Das Bismarck ´sche Bündnissystem
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26.06.2013, 16:18
Beitrag: #1
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Das Bismarck ´sche Bündnissystem
Gibt es eine Kontinuität von Bismarck zu Bethmann Hollweg? Unter diesem Blickwinkel möchte ich einmal das Bismarck´sche Bündnissystem betrachten.
Hauptziel der Außenpolitik des jungen Deutschen Reichs war es, das Erreichte möglichst zu sichern. Dabei dürfte sich Bismarck bewusst gewesen sein, dass die Reichsgründung durch den Krieg mit Frankreich von Anfang an mit einer Hypothek belastet war. Wurde der Krieg von 1866 noch rechtzeitig abgebrochen, um sich nicht die dauerhafte Feindschaft Österreichs einzuhandeln, war 1870/71 dieses Ziel verfehlt, je mehr sich der Krieg zum Volksaufstand wandelte. Nur der passiven Haltung Rußlands verdankten die Deutschen, dass der Krieg nicht zu einem europäischen wurde und die Nationalstaatsgründung nicht schon im Ansatz scheiterte. In einem Schreiben des späteren Kaiser Wilhelm I. an den russischen Zar versicherte er ihm die ewige Dankbarkeit der Deutschen für die russische Solidarität in schwieriger Zeit. Eine brüchige Analogie zu den Vorgängen im Frühjahr 1990? Es kann als Axiom des System Bismarcks bezeichnet werden, die Beziehungen zu Rußland nicht einbrechen zu lassen und durch Einbeziehung der Donau-Monarchie potentielle Konflikte unter Kontrolle zu halten. Das auf das monarchische Prinzip gegründete Drei-Kaiser-Bündnis war schon in den Maßstäben des späten 19. Jahrhunderts ein Anachronismus, konnte aber für eine Generation den Ernstfall eines großen Krieges vermeiden. Welche Prioritäten man den Bündnispartner untereinander zubilligte scheint mir der größte Unterschied zu Bismarck und der Politik seiner Nachfolger zu sein. Es wurde oft geschrieben der Zweibund von 1879 sei ein Schritt in die falsche Richtung gewesen, da er schon sehr früh die spätere Mächtekonstellation des Ersten Weltkriegs begründet habe. Auch wenn hier - das einzige Mal bei Bismarck - großdeutsche Töne anklangen war dieses Bündnis jedoch von seiner Konzeption her defensiv angelegt und konnte auch als werbendes Angebot an die Petersburger Aristrokatie verstanden werden. Bismarck betrachtete das Bündnis mit Wien wohl auch nicht als Hindernis, im äußersten Notfall an die Seite Rußlands zu treten und die Donau-Monarchie fallen zu lassen. Eine Option die Bethmann Hollweg nie hatte, da im Zeitalter deutscher "Weltpolitik" der Zweibund als unverzichtbares Instrument eines deutsch geführten Mitteleuropas betrachtet wurde, bis hin zu seiner offensiven Nutzung im Juli 1914. |
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