Vertrag von Versailles
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30.01.2013, 19:33
Beitrag: #3
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RE: Vertrag von Versailles
Mit diesem Thema wurden im alten Forum schon Seiten gefüllt. Hat ja auch seine Gründe, denn zum einen ist es außerodrentlich interessant, zum anderen haben viele einen sehr emotionalen und ideologischen Zugang dazu.
(30.01.2013 16:49)Suebe schrieb: Nichts hat die deutsche Innen- und Außenpolitik von 1919 bis 1936 ähnlich beherrscht wie Beides. Der VV war letztlich ein Kompromiss, dessen Resultat eine Menge Konfliktstoff barg und nicht dazu geneigt war, eine stabile politische Ordnung in Europa zu etablieren. Oder um es mit Haffner zu sagen: Das Deutsche Reich wurde weder dauerhaft integriert noch dauerhaft entmachtet. Neben dem Vertrag als solches,der was die dauerhaften Gebietverluste anlangt, relativ mild war, sehe ich den Kriegsschuldartikel, die Art seiner Umsetzung und viele kleine unnötige Nadelstiche als eine Wurzel des Übels. Nadelstiche, wie der verwehrte Zugang zum rechten Weichselufer oder die verlangte Auslieferung Wilhelm II. als Kriegsverbrecher und die Umsetzung, wie die Verweigerung von mündlichen Verhandlungen. An den Hauptpunkten des Vertrages hätte man mit kleinen Änderungen sehr viel für die Stabilität der Nachkriegsordung tun können. Bei den Raparationszahlungen hätte man auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands abstimmen müssen. Deutschland einerseits die Kontrolle über seine wichtigesten Industriegebiete (Saarland, Ruhrgebiet und Oberschlesien) teilweise bzw. vollständig zu nehmen, und gleichzeitig hohe Sachlieferungen zu verlangen, ist perfide. Ein Umstand, auf den Lloyd George nachdrücklich hinwies. Weiters war es ein zweifelhaftes Kalkül Clemenceaus, die chauvinistischen Forderungen Polens und vor allem der Tschechoslowakei, die den Verbleib großer deutscher Minderheiten inden beiden Staaten nach sich zog, zu erfüllen. So wurde einerseits eine nachhaltige Feindschaft zum Reich und andererseits ein hohes Maß an Abhängigkeit von Frankreich einzementiert. Benes' Versprechen, seinen neuen Vielvölkerstaat föderal nach dem Vorbild der Schweiz zu gestalten, erwiesen sich als Schall und Rauch. Mit Polen hätte ein dauerhafter Vertrag bezüglich der Rechte der deutschen Minderheit und des Transits durch den Korridor abgeschlossen werden müssen. Weiters war es kurzsichtig, dem Memelland und vorallem Danzig keinen eindeutigen Status zu geben, sondern diese in der Schwebe zu halten, was die Annexions- bzw. Revisionsgelüste nährte. Enweder, man hätte beide gleich fix einem Staat zusprechen sollen, oder ein Lösung, wie fürs Saarland, finden müssen. MfG, Titus Feuerfuchs |
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