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Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
08.02.2013, 01:02
Beitrag: #1
Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
Helau,liebe Forianerinnen und Forianer,liebe Närrinnen und Narhallesen,
passend zur den Feiertagen braucht auch dieses Forum seinen Fassenachtsthread- und als Mainzer bin ich prädestiniert einen solchen zu eröffnen-zur Geschichte der Fassenacht,Fastnet,des Fasching und Karneval
Und ich hoffe,daß möglichst viele was zu ihrer lokalen Fastnachtsgeschichte hier beitragen.
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08.02.2013, 01:03
Beitrag: #2
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
Vorab mal ein kleiner allgemeiner Abriß der Fassenachtsgeschichte:


Vorläufer der Fassenacht wurden bereits in der Antike gefeiert
In Ägypten feierte man das Isis-Fest , die Griechen veranstalten ein Fest für Dionysosund die Römer feierten die Saturnalien und die Lupercalien. Dabei veranstalteten sie auch farbenprächtige Umzüge mit geschmückten Schiffswagen
In vielen Masken, Figuren und Bräuchen spiegeln sich auch vorchristliche, germanisch- keltische Riten wieder, die die Winteraustreibung zum Gegenstand hatten.
Die Verkleidung als Geister, Kobolde und unheimliche Gestalten aus der Natur in den Rauhnächten wurde besonders im alpinen und alemannischen Raum praktiziert.
Im hohen und späten Mittelalter kam mit der Fastenzeit eine Terminsverschiebung in den Februar.
Bei den mittelalterlichen Narrenfesten vom 12. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts wie beim Eselsfest übernahmen die unteren Kleriker vorübergehend Rang und Privilegien der höheren Geistlichkeit,kirchliche Rituale wurden parodiert und Narrenbischöfe und Narrenkönige gekürt,Narren-oder Eselsmessen gefeiert-
Im Barock und Rokoko richteten in den Städten hauptsächlich die Handwerkszünfte die Fastnacht aus und es wurden vor allem auf Schlössernund an den Fürstenhöfen rauschende Karnevalsfeste gefeiert, deren Masken sich stark an die italienische Commedia dell Árte anlehnten.
Im frühen 19. Jahrhundert übernahm insbesondere im rheinischen Raum das Bürgertum das Fest wobei der Schwerpunkt auf närrischen `Maskenbällen lag. 1823 kam es in Köln zur Wiederbelebung der Straßenfastnacht .1838 wurde der Mainzer Carneval Verein gegründet, mit dessen Sitzungen im Geiste des Vormärz die Tradition der politisch-literarischen Fassenacht ins Leben gerufen wurde.
Im Nationalsozialismus versuchte das Regime den Karneval gleichzuschalten und zu instrumentalisieren, was in vielen Bereichen auch gelang bzw. teilweise von den Offiziellen auch bereitwillig mitgetragen wurde. So wurde bei Rekrutenvereidigungen neben traditionellen Fastnachtsliedern auch das Horst-Wessel-Lied gesungen .Vereinzelt gab es allerdings auch (begrenzten)Widerstand, so in Mainz durch die hervorragenden Redner Seppel Glückert und Martin Mundo.
Nach dem 2.Weltkrieg lebte die Fassenacht wieder auf ,insbesondere in Form der Rosenmontagszüge in Mainz, Köln und Düsseldorf sowie der Fernsehsitzungen Mainz bleibt Mainz /Mainz wie es singt und lacht ,in der die Tradition der politisch-literarischen Fassenacht fortgeführt wurde. Ab den 70er Jahren kamen Sitzungen aus Köln hinzu, die eher die Pflege des lokalen Liedgutes und des antiken Kalauers zum Gegenstand hatten.Gleichzeitig kam es im Südwesten zu einem Wiederaufleben der alemannischen Fasnetstradition .
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08.02.2013, 01:12
Beitrag: #3
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
Als Gonsenheimer und Mainzer kann ich natürlich was überr die Geschichte der Mainzer Fassenacht erzählen:
:
Die Tradition der Mainzer Fastnacht in der Mainzer Geschichte reicht lange zurück.

Im Ostflügel des Kreuzganges des Mainzer Doms neben der Grabplatte des Spielmannes Konrad von Kreuznach befindet sich der Grabstein des Mainzer „Ur-Narren“ des Henne Wise. Dieser 1467 beerdigte Handwerker der Dombauhütte wird mit einer Narrenkappe dargestellt und ist als "Witz-Henne" in die Fassenachtsgeschichte eingegangen..
Auch das Familienwappen des Johannes Gensfleisch Gutenberg zeigt einen Mann in

Daß sich die Humanisten der Fassenacht annahmen bezeugt für Mainz der Gelehrte Dietrich Gresemund,der 1495 über das närrische Treiben in Mainz berichtete und eine witzigen Dialog schrieb in dem ein italienischer Professor Cato und ein deutscher Professor Podalirius in vorzüglichem Latein und mit brilliantem Wortwitz über die Narretei streiten- eine Art humanistische "Doppelbütt" also.

Im 19. Jahrhundert gründeten sich als Folge und Gegenreaktion auf die Metternichsche Restauration die ersten Fastnachtsvereine in Mainz.

Der Kaufmann Nikolaus Krieger organisierte 1837 den "Krähwinkler Landsturm" mit Sergeant Rummelbuff an der Spitze, Die Namen stammen aus einem Theaterstück von Kotzebue An diesem Vorläufer des heutigen Rosenmontagszuges beteiligte sich auch eine 15-köpfige närrische Bürgerwehr, die Keimzelle der von Johann Kertell gegründeten Mainzer Ranzengarde. Die eigentliche Gründung eines Ranzengardebataillons, bei deren Uniform Füsiliere des letzten Mainzer Kurfürsten Pate standen, fand noch im selben Jahr statt. wobei das Musterungsreglement besagte, dass jeder Ranzengardist mindestens zwei Zentner brutto wiegen oder einen Leibesumfang von sechs Fuß aufweisen muss - eine Parodie auf die langen Kerls der Preußenkönige. Den Bäuchen - den "Ranze" - verdankt die Garde ihren Namen.. 1838 erfolgte die Gründung des Mainzer Carnevalsvereins (MCV) der auch den Rosenmontagszug organisierte, wobei relativ schnell klar war,dass sich diese Frohsinnsvereinigung politischer Themen bemächtigen würde. Im Vormärz übten der politisch engagierte MCV-Präsident und spätere Abgeordnete der Paulskirche Franz Zitz sowie der Demokrat Philipp Wittmann nicht unwesentlichen Einfluss auf das närrische Geschehen aus. Auf diese wird auch die ins Närrische verkehrte jakobinische Symbolik zurückgeführt: Die Deutung der Narrenkappe als erweiterte Jakobinermütze, die närrischen Farben Blau Weiß Rot + Gelb aus der Trikolore, das Komitee als „revolutionären Elferrat“. Dieser Elferrat könnte auf die Elfer-Kommission zurückgehen, welche die Verfassung des Jahres III (1793) vorbereitete

Der organisierte Rosenmontagszug war eine Persiflage bestehender Verhältnisse. Die damals vorherrschende Diskussion um die Einschränkung der Pressefreiheit wurde auch in Sitzungen und beim Rosenmontagszug thematisiert, die ab 1842 im neuen Saal des Frankfurter Hofs stattfanden. Als deutliches Zeichen ihrer Kritik steckten sie im Jahre 1846 symbolisch die als Denkmal verpackte Zensur vor dem Theater in Brand.
Die Politisierung des Mainzer Karnevals wurde zudem durch die Herausgabe der Fastnachtszeitungen „Narrhalla" und die „Neue Mainzer Narrenzeitung" verstärkt, aus denen heraus die spezifische politisch-literarische Mainzer Fastnacht entstand. . Im Revolutionsjahr 1848 selbst wurde die „Narhalla“ sogar kurzerhand zu einem revolutionären Flugblatt umfunktioniert
Einer der hervorragenden Redner der damaligen Zeit war Ludwig Kalisch
In den Jahren nach der Revolution kam die Fastnachtertätigkeit zwar kurzzeitig fast zum Erliegen, doch in den Folgejahren entstanden viele neue Vereine: der Mombacher Carneval Verein (1886), der Gonsenheimer Carneval Verein (1892) und der Carneval Verein Eiskalte Brüder (1893). An Garden kam die Mainzer Prinzengarde (1884), die Garde der Prinzessin (1886), die Mombacher Prinzengarde (1886) und die Jocus Garde. (1889) hinzu
Jede dieser Korporationen veranstaltete Sitzungen und Bälle, was das gesellschaftliche Leben der Stadt in jeder Karnevalssaison prägte. Zum Fastnachtsvortrag kamen nun auch Gesangselemente und eine Verstärkung des politischen Aspekts, bei dem nun auch die Weltpolitik aufs Korn genommen wurde.
1898 wurde mit dem Mainzer Carneval Club (MCC) der zweite Mainzer Fastnachtsverein gegründet. Zum Rosenmontagszug kamen 100.000 Menschen. Während des 1.Weltkrieges und in den Jahren danach lag das närrische Treiben abermals danieder 1926 betraten die Mainzer Hofsänger die Bühne,
Im Jahr 1929 gabMartin Mundo erstmals sein Heile,Heile,Gänsje zum besten, welches sich mit Besatzung und Krieg befasste und dementsprechend nach dem 2.Weltkrieg mitErnst Neger neu aufgelegt wurde.
Nach der Machtübernahme der Nazis wurden nach und nach auch die Karnevalvereine gleichgeschaltet. Unliebsame Kleingruppierungen wurden aufgelöst. Veranstalter von Narrenabenden mussten Programm und Texte von der Kreisleitung der NSDAP absegnen lassen. Einzig der MCC konnte sich erfolgreich gegen diese Zensur wehren, da man die Rivalität zwischen SA und SS ausspielte und sich so Freiräume schuf,die sogar im berühmten Heringsvortrag eine Kritik an Göring möglich machten. Es wurden viele im Zeitgeist gehaltene Beiträge gehalten, aber nicht selten auch verschlüsselte Kritik (Motto 1935: „Alles unner ääner Kapp'“).
So bot die Fastnacht während des Dritten Reiches zumindest einigen couragierten Persönlichkeiten zumindest ansatzweise ein Forum, auf elegante, hintergründige Weise zwischen den Zeilen ihrer Büttenreden auch Kritik am Regime der Nationalsozialisten zu üben.
Zu den herausragenden Vertretern dieser politisch-literarischen Fastnacht zählten Seppel Glückert und Martin Mundo,.
Während des Krieges fiel die Fassenacht aus
Im Oktober 1945 wurde die Fastnacht durch den französischen StadtkommandantenLouis theodor Kleinmann wieder belebt, aber erst 1950 fand der erste Rosenmontagszug nach dem Krieg statt.
1955 übertrug der Südwestfunk erstmals eine Gemeinschaftssitzung von MCV und MCC unter dem Motto: „Mainz wie es singt und lacht“ im Fernsehn . 1965 strahlte da ZDF eine Konkurrenzveranstaltung namens „Mainz bleibt Mainz“ aus, ab 1973 produzierten die Sender dann nur eine Sendung im jährlichen Wechsel. Sitzungsort wurde nach Jahren in der zu großen Rheingold-Halle, dem Nachfolgebau der im Krieg zerstörtenStadthalle wieder dasChurfürstliche Schloss. Die Sendung nannte sich nun Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ „ und wurde vom MCV, MCC, dem Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV) und dem Karneval-Club Kastel (KCK) gestaltet. Berühmter langjähriger Sitzungspräsident war Rolf Braun.
Bekannte Redner waren/sind Dr, Willi Scheu (Bajazz mit der Laterne) Dr.Brandt(Till), Jean Ludwig(Domschweizer), Herbert Bonewitz(Prinz Bibi),Heinz Heuzeroth (Metzger) ,Jürgen Dietz (Bote vom Bundestag) Hans.Peter Betz (Gutenberg) und als Sänger der unvergessene Ernst Neger, die Hofsänger und die Gonsbachlerchen
In Mainz gibt es heute 23 Fastnachtsvereine und 26 Garden.

So und jetzt sind die Kölner und Düsseldorfer,Öcher, Münchner,Baselaner und Alemannen gefordert
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09.02.2013, 12:31
Beitrag: #4
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
(08.02.2013 01:12)zaphodB. schrieb:  Als Gonsenheimer und Mainzer kann ich natürlich was überr die Geschichte der Mainzer Fassenacht erzählen:

./.

So und jetzt sind die Kölner und Düsseldorfer,Öcher, Münchner,Baselaner und Alemannen gefordert


Die Ausarbeitung ist Klasse!
Danke zaphod. Smile

Zitat:Alemannen gefordert
tja, und hier habe ich ein Problem.
Ich bin Altwürttemberger, Protestant und deshalb ohne jeden Bezug zur Fasnet.
In Sichtweite von meinem Geburtsort liegen Hochburgen der Schwäbisch-Allemannischen Fasnet. Aber bei uns nichts, gar nichts. (es gibt heute vor Ort natürlich ein paar Narrenvereine und Karnevalsgesellschaften, in meinen Augen aber zu einem erheblichen Teil reine Sauf- und Radalierklubs)
Da hat sich die einstige politische Zerrissenheit Südwestdeutschlands bis ins 21. Jahrhundert konserviert.

Was ich trotzdem dazu weiß:
Irgendwann, es war glaube ich 1964, war am Rosenmontag auch Nachmittags Schulunterricht. Unsere Penne hatte einen sehr weiten Einzugsbereich, deshalb auch Schüler die das überhaupt nicht akzeptieren konnten....
Wir haben an die Tafel geschrieben: "Heute ist Fasnacht, wir tun nichts!"
Das Wort "Boykott" war uns wohl noch nicht geläufig, aber genau das meinten wir.
Kam der Deutschlehrer, hat unsere Proklamation gelesen, gegrinst und eine Stunde darüber gehalten, ob es jetzt Fasnacht oder Fastnacht richtig heißt. Unter Berücksichtigung des örtlichen Fasnet.
so weiß ich zumindest, dass alle drei Schreibweisen richtig sind.

Sonst, naja, das "tätä" von Määänz wie es sing und lacht, hat natürlich die Bundesdeutsche Fasnetswahrnehmung einst bestimmt, das ist aber Karneval.
Die Schwäbisch-allemannische Fasnet ist etwas anderes, auch schon früh umfangreich reguliert, aber mit tatsächlichen, nachzuweisenden Wurzeln bis ins Spätmittelalter und die frühe Neuzeit.

Ach so, eines weiß ich noch:
Wenn früher bei uns einer etwas äußerte, was vor etlichen Tagen interessant gewesen wäre, inzwischen aber überholt und vergangen, gab es das Sprichwort:
"Der kommt hinterher wie die alte Fasnet"
Was das "hinterher kommen" der Fasnet in Basel und Umgebung gleich erläutert. Das war früher "alte" bei uns auch so, im Zuge einer Kalenderreform nach vorne gerückt.
Ergo: Die Allemannen haben nicht nur eine Lautverschiebung verschlafen, sonder auch noch eine Kalenderreform Big Grin



Edit: Ich wünsche allen die Freude daran haben: "eine glückselige Fasnet"

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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09.02.2013, 21:12
Beitrag: #5
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
Was ich so weiß, steckt hinter der Tradition der Anspielungen ein weit älterer Gedankengang als der, gegne Metternich´sche Zensur angehen zu müssen oder gegen die Nazis.
Denn an Fasnacht war - wie auch zu den Saturnalien etc. - zwar "verkehrte Welt" angesagt. Aber danach eben nicht mehr.
Wer sich an den "verrückten Tagen" das Herr-Sein zu sehr zu Kopf hat steigen lassen, den holte hinterher die Wirklichkeit wieder ein. Also erging man sich zur Fasnacht in pikanten Anspielungen, die einem aber hinterher nicht zum Vorwurf gemacht werden konnten...
Das "'Vergackeiern" von Übergeordneten stammt also schon aus dem Mittelalter, wenn nicht aus der Antike...

VG
Christian
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10.02.2013, 22:52
Beitrag: #6
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
Chris, die "verkehrte Welt" als Fassenachtsspiel ga es allerdings seit der Römerzeit und seztte sich bis zur Neuzeit fort.
Bei uns hat sich das im " Bohnenkönigreich zu Mainz" manifestiert.das im Mittelalter und im Barock belegt ist. Dabei wurden ,wie aus einer urkundlichen Erwähnung von 1617 überleifert ist die Herrscherrolle und die Hofämter durch Los neu verteilt und ein närrisches Hofzeremoniell eingeführt. Das war die verkehrte Welt des Narrenkönigtums, wie sie sich in den Karnevalsprinzenpaaren bis heute erhalten hat.Spott war dabei größten Teils in Form von Zoten und auf individuelle Schwächen und Mängel ausgerichtet .Eine Kritik an den herrschenden Zuständen eher selten.
Die politisch-literarischen Fastnacht ist allerdings eine ureigenste Geburt des
Vormärz im 19.Jahrhunderts und war tatsächlich eine Reaktion des Bürgertums auf das System Metternich -Führende Köpfe des Mainzer Karnevals wie Kalisch,Zitz, Bamberger ,Krieger,Wallau,Dumont waren auch führende Köpfe der demokratischen Bewegung in Mainz und Rheinhessen und die politische Stoßrichtung die sie dem Karneval gaben waren eben das neue- die Organisation der Fassenachtssitzung z.,B, war eine Persiflage auf eine Parlamentssitzung in einer konstitutionellen Monarchie und die Vorträge und Lieder der Anfangszeit hatten oft die Zensur zum Thema.

Suebe, im Schwäbischen ist diese Trennung zwischen fasnetfernden ktholischen und fasnetfreien protestantischen Gegenden wohl besonders scharf ausgeprägt und wird dort ,wie das Fasnetbrauchtum allgemein wohl auch eher bierernst genommen- bei uns am Rhein kommt zu einem gewissen weinseligen Egalitäriismus die Tatsache,daß viele Ortschaften auf Grund wechselnder Herrschaften oder Kondominatsverhältnisse gemischtkonfessionell waren und sind. Hinzu kam der überkonfesionelle Einfluss säkularer Strömungen aus dem revolutionären Frankreich - die Folge schlug sich auch in den fassenachtlichen Bräuchen nieder.
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10.02.2013, 23:00
Beitrag: #7
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
(10.02.2013 22:52)zaphodB. schrieb:  Suebe, im Schwäbischen ist diese Trennung zwischen fasnetfernden ktholischen und fasnetfreien protestantischen Gegenden wohl besonders scharf ausgeprägt und wird dort ,wie das Fasnetbrauchtum allgemein wohl auch eher bierernst genommen- bei uns am Rhein kommt zu einem gewissen weinseligen Egalitäriismus die Tatsache,daß viele Ortschaften auf Grund wechselnder Herrschaften oder Kondominatsverhältnisse gemischtkonfessionell waren und sind. Hinzu kam der überkonfesionelle Einfluss säkularer Strömungen aus dem revolutionären Frankreich - die Folge schlug sich auch in den fassenachtlichen Bräuchen nieder.


Na so "Bierernst" ist es nun doch nicht.
Allerdings wachen diverse Organisationen über die "rechtmäßigkeit" der der ganzen Angelegenheit.
Inzwischen müssen alle Maskenträger auch Nummern an ihrem Häs tragen, damit sie hinterher zu identifizieren sind, es passieren halt ziemlich regelmäßig richtig schlimme Sachen die ich jetzt und hier nicht weiter beschreiben will.
Ist ja schließlich Fasnet.

Aber in einem hast du recht.
Es gibt einen einzigen altwürttembergischen evangelischen Ort mit einer Fasnetstradition, das einstmals größte Dorf des deutschen Kaiserreichs:
Schwenningen am Neckar,
heute Villingen-Schwenningen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.02.2013, 12:18
Beitrag: #8
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
Zitat:Inzwischen müssen alle Maskenträger auch Nummern an ihrem Häs tragen
Man fasst es nicht.
Das kontakariert ja den Geist und Sinn der Maske- aber in Deutschland ist wohl alles möglich,auch durchnummerierte Narren.
Woran liegt es, daß es in Schwenningen eine Fasnetstradition gibt ? Vielleicht daran,daß Schwenningen ,wie mir ein Schwenninger mal sagte, badisch und nicht schwäbisch ist ?
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12.02.2013, 15:24
Beitrag: #9
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
(12.02.2013 12:18)zaphodB. schrieb:  
Zitat:Inzwischen müssen alle Maskenträger auch Nummern an ihrem Häs tragen
Man fasst es nicht.
Das kontakariert ja den Geist und Sinn der Maske- aber in Deutschland ist wohl alles möglich,auch durchnummerierte Narren.
Woran liegt es, daß es in Schwenningen eine Fasnetstradition gibt ? Vielleicht daran,daß Schwenningen ,wie mir ein Schwenninger mal sagte, badisch und nicht schwäbisch ist ?

Im Schutze der Maske werden halt "gerne" schlechte Scherze getrieben.
Noch ein harmloser: zwei 15jährigen Mädchen mit Kabelbindern die Beine zusammengebunden und einen "Böller" drangehängt und gezündet - Krankenhaus.
Vor 2 Wochen hier geschehen bei einem Umzug.

Schwenningen gibt es in BW zweimal, einmal Schwenningen am Neckar, altwürttembergisch, das heute unter VS-Schwenningen firmiert.
Und einmal Schwenningen/Baden auf dem Großen Heuberg.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.02.2013, 15:46
Beitrag: #10
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
(12.02.2013 15:24)Suebe schrieb:  Im Schutze der Maske werden halt "gerne" schlechte Scherze getrieben.
Noch ein harmloser: zwei 15jährigen Mädchen mit Kabelbindern die Beine zusammengebunden und einen "Böller" drangehängt und gezündet - Krankenhaus.
Das Fernsehen macht es ja vor, zuletzt bei Inas Nacht auf NDR Silvester.
http://www.youtube.com/watch?v=-2NmnWEUN0g
Dagegen ist RTL2 ja schon Kultur.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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12.02.2013, 16:02
Beitrag: #11
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
(12.02.2013 15:46)Arkona schrieb:  
(12.02.2013 15:24)Suebe schrieb:  Im Schutze der Maske werden halt "gerne" schlechte Scherze getrieben.
Noch ein harmloser: zwei 15jährigen Mädchen mit Kabelbindern die Beine zusammengebunden und einen "Böller" drangehängt und gezündet - Krankenhaus.
Das Fernsehen macht es ja vor, zuletzt bei Inas Nacht auf NDR Silvester.
http://www.youtube.com/watch?v=-2NmnWEUN0g
Dagegen ist RTL2 ja schon Kultur.


Das teutsche Fernsehen, kein Schimmer was dort lief.

Aber im Rheinischen Karneval ist das ja auch nicht anders.
Siehe Zuckmayer, "Die Fasnachtsbeichte"
spielt schon vor dem 1. WK

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.02.2013, 16:08
Beitrag: #12
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
(12.02.2013 16:02)Suebe schrieb:  
(12.02.2013 15:46)Arkona schrieb:  Das Fernsehen macht es ja vor, zuletzt bei Inas Nacht auf NDR Silvester.
http://www.youtube.com/watch?v=-2NmnWEUN0g
Dagegen ist RTL2 ja schon Kultur.


Das teutsche Fernsehen, kein Schimmer was dort lief.
Guck dir doch den Link an. Genau die gleiche Nummer zeigte Stöckel Silvester im NDR (oder war es sogar das Erste) und die Leute fanden es auch noch saukomisch...
Nur damit wir wissen, wofür man Gebühren zahlt.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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12.02.2013, 16:12
Beitrag: #13
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
(12.02.2013 16:08)Arkona schrieb:  
(12.02.2013 16:02)Suebe schrieb:  Das teutsche Fernsehen, kein Schimmer was dort lief.
Guck dir doch den Link an. Genau die gleiche Nummer zeigte Stöckel Silvester im NDR (oder war es sogar das Erste) und die Leute fanden es auch noch saukomisch...
Nur damit wir wissen, wofür man Gebühren zahlt.

Ah so.

Bei der "Fastnachtsbeichte" wird der "Held" nach dem ersten Satz im Beichtstuhl von hinten erstochen.
Von einer "Maske".

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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15.02.2013, 01:46
Beitrag: #14
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
Nein ,verfäsch mir meinen Zuckmayer nicht .Die Attacke ,übrigens nicht durch eine Maske sondern einen "Schatten" erfolgt vor dem Dom,er schafft es aber noch bis zum Beichtstuhl,wo er stirbt, während draussen die Ranzengarde aufmarschiert.
In der Weinstube "Zum roten Kopp" ,in der wesentliche Teile der Geschichte spielen,bin ich am Aschermittwoch gesessen und hab es extra nochmal nachgelesen.
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15.02.2013, 09:10
Beitrag: #15
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
(15.02.2013 01:46)zaphodB. schrieb:  Nein ,verfäsch mir meinen Zuckmayer nicht .Die Attacke ,übrigens nicht durch eine Maske sondern einen "Schatten" erfolgt vor dem Dom,er schafft es aber noch bis zum Beichtstuhl,wo er stirbt, während draussen die Ranzengarde aufmarschiert.
In der Weinstube "Zum roten Kopp" ,in der wesentliche Teile der Geschichte spielen,bin ich am Aschermittwoch gesessen und hab es extra nochmal nachgelesen.


Erstochen wie die Sissi, tot und er weiß es noch gar nicht.

Ich wusste es nicht mehr, ist ein paar Jahrzehnte her, dass ich die Fasnachtsbeichte las.
Du hast doch hoffentlich ein Viertele auf mein Wohl gebissen?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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16.02.2013, 02:49
Beitrag: #16
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
Aber selbstverfreilich hab ich das .
Das gehört zu meinem alljährlichen Aschermittwochsritual: Im "Rode Kopp" einkehren und die "Fastnachtsbeichte" lesen,die so beginnt :
"Am Fastnachtssamstag des Jahres 1913-es war ein trüb-kühler Nachmittag Mitte Februar- betrat ein Mensch in der Uniform des sechsten Dragonerregiments durch einen Nebeneingang am Liebfrauenplatz das schwach erleuchtete Seitenschiff des Mainzer Doms"

Was folgt ist ein interessantes Bild der Gesellschaft und der Fassenacht in Mainz vor dem 1.Weltkrieg gekleidet in eine Mordgeschichte
Beim 6.Dragonerregiment handelt es sich um das Königlich-Preußische Magdeburgische Dragoner-Regiment Nr. 6, das letzte Kavallerieregiment, das in Mainz in Garnison lag und dort das (1. Kurhessische )Husaren-Regiment »König Humbert von Italien« Nr. 13. im Jahre 1905 abgelöst hatte
Die Mainzer Dragoner und Husaren haben übrigens die Zeiten überdauert,und zwar als Fassenachtsgarden der "Hechtsheimer Dragoner" ,der "Elfer Dragoner", der Mainzer Husarengarde ,der Blauen, Roten und Schwarzen Husaren- die jedes Jahr im Rosenmontagszug mitziehen.
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16.02.2013, 12:09
Beitrag: #17
RE: Helau,Alaaf,NarriNarro-die Geschichte der Fassenacht
(16.02.2013 02:49)zaphodB. schrieb:  Aber selbstverfreilich hab ich das .
Das gehört zu meinem alljährlichen Aschermittwochsritual: Im "Rode Kopp" einkehren und die "Fastnachtsbeichte" lesen,die so beginnt :
./.

Das finde ich Klasse.
Mit dem Ekkehard am Fusse des Hohentwiel unter dem Baum in dessen Schatten Scheffel ihn der Überlieferung nach schrieb, in den Gassen Prags mit dem Schwejk und dem Kisch, in der Toskana das Decamerone dabei.
Am Vorplatz einer Albhöhle den Rulaman lesen....

Man kommt den Geschichten näher als auf jede andere Art und Weise.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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