Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Das Vaticanum II - der Schritt in die Moderne?
25.02.2013, 10:51
Beitrag: #1
Das Vaticanum II - der Schritt in die Moderne?
Hier möchte ich - wie schon angekündigt - aus historischer Sicht das zweite Vaticanum (1962 -1965) beleuchten. Dazu werde ich eine kleine Serie schreiben und stecke noch in den Planungen. Ich würde mir einige Dinge herausgreifen um nicht zu viel schreiben, Fragen und Problemstellungen einfach offen lassen, damit wir Anknüpfungspunkte für Diskussionen haben.

Ich halte diese Folgen für absolut denkbar und Relevant:

1. Historischer und Zeitgeschichtlicher Kontext der Veranstaltung
2. Verlauf + Arbeitsweisen
3. Schillernde Personen: Johannes XXII, Karl Rahner, Joseph Ratzinger im Kurzportrait
4. Wichtige Dokumente: "Gaudium et Spes" + "Lumen Gentium" + "Dei Verbum".
5. Rezeption und Nachwirkungen
6. Zusammenfassung der Problemfragen.

Vorschläge und Wünsche kann man mir gerne noch zukommen lassen.

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
25.02.2013, 16:12
Beitrag: #2
RE: Das Vaticanum II - der Schritt in die Moderne?
(25.02.2013 10:51)WernerS schrieb:  Hier möchte ich - wie schon angekündigt - aus historischer Sicht das zweite Vaticanum (1962 -1965) beleuchten. Dazu werde ich eine kleine Serie schreiben und stecke noch in den Planungen. Ich würde mir einige Dinge herausgreifen um nicht zu viel schreiben, Fragen und Problemstellungen einfach offen lassen, damit wir Anknüpfungspunkte für Diskussionen haben.

Ich halte diese Folgen für absolut denkbar und Relevant:

1. Historischer und Zeitgeschichtlicher Kontext der Veranstaltung
2. Verlauf + Arbeitsweisen
3. Schillernde Personen: Johannes XXII, Karl Rahner, Joseph Ratzinger im Kurzportrait
4. Wichtige Dokumente: "Gaudium et Spes" + "Lumen Gentium" + "Dei Verbum".
5. Rezeption und Nachwirkungen
6. Zusammenfassung der Problemfragen.

Vorschläge und Wünsche kann man mir gerne noch zukommen lassen.

Man müsste sich vielleicht auch mit der Person von Paul VI. beschäftigen, der das Konzil praktisch geerbt hat. Für einen kurzen Moment stand das Ende des Konzils im Raum.
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
25.02.2013, 16:31
Beitrag: #3
RE: Das Vaticanum II - der Schritt in die Moderne?
Alles klar!

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
02.03.2013, 22:33
Beitrag: #4
RE: Das Vaticanum II - der Schritt in die Moderne?
Es geht los! Die erste Folge zum Probelesen. Ich verweise auch gleich auf meine anderen Serien, die vertiefend dazu sind.

1. Zeitgeschichtlicher Hintergrund

In der Kirchengeschichte gibt es einige Punkte, an denen man das Gefühl hatte, an dem Ende einer Sackgasse zu stehen. Das war sicherlich auch der Eindruck am Ende des ersten Vatikanischen Konzils am 20. Oktober 1871. Zwar versuchte Pius IX (Pontifikat von 1846 – 1878) das Konzil bei der Entlassung noch mit dem Versprechen der Weiterführung um Weihnachten 1871 zu Ende zu bringen, allerdings fielen am Tag später die Italiener in den Kirchenstaat ein und somit wurde dieses Versprechen uneinlösbar. Insgesamt war das Konzil eine Schwächung der konziliaren Struktur der katholischen Kirche. War vorkonziliar nur dem Konzil selbst die Unfehlbarkeit in der Lehre des Glaubens vorbehalten, so wurde nun der Papst als Lehramtliche Autorität an höchste Stelle gerückt. Mit dem Jurisdiktionsprimat und des Unfehlbarkeitsdogma steht ab 1871 dem Papst also zu, außerordentlich Glaubenswahrheiten zu lehren und diese für den katholischen Glauben unbedingt verbindlich zu machen. Diese Entwicklung war durchaus auch die Folge des kulturellen Rückzugs der Kirche, die nach innen hin mehr und mehr die theologische Macht auf eine Person bündeln wollte, das aber auch aus Sicht der Papstreuen, den sogenannten Ultramontanen (siehe meine Serie), die einzige Antwort auf den Druck von der weltlichen Macht.

Die Kirche schlitterte regelrecht durch diese Zeit, die Modernistenkrise ist für das den Bruch zwischen Welt und Katholizismus ein deutliches Symptom. Auf der einen Seite stehen Intellektuelle, die die Theologie an die Methodik der Zeit anpassen wollten, da sie sicher auch erkannt haben, dass der recht diktatorische und befehlende Ton der Neuscholastik eher Spott und Unbehagen der Kirchengegner auf sich lenkt, zum anderen, das der klassische scholastische Gedanke, dass Wissen und Glauben sich auch im Spannungsfeld nicht widersprechen dürfen eine ungeahnte Renaissance erlebt hat. Geht das erste Vatikanum noch davon aus, dass die Offenbarung Gottes von jedem uneingeschränkt erkannt werden muss, und dieses durch das einpauken von Behauptungen und ihrer in sich stringenten Argumentation (Kennzeichen der Neuscholastik) forciert werden muss, nehmen die Modernisten so langsam an, dass der Glaube nur eine Seite des Zugangs zur Welt ist. Die Aufmerksamkeit der Theologie als Wissenschaft verändert sich nun also dahingehend, dass historisches und Naturwissenschaftliches Wissen neben dem Glauben steht und der Glaube nicht der absolute Wert ist, zu dem der Mensch befähigt ist. Diese Ansichten werden bis zum Ende des zweiten Weltkrieges (1945) noch lange verurteilt. Offiziell wird davon gesprochen, dass die Wissenschaften Mark und Bein der Theologie seinen, also nur ein erheblicher Teil, der der Theologie zuarbeitet. Zudem wächst nebenher das Bewusstsein, dass die katholische Kirche eigentlich auch Produkt ihrer Geschichte ist, und deswegen – und auch im Zuge mit der Geschichtswissenschaft Schritt zu halten – die historisch-kritische Methode in der Schriftauslegung anzuwenden und die Bibel, sowie kirchliche Argumentationen, Dekrete und Lehren mit jeweiligem Blick auf die Entstehungszeit auszulegen. Auch diese Methode wird vom Lehramt abgelehnt und als Irrtum verurteilt, da nach damaliger Sicht das Wort Gottes absolut gilt und für alle Zeiten bestehen bleibt.
Die beiden Weltkriege, der Erste (1914 – 1918) und der Zweite (1939 – 1945) brannten sich tief das Gedächtnis der Kirche ein. Auch der Umgang mit der Kirche innerhalb der Diktaturen in Italien (1922 – 1943 unter Benito Mussolini) und Deutschland (1934 – 1945 unter Adolf Hitler) wirkt wie eine offene Wunde. In der jungen Bundesrepublik Deutschland ist eine Wut über beide Großkirchen entbrannt, da sie nur punktuell Widerstand leisten und sich – rein offiziell – mit Konkordaten zu Staatspartner machten. Zudem war vor allem auf Seiten der katholischen Kirche der Schock über die eigene Ohnmacht deutlich anzumerken. Der Klerus versuchte im Dritten Reich der moralischen Pflicht durch Weltflucht zu entgehen, man habe sich schließlich theologischen und damit automatisch wichtigeren Dingen zu beschäftigen. Das war der traurige Höhepunkt bzw. der Tiefpunkt der Entwicklung des sog. Ghettokatholismus. Nun war unweigerlich spürbar, dass diese Weltflucht und das deutliche Ignorieren der Entwicklung der Welt nicht mehr zu dem führen kann, was man sich unter sittlichen Leben im Diesseits als Christ vorstellt. Es ist allerdings symptomatisch für die Nachkriegszeit, dass derartige Gedanken zunächst nur hinter vorgehaltener Hand gedacht worden sind. Der Wiederaufbau und der rasche wirtschaftliche Aufschwung ließ kaum zu, auf populärer Ebene sich darüber Gedanken zu machen. Nun wurde aus der Bundesrepublik die Leistungsgesellschaft, philosophische Gedanken sind eher störend und werden sogar als unwirtschaftlich zurück gewiesen. Das katholische Milleu ging dabei völlig unter hatte aber bis dorthin auch nicht mehr mit viel Kritik zu kämpfen, da politisch vorerst die Aussöhnung mit den westdeutschen Nachbarn auf der Agenda stand. Erst Mitte 1967 werden die Gedanken daran wieder belastender, da die Studentenbewegung die Aufklärung und Aufarbeitung der Diktatur anstößt und als nachkommende Generation die endgültige sittliche Befreiung davon forderte.

Allgemein kann sagen, dass die zeitgeschichtliche Umstände des zweiten Vatikanischen Konzil zu einer massiven Aufbruchstimmung geführt hat. Für die Kirche schien der Weg aus kultureller Bedrängnis aus dem laizistischen Frankreich, dem leistungsorientierten Deutschland und der zunehmenden Kritik, der aus dem mangelnden Widerstand im Dritten Reich erwächst, nur damit, die Brüche, die sich zwischen der Welt und der Kirche ereignet haben mit einer Änderung des Glaubens gebunden. Da die Kirche diese Krisen überstanden hat, ist davon auszugehen, dass man allgemein den Rahmen für Glauben und theologisches Arbeiten weiter legen muss und dass es unmöglich geworden ist, die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu ignorieren und sie mit dem Glauben der Kirche ausspielen zu wollen. Der Holocaust in Deutschland führte weltweit auch zu einem Umdenken im Umgang mit Andersgläubiger. Dieses geistesgeschichtliche Phänomen erhielt auch in der Kirche massiven Einzug. Es wuchs der Optimismus die Kirche und den katholischen Glauben mit einer Anpassung, Papst Johannes XXIII wird es auf dem Konzil „einen Sprung vorwärts“ nennen zu retten. Tatsächlich wird er das Konzil auch programmatisch dahin lenken, dass man sich „mit Eifer und ohne Furcht der Aufgabe widmet die unsere Zeit erfordert“. Eine Einsicht, die möglicherweise viel früher Leid, Kritik und religiöse Verbitterung vermindern hätte können.

Literatur:

Denzler, Georg: Das Papsttum. Geschichte und Gegenwart. München, 2009.

G/Geschichte 4/12. Sehnsuchtsjahre. Die 50er und 60er.

http://www.kathpedia.com/index.php?title...hes_Konzil

Vorlesung Dr. Babara Henze, Freiburg. (Skript liegt nicht vor)

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
03.03.2013, 11:12
Beitrag: #5
RE: Das Vaticanum II - der Schritt in die Moderne?
Weitere Literaturangabe:
G/Geschichte August 2005 ("Hirten und Herrscher -
Das Papsttum seit 1870").
Darin auch der Artikel "Aufbruch im Vatikan: Das II. Vatikanische Konzil".

VG
Christian
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
03.03.2013, 11:43
Beitrag: #6
RE: Das Vaticanum II - der Schritt in die Moderne?
Ebenso empfehlenswert:

Guido Knopp (*); Vatikan. Die Macht der Päpste; ungekürzte Buchgemeinschafts-Lizenzausgabe der Bertelsmann Club GmbH; Rheda-Wiedenbrück, 1997; Buch-Nr. 016709

(*) in Zusammenarbeit mit Christian Deick, Sebastian Dehnhardt, Peter Hartl, Jörg Müllner und Theo Pischke

Das Buch analysiert das Leben und Wirken der Päpste Pius XII., Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I. und Johannes Paul II. (bis 1997)

Und (gebe zu, habe eine Weile gebraucht, zu entscheiden, dieses Buch zu empfehlen)

J. R. Grigulevic (**), Die Päpste des 20. Jahrhunderts; Gemeinschaftsausgabe Urania-Verlag Leipzig Jena Berlin und Verlag Progress Moskau 1984, Best.-Nr. 6538690

(**) c mit Tschechen-Krone

Dieses Buch setzt sich mit den Pontifikaten von Leo XIII., Pius X., Benedikt XV., Pius XI., Pius XII., Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I. und Johannes Paul II. (bis etwa 1981) auseinander.

In beiden Büchern wird in den Artikeln über Johannes XXIII. und Paul VI. das 2. Vatikanische Konzil behandelt.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
09.03.2013, 14:40
Beitrag: #7
RE: Das Vaticanum II - der Schritt in die Moderne?
2. Verlauf und Arbeitsweise des Konzils

Grundsätzlich ist in der kirchlichen Tradition ein Konzil ein Beratungsorgan, das einer übergeordneten Autorität eine Entscheidung in Streitfragen unterstützt und mithilft zu diese zu erarbeiten. Zurück geht das auf das Apostelkonzil, welches wohl im Jahr 53 in Jerusalem statt gefunden hat. Hier ging es um die Streitfrage, ob Heiden Christen werden können, ohne sich beschneiden lassen zu müssen. Auch hier haben die Apostel vor dem Ältestenrat ihre Erfahrungen und Meinungen ausgetauscht und sich dann eine Lösung erarbeitet, die vom Ältestenrat dann beschlossen worden ist. Später, in konstantinischer Zeit wurde das Konzil, so wie es die Kirche später traditionell übernahm vom Kaiser einberufen und die jeweiligen Theologen erarbeiten ein Programm, welches der Kaiser dann beschloss und öffentlich verkünden ließ. Danach wurden die abgelehnten Lehren in Form von Canones, also Verurteilungen und Gesetzestexte bei Zuwiderhandlungen gegen die gefundene Wahrheit in Text gegossen.
Das 21. Konzil der Geschichte, das was wir heute als Vatikanum II kennen, ist ein Ausnahmefall. Am Anfang des Konzils stand keine Streitfrage, die einer Klärung bedurfte, sondern der allgemeine Aufbruch, der sich zunächst latent in der intellektuellen Schicht der katholischen Kirche zum Vorschein kam.

Schon kurz nach der Papstwahl von 1958 kündigte der neue Papst Johannes XXIII ein Konzil an, welches diesmal keine Streitfrage zu klären hat, auf Verurteilungen verzichten soll und aus anderen Religionen Beobachter haben soll. Zudem soll das von 1917 stammende Kirchengesetz CIC/1917 auf den neuesten Stand gebracht werden, in alle Sprachen übersetzt werden dürfen, was im CIC/1917 vollständig verboten war. Ja, der neue CIC soll dem Konzil die Krone aufsetzen, das was die Kirche glaubt, denkt und fühlt sollte nun ihr eigenes Gesetz werden. Im Grunde genommen könnte auf Grund des Juristikationsprimat des Papstes dies ohne Konzil geschehen. Darum bleibt die Frage offen, ob er das Konzil einberufen hat um den vielen geistigen Bewegungen (z. B. dem bis dahin verurteilten Modernismus oder auch der liturgischen Bewegung) Gehör zu verschaffen und durch Arbeitsteilung den Papst dabei zu entlasten oder ob er – was ich aus verschiedenen Gründen für wahrscheinlicher halte – das Konzil einberufen hat aus der tiefen Überzeugung, dass nur die Gemeinschaft (Ökumene) an solch einer wichtigen und langfristigen Arbeit beteiligt werden muss, so wie es im Christentum zur Tradition geworden ist. Es ist sicher von Vorteil gewesen, dass ein Konzil einberufen worden ist, somit waren die Änderungen von großer Tragweite und größtmöglich von der Ökumene getragen. Und akzeptiert. Man ist sich heute darüber einig, dass die Einberufung auch heute noch als Sensation gewertet werden darf. Dazu später noch mehr.

Vor dem eigentlichen Konzil wurden Vorbereitungskommissionen gebildet, die im Austausch mit Bischöfen und Universitätsprofessoren schematische Texte als Grundlage erarbeiten. Zu Beginn des Konzils standen den Konzilsvätern (Teilnehmern) 72 Texte zur Verfügung.

Es ist hier unmöglich auf jede Phase des Konzils einzugehen, darum werde ich den Verlauf nur skizzieren.

Das Konzil verlief in vier Sessionen, die meist dreiviertel jährlich tagten. Die erste Session begann am 11.10.1962 mit einer Prozession der Teilnehmer, 2540 an der Zahl, in den Petersdom. Da man eine solche Prozession immer als Glaubensdemonstration versteht, wollte man schon früh klar machen, dass es hier um keine Nebensächlichkeit geht, dass man großes vor hat und dies auch deutlich zeigen möchte. Anschließend gab es einen Gottesdienst und eine Begrüßungsrede des Papstes. Die erste Session verlief frustrierend, da sie im großen Plenum recht zäh verlief, aber alle 72 Schemata durchgesprochen und gearbeitet werden sollten. Papst Johannes XXIII versuchte mehrfach vergeblich mit beherztem Eingreifen in die Diskussion das Verfahren zu beschleunigen, aber zum Ende hin blieb diese Session ernüchternd und ohne schriftliches Erzeugnis. Sie endet am 7. Dezember 1962. Am 3. Juni 1963 verstirbt Papst Johannes XXIII.

Die zweite Session wird von Nachfolger Papst Paul VI geleitet. Er wertet das Konzil nochmals auf und gab dem Konzil damit einen noch bedeutende Neuerung: erstmals dürfen Laien an dem Konzil mitwirken, also Theologen, die nicht dem Klerus angehören. Dies hat bis heute eine positive Nachwirkung, Kirche wurde somit nicht nur das Privileg für Kleriker. Als das Konzil am 29. September 1963 wieder zusammentrifft, wird die Arbeitsweise deutlich vereinfacht. Nun gibt es vier Arbeitsgruppen, jeweils ein Moderator an der Spitze, worunter auch der deutsche Kardinal Julius Döpfner gehörte. Diesmal konnte die Session auch Ergebnisse vorlegen, die aber alle noch nicht durchschlagend sind und bis heute in ihrem Inhalt nur die Fachwelt kennt. Sie wurde am 04.12.1963 beendet.

Die wichtigste Session sollte im Nachhinein die dritte werden. Sie begann 14. September 1964. In ihre wurde die Konstitution „Lumen Gentium“ (lat. = Licht der Welt) beschlossen. Sie ist für die Kirche bis heute die dogmatische Verfassung der Kirche. Auch ein Dekret über das Zusammenleben der Religionen wird in der Session verabschiedet. Sie beinhaltet die faktische Anerkennung der Religionsfreiheit und wendet sich deutlich von der instruktionstheoretischen Erkenntnis (wie in Folge 1 beschrieben) ab. Diese Session endete wieder im Dezember desselben Jahres.

Der Abschluss bildet dann eine Sitzungsreihe vom 15. September bis 8. Dezember 1965. In ihr gab es wieder mehrere Neuerungen, zum Beispiel referierte nun erstmals ein Laie vor den Konzilsvätern. Zudem wurde die Exkommunikation der orthodoxen Ostkirche aufgehoben und die restlichen Dokumente wurden abgeschlossen, darunter „Dei Verbum“ (lat. = Wort Gottes“). Am 8. Dezember 1965 wurde das Konzil dann mit Abschlussgottesdienst entlassen. Somit endete „die heilige Feier“ (Yves Congar).

(verwendete) Literatur:

Deutsche Bischofskonferenz: Das zweite Vatikanische Konzil. Ein halbes Jahrhundert alt aber nicht veraltet. Internetpräsenz der DBK.

Zeit Online: Zweites Vatikanum. War es wirklich eine Revolution?

Lüdecke, Norbert, Bier Gregor: Das römisch – katholische Kirchenrecht. Eine Einführung. Stuttgart, 2012.

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds