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Spektakuläre Fluchten und Fluchtversuche:
01.01.2014, 23:31
Beitrag: #12
RE: Spektakuläre Fluchten und Fluchtversuche:
Das stimmt. Sigismund befürchtete aber nicht die Gefangennahme und Auslieferung an die Osmanen. Er wollte schlicht Zeit schinden. Nachdem seine Gattin Maria im Jahr 1395 an den Folgen eines Reitunfalls verstarb, war Sigismunds Stellung in Ungarn bei Teilen des Adels umstritten, denn sein Anspruch auf die Stephanskrone begründete sich nur auf die Ehe mit Maria, der älteren Tochter Ludwigs des Großen (Lajos Kiraly, Ludwig von Anjou). Nach der Niederlage gegen die Osmanen entsandte Sigismund seinen neu ernannten Palatin Bebek Detre nach Buda, um die Loyalität des Adels zu testen. Sigismund versprach dem ungarischen Adel 100.000 Goldgulden für die Freilassung ihrer Angehörigen zu überlassen. Das Problem war aber, dass einerseits Sigismund das Geld noch nicht hatte, andererseits dieses Geld auch nicht ausreichend war, alle Gefangenen auszulösen. Für prominente Gefangene, wie dem ehemaligen Palatin Istvan Lakfi, aber auch dem burgundischen Thronfolger Johann Ohnefurcht wurden immense Summen verlangt, die schließlich nach recht abenteuerlichen Transaktionen an den Sultan übergeben worden sind.

Sigismund reiste über die Donau in Schwarze Meer nach Konstantinopel, wo er sich auch mit Manuel II. traf. Danach reiste er nach Rhodos und von dort aus mit einem venezianischen Schiff nach Ragusa (Dubrovnik), das er am 21. Dezember 1396, also fast 3 Monate nach der Schlacht erreichte. Ich vermute, dass Sigismund bis Rhodos mit einem Schiff der Johanniter gereist ist. Begleitet wurde er u.a. von Hermann II. von Cilli, Miklos Garai, dem Primas von Kaniszai und Johann von Zollern. Alle drei entstammten Familien, die von Sigismund gefördert wurden und ihm ihren (späteren) Aufstieg verdankten.

Auch nach seiner Ankunft in Ragusa, das damals zum Königreich Ungarn gehörte, "bummelte" Sigismund. Er wurde erst im April 1397 in Buda anlässlich eines einberufenen Hoftages erwartet. Zwischen dem 21. Dezember 1396 und seiner Ankunft in Buda weilte Sigismund in Split, Knim und Fünfkirchen, wo er Gerichtstage abhielt, bei denen er den inzwischen freigekauften ehemaligen Palatin als Verantwortlichen für die Niederlage zum Tode verurteilen ließ und dieses Urteil auch vollstrecken ließ, was wiederum einen Teil des ungarischen Adels gegen ihn aufbrachte.

Der gegnerische Adel wandte sich deswegen an die jüngere Tochter, Hedwig, die seit 1386 mit Wladyslaw II. Jagiello, dem Begründer des polnisch-litauischen Reiches der Jagiellonen, verheiratet war. Hedwig, die im Übrigen vor wenigen Jahren von Johannes Paul II. heilig gesprochen wurde, nahm die Titulatur "Erbin des Königreiches Ungarn" an. Aber Sigismund hatte bereits (vorsorglich) im Jahre 1395 eine in Zips geschlossene Vereinbarung zwischen dem polnischen König Wladyslaw II. und dem böhmischen (und deutschen) König Wenzel IV. (Sigismunds Halbbruder) unterschrieben, in der sich die drei Könige gegenseitige Unterstützung zusicherten. Deshalb war Wladyslaw II. auch bereit, sich im Juli 1397 mit Sigismund zu treffen. Was sie genau alles besprachen, ist nicht bekannt. Nachweislich wurde ein Friede mit einer Laufzeit von 16 Jahren vereinbart. Wladyslaw und Hedwig verzichteten auf ihre Nachfolgeansprüche in Ungarn, sie bekamen dafür das sogenannte Rotreussen. Ebenso versprach Sigismund, seinen bisherigen Verbündeten Wladyslaw von Oppeln nicht mehr zu unterstützen, Kujawien und Dobrzyn an den Deutschen Orden zu verkaufen. Weitere Streitigkeiten zwischen Polen, Litauen und dem Deutschen Orden konnte Sigismund nicht beilegen, da Sigismunds Schiedsspruch sowohl vom litauischen Großfürsten Witold als auch vom Hochmeister Konrad von Jungingen zurück gewiesen wurde.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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