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Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
04.05.2013, 08:41
Beitrag: #41
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(03.05.2013 19:34)Paul schrieb:  Langobarden, Semnonen und Hermunduren(Latene Kultur)

Die Klammer musst du mir noch erklären, die versteh ich nicht.
Danke!
VG
Christian
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05.05.2013, 01:04
Beitrag: #42
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Latene Kultur ist eine ergänzende Erkäuterung, die sich nur auf die Hermunduren bezieht.
Langobarden und Semnonen waren wie die Markomannen und Quaden normale Elbgermanen. Sie betrieben z.B. keine so intensive Landwirtschaft, wie in der Latene Kultur üblich. Die Hermunduren wurden zwar zu den Elbgermanen gezählt, gehörten aber wie die Ubier, Usipeter, Tenkterer und Kelten, sowie Räter zur Latene Kultur. Die Latene Kultur war also nicht auf Kelten beschränkt.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
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05.05.2013, 09:15
Beitrag: #43
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(05.05.2013 01:04)Paul schrieb:  Die Hermunduren wurden zwar zu den Elbgermanen gezählt, gehörten aber wie die Ubier, Usipeter, Tenkterer und Kelten, sowie Räter zur Latene Kultur.
Die Latene Kultur war also nicht auf Kelten beschränkt.

Das ist aber wieder deine eigene Theorie, oder hast du dafür Belege?

VG
Christian
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05.05.2013, 19:54
Beitrag: #44
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Ich glaube, Paul ist der Auffassung, daß die Kelten ein Volk waren.
Das sind sie aber gar nicht gewesen. Nach den Defintionen, die mir hier vorliegen, gilt als Kelte, wer Träger einer bestimmten Kultur ist- die auch als Latene Kultur bekannt ist.
Deswegen verwenden wissenschaftliche Abhandlungen mitunter die Bezeichnung "kelto-germanisch". In der Regel soll das heißen, daß sie Träger der keltischen Kultur waren, aber irgendwann germanisch sprachen...

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05.05.2013, 23:43
Beitrag: #45
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Dann reden wir aneinander vorbei. Kelte ist, wer keltisch spricht. Angehörige der Latene Kultur können verschiedenen Sprachgemeinschaften angehören, wie bei anderen Sachkulturen auch.
Germanen sprechende als Kelten zu bezeichnen ist falsch und irreführend.
Keltische Kultur wäre eine Gesamtheit von Faktoren, die aber auf einzelne nicht alle zutreffen muß. Der Begriff wird vielleicht verwendet, ich finde ihn aber unglücklich. Auch Germanen haben zwar eine Sprache(mit verschiedenen Dialekten), aber verschiedene Sachkulturen und auch bei anderen Kulturaspekten gibt es Spektren.

Ich habe auch die Hermunduren als Träger der Latene-Kultur erwähnt. In Thüringen wurde wie in anderen Gebieten die Hallstattkultur von der Latenekultur angelöst. Für die Spätlatenezeit legen sich viele Artikel-Autoren darauf fest, das in Thüringen die germanisch sprechenden Hermunduren lebten. Viele wählen die Formulierungen so, das die ursprüngliche Bevölkerung von den Elbgermanen assimiliert wurden, wobei diese die Latenekultur beibehielten. Viele vermuten eine Einwanderung. Für eine Eroberung der Region durch Elbgermanen gibt es keine Belege. Über die Sprachzugehörigkeit zuvor, im heutigen Thüringen, gibt es keine Aussagen. Es kann also eine kontinuierliche Entwicklung von Kultur und germanischer Sprache aus einem indogermanischen Dialekt, ähnlich wie bei den Ubiern vorgelegen haben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Opfermoor_Niederdorla

viele Grüße

Paul

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06.05.2013, 00:25
Beitrag: #46
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(05.05.2013 23:43)Paul schrieb:  Dann reden wir aneinander vorbei. Kelte ist, wer keltisch spricht.

Das ist eine Definition, die von der Wissenschaft meines Wissens nach nicht geteilt wird.
Was machst du ganz nebenbei mit denen, die beides gesprochen habe? Keltisch und germanisch? Denn das trifft nach Einschätzung der Wissenschaft auf einige Stämme zu.

(05.05.2013 23:43)Paul schrieb:  Germanen sprechende als Kelten zu bezeichnen ist falsch und irreführend.

Das Problem dabei ist, daß niemand genau weiß, welche Sprachen viele Stämme zu einer Zeit gesprochen haben, die vor der geschichtlichen Berichterstattung liegt. Eine enge Definition auf den Sprachraum würde bedeuten, daß niemand genau sagen kann, zu welcher Kultur ein im Gebiet des heutigen Deutschlands lebender Stamm dann um 150 v. Chr. gehört hat.

(05.05.2013 23:43)Paul schrieb:  Keltische Kultur wäre eine Gesamtheit von Faktoren, die aber auf einzelne nicht alle zutreffen muß.

Es gibt eine reihe von Faktoren, die allesamt mit der keltischen Kultur in verbindung gebracht werden. Und ja, viele erfüllen nicht alle Kulturkriterien, sondern nur einen Teil davon, das macht die Sache natürlich schwierig.
Aber einfach hinzugehen und jemanden, der im jahr 300 v. Chr. ganz offensichtlich Träger der keltischen Kultur ist, zum germanen zu machen, nur weil um das jahr 0 herum in der Gegend Leute leben, die germanisch sprechen, ist dann doch sehr übertrieben.
"Das keltische ist mir nicht eindeutig genug, also sag ich mal, es sind Germanen, weil da irgendwelche möglichen nachfahren eine germanische Sprache gesprochen haben." nee, das trifft es nun mal auch nicht.

(05.05.2013 23:43)Paul schrieb:  Der Begriff wird vielleicht verwendet, ich finde ihn aber unglücklich.

Tja, genauer wird es wohl nicht gehen- weil es nämlich ein fester Bestandteil der keltischen Kultur gewesen zu sein scheint, die Vorkultur nicht zu unterdrücken, sondern mitaufzunehmen und mit den keltischen Elementen zu einer neuen Kultur zu verschmelzen.
Das ist vor allem das besondere an der keltischen Kultur. Daß sie Elemente verbunden und nicht unterdrückt hat, daß sie im Prinzip eine "Multikulti"- Kultur war.
Aber klar, wer da nach scharfer Abgrenzung schreit, der hat damit ein Problem...

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06.05.2013, 00:44
Beitrag: #47
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(05.05.2013 09:15)913Chris schrieb:  
(05.05.2013 01:04)Paul schrieb:  Die Hermunduren wurden zwar zu den Elbgermanen gezählt, gehörten aber wie die Ubier, Usipeter, Tenkterer und Kelten, sowie Räter zur Latene Kultur.
Die Latene Kultur war also nicht auf Kelten beschränkt.

Das ist aber wieder deine eigene Theorie, oder hast du dafür Belege?

VG
Christian

Wofür willst du Belege? Dafür, welche Sprache bestimmte Stämme sprachen o. dafür, das sie zur Latenekultur gehören?
Für die Verwendung der germanischen Sprache durch die Ubier hatte ich schon die Untersuchungen zur Sprachentwicklung von Götter- u. Gewässernamen belegt. Die Latenekultur in Hessen wurde nie angezweifelt. Was wird jetzt bezüglich Thüringens angezweifelt, das die Hermunduren germanisch sprachen o. das dort die Latenekultur herrschte?

viele Grüße

Paul

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06.05.2013, 15:26
Beitrag: #48
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(06.05.2013 00:44)Paul schrieb:  das dort die Latenekultur herrschte?

Latene in Thürignen? Gleich gar "herrschte", also das Übergewicht gegenüber anderen lokalen Kulturen hatte!

VG
Christian
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06.05.2013, 21:04
Beitrag: #49
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(06.05.2013 00:44)Paul schrieb:  Für die Verwendung der germanischen Sprache durch die Ubier hatte ich schon die Untersuchungen zur Sprachentwicklung von Götter- u. Gewässernamen belegt. Die Latenekultur in Hessen wurde nie angezweifelt.

Was aber sehr wohl bezweifelt werden darf, ist, daß die Latenekultur in Hessen von germanischen Ubiern getragen wurde, auch wenn du es gerne anders hättest.
In Hessen sind Kelten und Germanen aufeinandergetroffen und haben sich mehr oder weniger vermischt. Wahrscheinlich ist dabei die keltische Kultur nach Norden und osten gedriftet, während Germanen von Norden nach Südwesten vorstießen und dort keltenisiert wurden. Nach der Eroberer Galliens hielten es die Menschen dann für sicherer, sich als Germanen auszugeben.
Deswegen die Latene- Kultur jetzt als etwas germanisches zu bezeichnen, wie du es verschiedentlich getan hast, ist aber falsch. Dann könnte man ja genauso gut Coca Cola und als deutsches Kulturgut bezeichnen, nur weil es in Deutschland gerne getrunken wird und en Weihnachtsmann als deutsche Symbolfigur....

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07.05.2013, 10:11
Beitrag: #50
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Sag mal Paul, kann es sein, daß du hier versuchst, die multiregionale These zur Entstehung des Menschen auf die die Entstehung von Kulturen zu übertragen?

Die Latene- Kultur ist keltisch. Sie breitete sich aus und wurde vielleicht von anderen Völkern übernommen, aber sie wurde nicht parallel von verschiedenen Völkern entwickelt.
Auch wenn du es noch so sehr versuchst- die Germanen haben keine latene Kultur entwickelt. Wenn, dann zeigt die weitverbreitete Latene Kultur nur, wie sehr sich diese Kultur über das Trägervolk hinweg ausgebreitet hat.
Wahrscheinlich hat dazu beigetragen, daß alle indogermanischen Ursprungs waren und deshalb auch ein gemeinsamer Wurzelstock für Kultur und Mystik vorhanden war, weswegen andere indogermansche Völker diese Leitkultur leichter übernahmen.
Aber sie ist nicht einmal irgendwo in Frankreich bei den Kelten und dann wieder in Norddeutschland bei den Germanen entstanden. Die latenekultur ist zeitlich wellenförmig nachweisbar, was dafür spricht, daß sie sich auf dem üblichen Weg verbreitet hat.

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13.05.2013, 23:24
Beitrag: #51
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Zitat:irgendwo in Frankreich bei den Kelten
Nun ja, nach Frankreich kamen die Kelten erst relativ spät , das ursprüngliche Kerngebiet lag eher in einem Bereich von Hallstadt bis Burgund und vom Alpenvorland bis Mittelhessen bzw. möglicherweise sogar bis zum Weserbogen und dem Nordrand der Mittelgebirge.Das Kerngebiet zog sich also eher quer durch Süddeutschland als durch Frankreich.

In diesem Zusammenhang haben wir zum einen die spannende Frage nach
der Keltendefinition.Ein Teil der Lehre macht diese an den römischen Quellen fest, wonach linksrheinisch Kelten und rechtsrheinisch Germanen siedelten- Problematisch ist daß diese römische Einteilung keine ethnologisch-kulturelle sondern eine politisch-.ideologische ist, die von der klassisch-nationalistisch geprägten Geschichtswissenschaft des 19.Jahrhunderts leider relativ unkritisch übernommen wurde.
Der andere Teil der Lehre,den auch ich favorisiere ,orientiert sich an der Sachkultur- und danach gab es eine erhebliche Anzahl rechtsrheinischer Stämme, wie Vangionen,Nemeter,Matthiaker,Ubier ,Sugambrer etc, die eine auf LaTene fußende ,keltische Sachkultur aufweisen und deshalb eher zu den Kelten als zu den Germanen zu rechnen sind .

Zum anderen haben wir die spannende Frage, ob und warum dieser süddeutsche keltische Raum tatsächlich Knall auf Fall verlassen wurde und inwieweit er von den Römern tatsächlich,wie bisher angenommen,kampflos besetzt werden konnte.
Tatsache ist hier,daß es einerseits in dem Bereich größere schwach- oder unbesiedelte Räume wie das Odenwaldgebiet gab, aber auch ,daß gerade hier zwei parallele Limes-Linien errchtet wurden und daß die Römer zur Besetzung der süddeutschen Celtica 5 Legionen plus Hilfstruppen einsetzten und deren Kommandant Pinarius Clemens in Rom mit der Verleihung der Triumphalinsignien geehrt wurde.
Das sieht nicht nach der kampflosen Bestzung eines verlassenen Landstrichs aus
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14.05.2013, 14:21
Beitrag: #52
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Ich habe ja oben schon die Dissertation von Frau Heun zitiert. Nach dem Abzug der meisten echten Kelten, wie der Helvetier wurde das Land dünner besiedelt, von "normalen" Germanen und Latene-Germanen. Die elbgermanischen Stämme waren sehr kriegerisch und versuchten sogar sich in Gallien festzusetzen.
Die Latene-Germanen blieben überwiegend in ihrer Heimat und wanderten zusätzlich in neue Wohngebiete. So breiteten sich die Hermunduren von Thüringen her in Bayern stark aus. Die Ubier blieben in ihrer Heimat, aber ein Teil wanderte in die linksrheinischen Gebiete aus.
Matthiaker, Cubi, Usipeter, Tenkterer waren wahrscheinlich Ubische Teilstämme. Die in Hessen zurückgebliebenen Cubi(Westmittelhessen), Matthiaker(Südhessen), Usipeter(Ostmittelhessen) und Tenkterer(Osthessen) bildeten später mit einwandernden Chatten einen Stamm. Wahrscheinlich gab es in Rheinland-Pfalz und Nordhessen weitere Teilstämme der Ubier.
Ein Teil der Usipeter und Tenkterer war vor den Quaden geflohen. Sie siedelten sich letztlich links und rechts des Rheins im heutigen Rheinland Pfalz und Nordrhein-Westfalen neben anderen Ubiern an.

viele Grüße

Paul

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14.05.2013, 16:17
Beitrag: #53
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(13.05.2013 23:24)zaphodB. schrieb:  In diesem Zusammenhang haben wir zum einen die spannende Frage nach
der Keltendefinition.Ein Teil der Lehre macht diese an den römischen Quellen fest, wonach linksrheinisch Kelten und rechtsrheinisch Germanen siedelten- Problematisch ist daß diese römische Einteilung keine ethnologisch-kulturelle sondern eine politisch-.ideologische ist, die von der klassisch-nationalistisch geprägten Geschichtswissenschaft des 19.Jahrhunderts leider relativ unkritisch übernommen wurde.
Der andere Teil der Lehre,den auch ich favorisiere ,orientiert sich an der Sachkultur- und danach gab es eine erhebliche Anzahl rechtsrheinischer Stämme, wie Vangionen,Nemeter,Matthiaker,Ubier ,Sugambrer etc, die eine auf LaTene fußende ,keltische Sachkultur aufweisen und deshalb eher zu den Kelten als zu den Germanen zu rechnen sind .

Dieser Definition folge ich auch- eigentlich lassen sich die Kelten ja gar nicht anders erfassen. Zumindest nicht als "Volk" im anthropologischen Sinne. Ein "Volk" der Kelten hat es nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nie gegeben.

(13.05.2013 23:24)zaphodB. schrieb:  Zum anderen haben wir die spannende Frage, ob und warum dieser süddeutsche keltische Raum tatsächlich Knall auf Fall verlassen wurde und inwieweit er von den Römern tatsächlich,wie bisher angenommen,kampflos besetzt werden konnte..

Ich würde hier wirklich davon ausgehen, daß der keltische Reichtum auf einem eng geknüpften Handelsnetzt beruhte. Soweit ich weiß, ist die Vermutung aufgekommen, daß man sich sehr spezialisierte in den Knotenpunkten und somit auf ein weiterverzweigtes handelsnetz angewiesen war.
Nach der Eroberung Galliens brach dieses weiteverzweigte Handelsnetzt zusammen und die Oppidae wurden aufgegeben. Das heißt aber wohl nicht, daß sämtliche Anwohner (dabei dürften auch schon Germanen gewesen sein) die Landstriche verließen. Die Städte wurden aufgegeben, und eiN Teil der Bevölkerung wanderte aus (z.B. in Richtung Großbritannien), während andere im Land blieben. Daß die sich kampflos den Römern unterwarfen, ist nicht unbedingt anzunehmen, aber ich denke, daß sie allenfalls in kleineren Verbänden organisiert waren. Es wird auch nicht jeder gekämpft haben, ein Teil wird sich den Römern wirklich unterworfen haben. Und ein Teil hat sich bei den Germanen versteckt, nachdem Caesar ja bekanntermaßen die kelten zu Feinden und Germanen zu Verbündeten gemacht hat...

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14.05.2013, 23:29
Beitrag: #54
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
In Mittelhessen sah es erstmal ein bischen anders aus. Die Städte, insbesondere die Dünsbergstadt prosperierten. Sie übernahm wohl einige Aufgaben der Heidetränkestadt. Die intensive Landwirtschaft und das vielfältige Handwerk blieben bestehen. Wahrscheinlich verlagerten sich die Handelsströme. Interessant wäre es zu wissen, ob sie ihre Produkte auch problemlos im Römischen Reich absetzen konnten o. ob ihnen nur das freie Germanien als Absatzmarkt blieb?
Das Bündnis mit den Chatten brachte die Bewohner der Dünsbergstadt dann in Gegensatz zu den Römern. Diese wollten diese Stadt außerhalb ihres direkten Machtbereichs nicht dulden, so das Drusus die Stadt zerstörte. Die Glas- und Münzproduktion verlagerte sich ganz ins Rheinland. Die anderen Handwerke wurde dezentraler weiter betrieben. So waren noch im ganzen Mittelalter in Hessen viele Waldschmieden verbreitet. In Wetflaria/Dahlheim, Atzbach... wurde weiter Eisen verhüttet.

viele Grüße

Paul

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19.05.2013, 13:39
Beitrag: #55
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Die neueren Ausgrabungen z.B. im Raum Limburg belegen die Aufzeichnungen Cäsars über seine 2 Rheinüberquerungen mit jeweils 2 Legionen. Wer hat einen Zugriff auf die Kriegstagebücher Cäsars? Beschreibt er dort genauer sein Vorgehen in den 18 Tagen seines 2. Aufenthalts?
Das Lager in Limburg während seines 2. Aufenthalts war nur 4 Ha. groß im Gegensatz zu den 8 Ha. während des 1. Aufenthalts.

http://www.landesarchaeologen.de/aktuell...da201d7c9/

Dies spricht dafür, das er sein Heer aufgeteilt hat. Dies wäre schon plausibel, das er mit einer Legion in den Süden zur Heidetränke-Stadt und mit der 2. Legion in Richtung Dünsberg-Stadt marschieren lies. Seine Kräfte aufzuteilen war ein gewisses Risiko. Es spricht für ein entwickeltes Vertrauen gegenüber den Ubiern, das er keinen Hinterhalt erwartete, sondern Unterstützung durch größere ubische Truppenverbände hatte. Dies ist wohl auch so eingetreten, denn die Sueben zogen sich weit zurück, sodas sich die Dünsberg-Stadt über mehrere Jahrzehnte gut entwickeln konnte.
Cäsar muß von den Ubiern beeindruckt gewesen sein. Das Vertrauen in die Ubier war dadurch so stark gestiegen, das er seine Leibwache nun überwiegend aus Ubiern rekrutierte. Er hatte über diesen Stamm also ein sehr genaues Wissen.
Man erwartet am Dünsberg ein ubisches Heiligtum mit regionaler Bedeutung auszugraben.

viele Grüße

Paul

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12.06.2013, 23:56
Beitrag: #56
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
In Schlesien und Kleinpolen wurde ab 300 vor Chr. die Kultur der Lugier definiert.
Sie wird der Latene-Kultur zugeordnet. Die Lugier werden zumindest am Schluß als Ostgermanen gesehen. Die Vandalen sollen ein Teil dieser Bevölkerung gewesen sein.
Oft wird eine relative Bevölkerungskontinuität von "Kelten" bis zu diesen Latene-Ostgermanen angenommen.

http://www.monarchieliga.de/index.php?title=Lugier

Es gab wohl ein territoriales Band, mindestens vom Rhein bis Kleinpolen, welches von der Hallstatt/Latenekultur geprägt war, in welchem die Bevölkerung eine Sprachentwicklung von indogermanischen bis zu germanischen Dialekten vollzog. Dieses Band reichte möglicherweise sogar bis zu den Treverern, wobei diese allerdings zumindest zuletzt von einer keltisch geprägten Oberschicht geprägt waren.

viele Grüße

Paul

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15.06.2013, 16:25
Beitrag: #57
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Ich würde hier wirklich davon ausgehen, daß der keltische Reichtum auf einem eng geknüpften Handelsnetzt beruhte.

Ja und nein. Eine solch weit verbreitete Kultur wie die Keltische kann nicht ausschließlich auf Handel beruhen.Nicht in der damaligen Zeit .
Der Großtei der Kelten werden Bauern und Handwerker gewesen sein,keine Fernhändler.Und ihre Gemeinwesen werdena uch über eine gewisse Autarkie verfügt haben.Insoweitist dieThese über den Zusammenbruch der Handelswege alleine keine plausible Erklärung für das Verschwindender Kelten.
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15.06.2013, 22:12
Beitrag: #58
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Nein, nicht für das Verschwinden der Kelten- nur für die Aufgabe der Oppida. Wir wissen von mehreren Oppida, die um die Zeit der Eroberung Galliens aufgegeben wurden, da liegt der Zusammenhang eigentlich auf der Hand.
Städte entstehen nun mal nur da, wo Handel getrieben wird. Fällt der Handel weg, können sich die Städte nicht halten, die Stadtbewohner kehren aufs Land zurück.

Daß sich die Kelten nach dem Zusammenbruch Galliens generell zurückzogen (ein teil ging ja nachgewiwesenermaßen nach Britannien) und meiner Meinung nach auch in anderen Volksstämmen aufgingen, liegt vermutlich in Caesars unerbittlicher Härte im Vorgehen gegen ihre Spirituellen Führer begründet.

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16.06.2013, 23:38
Beitrag: #59
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
Aber rechtsrheinisch ist doch eigentlich gar kein zeitlicher Zusammenhang zu erkennen.
Die Helvetier verlassen ihre ursprünglich Heimat wahrscheinlich aufgrund des Druckes der Sueben schon 50 Jahre vor dem Gallischen Krieg.
Für die Probleme der Heidetränkestadt sind auch die einfallenden Sueben Hauptverantwortlich.
Hier könnte man höchstens spekulieren, ob der Gallische Krieg diese Stadt wirtschaftlich schon so geschwächt hat, das schon Menschen abgewandert sind, so das sie sich schlechter verteidigen konnten. Die Frage ist natürlich, warum hat sich diese Stadt nach dem militärischen Erfolg gegen die Sueben nicht mehr erholt, wie die Dünsbergstadt, die noch 50 Jahre Blütezeit erlebte.
Ich tippe darauf, das der römische Machtbereich Handelsströme und Produktionsstandorte beeinflußte. Nida und Wiesbaden wurden zu regionalen Konkurenten für die Heidetränkestadt. Die Dünsbergstadt war schon weit genug weg und bediente vermutlich auch weiter vor allem den germanischen Markt.
Die Frage ist, wie behandelten die Römer Einfuhren aus dem freien Germanien bzw. aus dem befreundeten Ubien? Waldgirmes ist ja ein Indiz dafür, das sie Ubien kurz vor der Varusschlacht als Provinz betrachteten und dann wohl auch Steuern eintrieben.
Die Orte an der Lahn gehörten wohl mit dem ubisch-römischen Bündnis bis zur Varus Schlacht zum römischen Einflußgebiet, ohne das sich das negativ auf diese Orte auswirkte, bis auf die einsetzende Steuerlast. Gleichzeitig intensivierten sich die Beziehungen der Ubier zu den Chatten.
Eine Zollgrenze zum restlichen Germanien existierte wohl nicht. Wenn sie wollten, konnten die Ubier selbst die Sueben mit Waffen und Haushaltsgeräten beliefern.
Wichtig wäre es, ob die Ubier weiter Eisenprodukte über den Rhein nach Skandinavien exportieren konnten o. ihnen nur der Landweg blieb. Die Erschwerung des Exports würde ihnen Finanzüberschüsse nehmen, die sie wiederum für Lebensmittelimporte verwendet haben könnten. Das hätte sich auf die Bevölkerungsdichte ausgewirkt.

viele Grüße

Paul

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17.06.2013, 10:13
Beitrag: #60
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(16.06.2013 23:38)Paul schrieb:  Aber rechtsrheinisch ist doch eigentlich gar kein zeitlicher Zusammenhang zu erkennen.
Die Helvetier verlassen ihre ursprünglich Heimat wahrscheinlich aufgrund des Druckes der Sueben schon 50 Jahre vor dem Gallischen Krieg.

Die Heidetränke wurde um die Mitte des 1. jahrhunderts vor Christus verlassen- also in etwa um die zeit des gallischen Krieges. Nicht bereits 50 Jahre vorher.

(16.06.2013 23:38)Paul schrieb:  Für die Probleme der Heidetränkestadt sind auch die einfallenden Sueben Hauptverantwortlich.

Sie spielen sicherlich eine Rolle, weil sioe sich in der Gegend "herumtrieben" aber ob sie "hauptverantwortlich" sind, ist reine Spekualtion.

(16.06.2013 23:38)Paul schrieb:  Hier könnte man höchstens spekulieren, ob der Gallische Krieg diese Stadt wirtschaftlich schon so geschwächt hat, das schon Menschen abgewandert sind, so das sie sich schlechter verteidigen konnten. Die Frage ist natürlich, warum hat sich diese Stadt nach dem militärischen Erfolg gegen die Sueben nicht mehr erholt, wie die Dünsbergstadt, die noch 50 Jahre Blütezeit erlebte.

Wo hast du das mit dem militärischen Erfolg gegen die Sueben her? Im Museum findet sich nichts davon, daß die Bewohner der heidtränke eine Schlacht gegen die Sueben gewonnen hätten. Es fanden sich auch bei den Ausgrabungen keine Spuren auf einen kürzlich erfolgten Kampf.

Die heidetränke war auf Lebensmittellieferungen aus der Wetterau und der Rhein-Main- Ebene angewiesen, also vermute ich mal, daß neben dem Zusammenbruch des Handels mit gallien (In der heidetränke wurde vor allem Metall zu Alltagsgegenständen wie Gürtelschnallen, Nägeln, Plfugblättern und dergleichen hergestellt) auch die Lebensmittelversorgung gestört war- und das könnte natürlich an den umherziehendne Sueben gelegen haben...

(16.06.2013 23:38)Paul schrieb:  Ich tippe darauf, das der römische Machtbereich Handelsströme und Produktionsstandorte beeinflußte. Nida und Wiesbaden wurden zu regionalen Konkurenten für die Heidetränkestadt. Die Dünsbergstadt war schon weit genug weg und bediente vermutlich auch weiter vor allem den germanischen Markt..

Erstaunlich aber wahr- bei dieser Schlussfolgerung stimme ich dir voll und ganz zu.Wink So wird es gewesen sein. Es gibt eine reihe von Anhaltspunkten, daß vor der Eroberung Galliens durch Caesar die Heidetränke weite Teile Hessens wirtschaftlich und wahrscheinlich auch politisch beherrschte (insbesondere die Münze des Nauheimer Quinars, die aber ab um 50 n. Chrs. nicht mehr geprägt worden zu sein scheint.) Einen teil des Handels scheint der Dünsberg übernommen zu haben, vielleicht war die Stadtversorgung dort auch besser gesichert...

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