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Das Geheimnis Alexanders
27.08.2012, 18:24
Beitrag: #1
Das Geheimnis Alexanders
Wie bekannt, hat Alexander der Große, König des kleinen Makedonenreiches, es geschafft, das bis dahin größte Reich der Weltgeschichte zu erobern und selbst das Perserreich zu besiegen, obwohl dieses nach Plutarch 600.000 Soldaten hatte. Auch wenn das wahrscheinlich übertrieben ist - das Perserreich wurde in nur vier Jahren völlig ausgeschaltet und der König Dareios III. musste ebenfalls sterben.

Deshalb meine Fragen an euch:
Warum diese Erfolge?
War das Perserreich innerlich schon total ausgehöhlt und sehr schwach?
Lag es wirklich nur an Alexanders Charisma?
Welche Faktoren waren da im Spiel?

Es grüßt
der Maxdorfer

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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27.08.2012, 18:35
Beitrag: #2
RE: Das Geheimnis Alexanders
Ich denke tatsächlich, dass das Perserreich an seinen inneren Problemen zugrunde gegangen ist, wobei Alexander lediglich den äußeren Anstoß gab.
Allerdings war Alexander auch ein außerordentlicher Stratege, er hatte den unbedingten Siegeswillen, den er auch seinen Soldaten einpflanzen konnte und er konnte mehrere "persische" Heere nacheinander schlagen, war also nie mit allen 600.000 (oder mehr, oder weniger) Mann des Perserheeres gleichzeitig "beschäftigt".
Dieses Heer war allerdings auch sehr fragil, die Loyalität der einzelnen Heeresteile recht fraglich, wenn eine Niederlage zu drohen schien.

VG
Christian
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27.08.2012, 19:00
Beitrag: #3
RE: Das Geheimnis Alexanders
(27.08.2012 18:35)913Chris schrieb:  und er konnte mehrere "persische" Heere nacheinander schlagen, war also nie mit allen 600.000 (oder mehr, oder weniger) Mann des Perserheeres gleichzeitig "beschäftigt".
Dieses Heer war allerdings auch sehr fragil, die Loyalität der einzelnen Heeresteile recht fraglich, wenn eine Niederlage zu drohen schien.

Stimmt. Das Perserreich wurde ja von mehreren Satrapen regiert, die sich, anstelle zusammenarbeiteten, nur verzettelten und relativ einfach geschlagen werden konnten.

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27.08.2012, 19:02
Beitrag: #4
RE: Das Geheimnis Alexanders
Wie ich soeben las, war die Verteidigung ein wichtiger Punkt: Während die makedonische Phalanx in der Verteidigung der Pfeilhagel auf gut deutsch gesagt einsame Spitze war, war die persische Infanterie nur mit geflochtenen Schilden bewaffnet und war so nicht gerade gut geschützt.

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28.08.2012, 09:19
Beitrag: #5
RE: Das Geheimnis Alexanders
Lieber Maxdorfer,
die Makedonen hatten eine andere Taktik, sie agierten mit langen Spießen. Außerdem war die Qualität der griech. Soldaten besser als der wirre Völkerhaufen der Perser.Wink

Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu
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28.08.2012, 11:38
Beitrag: #6
RE: Das Geheimnis Alexanders
(28.08.2012 09:19)dieter schrieb:  Lieber Maxdorfer,
die Makedonen hatten eine andere Taktik, sie agierten mit langen Spießen. Außerdem war die Qualität der griech. Soldaten besser als der wirre Völkerhaufen der Perser.Wink

Dazu kam, dass die Makedonen zwar auch Fremdtruppen in ihren Reihen hatten, aber auch wenn diese "ausfielen" (etwa, weil sie geflohen waren), konnte die Phalanx noch zur Not das Eisen aus dem Feuer holen. Die persischen Reihen waren nach der Flucht einiger Heeresteile aber vollständig in Auflösung begriffen.
Verwirrend dürfte für die Perser außerdem gewesen sein, dass man zwar mit der griechischen Phalanx schon Erfahrungen gesammelt hatte (Stichwort Perserkriege), aber die makedonische Variante mit den Langlanzen war - solange das Gelände stimmte, d.h. flach genug war - mit persischen Mitteln kaum zu knacken...

VG
Christian
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28.08.2012, 12:22
Beitrag: #7
RE: Das Geheimnis Alexanders
Es war die gänzlich andere Kriegstaktik, die die Griechen und später die Römer verwirklichten. Dazu gehörte der Einsatz verschiedener Waffengattungen im Verbund, die Kunst des Ausmanöverierens und der unbedingte Wille den Gegner nicht nur aus dem Feld zu schlagen, sondern ihn zu verfolgen und zu vernichten. Dem hatten die Orientalen, die zumindest in ihrer Infanterie überwiegend zwangsgepresstes Gesindel ohne Ausbildung, Disziplin und Erfahrung waren, nichts entgegenzusetzen. Entweder sie liefen beizeiten weg oder wurden niedergemacht. Es gab mal "gelegentliche Betriebsunfälle", meist der eigenen Arroganz geschuldet, aber insgesamt waren die Makedonen und ihre Nachfolger den Gegnern fast jederzeit locker gewachsen.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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28.08.2012, 17:49
Beitrag: #8
RE: Das Geheimnis Alexanders
Vielleicht lag es auch am Perserherrscher Dareios III. Wenn ich mich recht erinnere, floh er immer in den Schlachten. Ob das immer nötig war, ist zumindest fraglich.

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29.08.2012, 09:47
Beitrag: #9
RE: Das Geheimnis Alexanders
(28.08.2012 11:38)913Chris schrieb:  
(28.08.2012 09:19)dieter schrieb:  Lieber Maxdorfer,
die Makedonen hatten eine andere Taktik, sie agierten mit langen Spießen. Außerdem war die Qualität der griech. Soldaten besser als der wirre Völkerhaufen der Perser.Wink
Dazu kam, dass die Makedonen zwar auch Fremdtruppen in ihren Reihen hatten, aber auch wenn diese "ausfielen" (etwa, weil sie geflohen waren), konnte die Phalanx noch zur Not das Eisen aus dem Feuer holen. Die persischen Reihen waren nach der Flucht einiger Heeresteile aber vollständig in Auflösung begriffen.
Verwirrend dürfte für die Perser außerdem gewesen sein, dass man zwar mit der griechischen Phalanx schon Erfahrungen gesammelt hatte (Stichwort Perserkriege), aber die makedonische Variante mit den Langlanzen war - solange das Gelände stimmte, d.h. flach genug war - mit persischen Mitteln kaum zu knacken...
VG
Christian
Lieber Christian,
vielen Dank für diese Erklärung.Smile

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26.09.2012, 17:37
Beitrag: #10
RE: Das Geheimnis Alexanders
Haben die anderen auch noch eine Meinung beizutragen?

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31.01.2013, 18:35
Beitrag: #11
RE: Das Geheimnis Alexanders
(27.08.2012 18:24)Maxdorfer schrieb:  Wie bekannt, hat Alexander der Große, König des kleinen Makedonenreiches, es geschafft, das bis dahin größte Reich der Weltgeschichte zu erobern und selbst das Perserreich zu besiegen, obwohl dieses nach Plutarch 600.000 Soldaten hatte. Auch wenn das wahrscheinlich übertrieben ist - das Perserreich wurde in nur vier Jahren völlig ausgeschaltet und der König Dareios III. musste ebenfalls sterben.

Deshalb meine Fragen an euch:
Warum diese Erfolge?
War das Perserreich innerlich schon total ausgehöhlt und sehr schwach?
Lag es wirklich nur an Alexanders Charisma?
Welche Faktoren waren da im Spiel?

Es grüßt
der Maxdorfer

Ich habe mich vor einiger Zeit etwas intensiver mit Alexander und dem Geheimnis seines Erfolges beschäftigt. Neben den bisher genannten Gründen halte ich folgende Punkte für wichtig:

Durch die Politik von Alexanders Vater Philipp, den man, hätte er länger gelebt, vielleicht heute ebenfalls den Großen nennen würde, war Makedonien zum de facto Hegemon in Griechenland geworden. Mit dem Korinthischen Bund war eine Allianz gegen Persien geschmiedet worden, die dann auch später in leicht abgewandelter Form von Alexander ins Feld geführt worden ist (Philipp plante bereits einen Feldzug gegen Persien, er wurde jedoch zuvor ermordet). Alexander hatte also von Anfang an eine hervorragende Ausgangslage.

Darüber hinaus befand sich das Perserreich in einer Krise, wie ja bereits mehrfach erwähnt wurde, war es längst nicht mehr so stark wie zu Zeiten des Königs Xerxes. Das die Perser die Bedrohung durch Alexander ziemlich unterschätzten (die Griechen waren in ihren Augen ein zerstrittener Haufen am Rande ihres Reiches) dürfte auch nicht unbedingt hilfreich gewesen sein.

Außerdem dienten unter Alexander einige sehr begabte und fähige Generäle, die wenn nötig auch für ihn die Kastanien aus dem Feuer holen konnten. Natürlich war Alexander selbst ein brillanter Feldherr, aber er profitierte auch von der Unterstützung und dem Rat seiner Vertrauten. Ebenfalls von Bedeutung dürfte Alexanders entschlossenes und wagemutiges Vorgehen gewesen sein. Heute wird er wohl auch nicht ganz zu Unrecht als leichtsinnig oder gar als Hasardeur kritisiert, jedenfalls gelang es ihm stets die Initiative zu behalten und den Persern Schlachten zu seinen Bedingungen aufzuzwingen. Mehr als einmal wäre das beinahe nach hinten losgegangen, aber letztendlich hatte er damit Erfolg.
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02.02.2013, 13:24
Beitrag: #12
RE: Das Geheimnis Alexanders
Ich denke da hast du recht. Phillip und Alexander haben einfach die Chance eines bevorstehenden Machtvakuums erkannt und genutzt.

Eng verbunden mit dieser Frage ist ja auch die Möglichkeit, dass Alexander länger gelebt hätte. Hätte er das Reich halten können?

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05.02.2013, 23:54
Beitrag: #13
RE: Das Geheimnis Alexanders
Zitat:Phillip und Alexander haben einfach die Chance eines bevorstehenden Machtvakuums erkannt und genutzt.

Um mal Machiavelli zu zitieren: Solche Gegebenheiten (occasione) zu erkennen und auszunutzen zeichnet einen guten Herrscher/Politiker aus, in diesem Sinne gehört Alexander zu jenen großen Persönlichkeiten, welche die sich ihnen bietende Gelegenheit am Schopfe packten. Gustav Adolph von Schweden, Ludwig XIV, Friedrich der Große, Bismarck usw. erkannten wie Alexander eine Möglichkeit, wenn sie sich ihnen bot, das schmälert die historische Leistungen des Alexanders meiner Ansicht in keinster Weise.

Ich finde es nur bedenklich, dass alle militärischen Erfolge meistens Alexander zugerechnet werden, obwohl seine Generäle sicher ihren Anteil an ihnen hatten.


Zitat:Eng verbunden mit dieser Frage ist ja auch die Möglichkeit, dass Alexander länger gelebt hätte. Hätte er das Reich halten können?

Meiner Ansicht nach kann man diese Frage vorsichtig bejahen. Alexander wusste, dass er sein Reich nicht zentralistisch regieren konnte, deshalb versuchte er die lokalen Eliten in seine Herrschaft mit einzubinden, so soll er angeblich geplant haben, Darius als seinen Unterkönig über einen großen Teil des ehemaligen Persischen Reiches einzusetzen. Außerdem verheiratete er hochrangige Hellenen in Massenhochzeiten mit Angehörigen der lokalen Aristokratie und er scheint in vielen von ihm eroberten Gebieten sehr beliebt gewesen zu sein, man beachte nur mit welchem Jubel er in Ägypten empfangen worden ist. Darüber hinaus scheint ihm die Loyalität seiner Generäle sicher gewesen zu sein und seinen Nachfolgern, den Diadochen gelang es immerhin, die Herrschaft über einen großen Teil des alexandrinischen Reiches zu behalten. Außerdem war das Perserreich auch sehr groß und hatte über einen relativ langen Zeitraum bestand. Natürlich hätte Alexander vor einer großen Herausforderung gestanden und seine administrativen Fähigkeiten sind enorm schwer einzuschätzen.

Dass sein Reich aber notwendigerweise auch dann so schnell zerfallen wäre, wenn er länger gelebt hätte, halte ich aber für unwahrscheinlich obwohl an folgendem durchaus etwas dran ist:" Die Welt zu erobern ist einfach, sie zu regieren ist schwer" (oder so ähnlich, kennt jemand vielleicht das Original und von wem es stammt?).
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06.02.2013, 22:27
Beitrag: #14
RE: Das Geheimnis Alexanders
(05.02.2013 23:54)TobiasM schrieb:  Die Welt zu erobern ist einfach, sie zu regieren ist schwer" (oder so ähnlich, kennt jemand vielleicht das Original und von wem es stammt?).

Vielleicht meinst du "Man kann ein Reich vom Rücken der Pferde erobern, aber nicht vom Rücken der der Pferde aus verwalten". Ein wahres Zitat, von wem es stammt weiß ich aber nicht wirklich.
Vor allem im Zusammenhang mit Turkmenischen und Mongolischen Völkern wird es oft verwendet, nicht ganz zu unrecht, viele erlebten hier einen sehr schnellen Aufstieg und einen mindestens ebenso schnell Niedergang. Zum Teil auch aus den im Zitat genannten Grund.
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06.02.2013, 23:43
Beitrag: #15
RE: Das Geheimnis Alexanders
Danke für die Richtigstellung, ich erinnere mich daran dieses Zitat irgendwo auf Englisch gelesen zu haben, es wäre wirklich interessant zu wissen, von wem es geprägt wurde.

Edit: Laut Wikipedia und anderen Internetquellen soll das Zitat auf Dschingis Khan zurückgehen bzw. von einem seiner Berater stammen.
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12.02.2013, 10:18
Beitrag: #16
RE: Das Geheimnis Alexanders
(05.02.2013 23:54)TobiasM schrieb:  er scheint in vielen von ihm eroberten Gebieten sehr beliebt gewesen zu sein, man beachte nur mit welchem Jubel er in Ägypten empfangen worden ist.

Da wäre so ziemlich jeder mit Jubel empfangen worden, der kein Perser war. Noch dazu, wo Alexander von Anfang an deutlich machte (im Unterschied zu den letzten Perserherrschern), dass er gedachte, in ägyptischer Tradition zu herrschen. Er befragte also erst einmal wie ein "echter" Pharao das Orakel und ließ sich von dem als göttlich inspirierter Herrscher bestätigen. Was Darius z.B. nie für nötig erachtet hatte...

VG
Christian
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31.03.2013, 15:04
Beitrag: #17
RE: Das Geheimnis Alexanders
Ich fasse dann mal zusammen:
- Das Perserreich war innerlich bereits so gut wie völlig zerrüttet,
- Alexander war ein guter Stratege und hatte einen „unbedingten Siegeswillen“ (913Chris), plante aber auch gut und führte bei den Kriegen somit immer die Regie.
- Das Perserreich war kein straff durchorganisierter Zentralstaat und die einzelnen Heeresteile agierten nicht zusammen, sondern wurden von Satrapen, den Regionalherrschern geführt.
- Außerdem liefen schnell mal einige Teile des Heeres zu Alexander über, gerade weil keine so starke Bindung an den Perserkönig vorhanden war.
- Im Gegensatz zur makedonischen Phalanx konnte die persische Infanterie mit ihren Schilden die gegnerischen Pfeile nicht effektiv abhalten.
- Der starke Kern des makedonischen Heeres konnte selbst bei einem Ausfall ihrer Söldner noch einiges bewirken, während das persische Heer bei weitem keinen so großen Zusammenhalt hatte.
- Wenn der Sieg nicht sicher war, floh Dareios III. schnell.
- Die Perser waren nicht gewohnt, gegen Langspieße anzutreten, wie sie Alexanders Armee benutzte.
- Die Griechen hatten eine ganz andere Taktik, die Verfolgungen des Feindes, die Kombination verschiedener Waffen und Austricksen des Feindes mit einschloss.
- Zwar überschätzten die Griechen ihre Lage auch manchmal, doch das Perserreich nahm die Bedrohung wirklich nicht ernst genug.
- begabte Berater und Generäle

Das ist ja schon mal ein breites Spektrum an Gründen, und wie bei den meisten Ereignissen der Weltgeschichte wird die große Mehrheit davon auch wirklich eine gewisse Rolle gespielt haben. Die Frage ist dann höchstens noch, welcher Grund besondere Bedeutung besaß.

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31.03.2013, 21:09
Beitrag: #18
RE: Das Geheimnis Alexanders
Ich habe einen sehr interessanten Roman gelesen über Aristoteles und die Jugendlichen, die er im Auftrag von König Philipp von Mazedonien unterrichtete: Alexander, Seleukos, Ptolemäus usw. Die Bildung, die die junge mazedonische Elite erhielt und die entstandenen Freundschaften können später mitentscheidend gewesen sein.
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21.04.2013, 19:56
Beitrag: #19
RE: Das Geheimnis Alexanders
(31.03.2013 15:04)Maxdorfer schrieb:  - Wenn der Sieg nicht sicher war, floh Dareios III. schnell.

Der Grund dafür war wohl, dass sich ein persischer Herrscher nur höchst ungern einer Lebensgefahr, wie sie in ungünstig verlaufenden Schlachten bestand, aussetzte: Bei dem Tod eines Königs bestand immer die Gefahr, dass es zu gefährlichen Machtkämpfen kommen konnte. Zwar designierte ein jeder Herrscher einen Nachfolger, meist den ältesten oder den ältesten "in Purpur" (während der Regierungszeit des Vaters) geborenen Sohn aus der Verbindung mit der "Frau des Königs", ansonsten Söhne aus Ehen mit Nebenfrauen. Nie jedoch war es denkbar, dass ein nicht dem Königshaus entstammender Mann den Thron besteigen könnte, was auch Ehen zwischen Halbgeschwistern begründete.
Der Kampf um den Thron war immer wieder ein bedeutsamer Krisenfaktor einer Monarchie, und gerade für das Achaimenidenreich, wie unter anderem die vielen Königsmorde durch Eunuchen etc. zeigen. Dass er den Kampf scheute, kann man von Dareios III. also nicht behaupten, doch bei der instabilen Situation wäre sein Tod einer Katastrophe gleichgekommen: Im Gegensatz zu seinen Vorgängern war er nicht der Sohn seines Vorgängers, sondern "nur" durch den gemeinsamen Urgroßvater Dareios II. mit diesem verbunden. Gerade da er aus einer Nebenlinie stammte, war es extrem fraglich, ob seine Söhne Ochos und Ariobarzanes einfach so wären anerkannt worden - gerade bei der relativ unabhängigen und regional sehr mächtigen Adelsschicht des Perserreiches. Eigentlich war es das sowieso, auch mit der Nachfolgeregelung anderer Herrscher war längst nicht jeder im Perserreich einverstanden. Jedenfalls: Usurpationen, Machtkämpfe etc. wären das letzte gewesen, was man hätte brauchen können.
Ob eine entschiedene Schlacht nicht vielleicht strategisch sinnvoller gewesen wäre, kann man im Nachhinein gut diskutieren, doch vor dem Hintergrund der innenpolitischen Lage wird Dareios III. Verhalten etwas deutlicher.

Die erste Absatz basiert größtenteils auf den Informationen über die Thronfolgeregelung des Perserreiches in:
Josef Wiesehöfer: Das Weltreich der Perser - Ein Kontrast. In: Hartmut Leppin, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter (Hg.): Kaisertum im ersten Jahrtausend. Wissenschaftlicher Begleitband zur Landesausstellung "Otto der Große und das Römische Reich. Kaisertum von der Antike zum Mittelalter". S. 135-152, bes. S. 139 f.
(Ja, das Buch lese ich gerade. Ja, ich habe es schon für den Beitrag über China verwendet. Ja, es ist interessant.)

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28.11.2013, 16:58
Beitrag: #20
RE: Das Geheimnis Alexanders
(27.08.2012 18:24)Maxdorfer schrieb:  Wie bekannt, hat Alexander der Große, König des kleinen Makedonenreiches, es geschafft, das bis dahin größte Reich der Weltgeschichte zu erobern und selbst das Perserreich zu besiegen, obwohl dieses nach Plutarch 600.000 Soldaten hatte. Auch wenn das wahrscheinlich übertrieben ist - das Perserreich wurde in nur vier Jahren völlig ausgeschaltet und der König Dareios III. musste ebenfalls sterben.

Deshalb meine Fragen an euch:
Warum diese Erfolge?
War das Perserreich innerlich schon total ausgehöhlt und sehr schwach?
Lag es wirklich nur an Alexanders Charisma?
Welche Faktoren waren da im Spiel?

Es grüßt
der Maxdorfer

Als Hintergrund für den Alexanderzug wird man mit Sicherheit auch die veränderten Rahmenbedingungen der griechischen Welt im vierten Jahrhundert in Rechnung stellen müssen: Der infolge der Perserkriege entstandene Dualismus zwischen Athen und Sparta wurde durch ein polyzentrisches Mächtesystem abgelöst, in dem phasenweise Athen, Sparta, Theben, Thessalien, Phoker, Makedonien und auch Persien Einfluss gewannen und wieder verloren. In dieser unübersichtlichen Lage hatte Makedonien wegen seiner monarchischen Verfassung einen Vorteil gegenüber den alten Polisstaaten: Die spartanische Großmachtpolitik endete 371 v. Chr. mit der Schlacht von Leuktra, im Bundesgenossenkrieg (357-355 v. Chr.) verlor schließlich Athen seine Kontrolle über die letzten Bündner. Unter Phillip II. (359-336) Zeit bauten die Makedonier, die damals noch gar nicht zu den griechischen Stämmen gezählt wurden, ihre Position im Norden aus. Die Zerstörung Olynths im Jahre 348 ermöglichte den Zugriff auf die Chalkidike. Durch den korinthischen Bund beherrschte Makedonien fortan Griechenland und den Balkan und wurde gegenüber Persien zunehmend konkurrenzfähig. Ohne diese Vorleistung wäre der Alexanderzug nicht denkbar gewesen.

Über die Motive für den Alexanderzug kann viel spekuliert werden. Sicher spielt die Persönlichkeit eine große Rolle. Alexander und sein "Pothos", die Sehnsucht nach dem Vordringen in die Weite. Daneben können aber auch klassische machtstrategische Gründe offensiver und defensiver Natur genannt werden. So wird vermutet, dass sich der rasche Aufstieg Makedoniens nur durch eine dynamische Fortentwicklung seiner gewonnen Großmachtstellung festigen ließ. Andere vermuten einen präventiven Angriff um erneutes Ausgreifen Persiens in die griechische Welt zu verhindern.
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