Neues aus der Forschung

[Maxdorfer]

Vor ein paar Tagen fuhr ich nichtsahnend durch den Pfälzerwald und kam durch ein kleines Örtchen, als ich seitlich der Straße, etwas erhöht, Absperrungen und Grabungen sah. Ich maß diesem Umstand keine größere Bedeutung zu, doch als ich vor kurzem die "Rheinpfalz" vom 8. Juni 2012 las, wurde ich aufgeklärt, dass hier Archäologen am Werk waren. Die Informationen möchte ich euch nicht vorenthalten.
Bei Baggerarbeiten in einem Neubaugebiet in Insheim (Landkreis Südliche Weinstraße, Pfälzerwald) wurde ein frühmittelalterliches Gräberfeld entdeckt. Seit Ende April haben die Archäologen nun das Gebiet besetzt, die Bauherren müssen warten. Mehr als vierzig Gräber aus der Zeit der merowingischen Herrschaft wurden bislang gefunden, doch wahrscheinlich gibt es noch weitere. Man wird sehen, wie viele Skelette sich schlussendlich finden lassen, aber schon jetzt kann man sehen, dass dieser Fund ein sehr bedeutender ist.
Zunächst hatte ein Bagger zwei Skelette zu Tage gefördert. Der Fahrer hatte nicht recht gewusst, was zu tun sei, und die Polizei angerufen. Die sofort herbeigeeilten Polizisten hatten jedoch feststellen müssen, dass sie diesen Fall den Archäologen überlassen mussten, denn die Leiche war augenscheinlich sehr, sehr alt. Das archäologische Landesamt wurde in Kenntnis gesetzt und schon bald rückte alles verfügbare Personal an, modernste Technik im Gepäck. Momentan arbeiten sechs Mitarbeiter auf der Ausgrabungsstelle fast ständig, denn die Hausbauer wollen ja schließlich auch bald zu ihrem Recht kommen. Doch der Hochdruck zahlt sich aus. Rechnete die Verantwortliche von der Direktion Landesarchäologie Rheinland-Pfalz (Außenstelle Speyer) zu Beginn noch damit, dass die Arbeiten im schlimmsten Fall bis zu zwanzig Monate dauern könnten, kann sie mittlerweile vermuten, dass in drei Monaten schon wieder gebaut werden kann.
Dann wird aber die Analyse erst beginnen: Die gesicherten Fundstücke und Leichen werden fotografiert, dokumentiert, archiviert. Medizinische Untersuchungen der Skelette und Restaurationsarbeiten werden einsetzen. Interessant ist zum Beispiel das Skelett eines Hünen – für die damalige Zeit – eines Menschen, der eine Körpergröße von über 1,80 Meter erreichte. Leider wurden bislang erst wenige Grabbeigaben entdeckt – zwei Schwerter, etwas Schmuck, aber mehr nicht. Man hofft, etwas davon im Insheimer Glockenmuseum ausstellen zu können, doch die Archäologen denken bereits über eine große Merowinger – Ausstellung in Speyer nach. Übrigens hat man in Insheim schon vor zehn Jahren einmal ein Gräberfeld aus der Zeit des Frankenreiches gefunden, in unmittelbarer Nähe der momentanen Ausgrabungsstelle. Wie die beiden Friedhöfe zusammenhängen, wissen die Archäologen noch nicht. Aber auch das wird sich wohl klären, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind. Übrigens ist der Bürgermeister begeistert von den Funden, und auch die Bevölkerung ist nicht besonders empört über die Anwesenheit der Forscher und die Erhöhung des Grundstückspreises, die durch die Erschließungskosten entsteht.
Insgesamt rückt die Pfalz immer stärker in den Fokus der Merowinger – Forschung. (Welch Schande, Word kennt das Wort Merowinger nicht, wie ich grade bemerke…)