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Die Zeitenwende in Süddeutschland
01.04.2013, 11:05
Beitrag: #38
RE: Die Zeitenwende in Süddeutschland
(17.03.2013 22:14)Suebe schrieb:  Das alles tat man einer Einöde, der "Helvetischen-Einöde" an.
Ich will es nicht fressen.............

Ich les grad eine aktuelle Publikation über Rätien und Norikum. Dieses "Update" meiner doch schon teilweise veralteten Kenntnisse lieferte mir den Anstoß für dieses Mail (ich bin noch nicht fertig, könnte also noch was kommen... Wink ).
Norikum wurde nämlich ganz anders regiert als Rätien. Während in Norikum offenbar zuerst auf eine einheimische, teilweise aufgrund der Handelskontakte über Aquileja schon romanisierte Elite zurückgegriffen wurde - was die Stationierung von Legionen überflüssig macht und zum Ausbau des Magdalenenbergs führte - überzog man Rätien mit einem Netzwerk aus kleineren Militäreinheiten und schob hier auch den Limes stückweise immer weiter über die Donau vor, bis man den Verlauf des rätischen Limes erreicht hatte.
Überdies gab es in Norikum relativ viele Städte (nach römischem Stadtrecht "municipien"), während es in Rätien genau ein Municipium gab - Augsburg. Kempten und Bregenz waren zwar auch wichtige Orte, aber die werden - wie auch Chur - nur als "civitas" überliefert. Sie dürften also zwar Zentralorte gewesen sein, aber ohne römisches Stadtrecht. Und auch Augsburg kam erst relativ spät zu seinem Stadtrecht, anders als die norischen Städte.
Da in Flachlandrätien die oppida schon vor den Römern verlassen wurden und danach kaum römische Siedlungen als Anknüpfung an vorrömische Orte belegt sind, da weiterhin Rätien sofort mit kleineren Lagern überzogen wurde und so der Status einer Militärprovinz eher zutrifft als der eine Zivilprovinz, da außerdem in Rätien viel weniger villae rusticae als in Noricum überliefert sind (die als Absatzgebiet ihrer Produkte immer irgendeine civitas, ein vicus oder ein municipium in der Nähe brauchen) und die rätischen Höfe auch noch viel kleiner und auch weniger gut ausgestattet sind als die norischen Gutshöfe, liegt die Annahme nahe, dass Rätien tatsächlich zwar nicht völlig entvölkert war, aber viel weniger dicht besiedelt war als Noricum, als die Römer nach den Alpenfeldzügen die Provinz Rätien einrichteten.
Und da Rätien auch einen Teil des späteren Alamannien umfasste und auch für den anderen Teil, der zur Germania superior gehörte, z.B. von Tacitus überliefert ist, dass Gallier aus dem linksrheinischen Gebiet diese Regionen erst wieder neu besiedeln mussten sowie die Tatsache, dass auch diese Provinz eine reine Militärprovinz war, kann man die Annahmen zu Rätien wohl auf Obergermanien übertragen.

VG
Christian
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RE: Die Zeitenwende in Süddeutschland - 913Chris - 01.04.2013 11:05

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