Umfrage: Was haltet ihr von der These der "Cliodynamik"?
Es gibt immer wiederkehrende Ereignisse, doch sie lassen sich nicht mathematisch berechnen und vorhersagen.
Man kann durch immer wiederkehrende Zyklen in der Geschichte Geschehnisse voraussagen.
Die Weltgeschichte ist nur durch Zufall oder Schicksal geprägt und wiederholt sih nicht.
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Cliodynamik
12.08.2012, 08:48
Beitrag: #1
Cliodynamik
Ich finde das Thema sehr interessant. Finde, da könnte man doch toll drüber diskutieren:

(11.08.2012 17:42)Steppenwolf schrieb:  Geschichte wiederholt sich doch!

Will zumindest Peter Turchin nachweisen

Zitat:Cliodynamik
Geschichte berechenbar machen
Der Historiker Peter Turchin will weg von der geschichtlichen Einzelbeobachtung: Für seine umstrittene "Cliodynamik" sucht er in riesigen Datensätzen nach wiederkehrenden Mustern.
Laura Spinney

Manchmal scheint sich die Geschichte tatsächlich zu widerholen. So schwappte zum Beispiel nach dem US-Bürgerkrieg eine von Rassen- und Klassenvorurteilen getriebene Welle der Gewalt durch die Städte, die 1870 ihren Höhepunkt erreichte. Innere Unruhen ähnlichen Ausmaßes ereigneten sich dann wieder 1920, als es nach Rassenunruhen, Arbeiterausständen und antikommunistischen Ressentiments für viele so aussah, als ob eine Revolution unmittelbar bevorstünde. Dann, Anfang der 1970er, ein neuerlicher Höhepunkt: gewalttätige Studentenunruhen, politisch motivierte Morde, Aufstände und Terrorismus.

Zum weiterlesen
http://www.epoc.de/alias/cliodynamik/ges...en/1158911

(11.08.2012 18:12)Luki schrieb:  Servus Steppenwolf .

Natürlich wiederholt sich Geschichte . Das fällt einem doch bei den Kriegen auf . Früher war die durchschnittliche Lebenserwartung , in Europa , kürzer . Also war die Erinnerung an die Kriegsgreuel nach einer Generation verblasst und man war wieder bereit , als neue Generation , die gleichen Fehler nochmals zu begehen . Und immer wieder aufs Neue .

Natürlich gab es weltweit auch in den letzten Jahrzehnten
furchtbare Kriege mit entsetzlichen Opfern ( z.B.: Vietnam , Irak - Iran usw.) Aber in Mittel - West -und Nordeuropa war seit 1945. Ruhe .
Eine so lange Friedenszeit gabs vorher dort in Europa noch nie .

Vermutlich hat da Medienlandschaft , Print , Fotos , Film und Fernsehen
einen positiven Einfluß . Denn erstmals in der Geschichte verschwanden die Folgen eines Krieges nicht mit den verstorbenen Zeitzeugen . Sondern können jederzeit mittels Fotos , Büchern und Filmen zur Abschreckung vorgeführt werden .

Zweitens leben wir erstmals seit der französischen Revolution in
einer Zeit , in der der Großteil der Bevölkerung zu gebildet ist um
nicht so leicht auf chauvinistische und nationale Gängeleien hereinzufallen.

Ich kann mir sogar vorstellen , daß mit einigem zeitlichen Abstand , Historiker , für Mittel - und Westeuropa die Zeit ab ca. 1960. die goldenen Jahrzehnte benennen . Smile

G.v.Luki

Ich poste gleich eine weitere These zur Cliodynamik.

VG
Der Maxdorfer

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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12.08.2012, 09:41
Beitrag: #2
RE: Cliodynamik
Ich finde den Artikel ausgeprochen interessant und bin letztendlich ein bißchen zwiespältig.

Ich persönlich glaube zwar auch, daß uns Unruhen in den nächsten 10 bis 15 Jahren bevorstehen könnten, aber ob das ein "Geschichtszyklus" ist?
Mir leuchtet der Gedanke von dem längeren Zyklus einer Gesellschaft durchaus ein.
Der zweite Zyklus hingegen überzeugt mich nicht. Wenn dies zutreffend wäre, müßte ja strenggenommen die jetztige Jugend (also Maxdorfer Wink) auf die Straße gehen und wild protestieren.
Tut sie aber nicht.

Ich denke zwar, daß es gewisse soziologisch-dynamische Prozesse gibt, die durch aus in gewissen Zyklen verlaufen, - z.B. die Entwicklung einer Gesellschaft- aber ich halte es nicht für wirklich geeignet, Geschichte vorherzusagen.

Der Beobachtungszeitraum ist viel zu kurz (aus den früheren Jahrhunderten stehen schließlich nicht ausreichend Daten zur Verfügung), um daraus schließen zu können, daß es schon immer so war und immer so sein wird. Vielleicht sind die beobachteten Zyklen so seit Beginn der Aufklärung.

Darüber hinaus beschäftigt sich die Untersuchung vorwiegend mit den USA, wo es aufgrund der Bevölkerungstruktur noch Jahrzehnte dauern wird, bis alle alten Konflikte ausgetragen sind. Dieser jüngre Gewaltzyklus könnte durchaus der Situation geschuldet sein, daß die Vorfahren eines Teils der Bevölkerung die Vorfahren eines anderen Teiles der Bevölkerung als Sklaven gehalten hat- und man eben heute noch an der Hautfarbe sieht, wer welchem Teil angehört.
Hier hingegen weiß man zwar, daß es Feudalherrschaft gab, aber wenn ich auf die Straße gehe, sehe ich eben nicht, wer damals zu den Ausbeutern und wer zu den ausgebeuteten gehörte.

Jedes Land hat seine eigene Geschichte, und in dieser eigenen, oft unverarbeiteten Geschichte, liegt immer Sprengstoff für die Zukunft. In Großbritannien wird das Gemurre von Wales und Schottland immer größer, die sich von England unterdrückt und gegängelt fühlen. Man muss kein Historiker sein, um zu sehen, daß da noch etwas passieren wird.

Allerdings- es gibt immer zwei Möglichkeiten. Die eine Möglichkeit mag wahrscheinlicher sein, die andere ist aber nicht auszuschließen- und sie wird nicht vorhergesagt...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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12.08.2012, 14:08
Beitrag: #3
RE: Cliodynamik
Eines scheint sich auf alle Fälle zu wiederholen.

In den 60ern war die "Zukunftsforschung" eine beinahe anerkannte Wissenschaft.
Wer "Hobby", "Das neue Universum" usw. von damals durchblättert, wird auf sehr viele Berichte und Aufsätze mit dem Thema "Zukunft" stossen.

Je breiter die Datenbasis wird, desto eher kann man es sich vorstellen, dass da die eine oder andere Vorhersage zutreffen kann.

Was nicht vorhersagbar ust, mMn nie vorhersehbar sein wird, ist der Faktor Mensch.
Wir sind in einem anderen 2nd auf die Faktoren gestossen, die eine Ethnie dazu veranlassen könnte eine bestimmte Gegend zu verlassen.. wir haben einige gefunden, die aber nicht für alle bekannten Fälle verantwortlich sein können. Es muss also weitere Faktoren geben, die wir, der Jetztmensch 2012, nicht kennt, oder gar nicht wahrnimmt, die der Mensch des Jahres 375 aber sehr hoch eingeschätzt hat.
Nur mal so als Ansatzpunkt.

Oder, völlig OT, oder auch nicht,
Was bringt irgend eine kluge Frau, wirklich Klasse in jeder Beziehung, dazu, sich so eine Hohlniete von Mann anzulachen, zu blöd ist er um einen eimer Wasser umzuschmeißen, aussehen tut er zum fürchten...
und die wird glücklich mit dem.
Ein ungelöstes Rätsel der Menschheit.Angel

Ich hoffe man versteht was ich meine.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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12.08.2012, 16:17
Beitrag: #4
RE: Cliodynamik
Richtig. Der Faktor Mensch, egal wie gut die mathematschen Modelle auch sein mögen, ist nicht allgemeingültig kalkulierbar.

Geschichte wiederholt sich. Sicher. Aber unter verschiedenen Vorraussetztungen und Randbedingungen, schließlich auch immer mit anderen Ergebnissen, denn die Gesellschaften leben fort und entwickeln sich. Es gibt niemals zwei identische Ausgangssituationen auf denen aufgebaut werden könnte.
Freilich ergeben sich im Laufe der Zeit immer wieder ähnliche Konstellationen, vergleichbare Muster, bei denen man durchaus vermuten könnte, dass eine bestimmte Aktion wieder in einem Desaster enden könnte, oder aber das massakrierte Volk endlich aus der Krise erlöst würde.

In einer Schlacht, in einem Krieg, kann eine einzige Handbewegung, ein einziger Befehl entscheiden, ob gewonnen oder verloren wird. Auch heute noch.
Eine richtig platzierte Passage in einer Rede kann Massen mobilisieren, kann Mehrheiten in Demokratien kippen.

So wie Suebe es schon richtig schrieb - die einmalige Mimik, der eine gesagte Satz, das eine liebevolle, ehrliche und sympathische Lächeln, kann darüber entscheiden, ob es im Privaten zwei miteinander versuchen wollen.

Von daher fehlt oben noch ein Punkt zur Auswahl.

Geschichte wiederholt sich oder bestimmte Ereignisse ähneln sich, (im nachfolgendem Sinne) wenn bestimmte Vorraussetztungen ähnlich und vergleichbar sind, sie wird aber nie zu den gleichen oder gar selben Ergebnissen führen, wie ein vorangegangenes, anderes geschichtliches Ereignis.

Die Kliometrie oder Kliodynamik wurde entwickelt für Wirtschaftssysteme.
Dort hat sie sicher ihre Berechtigung und kann z.T. auch auf soziale Systeme übertragen werden, - wobei auch hier der Faktor Mensch nicht zu unterschätzen ist. In der Geschichtswissenschaft, selbst in so einem kleinen Forum für Geschichte, wie unserem, haben diese aber nichts zu suchen.

Dahingehend sind die Ausführungen des ehemaligen Kollegen "Basileios" im G/G-Forum mit absoluter Vorsicht zu genießen und hätten es eigentlich nicht wirklich verdient, auch in diesem Forum veröffentlicht zu werden.
Da ist mir doch sogar der Heribert lieber.

Und du warst schön. In deinem Auge schien
sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.
...
So kam dich meine Liebe krönen.
Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,
weißbindig wie der Vesta Priesterin,
an deines Seelentempels Säulenrand
und streute lächelnd weiße Blüten hin.

(Rainer Maria Rilke)
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12.08.2012, 18:41
Beitrag: #5
RE: Cliodynamik
Leider weiß ich nicht mehr, von wem das Zitat ist: "Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich."

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12.08.2012, 18:43
Beitrag: #6
RE: Cliodynamik
Eine interessante Parallele, so behaupten Anhänger der Cliodynamik, ist die wiederkehrende Eroberung Roms.
1184 v. Chr. (Datum durch Eratosthenes berechnet) wurde die Stadt von den Griechen erobert, von der die Römer ihre Abstammung herleiteten - Troja.
796 Jahre später:
390 v. Chr. wird Rom von den Kelten erst erobert und dann geplündert, nur einer der Hügel der Stadt kann gehalten werden.
800 Jahre später:
410 n. Chr. erobern wie Westgoten nach mehrmaligen Zügen durch Italien die "ewige Stadt" erneut.
796 Jahre später:
1204 erobern die christlichen („lateinischen“) Kreuzfahrer das "Neue Rom des Ostens", Konstantinopel.
Mit einer Abweichung von weniger als 1 % wurde also „Rom“ alle 800 Jahre geplündert.
Beim ersten und beim letzten Mal waren die Vorgänger (Trojaner) oder Nachfolger (lateinische Kreuzritter im Auftrag des Papstes) die Sieger, beim zweiten und dritten Mal wurde Rom geplündert.

Daraus kann man dreierlei Schlüsse ziehen:
1. Will man bei einer Abweichung von 1% oder weniger bleiben, ist noch dieses Jahr Rom dran… oder Istambul (neuer Name von Konstantinopel)… oder Moskau (das „dritte Rom“). Und da kann man natürlich spekulieren: Droht uns nun doch der dritte Weltkrieg??? Hatte Nostradasmus recht (ihr habt recht, das ist ein anderes Thema)??? Verschwörungstheorien über Verschwörungstheorien!!!
2. Die gesamte Geschichte ist bis auf die letzten Jahrzehnte oder Jahrhunderte frei erfunden!
3. oder der ketzerische Gedanke, dass das nur Zufall sein könnte!!!

Doch das ganze wird gekrönt durch die „Teutoburger-Wald-Theorie“:
Mehr oder weniger 400 Jahre nach jeder Eroberung Roms fand ein Krieg im Teutoburger Wald statt:
401 Jahre nach der Eroberung Roms durch die keltischen Stämme findet die berühmte Schlacht im Teutoburger Wald (Varusschlacht) statt (9 n. Chr.)
400 Jahre nach der Eroberung Roms durch die westgotischen Stämme beginnen im Teutoburger Wald die Sachsenkriege Karls des Großen.
Und 400 Jahre nach der Eroberung Konstantinopels findet der „Achtzigjährige und Dreißigjährige Krieg“ statt (1568-1648), der durch den Westfälischen Frieden in Osnabrück (also im Teutoburger Wald) beendet wird.

Allerdings hier meine Einwände:
Die Eroberung Trojas wurde genauso unhistorisch berechnet wie die Gründung Roms, das als Datum zu nehmen, ist also mit großer Sicherheit falsch.
Der Galliersturm an sich hat noch nichts besonderes, die beiden folgenden Ereignisse ebenso wenig.
Einfach eine beliebige Zahl aus den sehr langen Sachsenkriegen hinauszupicken, ist besonders unhistorisch.
1204 als Eroberung „Neu-Roms“ umzukonstruieren, ebenfalls.
Besonders aber das Datum 1600: Damals fand kein einziger Krieg statt. Der „achtzigjährige Krieg“ ist ein nicht sehr zutreffender Begriff, denn damals war nur ein „Kalter Krieg“. Und dass das Großereignis im Teutoburger Wald sogar eine Abweichung von 48 Jahren hat, zeigt erst recht, dass man einfach ein Ereignis in dieser Periode sucht, und nach dem Motto „Wer sucht, der findet“ irgendein seltsames Schema zu konstruieren versucht.
Und schließlich fehlen jede Menge sehr bedeutsamer Ereignisse in diesem Schema: Die Eroberung Roms 1527 (Sacco di Roma), die Eroberung Neu-Roms 1453 (durch die Osmanen)…
Das deutet klar auf eine sehr holzige Konstruktion hin.

Oder natürlich darauf, dass die gesamte Weltgeschichte erfunden ist Big Grin Big Grin

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14.08.2012, 16:22
Beitrag: #7
RE: Cliodynamik
1945 kamen zwei Männer, die in vergleichbarer Position waren, in alliierte Internierungshaft.

Geht man davon aus, dass sie während der Internierung mehr oder weniger die selben Infomationen bekamen, sind die Schlüsse die sie daraus zogen überraschend oder auch nicht.

Selbstzitat aus dem 2nd zu den Adlerwerken:

Zitat:Hier an dieser Stelle möge man mir eine Bemerkung hinsichtlich "Zukunftsforschung" usw. erlauben. Den diversen "Faktoren" und dem meiner Meinung nach unkalkulierbaren Faktor Mensch.

Borgward und Hagemeyer waren beide in der Internierung der Alliierten.
Hagemeyer kam zurück und beendete sofort die angelaufen Vorbereitungen zum Automobilbau.
Borgward dagegen ließ sofort ein Automobil nach den neuesten US-amerikanischen Design-Vorstellungen entwickeln, den Hansa 1500.
Holte was er bekommen konnte an aus der SBZ geflüchteten Automobil-Technikern zusammen, und setzte voll auf das Auto.

Borgward
[Bild: images?q=tbn:ANd9GcQOOCJiD-TsGcLkplZONqX...li5C_DIJEC]


Hagemeier dagegen ging davon aus, dass die Deutschen auf Jahrzehnte hinaus keine Autos kaufen könnten.

Hagemeier
[Bild: images?q=tbn:ANd9GcT9KlBEVebSqDrRuH3Q0lx...9zy76DsV8J]

Mit anderen Worten:
Auch bei dem selben Wissensstand kann der Mensch zu völlig entgegengesetzten Schlüssen kommen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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18.08.2012, 18:33
Beitrag: #8
RE: Cliodynamik
Mehr oder weniger alle 100 Jahre starb in der römischen Kaiserzeit einer der Reichs- oder Dynastiegründer.
14 n. Chr. starb der Kaiser Augustus, der erste römische Kaiser, der die Kaiserzeit begonnen und die julisch-claudische Dynastie gegründet hat.
Genau 103 Jahre später, 117 n. Chr., starb der Kaiser Trajan, der erste Kaiser aus dem Adoptivkaiser-Geschlecht der „Antoninen“ (wenn man vom Kurzzeitherrscher Nerva mal absieht.)
Genau 94 Jahre später, 211 n. Chr., starb der Kaiser Septimius Severus, der erste Kaiser aus der Dynastie der Severer.
Um 101 Jahre später, ca. 312 n. Chr., starb im Ruhestand der Kaiser Diokletian, der erste Kaiser der Tetrarchie, der erste Kaiser des spätantiken römischen Reiches.
96 Jahre später, 408 n. Chr., starb der erste Kaiser des endgültig abgetrennten oströmischen Reiches, Arcadius. Sein Vater hatte für wenige Monate noch das ganze Reich regiert – als letzter.
110 Jahre später, 518 n. Chr., starb Anastasios I. Obwohl er keiner Dynastie wirklich angehörte, gilt er als der erste Kaiser, der sich deutlich von den lateinischen Traditionen abhob, als erster byzantinischer Kaiser.
92 Jahre später, 610 n. Chr., starb der erste Kaiser nach der justinianischen Dynastie, Phokas.
Und 204 Jahre später (also mit doppeltem Jahrhundertsprung) starb der erste neue Kaiser des Westens, Karl der Große Smile

Das ist eine richtig typische Cliodynamik-Theorie. Sie ist schon ein bisschen erstaunlich, weist aber auch die Fehler und Ungenauigkeiten auf, ohne die keine Verschwörungstheorie auskommt Wink

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18.08.2012, 18:58
Beitrag: #9
RE: Cliodynamik
Bekannt ist ja auch folgende erstaunliche Konstellation:
Abraham Lincoln kam 1846 in den US-Kongress, John F. Kennedy genau 100 Jahre später.
Abraham Lincoln wurde 1860 US-Präsident, John F. Kennedy genau 100 Jahre später.
Beide kümmerten sich um Bürgerrechte, und beider verloren während ihrer Amtszeit ein Kind.
Lincoln wurde im Ford-Theater erschossen, Kennedy in einem Auto „Ford Lincoln“
Beide waren die zweiten Kinder ihrer Eltern und beide wurden von einem Südstaatler ermordet. Die Attentäter kamen vor den Prozessen um.
Der Nachfolger Lincolns wurde 1808 geboren (Andrew Johnson), der Nachfolger Kennedys (auch ein Johnson, aber mit Vornamen Lyndon) 1908.
Bei den Ermordungen war noch ein zweites Paar dabei. Beide Männer wurden angeschossen.

Doch viel wurde hinzuerfunden:
Dass beide an einem Freitag starben, beispielsweise.
Dass Lincoln eine Sekretärin namens Kennedy hatte (dass Kennedy eine namens Lincoln hatte, stimmt.). Auch Kennedys Chauffeur hieß nicht Lincoln, sondern William Greer.
Der Mörder Kennedys (Lee Harvey Oswald) wurde 1939 geboren, doch der Mörder Lincolns (John Wilkes Booth) 1838 und nicht 1839.
Beide Mörder sollen ermordet worden sein, doch Booth starb in einem Gefecht, was nicht wirklich Mord ist.

Die Pointe ist meistens: Eine Woche bevor Lincoln erschossen wurde war er in Monroe, Maryland. Eine Woche bevor Kennedy erschossen wurde, war er bei Marilyn Monroe. Doch erstens gibt es in Maryland kein Monroe und zweitens war Marilyn Monroe bei Kennedys Ermordung schon ein Jahr tot.

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19.08.2012, 09:59
Beitrag: #10
RE: Cliodynamik
Ihr Lieben,
Geschichte wiederholt sich zwar, aber der Ablauf kann immer ein anderer sein. Sie wiederholt sich also nicht in demselben Maße, wie es schonmal war, weil sich auch die Zeiten ändern.Wink

Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu
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20.08.2012, 20:12
Beitrag: #11
RE: Cliodynamik
(18.08.2012 18:58)Maxdorfer schrieb:  Bekannt ist ja auch folgende erstaunliche Konstellation:
Abraham Lincoln kam 1846 in den US-Kongress, John F. Kennedy genau 100 Jahre später.
Abraham Lincoln wurde 1860 US-Präsident, John F. Kennedy genau 100 Jahre später.
Beide kümmerten sich um Bürgerrechte, und beider verloren während ihrer Amtszeit ein Kind.
Lincoln wurde im Ford-Theater erschossen, Kennedy in einem Auto „Ford Lincoln“
Beide waren die zweiten Kinder ihrer Eltern und beide wurden von einem Südstaatler ermordet. Die Attentäter kamen vor den Prozessen um.
Der Nachfolger Lincolns wurde 1808 geboren (Andrew Johnson), der Nachfolger Kennedys (auch ein Johnson, aber mit Vornamen Lyndon) 1908.
Bei den Ermordungen war noch ein zweites Paar dabei. Beide Männer wurden angeschossen.

Doch viel wurde hinzuerfunden:
Dass beide an einem Freitag starben, beispielsweise.
Dass Lincoln eine Sekretärin namens Kennedy hatte (dass Kennedy eine namens Lincoln hatte, stimmt.). Auch Kennedys Chauffeur hieß nicht Lincoln, sondern William Greer.
Der Mörder Kennedys (Lee Harvey Oswald) wurde 1939 geboren, doch der Mörder Lincolns (John Wilkes Booth) 1838 und nicht 1839.
Beide Mörder sollen ermordet worden sein, doch Booth starb in einem Gefecht, was nicht wirklich Mord ist.

Die Pointe ist meistens: Eine Woche bevor Lincoln erschossen wurde war er in Monroe, Maryland. Eine Woche bevor Kennedy erschossen wurde, war er bei Marilyn Monroe. Doch erstens gibt es in Maryland kein Monroe und zweitens war Marilyn Monroe bei Kennedys Ermordung schon ein Jahr tot.

Ich habe mittlerweile auch den Wikipedia-Artikel zum Thema gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lincoln-Kennedy-Mysterium
Eine weitere sehr interessante Erklärung:
http://www.klein-singen.de/logik/trans_h...erium.html
Wer der englischen Sprache mächtig ist, kann hier genaue Erläuterungen lesen:
http://www.snopes.com/history/american/l...ennedy.asp

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21.08.2012, 16:55
Beitrag: #12
RE: Cliodynamik
Der beste Beweis, dass die Zukunft nicht vorhersehbar ist, zumindest nicht aus der Geschichte heraus, ist doch das

Radlose Amerika.


In Eurasien seit der Jungsteinzeit zigmal erfunden und für Legionen von Anwendungen genutzt.

In Amerika wohl erfunden, aber lediglich für "Nischen-Anwendungen" genutzt.
Die Bedeutung nicht erkannt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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27.09.2012, 17:06
Beitrag: #13
RE: Cliodynamik
(12.08.2012 09:41)Bunbury schrieb:  Der zweite Zyklus hingegen überzeugt mich nicht. Wenn dies zutreffend wäre, müßte ja strenggenommen die jetztige Jugend (also Maxdorfer Wink) auf die Straße gehen und wild protestieren. Tut sie aber nicht.

Es gibt einiges an Protestorganisationen (Anti-ACTA-Demos in allen größeren Städten beispielsweise), aber ob das "normal" ist und in früheren Jahrzehnten nicht anders, weiß ich nicht.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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