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Osmanen: Aufstieg und Abwehrstrategien:
27.12.2012, 22:53
Beitrag: #2
Aspekt gute Rahmenbedingungen für den Aufstieg:
(25.12.2012 21:04)WDPG schrieb:  -Warum sind die Osmanen so stark geworden?

Ich möchte mich mal einem Teilaspekt des Aufstiegs des Osmanenreichs zum Großreich widmen.

Bei fast jedem Aufstieg zur Großmacht ist ein wichtiger Faktor, das gute Rahmenbedingungen vorzufinden sind und diese bestanden für das Osmanenreich absolut.

-Rahmenbedingungen beim Aufstieg in Anatolien: Osman hatte keineswegs das mächtigste und größte der türkischen Kleinfürstentümer, die beim Zerfall des Rum-Seldschukenreichs entstanden waren zur Verfügung. Andere wie Germiyan oder Karaman waren viel stärker, aber er hatte einen entscheidenden Vorteil. Sein Gebiet grenzte an Byzanz. Dieses musste unter Kaiser Andronikos II einen harten Sparkurs fahren, der sich auf die Verteidigung in Anatolien stark auswirkte. Es standen viel zu wenige Soldaten zur Verfügung um das Gebiet effizient zu verteidigen. Das Wehrbauerntum das im Kaiserreich Nikea wieder angefangen wurde, war viel zu schwach um wirklichen Widerstand zu leisten. Außerdem kommt mir bei dem ganzen eine Vermutung auf (von der ich bisher keinen echten Beleg gefunden habe). Ein Staat der zu schwach ist um sich eine halbwegs ordentliche Armee zu leisten wird auch seinen Verwaltungsbeamten nicht gerade viel gezahlt haben. Vielleicht wurde so manchen Stadtbefehlshaber und Oberbefehlshaber auch sehr schnell dazu gebracht sein Gebiet zu übergeben – ist nur eine Überlegung, aber für mich ist es nicht so abwegig, das ein Verwalter der weiß das er sein Gebiet nicht lange halten wird können, von der Zentralregierung kaum Hilfe erwarten kann und nicht gerade gut bezahlt wird, sein Verwaltungsgebiet schnell auch Feinden zu übergeben.

-Aufstieg auf ehemals byzantinischem Gebiet: Unter Andronikos III (Nachfolger von Andronikos II) zeigte sich schnell das Anatolien wohl bald verloren sein würde. Andronikos III reagierte darauf auch. Er und Johannes Kantakuzenos konzentrierten sich darauf in Europa ihre Macht auszubauen und auch ein Flotte aufzubauen. Die Vermutung liegt nahe das man sich, statt sinnlos wo zu kämpfen wo man sowieso nur verlieren kann, lieber eine starke Basis in Europa schafft um sich so im Notfall wehren zu können. Eine weitere Möglichkeit (bei der mich wundert das man sie nicht früher angewendet hat) ist das Ausspielen der verschiedenen türkischen Fürstentümer untereinander. Eine Politik die Andronikos III und Johannes Kantakuzenos auch betrieben haben, die letzterem aber an einer anderen Stelle nützte als wohl ursprünglich gedacht. Johannes VI Kantakurzenos baute im Bürgerkrieg um die Nachfolge von Andronikos III auch auf seine guten Beziehungen zum türkischen Fürstentum von Aydin. Als dieses als Hilfe ausschied, holte er sich Hilfe von den Osmanen, was deren Macht natürlich weiter festigte und vielen ihrer Heerführen einen Einblick in Europa und Byzanz brachte. Außerdem war es für die Osmanen für ihren Aufstieg nach der Eroberung von Gallipoli nützlich dass, das Byzantinische Reich derart geschwächt war. Innerhalb von kurzer Zeit konnte man weite Gebiete von Byzanz erobern ohne das sich das von Bürgerkriegen zerrüttelte Reich helfen konnte.

-Der Balkan: Neben den Osmanen, waren auch noch die italienischen Seemächte und Serbien Gewinner der Bürgerkriege in Byzanz. Serbien riss weite Gebiete an sich und wurde zum Großserbischen Reich. Doch dieses war nicht besonders stabil und zerfiel kurz nahc dem Tod von Stephan Dusan bald wieder in Kleinreiche. Diese Kleinreiche waren es einzelner zu schwach um sich gegen die Osmanen zu wehren und auch mühsam ausverhandelte Allianzen waren keine Garantie für ein Zurückdrängen der Osmanen, die schließlich etliche Siege einfahren konnten und weite Gebiete des Balkans an sich reißen konnten. Bulgarien war schon lange stark geschwächt und teilweise auch aufgesplittert.
Kurz gesagt: Nach den Bürgerkriegen in Byzanz und dem Zerfall des Großserbischen Reichs gab es auf dem Balkan keine einzelne Macht mehr die es mit den Osmanen aufnehmen konnten.

-Der Westen, schnelle Gegenmaßnahmen kaum zu erwarten: Im 14. und 15. Jahrhundert war es nur schwer möglich das man gegen die Osmanen schnelle Gegenmaßnahmen ergriffen hätte. Es gab nicht besonders viele echte Großmächte in Europa und für die Großmächte die es gab war es alles andere als Einfach mal schnell ein großes Heer zu Entsenden um die Osmanen zu stoppen. Nehmen wir mal die Zeit als Konstantinopel fiel, da gab es nur wenige Mächte die im Stande waren diesem zu Hilfe zu kommen. England und Frankreich waren zusehr geschwächt vom Krieg gegeneinander, das Heilige Römische Reich bestand aus Kleinstaten. Kleinstaaten waren in dieser Zeit insgesamt sehr zahlreich.
Es blieben Venedig und Genua, letzteres war von inneren Kämpfen geschwächt, ersteres war auch nur ein Kleinstaat der zur See stark war. Ein Gebiet auf Dauer gegen die Osmanen zu halten war schwer möglich und erforderte hohen Finanzaufand. Aus der Sicht der Handelsmacht wohl zu hohen Aufwand. Ungarn war eine halbwegs starke Landmacht, doch dieses nahm (so mein Eindruck) am Anfang die Bedrohung nicht so ernst, war auch später oft mit anderem beschäftigt und erwies sich alleine als zu schwach um die Osmanen wieder aus der Balkangegend zu verdrängen. Ansonsten bleiben nicht mehr viele Mächte, die das Osmanische Reich in seinem Aufstieg stoppen hätten können.

Hätte eben nur ein Bündnis aus Staaten was bringen können, doch dieses auf längere Zeit zusammenzubringen war schwer.

Aus diese Sicht betrachtet, halfen gute Rahmenbedingungen dem Osmanenreich enorm.
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