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Eurokrise
04.07.2012, 16:19
Beitrag: #41
RE: Über Frankreich braut sich ein Gewitter zusammen
(04.07.2012 14:47)Dietrich schrieb:  
(04.07.2012 01:23)Titus Feuerfuchs schrieb:  Nachdem Francois Hollande Dank viel Umverteilungspopulismus die Wahlen gewonnen hatte, versucht er diesen jetzt umzusetzen. Zusätzlich zur 35 Stunden-Woche will er

[...] Bekanntlich reicht eine Reichensteuer dazu nicht aus, da die damit erzielten Gelder viel zu gering sind. [...]

Im Gegenteil, durch diese populistische Reichensteuer werden -wie von mir bereits ausgeführt- die Steuereinnahmen sinken.

MfG, Titus Feuerfuchs
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04.07.2012, 16:29
Beitrag: #42
RE: Stabiler Euro
(04.07.2012 15:19)Dietrich schrieb:  
(04.07.2012 15:03)krasnaja schrieb:  Jetzt hats die Franzosen erwischt.....deren Wirtschaft die weltweit fünftstärkste ist. Arme Franzosen.
Krisenherbeiredungsgeschwätz.

Von Krise hat niemand gesprochen. Aber 40 Milliarden Euro wollen erst einmal eingenommen sein, was vor allem durch Ausgabenkürzungen erfolgen muss. Das wird weder den Franzosen noch den Gewerkschaften gefallen.

Jedes Manko muss erst einmal ausgeglichen werden, entweder durch Mehreinnahmen, durch Kürzungen oder durch Kredite.

Du greifst aber der Finanzpolitik des franz. Präsidenten vor, indem Du hier, und mit Verlaub, für mich aus offensichtlichen Gründen, ein nicht adäquates Szenario als bedrohlich entwirfst.
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04.07.2012, 16:29
Beitrag: #43
RE: Stabiler Euro
(04.07.2012 15:19)Dietrich schrieb:  
(04.07.2012 15:03)krasnaja schrieb:  Jetzt hats die Franzosen erwischt.....deren Wirtschaft die weltweit fünftstärkste ist. Arme Franzosen.
Krisenherbeiredungsgeschwätz.

Von Krise hat niemand gesprochen. Aber 40 Milliarden Euro wollen erst einmal eingenommen sein, was vor allem durch Ausgabenkürzungen erfolgen muss. Das wird weder den Franzosen noch den Gewerkschaften gefallen.

Die Gewerkschaften sollten mal einen Schritt weiter denken. Wenn die Krise kommt und die Betriebe dichtmachen, dürfte sie das stärker treffen, als die eine oder andere Sparmaßnahme.

MfG, Titus Feuerfuchs
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04.07.2012, 16:45
Beitrag: #44
RE: Eurokrise
Und die Politik des billigen Geldes geht -zu Lasten der stabilen Kernländer- weiter.

Vorsicht, es könnte sich dabei um eine hetzerische und rechtspopulistische Quelle handeln!!Big Grin

Für die, die sich trotzdem drübertrauen:

http://derstandard.at/1339639748588/Morg...inssenkung

MfG, Titus Feuerfuchs
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04.07.2012, 17:19
Beitrag: #45
RE: Eurokrise
In den USA grassiert eine neue Verschwörungstheorie.
Deutschland habe die Eurokrise absichtlich herbeigeführt, um eine neue Hegemonie zu erhalten. Fakten sind für diese "Theorie" aber nicht nötig.

http://www.focus.de/finanzen/doenchkolum...76054.html

MfG, Titus Feuerfuchs
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04.07.2012, 19:15
Beitrag: #46
RE: Eurokrise
(04.07.2012 11:24)krasnaja schrieb:  2.) Richtig Dein Hinweis: Europagedanke.

Warum ist den Rechtspopulisten dieser Europagedanke so suspekt ?
Die Antwort ist ganz einfach: tiefe Aversion gegen alles, was fremd ist. möglichs vertiefte nationale Integrität, eigene Währung als Sinnbild einer Jahrhunderte alten nationalen Autonomie.

Denke es ist viel einfacher. Der Europagedanke steht für die nächste Ebene und den Fortschritt.
Setzt er sich durch, ist die Meinung der Rechtspopulisten überholt. Davor hat man Angst.

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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05.07.2012, 00:05
Beitrag: #47
RE: Eurokrise
(04.07.2012 19:15)Viriathus schrieb:  
(04.07.2012 11:24)krasnaja schrieb:  2.) Richtig Dein Hinweis: Europagedanke.

Warum ist den Rechtspopulisten dieser Europagedanke so suspekt ?
Die Antwort ist ganz einfach: tiefe Aversion gegen alles, was fremd ist. möglichs vertiefte nationale Integrität, eigene Währung als Sinnbild einer Jahrhunderte alten nationalen Autonomie.

Denke es ist viel einfacher. Der Europagedanke steht für die nächste Ebene und den Fortschritt.
Setzt er sich durch, ist die Meinung der Rechtspopulisten überholt. Davor hat man Angst.

Merkst du nicht, dass das Gegenteil der Fall ist, dass die Euro(krisen)politik den europäischen Gedanken dasavouiert?

MfG, Titus Feuerfuchs
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05.07.2012, 08:59
Beitrag: #48
RE: Stabiler Euro
(04.07.2012 19:15)Viriathus schrieb:  
(04.07.2012 11:24)krasnaja schrieb:  2.) Richtig Dein Hinweis: Europagedanke.

Warum ist den Rechtspopulisten dieser Europagedanke so suspekt ?
Die Antwort ist ganz einfach: tiefe Aversion gegen alles, was fremd ist. möglichs vertiefte nationale Integrität, eigene Währung als Sinnbild einer Jahrhunderte alten nationalen Autonomie.

Denke es ist viel einfacher. Der Europagedanke steht für die nächste Ebene und den Fortschritt.
Setzt er sich durch, ist die Meinung der Rechtspopulisten überholt. Davor hat man Angst.

Wir haben ja auch in diesem Forum einige Vertreter, die nicht müde werden, den Euro in eine Krise zu reden (natürlich aus Sorge) populistisch und darum nicht minder fragwürdig.

Dass die Hintergründe für diese Verhalten rechtspopulistischen Hintergrund haben, liegt auf der Hand, erinnert mich auch etwas an die Deutsche Geschichte, als Rechtsextreme vor 1933 trommelten, den Staat zu destabiliisieren.
Genau diese gleiche Destabilisierung Deutschlands haben sich diese Leute auf die buchstäbliche Fahne geschrieben.
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05.07.2012, 09:39
Beitrag: #49
RE: Stabiler Euro
(05.07.2012 08:59)krasnaja schrieb:  Wir haben ja auch in diesem Forum einige Vertreter, die nicht müde werden, den Euro in eine Krise zu reden (natürlich aus Sorge) populistisch und darum nicht minder fragwürdig.

Dass die Hintergründe für diese Verhalten rechtspopulistischen Hintergrund haben, liegt auf der Hand, erinnert mich auch etwas an die Deutsche Geschichte, als Rechtsextreme vor 1933 trommelten, den Staat zu destabiliisieren.
Genau diese gleiche Destabilisierung Deutschlands haben sich diese Leute auf die buchstäbliche Fahne geschrieben.

Es geht mit etwas zu weit, hinter jeder Äußerung von Bedenkenträgern absichtsvollen Rechtspopulismis zu wittern.
Bei der Eurokrise ist verschiedenes zusammengekommen, vielleicht hätte man erst die Vereinigten Staaten von Europa gründen sollen, um rechtssichere Eingriffsmöglichkeiten in die Wirtschafts- und Fiskalpolitik noch halbsouveräner Staaten zu haben. Aber hinterher ist man immer schlauer, damals war man noch nicht so weit und tut sich auch heute schwer, eine ganze politische Ebene zu beschneiden und neu zu definieren.
Haben wir nicht alle die Hoffnung, dass Europa stärker zusammenwächst? Der Euro war ein erster Schritt dahin, dabei sind Fehler passiert, die es zu korrigieren gilt.
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05.07.2012, 12:42
Beitrag: #50
RE: Stabiler Euro
(05.07.2012 09:39)Renegat schrieb:  
(05.07.2012 08:59)krasnaja schrieb:  Wir haben ja auch in diesem Forum einige Vertreter, die nicht müde werden, den Euro in eine Krise zu reden (natürlich aus Sorge) populistisch und darum nicht minder fragwürdig.

Dass die Hintergründe für diese Verhalten rechtspopulistischen Hintergrund haben, liegt auf der Hand, erinnert mich auch etwas an die Deutsche Geschichte, als Rechtsextreme vor 1933 trommelten, den Staat zu destabiliisieren.
Genau diese gleiche Destabilisierung Deutschlands haben sich diese Leute auf die buchstäbliche Fahne geschrieben.

Es geht mit etwas zu weit, hinter jeder Äußerung von Bedenkenträgern absichtsvollen Rechtspopulismis zu wittern.
Bei der Eurokrise ist verschiedenes zusammengekommen, vielleicht hätte man erst die Vereinigten Staaten von Europa gründen sollen, um rechtssichere Eingriffsmöglichkeiten in die Wirtschafts- und Fiskalpolitik noch halbsouveräner Staaten zu haben. Aber hinterher ist man immer schlauer, damals war man noch nicht so weit und tut sich auch heute schwer, eine ganze politische Ebene zu beschneiden und neu zu definieren.
Haben wir nicht alle die Hoffnung, dass Europa stärker zusammenwächst? Der Euro war ein erster Schritt dahin, dabei sind Fehler passiert, die es zu korrigieren gilt.

Dein letzter Absatz ist absolut richtig, aber diese Hoffnung, die Du ansprichst, kommt bei den Leuten, die ich meine, in keiner Attitüde durch.
Da wird hemmungslos negiert und das ist absichtsvoller Rechtspopulismus.
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05.07.2012, 13:12
Beitrag: #51
RE: Eurokrise
Der Link ist zwar trivial, aber hier http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtspopulismus kann man sich ein gutes Bild darüber machen, was gegenwärtig unter Rechtspopulismus verstanden bzw. wie er charakterisiert wird.
Für mich war dieser Artikel hochinteressant und lesenswert.

Ich wollte diesen Hinweis nur einfügen, da es oftmals so ist, dass der Eine unter einem Begriff etwas anderes versteht als der Andere.
Auch möchte ich keine Wertung über die Korrektheit des Artikels abgeben, noch über die Rechtspopulisten als Gruppe.

Und du warst schön. In deinem Auge schien
sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.
...
So kam dich meine Liebe krönen.
Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,
weißbindig wie der Vesta Priesterin,
an deines Seelentempels Säulenrand
und streute lächelnd weiße Blüten hin.

(Rainer Maria Rilke)
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05.07.2012, 18:12
Beitrag: #52
RE: Eurokrise
Ich fände es zielführender, wenn jene User, die sich an meinen Beiträgen zur Eurokrise -welche ich IMMER mit validen Quellen unterfüttere- stoßen, diese ebenso auf validen Quellen basierend entkräften könnten.
Stattdessen wird mangels Wissen bzw. Information über die Materie die Rechtsextremisten- und Nazikeule ausgepackt bzw. werden ohne stichhaltige Argumente seriöseste Quellen diskreditiert.

Das ist unglaublich armselig, peinlich, ja direkt mitleiderregend.

Wenn jemand zum Thema ausser dem von mir soeben Skizzierten nichts beitragen kann, dann soll er das Posten halt lassen.
Ich poste auch keinen threadstörenden Schmafu in einem Thread über Römische Kaiser.

Hier geht es um Wirtschafts- und Fiskalpolitik in Zusammenhang mit der Eurokrise und damit um die zukünftige Entwicklung Europas, es finden wichtige Weichenstellungen und Umbrüche statt. Das soll hier in diesem von mir eröffneten Thread diskutiert werden.



Wenn jemand über den sog. "Rechtspopulismus" (M.E. eine idiotische Bezeichnung) diskutieren will, dann bitte ich ihn,
das hier zu tun.

http://www.forum-geschichte.at/Forum/sho...hp?tid=201

Dankeschön.

MfG, Titus Feuerfuchs
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06.07.2012, 04:17
Beitrag: #53
RE: Eurokrise
Günther Verheugen im Interview mit "Der Zeit" über die Eurokrise:

"[...]Nach allem, was ich heute weiß, war es eine krasse Fehlentscheidung, Griechenland im zweiten Anlauf 2000 zu attestieren, dass die Bedingungen für die Teilnahme am Euro erfüllt seien.[...]"

"[...]Es war damals ein politischer Wunsch, Griechenland dabeizuhaben. Das galt schon für die Aufnahme Griechenlands in die EG 1981. Das Desaster, das darauf folgte, ist – von den großen Fehlern im Land einmal abgesehen – eine Geschichte des entschlossenen Wegguckens. Das war Politikversagen im großen Stil. Auf der Ebene der Mitgliedsländer, aber auch der europäischen Institutionen. Wir sind alle verantwortlich.[...]"


http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-06/in...ettansicht

MfG, Titus Feuerfuchs
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06.07.2012, 06:06
Beitrag: #54
RE: Eurokrise
Ein paar sog. "Ewiggestrige" und "Rechtsextreme"- nämlich 160 Professoren- warnen vor den Folgen der Krisenpolitik.


"[..]Zu den Unterzeichnern zählen demnach der Vorsitzende des Wissenschaftlerbeirats von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), Kai Konrad, außerdem der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen, der frühere DIW-Präsident Klaus Zimmermann und der ehemalige sächsische Ministerpräsident und Finanzprofessor Georg Milbradt. Auch mehrere deutsche Professoren, die im Ausland lehren, schlossen sich dem Aufruf an.[...]"


"In einem öffentlichen Aufruf haben 160 deutsche Wirtschaftsprofessoren die jüngsten EU-Beschlüsse zur Euro-Rettung verurteilt. "Wir sehen den Schritt in die Bankenunion, die eine kollektive Haftung für die Schulden der Banken des Eurosystems bedeutet, mit großer Sorge", heißt es in dem Aufruf, der am Freitag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erscheint. Die Verfasser sind deutschsprachige Ökonomen um Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Deutschland und die soliden Länder würden unter Druck gesetzt, ihre Haftungssummen immer weiter auszudehnen, warnen die Wissenschafter. "Streit und Zwietracht mit den Nachbarn sind dann vorprogrammiert. Weder der Euro noch der europäische Gedanke als solcher werden durch die Erweiterung der Haftung auf die Banken gerettet." Ihrer Einschätzung nach wird nicht der Euro gerettet, sondern die Gläubiger der maroden Banken."[...]


http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/...rnen.story

MfG, Titus Feuerfuchs
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06.07.2012, 06:22
Beitrag: #55
RE: Eurokrise
Draghi hingegen zeigte sich nach der jüngsten Zinssenkung auf 0,75% ratlos, da diese die Märkte unbeeidruckt ließ. Die Zinsen auf 10-Jährige italienische und spanische Anleihen steigen weiter.

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten....plodieren/

Viel Spielraum haben die Zentralbanken nicht mehr:

[Bild: 1339717101050.jpg]

Aber es gibt zur Not noch einen Ausweg, man orientiert sich an "Helikopter-Ben":
Smile

"Zwar hat Ben Bernanke einst öffentlich verlautbart im Falle einer Deflation könne die Fed auch mit dem Helikopter Geld abwerfen, was ihm in Finanzkreisen bis heute den Spitznamen Helikopter-Ben einträgt, mit weiteren unkonventionellen Maßnahmen ist aber vorerst nick zu rechnen."

http://www.news.at/articles/1225/30/3317...kopter-ben

MfG, Titus Feuerfuchs
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06.07.2012, 11:40
Beitrag: #56
RE: Eurokrise
Es ist ja sehr löblich, Titus, dass du uns über Nacht mit Schaubildern, Pressestimmen etc über die Eurokrise versorgst - ich kann nur leider nicht mehr erkennen, wie der Stand der Diskussion ist, wegen der 6 Seiten sehr unterschiedlicher Beiträge.
Vielleicht kannst du die Problematik in kurzen einfachen Worten zusammenfassen.

Es ist insgesamt ein Teil des Problems, dass in der Bevölkerung und wahrscheinlich auch bei einigen Politikern, das Verständnis für die Zusammenhänge der Krise verlorengegangen ist. Dabei funktioniert Wirtschaft eigentlich nach schlichten Regeln, so dass man kein Spezialist sein muß, um mitreden zu können. Bei Naturwissenschaften ist das zum Teil anders.

Außerdem sollte im Thema getrennt werden zwischen Vergangenheitsbewältigung und aktueller Betrachtung.
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06.07.2012, 17:02
Beitrag: #57
RE: Eurokrise
Hier der offene Brief der 160 Wirtschaftwissenschaftler im Wortlaut:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/pr...10652.html

MfG, Titus Feuerfuchs
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06.07.2012, 17:12
Beitrag: #58
RE: Eurokrise
(06.07.2012 11:40)Renegat schrieb:  Es ist ja sehr löblich, Titus, dass du uns über Nacht mit Schaubildern, Pressestimmen etc über die Eurokrise versorgst - ich kann nur leider nicht mehr erkennen, wie der Stand der Diskussion ist, wegen der 6 Seiten sehr unterschiedlicher Beiträge.

Ehrlich gesagt mache ich das auch für mich, damit ich den Überblick behalte und eine Übersicht habe.

(06.07.2012 11:40)Renegat schrieb:  Vielleicht kannst du die Problematik in kurzen einfachen Worten zusammenfassen.

Gerne. Allerdings ist das Thema recht komplex, sodass es sich nicht ein wenigen Worten beschreiben lässt.

Ich hoffe, ich komme heute Nacht dazu, einen groben Umriß der Lage zu skizzieren.
Interessiert dich dabei irgend etwas im Speziellen?

(06.07.2012 11:40)Renegat schrieb:  Es ist insgesamt ein Teil des Problems, dass in der Bevölkerung und wahrscheinlich auch bei einigen Politikern, das Verständnis für die Zusammenhänge der Krise verlorengegangen ist.

Das ist ja das Problem, dass das Thema so komplex ist, dass es zum Betrügen einläd. Oft verstehen die Politiker das Problem selber nicht.
Das Volk hat aber durchaus ein Gefühl für richtig und falsch, wie diverse Umfragen zum Thema zeigen.

(06.07.2012 11:40)Renegat schrieb:  Dabei funktioniert Wirtschaft eigentlich nach schlichten Regeln, so dass man kein Spezialist sein muß, um mitreden zu können. Bei Naturwissenschaften ist das zum Teil anders.

Würde ich so nicht sagen VWL ist durchaus komplex.

Ein banales Beispiel:
Wenn ein privater Haushalt spart, d.h. seine Ausgaben zurückfährt, hat das keine Auswirkungen auf seine Einnahmen. Macht das eine Volkswirtschaft, kann das hingegen sehr wohl der Fall sein.

(06.07.2012 11:40)Renegat schrieb:  Außerdem sollte im Thema getrennt werden zwischen Vergangenheitsbewältigung und aktueller Betrachtung.

Ist M.E. nicht möglich. Man kann ohne Wissen über die Vergangenheit weder die Gegenwart verstehen, noch für die Zukunft planen.

MfG, Titus Feuerfuchs
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07.07.2012, 05:24
Beitrag: #59
RE: Eurokrise
Zur allgemeinen Erläuterung zitiere ich eines meiner alten Posts aus dem Vorforum:

Staatsanleihen werden für eine best. Laufzeit (z.B. 10 Jahre) ausgegeben und laufen dann aus, dh. der Staat muss seine Gläubiger auszahlen.
Dies tut er mit einer neuerlichen Emission von Anleihen auf dem Kapitalmarkt ("roll over"), d.h. er tilgt alte Schulden mit der Aufnahme von neuen Schulden, da er für die Tilgung kein eigenes Geld besitzt. Bekommt er am Kapitalmarkt kein neues Geld mehr (Griechenland Portugal, Irland), ist er pleite und die Gläubiger schauen durch die Finger.

Der Zinssatz zum Zeitpunkt der Anleihenausgabe richtet sich nach der Bonität ("Rating") des Staates, womit wir beim Kern der Sache wären. Je höher der Zinssatz desto höher die Finanzierungskosten. ("Schuldendienst")

http://www.spiegel.de/fotostrecke/grafik...57391.html

In D, das ein Toprating besitzt, betragen diese Kosten rund 40 MRD im Jahr und sind somit der zweithöchste Budgetposten.(Man kann sich also ausmalen, mit welch enormen Kosten Eurobonds, die die Zinssätze nach oben drücken würden, für D verbunden wären)

Die 2012 auslaufenden Schulden erwähnter Staaten wurden in "guten Zeiten" und somit zu günstigen Zinssätzen aufgenommen.
Durch die Krise hat sich der Zinssatz z.T. vervielfacht, dh. die Refinanzierungskosten steigen ins Unermessliche; Die neuen Schulden kosten den Staat demnach erheblich mehr als die alten ausgelaufenen. Die PIIGS hatten schon ohne diese Refinanzierungsbrocken zu kämpfen; dazu kommt eine extrem schwache Wirtschaftsprognose für 2012, die die Staatseinnahmen sinken lässt und auf die Bonität drückt.

Vgl.: http://www.g-geschichte.de/forum/akt...tml#post126840 (Eurokrise)


Ein immer größer werdender Teil des Budgets muss für den Schuldendienst herangezogen werden, Geld, das dann wo anders fehlt. Das kann, wie im Fall Griechenlands, dazu führen, dass ein Staat auf dem freien Kapitalmarkt keine Anleihenkäufer findet, der Staat ist somit insolvent.

Jetzt springt der "Rettungsschirm" zur Finanzierung ein oder die EZB, indem sie mit frisch gedrucktem Geld Staatsanleihen (bis jetzt nur auf dem Sekundärmarkt) aufkauft und so künstlich das Zinsniveau senkt, was zuletzt bei Italien und Spanien der Fall war.

Konkret steht also die Frage im Raum, ob sich die drei Staaten nächstes Jahr aus eigener Kraft refinanzieren können. Ich für meinen Teil bezweifle das.

Die Insolvenz jener Länder ließe sich auf Kosten einer langfristigen Pleite der Kerneuroländer, also jenen, die noch über ein Triple-A verfügen, mittels Eurobonds und/oder durch einen unbegrenzten Staatsanleihenkauf der EZB, was eine starke Inflation mit sich brächte, hinauszögern aber a la longue nicht verhindern.

Diese Maßnahmen verstoßen gegen das deutsche GG, die Statuten der EZB und sämtliche EU-Verträge, aber wen juckt's...Undecided

MfG, Titus Feuerfuchs
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07.07.2012, 06:23
Beitrag: #60
RE: Eurokrise
(06.07.2012 11:40)Renegat schrieb:  Es ist ja sehr löblich, Titus, dass du uns über Nacht mit Schaubildern, Pressestimmen etc über die Eurokrise versorgst - ich kann nur leider nicht mehr erkennen, wie der Stand der Diskussion ist, wegen der 6 Seiten sehr unterschiedlicher Beiträge.
Vielleicht kannst du die Problematik in kurzen einfachen Worten zusammenfassen.
[...]

Ich werde infolge kurz versuchen, das Wichtigste zusammenzufassen:

Die Problematik liegt an der jahrzehntelangen Fehlpolitik der einzelnen Staaten, der Fehlkonstruktion Eurozone, dem Nichteinhalten der selbstauferlegten Regeln und an der sog. Krisenbewältigung.

1) Fehlpolitik einzelner Staaten

Diese äußert sich grob gesagt darin, dass auch in Zeiten der Hochkonjunktur riesige Schuldenberge angehäuft wurden. Schulden wurden selten gemacht, um in zukunftsträchtiger Projekte zu investieren, sondern um zu konsumieren, um Wählerstimmen zu kaufen und um das erstarrte und korrupte System am Laufen zu halten.


2) Fehlkonstruktion Eurozone

Der Euro wurde über völlig unterschiedliche Volkswirtschaften drüber gestülpt. Einige, wie z.B. Griechenland, erfüllten nie die Maastrichtkriterien. Hier half die amerikanische Investmentbank Goldman-Sachs die Bilanzen zu fälschen.
Die stark verschuldeten Weichwährungsstaaten mit (außer Italien) schwacher Wirtschaft konnten ohne Euro regelmäßig abwerten, was zum einen die Schulden reduzierte, zum anderen die Wettbewerbsfähigkeit wieder erhöhte. Außerdem mussten diese Länder am Kapitalmarkt hohe Zinsen für ihre Bonds zahlen.
Durch die Euroeinführung fiel nicht nur das Ausgleichsventil der Weichwährung weg, auch das Schuldenmachen wurde viel attraktiver, da man jetzt hartes Geld zu niedrigsten Zinsen bekam. Statt dieses für Reformen und Wettbewerbsfähigkeit zu investieren, wurde es verjuxt, dito die Förderungen aus dem EU Topf. Diese versickerten in den Taschen korrupter Bonzen oder flossen in sinnlose Bauprojekte.
Das Resultat war u.a. gigantische Handelsbilanzdefizite, die auch daher rührten, dass aufgrund der neuen harten Währung Importwaren sehr billig wurden, was wiederum den Binnenmarkt schädigte.
Das ging so lange gut, solange die Wirtschaft halbwegs lief. Dann kam Lehman, das wirtschaftlich gesunde Länder wie Schweden oder die Schweiz nur ein Achselzucken kostete, die kaputten Staaten der Peripherie aber schwer in die Bredouille brachte, da sie kein Geld zur Krisenbewältigung mehr hatten und der Kapitalmarkt -wenn überhaupt- nur Geld zu abenteuerlichen Zinssätzen verlieh.



3) Das Nichteinhalten selbstauferlegter Regeln

Man hoffte durch den Euro ein Zusammenwachsen der unterschiedlichen Volkswirtschaften zu erreichen. Dazu wurden die sog. Maastrichtregeln eingeführt, die aber kaum jemand einhielt. Jeder machte Schulden, wie es ihn freute, auch Deutschland unter Eichel. Zz erfüllen nur drei Staaten die Maastrichtkriterien: Luxemburg, Estland, und Finnland. Ebenso wurden bei Auftreten der Krise die "no bailout-regel" und die Statuten der EZB (Verbot Staatsanleihen zu kaufen) über Bord geworfen.




4)Die sog. Krisenbewältigung

Als die Krise kam, war die EU und ihr Vertragswerk nicht darauf vorbereitet.
Der Euro ist für viele einflussreiche Entscheidungsträger eine heilige Kuh, an der um jeden Preis festgehalten werden muss, also heiligt der Zweck die Mittel und man tut auch ökonomisch Sinnloses und Vertragswidriges um die Krise zu bewältigen.
Da die Konstruktion jedoch schlecht ist, die Volkswirtschaften statt zusammenzuwachsen weiter auseinander getrieben sind, ist ein Intensivieren jener Mängel pures Gift.
ALLE Euroländer (Estland und Luxemburg ausgenommen) sind mehr oder weniger stark verschuldet. Jene, bei denen die Schulden noch keine epochalen Außmaße angenommen haben, sollen jetzt für jene reformresistenten Staaten zahlen, die am freien Markt kein Geld mehr bekommen, also de facto pleite sind. Das fing mit einem "einmaligen" Rettungsschirm für Gr an, setzte sich mit der Pleite Portugals und Einführung des provisorischen EFSF fort und soll jetzt mit Einführung des permanente Rettungschirm ESM endgültig manifestiert werden. Anm.: Es gilt immer noch die im Vertrag von Lissabon ernaut bekräftigte "no bailout-Regel"!
Dieser ESM kann für Staaten und Banken verwendet werden. Er ist immun, unterliegt keinerlei Kontrolle und kann seinen Finanzbedarf jederzeit erhöhen, in dem er eine Zahlungsaufforderung an die Mitgliedsstaaten ausgibt. Kann ein Staat (z.B. Griechenland) nicht zahlen, müssen die übrigen einspringen.


Zum Schluss: Die Kernstaaten wie D, die ihre Schulden theoretisch noch in den Griff kriegen könnten, verschulden sich nun für insolvente Südländer, bis sie ebenfalls insolvent sind.

Für diese, besonders für das von Exportmärkten abhängige D, gilt: Das wird noch halbwegs gut gehen, solange die Wirtschaft wächst, d.h. solange die Auslandsnachfrage da ist. Bricht die Wirtschaft ein (wie es in Gr oder Portugal der Fall war), kommt man schnell über einen Verschuldungsgrad von über 100% des BIP. Denn Schulden wachsen unabhängig vom BIP immer weiter. Sobald sie schneller wachsen als das BIP oder wenn das BIP sogar schrumpft, ist der Ofen sehr schnell aus, da dann die Ratings steigen, was aber im Fall Deutschlands laut einiger Analysten sowie so bald passieren wird, da ein Downgrading Deutschlands aufgrund der riesigen Haftungssummen so sicher kommen wird, wie das Amen im Gebet


Du siehst, so einfach ist es nicht und dabei habe ich noch viele Aspekte außen vor gelassen....

MfG, Titus Feuerfuchs
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