Aufwachsen in den Kulturen der Antike
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05.01.2013, 17:20
Beitrag: #1
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Aufwachsen in den Kulturen der Antike
Ich habe kleine Beiträge geschrieben zu Kindheit und Jugend
- im alten Ägypten - im Judentum zur Zeit Jesu - bei den Germanen - bei den Wikingern Hier werde ich sie posten. Grüße, der Maxdorfer Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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05.01.2013, 17:39
Beitrag: #2
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RE: Aufwachsen in den Kulturen der Antike
Kindheit und Jugend im alten Ägypten
Im Gegensatz zu anderen Kulturen zählte im alten Ägypten nicht die Sippe, also die Großfamilie, sondern die enge Verwandtschaft, Eltern, Geschwister, Kinder, vielleicht noch Großeltern zum Umfeld des Menschen. Dies zeigt sich schon dadurch, dass es gar keine Namen für Neffen, Nichten, Großtanten etc. gab, sondern solcherlei Beziehungen durch umständliche Konstruierungen von Eltern-Kind und Bruder-Schwester – Beziehungen erklärt werden mussten. Doch diese enge Familie wurde sehr stark in das eigene Leben einbezogen, nicht nur der Pharao überließ seinen Söhnen wichtige Aufgaben. Schon im religiösen Bereich spielte der Sohn eine wichtige Rolle, da er dafür Sorge zu tragen hatte, dass sein Vater ordnungsgemäß bestattet würde, um vor dem Totengericht bestehen zu können. Im Alter hatte der Sohn die Eltern zu versorgen, da diese bei zunehmender Arbeitsunfähigkeit keine Möglichkeit zum Broterwerb mehr hatte. Dies war auch für viele der Antrieb, Kinder zu bekommen. In vielen Gesetzestexten und Weisheitslehren hat deshalb der Befehl zur Fürsorge für die Eltern Einzug gehalten, so steht im Papyrus des Schreibers Ani: „Erweise deiner Mutter alles das, was sie für dich getan hat. Verdopple die Brote, die deine Mutter dir gegeben hat, und trage sie, wie sie dich getragen hat. Sie hat an dir eine schwere Last gehabt.“ (zit. nach: Emil Nack: Ägypten und der Vordere Orient im Altertum. Bibliothek der alten Kulturen. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 1977.) Grundlage für die intime Familienzusammengehörigkeit war die Ehe. In Ägypten heiratete man schon früh, und Monogamie war üblich, wenn auch nicht verpflichtend festgeschrieben. Wie andernorts auch entschieden die Eltern über die Heirat ihrer Kinder, doch gibt es auch Belege dafür, dass Liebesehen durchgesetzt werden konnten. Zärtlich sprechen viele Eheleute von ihrem Partner als „Bruder“ und „Schwester“. Das ist aber rein geistig zu sehen, Geschwister- oder sogar Tochterheirat kam lediglich im Königshaus des Pharaos vor. Die Ehe wurde geschlossen, indem Braut und Bräutigam in Begleitung der Verwandten und Bekannten in das Haus des Mannes einzogen. Bei einem Beamten wurden die Namen und der Besitz des Mannes und der Frau in Büchern eingetragen und schließlich im Tempel ein Opfer dargebracht. Vermutlich endete der Hochzeitstag bei einem reichhaltigen Mahl im Hause des Frischvermählten. Die Frau war in Ägypten dem Manne gleichgestellt und wurde hoch geachtet. Das Eheleben musste im beiderseitigen Einvernehmen stattfinden und über den Besitz musste gemeinsam entschieden werden. Scheidungen wurden zwar nicht aus Lust und Laune, sondern nur in Ausnahmefällen durchgeführt, doch dabei erhielt die Frau eine beträchtliche Abfindung. Wenn ein Sohn geboren wurde, war dies ein großer Augenblick: Der Neugeborene sollte später die Familie fortsetzen und den Totenkult für seine Eltern durchführen. Schon bald wurde ihm ein Name gegeben, denn dieser war nicht nur für die Identifizierung eines Menschen verantwortlich, sondern mit dem Ka, der Seele des Menschen auf eine ganz besondere Weise verbunden und somit essentiell für das religiöse Leben. Wie auch bei unseren Namen steckte hinter den ägyptischen eine Bedeutung: Echnaton bedeutet „Es gefällt Aton“, Ramses „Der Sonnengott hat ihn geboren“. Wie man bemerkt, tauchten oft Götternamen auf, so auch beispielsweise bei Ptah-hotep, dessen Name nichts anderes aussagte, als dass Ptah mit dem Kind zufrieden sei. Die Nennung eines Namens war auch die Anrufung des entsprechenden Gottes. Umso schlimmer war es auch, wenn der Name in einer Inschrift unkenntlich gemacht wurde – das ewige Leben des Betroffenen wurde vernichtet. Der Name wurde – wie schon die Hochzeit – bei Beamten in eine Liste eingetragen. Kinder wurden hoch geschätzt im Alten Ägypten. Sie durften überall im Haus und im Garten spielen und sollten, wenn möglich, eine frohe Kindheit durchleben. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass viele Reliefdarstellungen von Ägyptern bis hin zu Grabwänden Kinderszenen zeigen. Die Jungen und Mädchen sind meistens zusammen mit ihren Eltern abgebildet und werden bei fröhlichen Ausflügen gezeigt, bei Vogeljagden oder beim Fischen. Ansonsten war ein häufiger Zeitvertreib der Sport und die Kräftigung des Körpers. Die Jugend besuchte die Hirten oder half bei verschiedenen landwirtschaftlichen Arbeiten aus. Gerne sprang man auch spielerisch auf den Ährenhaufen herum und erledigte wie nebenbei das Kornaustreten. Jungen, die auf die Schreiberschule geschickt wurden, hatten eine Menge Arbeit vor sich, denn es war nicht einfach, die Unmenge an Zeichen, Symbolen und deren Verbindungen zu erlernen. Außer der offiziellen Hieroglyphenschrift gab es ja auch noch das Hieratische, und dieses wiederum konnte sowohl als Kalligraphieschrift als auch in einer kursiven Form geschrieben werden. Doch die meisten Kinder, deren Eltern Bauern, Handwerker oder Arbeiter waren blieben zuhause, lernten, ihren Eltern zu helfen und meist später ihren Beruf auszuführen, das Vieh zu hüten oder Werkzeuge zu benutzen. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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06.01.2013, 15:42
Beitrag: #3
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RE: Aufwachsen in den Kulturen der Antike
Kindheit und Jugend bei den Germanen
Die Frau hatte bei den Germanen zwar einen gewissen Spielraum, sich im Dienste der Sippe zu entfalten, von annähernder Emanzipation kann jedoch keine Rede sein. Die Kinder wiederum wurden sehr wertgeschätzt und geliebt, obwohl es anscheinend eine ganze Menge gab: Die römische Oberschicht – bei der Kinderlosigkeit häufig war – schaute neidisch auf die vielen Nachkommen, die ihre germanischen Widersacher hatten. Der Kinderreichtum kam nicht von ungefähr, denn mit ihm kam der Stolz der Eltern und die Familie wurde wieder ein Stückchen verstärkt. Die Söhne und Töchter waren schließlich die Zukunft der Sippe – und die galt einem Germanen so viel wie sonst nur wenig. Nach der Geburt galt es zuerst, dass der Vater das Kind anerkannte und ihm einen Namen gab. Sobald der Neugeborene die erste Nahrung zu sich genommen hatte, war er ein Mitglied der Familie. Offiziell wurde er dies durch die Namensgebung. Sie geschah in einer feierlichen und religiösen Zeremonie mit weitreichender Bedeutung für das spätere Leben, wie es im Christentum mit der Taufe ist. Dabei wurden oft in der Familie übliche Namen verwendet, aber auch solche, die eine gewisse Bedeutung hatten. Man glaubte, diese würde sich auf den Träger übertragen, also ihm Mut, Stärke, Glück etc. bringen. Dabei ging es meistens um Tapferkeit, um historische Größe, um heroische Züge, ja, um Übermenschliches, allgemein um Krieg und Kampf. Einige Beispiele für germanische Namensbestandteile: gunt/ hilt/ wic: Kampf rich: mächtig wolf, wulf: Wolf bert/ mar: glänzend, berühmt Einige dieser Namensbestandteile wurden eben in der Familie weitervererbt. Der Säugling verbrachte die ersten Lebensjahre bei seiner Mutter und wurde auch von ihr gesäugt, Ammen oder Pflegemütter gab es (fast?) nicht. Wenn das Kind älter war, wurde es schon relativ früh dem Ernst des Lebens ausgesetzt und hart erzogen. Dies soll nicht heißen, dass kein Freiraum, kein Privatleben und kein Rückzugsort vorhanden waren, wie es im antiken Sparta der Fall gewesen ist. Aber die Kinder lebten viel im Freien und spielten teilweise doch recht raue Spiele. Die Jungen ahmten in ihren Kämpfen die Waffentechnik der Erwachsenen nach, was diesen wiederum nur recht sein konnte – die künftigen Generationen der Sippe sollten ja ihren Namen alle Ehre machen. Immer wieder halfen sie auch in der Landwirtschaft mit, wo jede Hilfe willkommen war. Die Mädchen spielten nachweislich mit Puppen, mussten aber auch schon im Haushalt mit anpacken. Mit 15 Jahren wurde ein Junge erwachsen und kam in das wehrfähige Alter. In einer offiziellen und wieder religiös geprägten Zeremonie bekam er seinen Speer und ein Schild überreicht und wurde feierlich in die Volksversammlung aufgenommen. Üblich war es, anschließend einige Jahre sich einem bekannten und erfolgreichen Mann anzuschließen, um mit ihm den Umgang mit der Waffe sowie Tapferkeit im Kampf zu erlernen. Natürlich versuchte man auch schon, durch besondere Leistungen auf sich aufmerksam machen zu können. Die Mädchen blieben in dieser Zeit im elterlichen Hause, bis sie bei der Heirat in eine neue Sippe aufgenommen wurde und nunmehr zu deren Ruhm und Ehre beizutragen hatte. Der Vollständigkeit halber muss noch angemerkt werden, dass dieser Wechsel in eine neue Familie wie bei den Römern auch wieder rückgängig gemacht werden konnte. Somit begann für den Germanen oder die Germanin das Erwachsensein. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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09.01.2013, 16:09
Beitrag: #4
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RE: Aufwachsen in den Kulturen der Antike
Kindheit und Jugend im Judentum zur Zeit Jesu, Teil I.
Die Familie im antiken Palästina war eindeutig patriarchalisch, was schon allein daran zu erkennen ist, dass das Wort für Familie „Vater-Haus“ bedeutet. Außerdem handelte es sich meist um eine Großfamilie, in der der Vater das allmächtige Sippenoberhaupt darstellte und Frauen, Nebenfrauen, Söhne, Töchter, Diener, Bedienstete und Sklaven beherrschte. Er durfte bestrafen, war der häusliche Priester, sprach das Tischgebet und unterrichtete die Nachkommen. Dies gründete schon allein darauf, dass die Söhne seine Erben und die Töchter von seiner Mitgift abhängig waren. Der Mutter begegnete man dagegen mit Hochachtung, aber auch einer Art Scheu. Mutterschaft galt als besonderer Segen, Kinderlosigkeit wiederum war eine Schande. Während Frauen es im frühen Judentum vermocht hatten, sich Achtung zu verschaffen, zeigt sich in der Spätzeit eher Verachtung der Frau von männlicher Seite. Man sah sie als verführendes und habgieriges Geschlechtswesen, das vor der Heirat die Schwelle des Hauses nicht übertreten und bis zu diesem Zeitpunkt stets – auch zuhause – verschleiert sein musste. Schon die Menstruation machte die Frau regelmäßig unrein. Zu dieser Frauensicht einige Zitate: Rabbi Juda ben Elai: „Drei Lobpreisungen muss man jeden Tag sprechen: Gepriesen sei, der mich nicht zum Heiden machte! Gepriesen sei, der mich nicht zur Frau machte! Gepriesen sei, der mich nicht zum Unwissenden machte!“ Rabbi Eliezer: „Lieber möge die Thora in Flammen aufgehen, als dass sie den Frauen übergeben werde!“ Jose ben Joachanan: „Rede nicht viel mit der Frau“ (zitiert nach: Walter Grundmann: Das palästinensische Judentum im Zeitraum zwischen der Erhebung der Makkabäer und dem Ende des Jüdischen Krieges. In: Johannes Leipoldt, Walter Grundmann (Hg.): Umwelt des Urchristentums, Bd. 1: Darstellung des neutestamentlichen Zeitalters. Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1967. S. 174 f.) Scheidung war Israeliten erlaubt, vermutlich, da bekannt war, dass eine zerrüttete Ehe häusliche Gewalt oder Ehebruch geradezu provozieren könnte. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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09.01.2013, 17:10
Beitrag: #5
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RE: Aufwachsen in den Kulturen der Antike
Kindheit und Jugend im Judentum zur Zeit Jesu, Teil II.
Kinder galten lediglich als Nachkommen sehr viel und waren der Zweck der Ehe – das Volk Israel sollte vergrößert werden und wachsen: „Jeder, der die Fortpflanzung nicht übt, gleicht einem, der Blut vergießt!“ (Rabbi Eliezer, zit. nach: ebd., S. 176). An sich waren Kinder also nicht besonders viel wert, und männliche Nachkommen noch mehr als weibliche. Doch trotzdem waren sie ein Geschenk Gottes und durften nicht einfach ausgesetzt werden, Kinderliebe gab es also. Besonders wenn man die Einstellung der Juden mit der der Römer etc. vergleicht, zeigt sich dies: In Rom wurden Kinder ausgesetzt, zur Prostitution gezwungen oder verstümmelt und zum Betteln geschickt. Dies sah man in Israel anders: Es wurde gesagt, die Welt bestehe nur um des unschuldigen Hauses der Kinder wegen. Allerdings konnten sie wie auch die Ehefrau unter besonders schlechten finanziellen Verhältnissen in Schuldknechtschaft verkauft werden. Ein Kind, das unter einem Monat alt war, war nichts wert. Daraus schließt man, dass eine recht hohe Kindersterblichkeit geherrscht haben muss. Acht Tage nach der Geburt wurde das Kind beschnitten und somit zum Juden, gleichzeitig bekam es einen Namen. Die ersten drei Lebensjahre blieb es bei der Mutter und wurde von ihr gesäugt. Danach begann die eigentliche Kindheit. Der Vater brachte einem Sohn langsam die ersten handwerklichen Fähigkeiten bei. Währenddessen erlernten die Töchter bei der Mutter die Führung eines Haushalts und halfen an dieser Stelle mit. Natürlich kamen auch Spielereien nicht zu kurz, doch eine gänzlich unbeschwerte Kindheit gab es nicht. Schon sehr früh wurde mit der Erziehung der Kinder begonnen. Sobald es sprechen konnte, wurde ihm in jedem Fall das Glaubensbekenntnis des jüdischen Glaubens, das „Höre, Israel“ eingeprägt. Im weiteren Verlaufe der Kindheit wurden die Grundgebote der Tora gelehrt und die wichtigsten jüdischen Gesetze beigebracht. Doch die Kinder mussten auch im Haushalt helfen, den Vater bedienen, ihm die Füße waschen und ihn versorgen. Waren sie nicht gehorsam, drohten körperliche Züchtigungen, so heißt es im Buch der Sprüche, 13,24: „Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn.“ In besonderen Fällen konnte man bei den Ältesten sogar die Todesstrafe beantragen, was eine Stelle im 5. Buch Mose (12,18-21) nahelegt. Doch dies war der absolute Ausnahmefall. Die Söhne wurden, sobald sie geschlechtsreif waren, in die Synagoge geschickt, wo ihnen schließlich der vollständige Religionsunterricht zukam. Ab da, ungefähr ab dem Alter von 13 Jahren, war der Heranwachsende im modernen Sinne „volljährig“, nun durfte er selbst entscheiden. Man war sich sicher, dass der „gute“ Trieb in ihm nun stärker sei als der böse. Die Töchter hatten weit weniger Rechte und wurden auch schlechter religiös ausgebildet, man setzte eine Unterweisung in der Tora damit gleich, sie albern zu machen. Auch erbrechtlich hatten die männlichen Nachkommen Vorrang. Frauen heirateten mit 12 bis 13, Männer mit 18 bis 24 Jahren. Die meisten Väter versuchten jedenfalls, die Tochter bis zum Alter von zwölfeinhalb zu verloben, da bis zu diesem Alter ihr Wille nichts galt, während Ältere ihre Einwilligung hätten geben müssen. Viele Ehen wurden aber geschlossen, ohne dass sich die Ehepartner jemals vorher hätten treffen können, schon allein, weil die Mädchen ja unter strengstem Verschluss gehalten wurden. Es gab einige Festtage, bei denen dann alle auf die Weinberge zogen, dort tanzten und sich potentiellen Ehemännern und Schwiegervätern präsentierten. Doch wie gesagt hatte der Vater einiges mitzureden. Jesus zog unter die meisten der beschriebenen Praktiken einen Schlussstrich, nahm Frauen in seine Gemeinde auf, rief die Kinder zu sich und schrieb die unauflösliche Einehe vor. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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11.01.2013, 19:13
Beitrag: #6
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RE: Aufwachsen in den Kulturen der Antike
Kindheit und Jugend bei den Wikingern
Das Familiengefühl war bei den Wikingern besonders ausgeprägt, und man half Verwandten oder verteidigte sie, wenn nötig. Dies hatte sogar höhere Priorität als der Gehorsam gegenüber der Obrigkeit oder den Herrschern und ähnelte dem Dienst an den Göttern. Man vermutet, dass die Lebenserwartung sehr niedrig war (angesetzt werden 30 Jahre), sodass nur wenige Generationen nebeneinander existierten. Dafür war die Großfamilie sehr breit geschichtet, es gab also viele Geschwister, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. Die Kinder blieben zu Hause, bis sie erwachsen waren und wurden von ihrem Vater oder ihrer Mutter betreut. Die Töchter lernten bei den Frauen der Familie, zu spinnen, zu weben und den Haushalt zu führen, während die Söhne mit den Männern zu kämpfen und das Feld zu bestellen hatten. Die Kinder kümmerten sich beispielsweise auch um die Haustiere, holten Wasser oder halfen allgemein den Eltern bei deren Arbeiten. Doch es blieb natürlich auch Zeit für Spiele: Man weiß von selbst gebastelten Puppen für die Mädchen, von kleinen Pferdemodellen oder ungefährlichen Waffen für die Jungen. Das Holzspielzeug schnitzten sich die Kinder größtenteils selber oder ließen von Erwachsenen anfertigen. Außerdem gab es die verschiedensten Spiele an der freien Luft, wie beispielsweise das Ballspiel. In Vorbereitung auf das Leben als Erwachsener spielte man ansonsten mit kleinen Booten oder hörte die Abenteuergeschichten aus vergangenen Zeiten. Allgemein wuchs der Wikinger in einem kleinen, familiären Umfeld auf, in dem sich, abgesehen von den Fahrten der Männer, auch das ganze spätere Leben abspielte. Mit ungefähr 16 Jahren war diese Zeit vorbei, die jungen Männer gingen mit den anderen Kämpfern auf die berühmten Seefahrten, während die Frauen heirateten. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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23.01.2013, 18:38
Beitrag: #7
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RE: Aufwachsen in den Kulturen der Antike
(06.01.2013 15:42)Maxdorfer schrieb: Einige dieser Namensbestandteile wurden eben in der Familie weitervererbt. So lassen sich auch im Frühmittelalter (bis ins 8.Jh.) Verwandtschaftsverhältnisse rekonstruieren. Nachnamen gab es ja noch nicht, der Namensbestandteil "von XY" konnte (fast) beliebig variieren. War bspw. ein Adliger, der Besitz in der Ortschaft X hatte, Zeuge für eine Urkunde, die die Ortschaft X betraf, nannte er sich "Irgendwer von X". Schon in der nächsten Urkunde, die die Ortschaft Y betraf, konnte sich der gleiche Mensch "Irgendwer von Y" nennen. Es wurden aber auch Namensbestandteile vererbt, oft vom Großvater auf den Enkel. Bei gleicher Vorsilbe zeigte der Name die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht oder einer Sippe an (z.B. Erchanperht, Erchanfried, Erchanger, Erchana; alle drei waren zeitgenössische Angehörige der bayerischen Aribonen oder der alemannischen Alaholfinger, was eine Verwandtschaft beider Familien nahelegt - auf mehr als mow logische Spekulationen können wir uns bzgl. der Verwandtschaftsverhältnisse in dieser Zeit kaum verlassen). Der zweite Namensbestandteil war dagegen der Hinweis, dass der Namensträger einer Generation innerhalb einer Familie angehörte (z.B. Wolfperht -> Heimperht -> Cumperht sind drei Exponenten der Aribonen aus drei verschiedenen Generationen; das "h" wird wie ein kehliges "ch" gesprochen; im Schwyzerdeutschen gibt es diesen Laut noch heute). VG Christian |
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