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Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
24.10.2012, 02:01
Beitrag: #6
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(24.10.2012 00:23)Bunbury schrieb:  Hallo, Paul

Der Taunsukamm stellt eine natürlichere Grenze dar als der Main.
Erinnere dich, woher der Name "Frankfurt" kommt. Frankfurt ist die "Furt der Franken". Es gab hier eine Furt, über die der Main gut passierbar war. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, daß dies zur zeit der Kelten nicht so gewesen sein soll.

Das Stadtklima von Oberursel ist bis zum heutigen Tag besonders gut. Oberursel gilt als "Sonnenloch" des Taunus. Gerade dort, wo sich die alten keltischen (und ganz sicher noch nicht germanischen, wenn du es an der Sprache festmachst) Befestigungen des Bleibiskopfes und des Altkönigs befanden, war das Wetter für den Getreideanbau besonders gut geeignet. Es macht also keinen Sinn, den Main als Grenze anzusehen. Es macht aber sehr wohl Sinn, von der Art seiner Topographie her, den Taunuskamm als natürliche Grenze anzusehen.

Wer sind denn die "vielen", die das Stammesgebiet der Ubier um das jahr 300 v. Christus, also dem Erbauerdatum der Heidetränke, als bis zum Main gehend beschreibend?

Für mich macht es wenig Sinn, die Sprache von der Kultur zu trennen, da Sprache und Kultur immer Hand in Hand gehen. Es ist wenig warhscheinlich, daß eine reiche, städtische Kultur eine ganz andere Sprache entwickelt als eine kulturell identische städtische Kultur, die (Sprache) aber dann wieder der Sprache einer eher armen, bäuerlichen und doch stark unterschiedlichen Kultur gleicht...
Das klingt nicht sehr überzeugend.

Hallo Bunbury, deine Kritik läßt sich in 2 Hauptpunkte gliedern.:
-du kritisierst die Angabe des Stammesgebiets der Ubier, als bis zum Main gehend.
-Du zweifelst an, das die germanischen Ubier Teil der Hallstadt und Latenekultur waren o. bezweifelst du das die Ubier überhaupt in der angegebenen Region lebten o. das sie Germanen waren?

Über die Umsiedlung der Ubier auf die linke Rheinseite gibt es vor allem römische Quellen. Cäsar beschreibt in Bella Gallica seine Friedens- u. Bündnisverhandlungen mit den Ubiern und diese selbst sehr ausführlich als "zivilisierte Germanen", die in Städten leben. Agrippa forcierte die Ansiedlung der Ubier auf die linke Rheinseite.

http://www.ippsch.de/database/ubier.pdf
http://www.novaesium.de/glossar/ubii.htm

Die Beschreibung der Stadtgründungen von Bonn, Köln und anderen Städten beschreibt diese als Ubiergründungen.
Peter Paul Schweitzer hat verschiedene Werke zu dem Themenkomplex verfasst. Er untersuchte die Gewässernamen z.B. in der Lahnregion und die Namen der Schutzgöttinen der Ubier, welche auf der linken Rheinseite verehrt wurden. Ihre Namen wurden auf tausenden Inschriften festgehalten. Er kam zu der Auffassung, das die Ubier hochgermanisch sprachen und die Entwicklung der Ortsnamen, Gewässernamen und die Namen der Göttinen germanisch waren.
Trotz der Verbindungen zur keltischen Religion glaubten die Ubier an eine Variante der "germanischen Religion". Schweitzer konnte die auf der linken Rheinseite verehrten Göttinnen bestimmten Regionen auf der rechten Rheinseite z.B. in der Lahnregion zuordnen.
Die Ubier prägten auf dem Dünsberg und später noch in Waldgirmes dieselben Münzen, z.B. mit dem tanzenden Männlein, wie später noch auf der linken Rheinseite z.B. in Köln.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ubier

Die Herkunft der Ubier aus den beschriebenen Regionen und ihre germanische Sprache ist also auf vielfältige Weise belegt. Die Funde in diesen Herkunftsregionen entsprach der Hallstadt- und dann der Latenekultur.
Drusus hat auf seinem Feldzug etwa 10 vor Chr. die Dünsbergstadt zerstört. Die Dünsbergstadt wurde mit Waffen der Spätlatenezeit und mit Waffen gegen römische Truppen verteidigt, die eher anderen Germanen wie Sueben und Chatten zugeordnet werden.
Deshalb wurde die These aufgestellt, das die ubische Dünsbergstadt zu dieser Zeit unter der Oberhoheit eines anderen Stammes bzw. Kriegerelite stand.

http://www.duensberg.de/duensberg.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Ringwallanlage_Dünsberg

In meinem ersten Beitrag habe ich schon einen Beleg zur Agrarkultur in Hessen geschrieben. Die Agrarkultur der Ubier ähnelte der Agrarkultur der echten sprachlichen Kelten. Die Regionen im Ubierland, aber auch im Trevererland hatten schon lange vor Chr. eine stetige germanische Einwanderung aus dem Norden zu verzeichnen. Diese Einwanderer stellten ihre Agrarkultur nicht sofort um.

Schweitzer sieht die Ubier als Urbevölkerung in ihrem Stammesgebiet. Er schließt nicht aus, das sie zeitweise o. regional von einer keltischen Elite beherrscht wurden. Die Sprache der Ubier entwickelte sich aber aus einem indogermanischen Dialekt zur germanischen Sprache. Zur Zeit Cäsars herrschten aber keine Kelten im Ubierland. Ein Ältestenrat beriet über wichtige Dinge wie Bündnisse, Krieg und Frieden.

http://www.ippsch.de/database/ubier.pdf

Über die Treverer gibt es auch verschiedene Aussagen. Überwiegend sind sich Historiker darüber einig, das zumindest in der Führungsschicht der Treverer die keltische Sprache und keltische Namen vorherrschten.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien - Paul - 24.10.2012 02:01

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