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Neokolonialismus
04.08.2012, 00:56
Beitrag: #1
Neokolonialismus
Neokolonialismus:

Nach dem Ende der Dekolonisation scheint es so, als wäre die Herrschaft der westliche/ ersten Welt über die ganze Erde beendet. Doch dieser Schein trügt. Noch immer beherrschen die alten Kolonialmächte die Welt. Sie tun dies zwar nicht mehr direkt, in dem sie Gebiete besetzen und als Kolonien ausbeuten sondern indirekt über ihre wirtschaftliche Macht.
Denn die viele ehemaligen Kolonien stehen wirtschaftlich nicht auf Augenhöhe mit den ehemaligen Kolonialmächten und werden von diesen gnadenlos Ausgebeutet. Sei sind nämlich immer noch Lieferanten von Rohstoffen und Naturalien, für die sie allerdings in keinster Weise fair entlohnt werden. Auf der anderen Seite müssen sie jedoch für die Produkte aus den Staaten der ersten Welt hohe Preise bezahlen. Dadurch geraten sie in ein Abhängigkeitsverhältnis, welches dem kolonialen Zustand sehr ähnelt.
Um dieses Abhängigkeitsverhältnis aufrecht zu erhalten greifen die Staaten der ersten Welt zu verschieden Werkzeugen und Druckmitteln. Ein gutes Beispiel für ein solches Mittel sind die Agrarmarktordnungen und Agrarmarktpolitiken dieser Ländern. Durch ihren Reichtum und Einfluss können diese heimische Bauern subventionieren und ihre Agrarmärkte vor Produkten aus Länder der dritten Welt schützen. Selbige können dies allerdings nicht. Was dazu führt, dass ihre Märkte mit Nahrungsmitteln und Nahrungsresten aus der ersten Welt überflutet werden. Da diese viel billiger sind, als die heimischen Produkte, wird die Grundlage der Bauern in diesen Ländern zerstört und damit das Abhängigkeitsverhältnis verstärkt.
Ein weiteres Mittel sind die Weltbank (WB) und der Internationale Währungsfond (IWF). Diese mögen zwar auf dem ersten Blick eine hehrere Aufgabe haben, nämlich die Unterstützung von klammen Staaten mit Krediten, auf den zweiten Blick erscheint ihre Aufgabe allerdings nicht mehr so heher. Denn die Kreditempfänger müssen Reformen umsetzen, die dem Land mehr schaden als nutzen. So müssen sie Industrie privatisieren und ihre Märkte öffnen. Beides schädigt die Länder jedoch und führt zu noch größerer Armut in der Bevölkerung und dem Ausverkauf der heimischen Industrie. Ein gutes Beispiel dafür ist Nicaragua. Dieses hat 1995 einen mehrjähriges Abkommen mit dem IWF und der Weltbank abgeschlossen um die Wirtschaft zu stabilisieren. Dieses Abkommen beinhaltet auch die oben genannten Schritte. Geholfen hat es allerdings nicht. Nicaragua ist das zweitärmste Land Lateinamerikas, hat die höchste Pro-Kopf-Verschludung der Welt, eine Arbeitslosenrate von 80 Prozent und 40 Prozent der Bevölkerung leben in extremer Armut. Darüber hinaus befindet sich die Wirtschaft Nicaraguas im freien Fall.
Das letzte Mittel, welches die Länder der ersten Welt einsetzen um ihre Macht zu zementieren ist Gewalt. Dies beinhaltet zum einen direkte Gewalt durch Militäreinsätze wie zum Beispiel der Irakkrieg oder der Sinaikrieg, aber auch Verdeckte Operationen zum Sturz unangenehmer Regierung wie die Operation Ajax oder die Operation PBSUCESS.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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04.08.2012, 18:51
Beitrag: #2
RE: Neokolonialismus
Ein sehr informativer und wichtiger Beitrag, Annatar.
Es ist nur schwierig, einen Diskussionsfaden zu finden, vor allem da die Perspektiven so düster wirken.
Du hast Nicaragua angesprochen, gibt es denn in Mittelamerika kein Positivbeispiel?
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04.08.2012, 19:49
Beitrag: #3
RE: Neokolonialismus
(04.08.2012 18:51)Renegat schrieb:  Ein sehr informativer und wichtiger Beitrag, Annatar.
Es ist nur schwierig, einen Diskussionsfaden zu finden, vor allem da die Perspektiven so düster wirken.
Du hast Nicaragua angesprochen, gibt es denn in Mittelamerika kein Positivbeispiel?
Aus dem Stand fällt mir in Mittelamerika kein positives Beispiel ein. Mexiko versinkt in Korruption und Drogenkrieg und über die Lage in den anderen mittelamerikanischen Staaten kann ich wenig sagen.

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05.08.2012, 07:54
Beitrag: #4
RE: Neokolonialismus
Es mag Länder geben, in denen von westlichen Hilfsorganisationen mehr getan wird als in anderen, aber diese Staaten als "frei vom Neokolonialismus" zu bezeichnen, halte ich für übertrieben.
Leider.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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05.08.2012, 10:49
Beitrag: #5
RE: Neokolonialismus
(05.08.2012 07:54)Maxdorfer schrieb:  Es mag Länder geben, in denen von westlichen Hilfsorganisationen mehr getan wird als in anderen, aber diese Staaten als "frei vom Neokolonialismus" zu bezeichnen, halte ich für übertrieben.
Leider.
Der Satz ist etwas unverständlich, wie meinst du das?
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05.08.2012, 11:28
Beitrag: #6
RE: Neokolonialismus
(04.08.2012 19:49)Annatar schrieb:  
(04.08.2012 18:51)Renegat schrieb:  Ein sehr informativer und wichtiger Beitrag, Annatar.
Es ist nur schwierig, einen Diskussionsfaden zu finden, vor allem da die Perspektiven so düster wirken.
Du hast Nicaragua angesprochen, gibt es denn in Mittelamerika kein Positivbeispiel?
Aus dem Stand fällt mir in Mittelamerika kein positives Beispiel ein. Mexiko versinkt in Korruption und Drogenkrieg und über die Lage in den anderen mittelamerikanischen Staaten kann ich wenig sagen.
Ohne nachgeschaut zu haben, fällt mir auf die Schnelle Kostarika als positives Bsp. dazu ein.
Die müssen ihre Wirtschaft und den allgemeinen Lebensstandard einigermaßen im Griff haben.

Wobei zu bemerken ist, dass die lateinamerikanischen Länder nicht unbedingt zu den typischen ehemaligen Kolonien zählen, da sie schon verhältnismäßig lange souveräne Staaten sind.

Die findet man vor allem in Afrika u.zT.in Asien. Jedoch gibt es auch dort Unterschiede. Ohne den Westen reinwaschen zu wollen, kommt es selbstverständlich auch darauf an, wie die einzelnen Eliten in den betroffenen Ländern, mit Hilfen jeglicher Art umgehen.
Da ist Korruption an erster Stelle zu nennen. Solange erhaltene Mittel nicht dort ankommen, wo sie hingehören oder z.B. in die Infrastruktur gesteckt werden, solange Waffen beschafft werden um sinnlose Kriege zu führen und nicht modernes landwirtschaftliches Gerät oder Wasseraufbereitungsanlagen, wird sich dort in absehbarer Zeit nicht groß was ändern.

Vor allem muss auch in Bildung investiert werden. Da passiert viel zu wenig.

Und du warst schön. In deinem Auge schien
sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.
...
So kam dich meine Liebe krönen.
Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,
weißbindig wie der Vesta Priesterin,
an deines Seelentempels Säulenrand
und streute lächelnd weiße Blüten hin.

(Rainer Maria Rilke)
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05.08.2012, 12:36
Beitrag: #7
RE: Neokolonialismus
(05.08.2012 10:49)Renegat schrieb:  
(05.08.2012 07:54)Maxdorfer schrieb:  Es mag Länder geben, in denen von westlichen Hilfsorganisationen mehr getan wird als in anderen, aber diese Staaten als "frei vom Neokolonialismus" zu bezeichnen, halte ich für übertrieben.
Leider.
Der Satz ist etwas unverständlich, wie meinst du das?

In manchen Ländern sind kleine Fortschritte zu verzeichnen, weil Fairtrade- und ähnliche Organisationen auf gerechte Löhne, menschenwürdige Arbeitsbedingungen etc. hinarbeiten. Aber völlig beseitigt sind die von Annatar genannten katastrophalen Bedingungen nirgends.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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05.08.2012, 13:02
Beitrag: #8
RE: Neokolonialismus
(05.08.2012 11:28)Wallenstein schrieb:  Ohne nachgeschaut zu haben, fällt mir auf die Schnelle Kostarika als positives Bsp. dazu ein.
Die müssen ihre Wirtschaft und den allgemeinen Lebensstandard einigermaßen im Griff haben.
Ich hab mal kurz bei Tante Wiki nachgeschaut und der HDI von Costa Rica ist höher als der von Russland.
(05.08.2012 11:28)Wallenstein schrieb:  Wobei zu bemerken ist, dass die lateinamerikanischen Länder nicht unbedingt zu den typischen ehemaligen Kolonien zählen, da sie schon verhältnismäßig lange souveräne Staaten sind.
Was ihnen abe rlange Zeit auch nur wneig geholfen hat. So waren sie zum Beispiel lange Spielball der Amerikaner.
(05.08.2012 11:28)Wallenstein schrieb:  Die findet man vor allem in Afrika u.zT.in Asien. Jedoch gibt es auch dort Unterschiede. Ohne den Westen reinwaschen zu wollen, kommt es selbstverständlich auch darauf an, wie die einzelnen Eliten in den betroffenen Ländern, mit Hilfen jeglicher Art umgehen.
Da ist Korruption an erster Stelle zu nennen. Solange erhaltene Mittel nicht dort ankommen, wo sie hingehören oder z.B. in die Infrastruktur gesteckt werden, solange Waffen beschafft werden um sinnlose Kriege zu führen und nicht modernes landwirtschaftliches Gerät oder Wasseraufbereitungsanlagen, wird sich dort in absehbarer Zeit nicht groß was ändern.

Vor allem muss auch in Bildung investiert werden. Da passiert viel zu wenig.
Stimmt, allerding smuss auch hier gesagt werden, dass viele "Hilfsprogramme" des IWFs und der Weltbank nicht in diese Richtung zielen.
Außerdme wird bei vielen Hilfsprojekten leider selten überprüft, ob diese den Menschen wirklich helfen.

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05.08.2012, 13:05
Beitrag: #9
RE: Neokolonialismus
(04.08.2012 19:49)Annatar schrieb:  Aus dem Stand fällt mir in Mittelamerika kein positives Beispiel ein. Mexiko versinkt in Korruption und Drogenkrieg und über die Lage in den anderen mittelamerikanischen Staaten kann ich wenig sagen.
(05.08.2012 11:28)Wallenstein schrieb:  Ohne nachgeschaut zu haben, fällt mir auf die Schnelle Kostarika als positives Bsp. dazu ein.
Die müssen ihre Wirtschaft und den allgemeinen Lebensstandard einigermaßen im Griff haben.
Das ist doch ein Ansatz, danke für Costa Rica. http://de.wikipedia.org/wiki/Costa_Rica
Also Großlandwirtschaft von Bananen, Ananas, Kaffee. Wobei ich meine, dass bei den Kaffee-Fairtradeprodukten einiges aus Costa Rica dabei ist. Kann sein, inzwischen auch bei Biobananen. Da müsste man genauer einsteigen.
Maxdorfer, interessant, dass du Fairtrade unter Hilfen/Hilfsorganisationen einstufst.
Und was hat allgemein, politisch Costa Rica richtiger gemacht als seine Nachbarn?

(05.08.2012 11:28)Wallenstein schrieb:  Wobei zu bemerken ist, dass die lateinamerikanischen Länder nicht unbedingt zu den typischen ehemaligen Kolonien zählen, da sie schon verhältnismäßig lange souveräne Staaten sind.
Sie standen und stehen aber unter massivem Einfluss der Hegemonialmacht USA, die Bedingungen sind fast neokolonial.

(05.08.2012 11:28)Wallenstein schrieb:  Die findet man vor allem in Afrika u.zT.in Asien. Jedoch gibt es auch dort Unterschiede. Ohne den Westen reinwaschen zu wollen, kommt es selbstverständlich auch darauf an, wie die einzelnen Eliten in den betroffenen Ländern, mit Hilfen jeglicher Art umgehen.
Da ist Korruption an erster Stelle zu nennen. Solange erhaltene Mittel nicht dort ankommen, wo sie hingehören oder z.B. in die Infrastruktur gesteckt werden, solange Waffen beschafft werden um sinnlose Kriege zu führen und nicht modernes landwirtschaftliches Gerät oder Wasseraufbereitungsanlagen, wird sich dort in absehbarer Zeit nicht groß was ändern.

Vor allem muss auch in Bildung investiert werden. Da passiert viel zu wenig.
Pauschal hast du recht, ich finde nur das globale Afrikabashing wenig zielführend. Afrika ist ein großer Kontinent. Laßt uns doch nach ein paar Positivbeispielen gucken.
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05.08.2012, 13:15
Beitrag: #10
RE: Neokolonialismus
(05.08.2012 13:05)Renegat schrieb:  Und was hat allgemein, politisch Costa Rica richtiger gemacht als seine Nachbarn?
Es konnte nach dem Ende der Diktatur 1948 eine stabile Demokratie aufbauen, die auch nicht von den USA zerstört wurde. Außerdem war es im Kalten Krieg neutral und wurde somit nie Zielscheibe der USA. Im Gegensatz zu Guatemal, Nicarauga und vielen anderen Staaten Mittel- und Südamerikas.
(05.08.2012 13:05)Renegat schrieb:  Pauschal hast du recht, ich finde nur das globale Afrikabashing wenig zielführend. Afrika ist ein großer Kontinent. Laßt uns doch nach ein paar Positivbeispielen gucken.
Südafrika fällt mir als positives Beispiel ein. Es ist die größte Volskwirtschaft Afrikas, hat eine der liberalsten und gleichberechtigsten Verfassungen der Welt und ist Mitgleid bei der G8+5

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