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Die Zeitenwende in Süddeutschland
05.07.2016, 12:18
Beitrag: #55
RE: Die Zeitenwende in Süddeutschland
(04.07.2016 21:15)Paul schrieb:  
(04.07.2016 13:59)Dietrich schrieb:  Was haben die Menschen dort sonst gesprochen, wenn nicht keltisch?

Einen Dialekt aus dem Dialektkontinium des westlichen Urindogermanisch.

Die Latène-Kultur reichte bis an den Rand der deutschen Mittelgebirge. Und da sie eindeutig keltisch ist, wird man auch in Thüringen keltisch gesprochen haben, besonders wenn sich das an als keltisch erwiesenen Stämmen festmachen lässt.

Aber das sind nur Mutmaßungen. Niemand kann genau sagen, wie die Sprachenverhältnisse zur Latènezeit ausgesehen haben, vor allem auch, weil sich das Bild durch die nach Süden vorrückenden Germanen ständig wandelte. Die Grenz- und Kontaktzone zwischen Germanen und Kelten hat eine Sonderstellung in kultureller Hinsicht wegen der starken Übernahme hochwertiger keltischer Erzeugnisse aus Metall und scheibengetöpferter Keramik durch die Germanen. So tauchte im Kerngebiet des germanischen Jastorfkreises, das in NO-Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg, der Altmark, der Priegnitz und dem Havelgebiet zu suchen ist, eine Reihe von Schmuckstücken, Trachtbestandteilen und Gebrauchsgegenständen auf, die eindeutig dem Formengut der Hallstatt- und Latènekultur entlehnt worden sind (Schmucknadeln, Fibeln, Gürtelschließen, Arm- und Halsringe, Bekleidung).

Aus welcher ethnischen Basis die Jastorfkultur (bzw. die Germanen) hervorgingen, wie die Verteilung indoeuropäischer Sprachen in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends im Norden aussah, wissen wir nicht. Früher wurden gern Gedankenspiele angestellt, in denen die Illyrer und Veneter stets eine große Rolle spielten, doch ist das heute kein Thema mehr.

Sicher und archäologisch gut belegt ist jedenfalls die Tatsache, dass die Germanen die Kelten seit etwa dem 4. Jh. v. Chr. kontinuierlich zurückdrängten und dabei den großen Grenzkorridor zwischen beiden Ethnien immer weiter nach Süden vorschoben. Man kann vermuten, dass nur ein Teil der Kelten Richtung Süden auswich. Andere keltische Bevölkerungsgruppen werden am Ort geblieben sein, wo sie von den Germanen aufgesogen und assimiliert wurden.

Zur Sprachensituation: Es ist wahrscheinlich, dass es zu Beginn der keltischen und germanischen Expansion Regionen gab, in denen weder keltisch noch germanisch gesprochen wurde. Ich denke z.B. an den ominösen Nordwestblock im Nordwesten Mitteleuropas, wo einer Hypothese zufolge Bevölkerungsgruppen saßen, die weder Germanen noch Kelten waren, und die ein unbekanntes indoeuropäisches Idiom gesprochen haben sollen. Diese von Hans Kuhn aufgestellte Hypothese ist allerdings heftig umstritten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nordwestblock

(04.07.2016 21:15)Paul schrieb:  Das Keltische hat sich durch andere Einflüsse abgespalten. Am wahrscheinlichsten ist, das eine südwärts wandernde Gruppe aif eine andere Bevölkerung traf. Aus der Vermischung ist dann das keltische entstanden, während sich nördlich davon das Germanische bildete und die südlichen germanischen Gebiete miteinschloß, also einschließlich der Vorfahren der Ubier, Usipeter, Tenkterer, Hermunduren, Vandalen...

Das sind doch alles wirre Spekulationen. Was Sprachforscher sagen, ist folgendes: Das Keltische hat sich im 2. Jahrtausend v. Chr. aus einem indoeuropäischen Kontinuum ausgegliedert. Es wird dort entstanden sein, wo das keltische Kerngebiet lag, nämlich im Raum zwischen Ostfrankreich und Süddeutschland. Alle anderen Spekulationen sind Kaffeesatzleserei.
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RE: Die Zeitenwende in Süddeutschland - Dietrich - 05.07.2016 12:18

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