrechte - Ein Lernprozess?
Zitat:Man sollte aber durchaus darüber nachdenken, warum weniger Leute einen Gottesdienst besuchen. Die abnehmende Tendenz ist ja bereits seit den 60er Jahren zu beobachten.

Exkulturation? Also die Entfremdung zwischen Welt und Christentum. Dass das gerade in Deutschland einsetzt ist wenig verwunderlich, da vor allem die Katholiken seit dem Ende des 19. Jarhunderts in die Enge geführt worden sind, und darüber hinaus die preußische Vorherrschaft entweder lutherisch oder sogar atheistisch geprägt war und das Kulturmoment der Kirchen relativ kurz kam. Auch der südbadische Liberalismus aus dem frühen 19. Jahrhundert ist da nicht ganz unschuldig daran. Durch den Nationalsozialismus erlitt das katholische Milleu nochmals einen Kulturschock, als die Nazis versucht haben ganz gewaltig weg vom Kirchenkult zu kommen und eher antike Germanische Kulte in den Vordergrund rückte. Da aber die Kirche nicht in der Lage war einen Wiederstand zu konstituieren und/oder zu organisieren verlor man halt auch da den Glauben. Wirtschaftswunderzeit hat die Kirche noch weiter aus der Kultur entrückt und wurde mit der 68-Revolte noch entfernter da alles aus den 40ern regelrecht nachexplodierte und auch die Kirche moralisch schuldig gemacht worden ist - ganz massiv für ein schändliches Spätmittelalter, Rennaisance und auch in der Moderne. Der geschichtliche Ballast und die Liberlalisierung der Welt in der ethische Werte eher durch materielle abgelöst worden sind gibt der Kirche nach und nach den Rest.

Die Vergawaltigungen und Missbräuche zeigen einer liberalisierten und moralisch (noch) sensiblen Gesellschaft ganz klar, dass viele Vertreter der Kirche selbst ein massives Problem haben mit ihrem eigenen Anspruch. Und haben das Urvertrauen (ich erlaube mir den Terminus) endgültig verspielt. Irgendwann ist Schluss! Und ganz ehrlich verstehe ich das Phänomen auch so, dass man sich nicht unbedingt bei einer philosophisch - moralischen Instanz entlasten will, die selbst eher belastet ist und sich selbst nicht mehr entlasten kann. Die Schuld bzw. Bußtheologie hat Hochkonjuntur in der Kirche, für die deutsche Gesellschaft ist das untragbar. Wie soll man sich dem denn noch annähern, wenn seine Schuld gelehrt bekommt aber der Lehrer mit seiner Schuld kaum noch leben kann?

Dazu sehe ich noch ein Problem, dass allerdings wieder in die Richtung des Ausgangsposts geht: Stefan Kuzmany betitelt die Geschichte der Kirche als "Geschichte voller Missverständnisse". Da das stark in den Köpfen drin ist, bei der negativen Konnotation die derzeit Religion hat, kann man sich ausmalen, warum die Menschen nicht mehr etwas mit Kirche zu haben wollen. Ich denke auch Hassprediger des Islams und das unvernünftige Bild, dass Radikale von allen Religion - auch Christen!!! - hin und wieder zeigen, schreckt ab. Mit gutem Grund.

Zitat: In der Regel kommen die jungen Männer bereits aus einem konservativen Milieu und brauchten nicht vom Bischof entsprechend "geformt" zu werden.

Das ist genau das Nächste, dass sich einfügt und ins Bild passt. Wenn gemäßigte kein Kulturgut mehr darin sehen, von Missverständnissen überhäuft, kein Vertrauen mehr in das Abstraktum Kirche haben, dann bleiben die abgeschreckt auch weg von Gottesdiensten. Und wer will dann auch Priester werden. Und wer kann das noch tun ohne sich verdächtig zu machen? Es bleiben also nur noch die Konservativen und die Radikalinskies. Und als Laie wie ich wird man da eh nicht ernst genommen, vor allem wenn man aus dem bürgerlich - liberalen Lager stammt. Das sind so die Feindbilder.

Wobei unsere Professoren alle noch vom Konzil begeistert sind und vorwärts denken. Da ich davon aus gehe, dass das dann so die letzten sind, kann ich mich glücklich schätzen bei denen zu studieren.

Wobei ich mal fragen darf vielleich: Wie wird denn außerhalb des Bistums Freiburg der Habitus eingeschätzt (also Zolitsch)?

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

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