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Vertrag von Versailles
30.01.2013, 16:49
Beitrag: #1
Vertrag von Versailles
Nichts hat die deutsche Innen- und Außenpolitik von 1919 bis 1936 ähnlich beherrscht wie

das Diktat von Versailles


der Widerstand dagegen, die Ablehnung war das Kontinuum der Weimarer Republik, durch alle Parteien.

War er tatsächlich so verheerend, oder wurde das in Deutschland überspitzt dargestellt?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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30.01.2013, 19:05
Beitrag: #2
RE: Vertrag von Versailles
Teils, teils.
Natürlich war er verheerend für Deutschland. Dafür haben die Franzosen schon gesorgt. Abtretungen, Rheinland- und Reparationsparagraphen, militärische Kastrierung des D.R., und vor allem der Kriegsschuldparagraph.
Eigentlich alles Paragraphen, die man in so einem Vertrag, der immerhin von den Gewinnern eines monströsen Krieges dem Verlierer vorgesetzt worden ist, erwarten kann. Die Preußen haben nach 1813 den Sachsen und und nach 1866 den Hannoveranern noch ganz anderes zugemutet...

Aber ebenso natürlich haben die Rechten der Weimarer Republik den ohnehin harten Vertrag noch weiter aufgebauscht und ihn zum Synonym für erlittenes Unrecht nach dem 1.Wk. gemacht.
Der VV wurde so ein Kampfmittel der deutschen Innenpolitik wie auch der Außenpolitik, selbst als seine für Deutschland schlimmsten Passagen - die wirtschaftlichen Einschränkungen, va. was das Rheinland betraf - längst entscheidend abgemildert waren.

VG
Christian
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30.01.2013, 19:33
Beitrag: #3
RE: Vertrag von Versailles
Mit diesem Thema wurden im alten Forum schon Seiten gefüllt. Hat ja auch seine Gründe, denn zum einen ist es außerodrentlich interessant, zum anderen haben viele einen sehr emotionalen und ideologischen Zugang dazu.

(30.01.2013 16:49)Suebe schrieb:  Nichts hat die deutsche Innen- und Außenpolitik von 1919 bis 1936 ähnlich beherrscht wie

das Diktat von Versailles


der Widerstand dagegen, die Ablehnung war das Kontinuum der Weimarer Republik, durch alle Parteien.

War er tatsächlich so verheerend, oder wurde das in Deutschland überspitzt dargestellt?

Beides.
Der VV war letztlich ein Kompromiss, dessen Resultat eine Menge Konfliktstoff barg und nicht dazu geneigt war, eine stabile politische Ordnung in Europa zu etablieren.
Oder um es mit Haffner zu sagen: Das Deutsche Reich wurde weder dauerhaft integriert noch dauerhaft entmachtet.

Neben dem Vertrag als solches,der was die dauerhaften Gebietverluste anlangt, relativ mild war, sehe ich den Kriegsschuldartikel, die Art seiner Umsetzung und viele kleine unnötige Nadelstiche als eine Wurzel des Übels. Nadelstiche, wie der verwehrte Zugang zum rechten Weichselufer oder die verlangte Auslieferung Wilhelm II. als Kriegsverbrecher und die Umsetzung, wie die Verweigerung von mündlichen Verhandlungen.

An den Hauptpunkten des Vertrages hätte man mit kleinen Änderungen sehr viel für die Stabilität der Nachkriegsordung tun können.
Bei den Raparationszahlungen hätte man auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands abstimmen müssen. Deutschland einerseits die Kontrolle über seine wichtigesten Industriegebiete (Saarland, Ruhrgebiet und Oberschlesien) teilweise bzw. vollständig zu nehmen, und gleichzeitig hohe Sachlieferungen zu verlangen, ist perfide. Ein Umstand, auf den Lloyd George nachdrücklich hinwies.

Weiters war es ein zweifelhaftes Kalkül Clemenceaus, die chauvinistischen Forderungen Polens und vor allem der Tschechoslowakei, die den Verbleib großer deutscher Minderheiten inden beiden Staaten nach sich zog, zu erfüllen. So wurde einerseits eine nachhaltige Feindschaft zum Reich und andererseits ein hohes Maß an Abhängigkeit von Frankreich einzementiert.
Benes' Versprechen, seinen neuen Vielvölkerstaat föderal nach dem Vorbild der Schweiz zu gestalten, erwiesen sich als Schall und Rauch.
Mit Polen hätte ein dauerhafter Vertrag bezüglich der Rechte der deutschen Minderheit und des Transits durch den Korridor abgeschlossen werden müssen.
Weiters war es kurzsichtig, dem Memelland und vorallem Danzig keinen eindeutigen Status zu geben, sondern diese in der Schwebe zu halten, was die Annexions- bzw. Revisionsgelüste nährte. Enweder, man hätte beide gleich fix einem Staat zusprechen sollen, oder ein Lösung, wie fürs Saarland, finden müssen.

MfG, Titus Feuerfuchs
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30.01.2013, 22:46
Beitrag: #4
RE: Vertrag von Versailles
(30.01.2013 19:05)913Chris schrieb:  Teils, teils.
Natürlich war er verheerend für Deutschland. Dafür haben die Franzosen schon gesorgt. Abtretungen, Rheinland- und Reparationsparagraphen, militärische Kastrierung des D.R., und vor allem der Kriegsschuldparagraph.


VG
Christian

(30.01.2013 19:33)Titus Feuerfuchs schrieb:  Beides.
Der VV war letztlich ein Kompromiss, dessen Resultat eine Menge Konfliktstoff barg und nicht dazu geneigt war, eine stabile politische Ordnung in Europa zu etablieren.


Neben dem Vertrag als solches,der was die dauerhaften Gebietverluste anlangt, relativ mild war, sehe ich den Kriegsschuldartikel, die Art seiner


Ich denke auch, dass die Entwicklungs-Verschärfungs-linie von den
14 Punkten Wilsons über die
Waffenstillstandsbedingungen zum
Versailler Vertrag
bis zur Ruhrbesetzung 1923
entscheidend war.
Die Soldaten, Matrosen, Munitionsarbeiter usw., haben doch im Vertrauen auf die 14 Punkte den "Bettel hingeschmissen",
um sich hinterher aufs übelste hereingelegt zu fühlen.

Der Kriegsschuldartikel als prägnantes Beispiel hat doch den 14 Punkten "Friede ohne Sieger und Besiegte" voll widersprochen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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30.01.2013, 23:03
Beitrag: #5
RE: Vertrag von Versailles
(30.01.2013 22:46)Suebe schrieb:  
(30.01.2013 19:05)913Chris schrieb:  Teils, teils.
Natürlich war er verheerend für Deutschland. Dafür haben die Franzosen schon gesorgt. Abtretungen, Rheinland- und Reparationsparagraphen, militärische Kastrierung des D.R., und vor allem der Kriegsschuldparagraph.


VG
Christian

(30.01.2013 19:33)Titus Feuerfuchs schrieb:  Beides.
Der VV war letztlich ein Kompromiss, dessen Resultat eine Menge Konfliktstoff barg und nicht dazu geneigt war, eine stabile politische Ordnung in Europa zu etablieren.


Neben dem Vertrag als solches,der was die dauerhaften Gebietverluste anlangt, relativ mild war, sehe ich den Kriegsschuldartikel, die Art seiner


Ich denke auch, dass die Entwicklungs-Verschärfungs-linie von den
14 Punkten Wilsons über die
Waffenstillstandsbedingungen zum
Versailler Vertrag
bis zur Ruhrbesetzung 1923
entscheidend war.
Die Soldaten, Matrosen, Munitionsarbeiter usw., haben doch im Vertrauen auf die 14 Punkte den "Bettel hingeschmissen",
um sich hinterher aufs übelste hereingelegt zu fühlen.

Der Kriegsschuldartikel als prägnantes Beispiel hat doch den 14 Punkten "Friede ohne Sieger und Besiegte" voll widersprochen.


Das stimmt absolut.
Liegt nicht zuletzt daran, dass Wilson Versprechen gegeben hat, die er nicht lösen konnte oder wollte (Südtirol).

Es hat auch seinen Grund, dass die USA den VV nicht unterzeichnete, sondern mit dem Reich einen Seperatfrieden schloss.

Ein weiterer Grund für das Scheitern ist auch darin zu suchen, dass die Monarchisten bzw Militärs, die demokratischen Kräfte die grausliche Suppe auslöffeln ließen, was die Demokratie der WR nachhaltig beschädigte.

MfG, Titus Feuerfuchs
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31.01.2013, 07:31
Beitrag: #6
RE: Vertrag von Versailles
Nicht einmal Hitler hat ernsthafte Anspüche auf Südtirol erhoben. Kompromiss mit dem Duce?

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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31.01.2013, 09:35
Beitrag: #7
RE: Vertrag von Versailles
(31.01.2013 07:31)Arkona schrieb:  Nicht einmal Hitler hat ernsthafte Anspüche auf Südtirol erhoben. Kompromiss mit dem Duce?


Yaeh,
der hat schon in "Mein Krampf" darauf verzichtet..........

Das Geschrei dieser braunen Mischpoke, wenn das ein Politiker irgend einer anderen Richtung gemacht hätte. "Heiliger Volksboden, deutsches Blut..."

Die Kumpanschaft mit dem Duce war von langer Hand geplant.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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31.01.2013, 10:44
Beitrag: #8
RE: Vertrag von Versailles
(30.01.2013 23:03)Titus Feuerfuchs schrieb:  Liegt nicht zuletzt daran, dass Wilson Versprechen gegeben hat, die er nicht lösen konnte oder wollte (Südtirol).

Wilson musste halt am Ende zugeben, dass er von dieser Zusage an Italien zuvor, Feb. 1917, ohne Vorbehalte anzumelden Kenntnis genommen hatte.

nur gehört Südtirol genau genommen nicht nach Versailles. Hier haben wir doch den 3nd "St. Germain" zur Verfügung.
Auch die Zusammenhänge alliierter Versprechungen im 1.WK mit den turbulenzen der Weltpolitik bis heute sind ein hoch interessantes Thema, das man aber auch separat diskutieren sollte.

Zitat:Es hat auch seinen Grund, dass die USA den VV nicht unterzeichnete, sondern mit dem Reich einen Seperatfrieden schloss.

Unterschrieben hat Wilson schon.
Ratifiziert haben sie ihn dann nicht. Und in den Völkerbund, des Wilsons liebstes Kind, sind sie auch nicht eingetreten.
Was zum körperlichen Zusammenbruch Wilsons führte, und den USA die erste und bis heute einzige Präsidentin verschaffte.

Wobei die USA andererseits auf pünktlicher Bezahlung ihrer Forderunen aus Kriegslieferungen bestand.
Und in Frankreich haben die populistischen Politiker verkündet, dass das der Boche zu bezahlen hätte.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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31.01.2013, 11:03
Beitrag: #9
RE: Vertrag von Versailles
Naja, ob Hitler den Duce wirklich ernst nahm? Als Verbündeter war Italien eher eine schwere Belastung, an der Front bekamen sie nix gebacken.

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31.01.2013, 11:53
Beitrag: #10
RE: Vertrag von Versailles
(31.01.2013 11:03)Arkona schrieb:  Naja, ob Hitler den Duce wirklich ernst nahm? Als Verbündeter war Italien eher eine schwere Belastung, an der Front bekamen sie nix gebacken.

zdZ auf alle Fälle.
zB 1934 hat der Duce den Nazi-Putsch in Wien aussichtslos werden lassen.
Und der Adolf hat sich dann sehr beeilt sich von den Putschisten zu distanzieren.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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31.01.2013, 13:44
Beitrag: #11
RE: Vertrag von Versailles
(31.01.2013 07:31)Arkona schrieb:  Nicht einmal Hitler hat ernsthafte Anspüche auf Südtirol erhoben. Kompromiss mit dem Duce?

Auch. Für Hitler waren die Südtiroler eine unnütze Wucherung des deutschen Volkskörpers. Er holte sie "Heim ins Reich", jedenfalls die die wollten und das waren nach meiner Erinnerung mindestens 200.000, die im Netzegau angesiedelt wurden (!). So ein Tausch! Südtirol gegen Netzegau! Als die Südtiroler nach dem Weltkrieg wieder zurück wollten hätten die Italiener sagen können: "was wollt ihr? Ihr habt doch für Deutschland optiert, also bleibt dort". Sie waren so fair und taten es nicht.
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31.01.2013, 14:28
Beitrag: #12
RE: Vertrag von Versailles
Oh Gott, wenn das stimmt haben sie wirklich einen schlechten Tausch gemacht.

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31.01.2013, 17:47
Beitrag: #13
RE: Vertrag von Versailles
Hitler wollte den VV revidieren, und das hat er auch gemacht, so weit das möglich war. Dass er in "M.K." auf Südtirol verzichtete, hat m.E. damit zu tun, dass Mitte der 20er Jahre Mussolini DER Faschist in Europa war, damals wohl auch noch Hitlers großes Vorbild (vgl. "Marsch auf Rom" 1922 - "Marsch auf Berlin" 1923). Nachdem Mussolini Südtirol nicht hergeben wollte, wollte Hitler es auch nicht fordern.
Ansonsten enthielten Hitlers Reden in den 20ern außer Antisemitismus und Schimpfen auf den VV im Wesentlichen nicht viel...
Der VV bzw. seine Revision spielte besonders bei den Rechten eine zentrale Rolle.

VG
Christian
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31.01.2013, 19:22
Beitrag: #14
RE: Vertrag von Versailles
(31.01.2013 14:28)Arkona schrieb:  Oh Gott, wenn das stimmt haben sie wirklich einen schlechten Tausch gemacht.

Die Südtiroler hatten nur die Wahl zwischen 2 Übeln. Sie wurden ja nach der Anexion immer mehr unterdrückt. Die Autonomie wurde ja erst nach dem 2. Weltkrieg entwickelt. Diese Akzeptierung der Autonomie ist natürlich wirklich eine wesentlich tolerantere Politik, als sie in Frankreich, Polen o. der Tschechosslowakei... durchgeführt wurde, aber sie kam auch erst spät.
Schon seine Ausführung in "Mein Kampf" insbesondere zu Südtirol zeigten, das Hitler demokratische Prinzipien, wie die Selbstbestimmung ebenso unwichtig waren, wie den Alliierten Siegern des 1. Weltkrieges.
Wilson hatte seine eignen "13" Thesen verraten, sie also wahrscheinlich nur taktisch verwendet, um den bedingungslosen Waffenstillstand durchzusetzen. Die Siegermächte handelten in Hitlers Geist: Der Sieger bestimmt was Recht ist und was interessiert mich mein Gerede von gestern. Wie Hitler dachten sie nicht daran, welche Folgen aus einem solchen Ende des Krieges entstehen würden. Ein Belgischer Politiker hat in einer Rede im französischen Parlament die Folgen gleich richtig vorhergesagt.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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31.01.2013, 20:14
Beitrag: #15
RE: Vertrag von Versailles
(31.01.2013 19:22)Paul schrieb:  Wilson hatte seine eignen "13" Thesen verraten, sie also wahrscheinlich nur taktisch verwendet, um den bedingungslosen Waffenstillstand durchzusetzen.

Nö. Das waren hehre Ideale, ad absurdum geführt von der Realpolitik. Ähnlich wie Obama mit seinen Anfangsversprechen, von denen er auch kaum was halten konnte.

Oder wollte.

VG
Christian
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31.01.2013, 21:21
Beitrag: #16
RE: Vertrag von Versailles
(31.01.2013 17:47)913Chris schrieb:  Hitler wollte den VV revidieren, und das hat er auch gemacht, so weit das möglich war. Dass er in "M.K." auf Südtirol verzichtete, hat m.E. damit zu tun, dass Mitte der 20er Jahre Mussolini DER Faschist in Europa war, damals wohl auch noch Hitlers großes Vorbild (vgl. "Marsch auf Rom" 1922 - "Marsch auf Berlin" 1923). Nachdem Mussolini Südtirol nicht hergeben wollte, wollte Hitler es auch nicht fordern.
Ansonsten enthielten Hitlers Reden in den 20ern außer Antisemitismus und Schimpfen auf den VV im Wesentlichen nicht viel...
Der VV bzw. seine Revision spielte besonders bei den Rechten eine zentrale Rolle.

VG
Christian


Des Hitlers Originalton zu Südtirol:

Zitat:Besonders köstlich ist es noch, dabei zu sehen, wie den Wiener Legitimistenkreisen bei ihrer heutigen
Wiedereroberungsarbeit von Südtirol der Kamm förmlich anschwillt. Vor sieben Jahren hat ihr
erhabenes und erlauchtes Herrscherhaus allerdings durch die Schurkentat eines meineidigen Verrates
mitgeholfen, daß die Weltkoalition als Siegerin auch Südtirol zu gewinnen vermochte. Damals haben
diese Kreise die Politik ihrer verräterischen Dynastie unterstützt und sich einen Pfifferling um Südtirol
noch um sonst etwas gekümmert. Natürlich, heute ist es einfacher, den Kampf für diese Gebiete
aufzunehmen, wird doch dieser jetzt nur mit "geistigen" Waffen ausgefochten, und es ist doch immerhin
leichter, sich in einer "Protestversammlung" die Kehle heiser zu reden — aus innerer erhabener
Entrüstung heraus — und in einem Zeitungsartikel die Finger wund zu schmieren, als etwa während der
Besetzung des Ruhrgebietes, sagen wir, Brücken in die Luft zu jagen.
Der Grund, warum man in den letzten Jahren von ganz bestimmten Kreisen aus die Frage "Südtirol"
zum Angelpunkt des deutsch-italienischen Verhältnisses machte, liegt ja klar auf der Hand. Juden und
habsburgische Legitimisten haben das größte Interesse daran, eine Bündnispolitik Deutschlands zu
verhindern, die eines Tages zur Wiederauferstehung eines deutschen freien Vaterlandes führen könnte.
Nicht aus Liebe zu Südtirol macht man heute dieses Getue — denn dem wird dadurch nicht geholfen,
sondern nur geschadet —, sondern aus Angst vor einer etwa möglichen deutsch-italienischen
Verständigung.

Schuld sind die Juden usw. und was sind schon 200.000 Mensch, wenn man dafür die Verständigung des Duce haben kann.

aber, wie gesagt, hier eher Zeitkolorit Thema ist hier der VV!

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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31.01.2013, 22:47
Beitrag: #17
RE: Vertrag von Versailles
zurück zum VV

Wilsons 14 Punkte sind ja soweit bekannt.

Hier mal etwas unbekannteres, die ersten alliierten Vorbehalte vom 5. November 1918

Zitat:The Allied Governments have given careful consideration to the correspondence which has passed between the President of the United States and the German Government. Subject to the qualifications which follow they declare their willingness to make peace with the Government of Germany on the terms of peace laid down in the President's address to Congress of January, 1918, and the principles of settlement enunciated in his subsequent addresses. They must point out, however, that clause 2, relating to what is usually described as the freedom of the seas, is open to various interpretations, some of which they could not accept. They must, therefore, reserve to themselves complete freedom on this subject when they enter the peace conference. Further, in the conditions of peace laid down in his address to Congress of January 8, 1918, the President declared that invaded territories must be restored as well as evacuated and freed, the Allies feel that no doubt ought to be allowed to exist as to what this provision implies. By it they understand that compensation will be made by Germany for all damage done to the civilian population of the Allies and their property by the aggression of Germany by land, by sea and from the air.

Quelle: http://wwi.lib.byu.edu/index.php/The_All...een_Points

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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31.01.2013, 22:54
Beitrag: #18
RE: Vertrag von Versailles
(31.01.2013 11:03)Arkona schrieb:  Naja, ob Hitler den Duce wirklich ernst nahm? Als Verbündeter war Italien eher eine schwere Belastung, an der Front bekamen sie nix gebacken.

Absolut. Ich würde sogar sagen, dass er in ihm eine Art "Vorbild" sah, obwohl sich Mussolini zunehmend als Belastung entpuppte. Er nahm ihn weitaus wichtiger, als er in Wahrheit war.

MfG, Titus Feuerfuchs
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31.01.2013, 23:16
Beitrag: #19
RE: Vertrag von Versailles
Mein Beitrag dazu aus dem G-Forum, halte ihn hier auch für angebracht:

Der Ursprung des zweiten Weltkrieges ist die Konsequenz einer logischen Kette, die in der Belle Epoque spätestens schon ihren Ursprung hatte.

Der Nationalslizilsmus ist abgeleitet aus zwei Bewegungen: Die Nationale und die Soziale. Nach der heuten Farbenlehre sind das zwei schwer zu vereinigende politische Ansichten. Aber: Ziele vor 1922 dieser Bewgung und der Partei war vor allem ein deutscher Nationalstaat und einen Staat der nach innen hin sozialistisch herrscht. Das ist durch Hitlers Bewegung dann etwas anders geworden.

Fakt ist aber, dass der preußische Millitarismus aus Gewohnheit und Erziehung in dem deutschen Land schon unterbewusst drin steckte. Dazu kam die nationalistische Bewegung, die 1848 in der badischen Revolution ihre Manifestation fand, und lehrt eigentlich gehören die ganzen Völer zusammen. Diese Art von Nationalismus wurde in der wilheminischen Zeit natürlich noch geschürt und setzte sich weiterhin im kollektiven Gedächtnis nieder.

Auch der von den Nazis propagierte Sozialdarwinismus wurde schon als Vorwand erachtet um in den Ersten Weltkrieg zu ziehen.

Das vorweg, nun gehts ans Eingemachte:

Wer Frankreich, England und USA als mitschuldig ansieht, liegt dann insofern falsch, dass man den Versailler Vertrag zum Zankapfel macht. Denn: Immerhin ging es mit der Republik ausenpolitisch bergauf! Diese Tatsache wird gerne vergessen. Man suchte schon 1922 den Weg aus der totalen Euröpäischen Isolation und hat nach und nach diplomatische Kontakte zu dem ebenfalls isolierten Rußland (UdSSR) aufgenommen. Und auch 1925 ist etwas in diese Richtung geschehen: Die Aufnahme in den Völkerbund von Stresemann war bahnbrechend für die deutsche Außenpolitik. Und sie hatte für die Republik gar keine schlechte Konsequenzen. Durch diesen Beitritt wuchs auch das Vertrauen wieder in die deutsche Diplomatie, Frankreich und die Republik planten sogar die "Vereinigten Staaten von Europa", ein EU-Vorläufer der nicht realisiert worden ist. Jedenfalls zeigte diese Absicht, dass zumindenst Aristide Briand von einer gemeinsamen Zukunft überzeugt war, denn er sagte in Locern: "[...] Es ist Schluss mit jener langen Reihe schmerzlicher und blutiger Auseinadersetzungen, die die Seiten unserer Geschiche beflecken, es ist Schluss mit Krieg zwischen uns [...]". Mit der Annerkennung von Elsaß-Lothringen und im Gegenzug der Abzug der Franzosen aus dem Saarland war die Sache dann ausreichend entspannt.

Und noch eine entlastendes Indiz für den Versailler Vertrag: Zuerst erreichte Stresemann durch den für Deutschland zugestandenen Dawes-Plan, dass die Reperationsraten deutlich gesenkt wurden, im zweiten Schritt dann, dass sie sogar ganz eingestellt worden sind. Deutschland wurde aktiv. Nur die rechten waren nicht einverstanden damit, sie sahen das als Verrat gegen das eigene Land, weil nach ihrer Ansicht die deutschen es nicht nötig haben Kraft Diplomatie sich aus der Schlinge zu ziehen.

Einer der Variablen pro Krieg ist ein großer Zufall. Erst begann es mit einer leichten Krise, eine Versorgungslücke in der USA, künstlich hochgepuschte Kurse brachen darauf ein, die Werte der Aktien fielen und später war der Papierkrieg in der USA an der Börse verloren. Leider hat eine große Dürre und die unbewirtschaftbakeit der Felder in den USA, vor allem im mittleren Westen dafür gesorgt, dass die Preise für Lebensmittel stiegen im direkten Zusammenhang mit Lieferengpässen. Die Depression in der USA war perfekt. Leider bedeutete dies ein Rückgang der Liquidität der der Banken und die Kredite, die sie nach Deutschland, Großbritannien und Frankreich vergeben hatten wurden in einem großen Volumen zurückgefordert. Die Rückzahlungen hatten eine schwere Deflation zur Folge, die die deutsche und englische Wirtschaft stark geschwächt hat.

Daraus entstand ein Problem, das ein gefundenes Fressen für die rechte Szene der damaligen Zeit war: Deutschland wurde von den Amerikanern betrogen, gerdezu arglistig aufs Kreuz gelegt. Somit sind wir wieder bei meinen Eingangsworten aber es kommt wie wir ja wissen noch Knüppeldicker.

Artikel 48 der damaligen Verfassung muss man nicht erklären, ich setze vorraus, dass bekannt. Interessant war aber die Einstellung der Menschen zum damaligen Zeitpunkt: Als Kaisertreuer von Hindenburg sahen sie den Reichspräsidenten qua Verfassung als Art Ersatzkaiser. In der politischen Krise (wegen verworrenen Wahlergebnissen für den Reichstag) war sah man den Reichspräsident als Ersatzkaiser, als Synonym für Wilhelm II, der sich über das Parlament hinwegsetzt und selbst regiert. (bitte Nachschlagen Notstandsgesetze). Die wirtschaftliche Kriese begünstigte die Radikalisierung: der Führerstaat wie Hitler ihn wollte war das Vertrauen in die Obrigkeit. Die demokratischen Kräften ergaben sich dem, in der Hoffnung, Hitler sei ein Spinner, "den man nach nur zwei Monaten an die Wand gedrückt hat" (O-Ton Heinrich von Papen). Jedoch wurde das nicht so.

Spätenstens hier wird klar, dass es keine politische Schuld sondern ein politisches Totalversagen war. Bis hierhin. Wir haben im Moment eine Verkettung unglücklicher Umstände (Wirtschaftkrise und das was die Propaganda der Nationalsozialischen Bewegung und Parteien daraus machen konnten), ein politisches Wirrwarr, Fehlinterpretationen und Hoffnungsträger in der Wirtschaftskrise.

Nun kommen wir zu was ganz Anderem: Hitlers Motive wurden Frankreich, Großbritannien und auch den Sowjets schnell klar. Spätestens nach der Sudetenkrise und der Anschließung Österreichs hätten die Großmächte Hitler in die Schranken weißen müssen. Statt Einzugreifen, sah man beinahe nur tatenlos zu, wie Hitler seine Kriegsvorbereitungen traf. Unterschätzung, da man sicher angenommen hat, Deutschland fehle die wirtschaftliche Kraft um aufzurüsten. Doch man ignorierte die Warnungen, die der deutschen Propagande abzulesen war. Hitlers Ziel "Untermenschen" (distanzierung von mir Werner) im Lebensraum Osten zu vernichten waren Zeichen, dass die Sudentenkrise kein Zufall war. Hitler (den Hinweis habe ich von einemGeschichtsbuch) habe auch Polen bedroht bevor die Truppen einmarschiert sind. Auch hier intervenierten GB und Frankreich erst viel zu spät. Unterlassene Hilfeleistung wäre das Delikt.

Ich finde es fraglich, ob ein Weltkrieg zu verhindern gewesen wäre, wenn GB und Frankreich interveniert hätten, aber sicherlich trifft die Hauptschuld Deutschland, da sie vorher eine verhinderbare Faschistische Regierung zugelassen und durch das Weimarer System stark begünstig worden ist. Den Versailler Vertrag kann man Anlass sehen ist aber nicht der Kern, dazu lagen die Probleme tiefer, es war der Tropfen, der das Faß zu Überlaufen gebracht hat, auch mit allen möglichen Propagandamitteln hochgekocht worden ist, sagen wir er zur gezielten Hasstirade missbraucht worden ist, was nicht dem Sinn dieses Vertrages entsprach.

_

Frohes auseinandernehmen!

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
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01.02.2013, 00:27
Beitrag: #20
RE: Vertrag von Versailles
(31.01.2013 13:44)Harald1 schrieb:  
(31.01.2013 07:31)Arkona schrieb:  Nicht einmal Hitler hat ernsthafte Anspüche auf Südtirol erhoben. Kompromiss mit dem Duce?

Auch. Für Hitler waren die Südtiroler eine unnütze Wucherung des deutschen Volkskörpers. Er holte sie "Heim ins Reich", jedenfalls die die wollten und das waren nach meiner Erinnerung mindestens 200.000, die im Netzegau angesiedelt wurden (!). So ein Tausch! Südtirol gegen Netzegau!

Absurd. Kaum ein Gebiet, das im Rahmen der Vororteverträge einem anderen Staat zugesprochen wurde, hatte eine derartige deutschsprachige Kultur und historische Kontinuität aufzuweisen wie Südtirol. Das war schon germanisch, als Berlin noch ein slawisches Dorf im Sumpf war...
Auf das verzichtete der Gröfaz im Gegenzug zum "Lebensraum im Osten" aus politischem Kalkül gerne.

(31.01.2013 13:44)Harald1 schrieb:  Als die Südtiroler nach dem Weltkrieg wieder zurück wollten hätten die Italiener sagen können: "was wollt ihr? Ihr habt doch für Deutschland optiert, also bleibt dort". Sie waren so fair und taten es nicht.


Mit Fairness hat das nicht das Geringste zu tun. Italien war im Gegensatz zu 1918 Verlierer.

Die Südtiroler wurden der Achse Rom-Berlin geopfert und zur "Option" gezwungen entweder "Heim ins Reich" zu kommen (ins Osteuropäische Flachland) oder bedingungslose Assimilation (Verbot der deutschen Sprache, Italienisierung der Namen,...).

Die Alliierten korrigierten die Brennergrenze aufgrund außenpolitischer Eigeninteressen nicht.

Nichtsdestotrotz wurde zwischen dem österreichischen Außenminister Karl Gruber und seinem italienischen Amtskollegen Alcide de Gaspari das sog. "Gruber - de Gaspari -Abkommen" geschlossen, das neben dem Rückkehrrecht der Optanten eine Autonomie für Südtirol vorsah, diese Zusage hielt Italien jedoch nicht ein. Erst Anfang der 90er nach Gewalt ("Bumser") und diplomatischer Intervention Österreichs -Bruno Kreisky hatte das Thema vor die UNO gebracht- wurde die Autonomie voll umgesetzt.

Gruber hatte sich von de Gasperi dahingehend übervorteilen lassen, dass dieser das italienischsprachige Trentino (Das historische Trient bzw "Welschtirol") in die Autonomieregieon miteinbezog, womit wieder eine italienische Mehrheit sichergestellt worden war.

Kanzler Kreisky bezeichnete das Abkommen als "Ausdruck österreichischer Schwäche".

Von Fairness keine Spur. Bis zum heutigen Tage ist die italienische Politikerelite mit dem Status Südtirols nicht glücklich, zuletzt war es Monti, der die Schutzmachtfunktion Österreichs kritisierte. Fairness kann ich da nirgends erkennen.


[Bild: 575px-Tirol-Suedtirol-Trentino.png]

MfG, Titus Feuerfuchs
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