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Das Bismarck ´sche Bündnissystem
28.07.2013, 17:50
Beitrag: #19
RE: Das Bismarck ´sche Bündnissystem
(16.07.2013 18:23)913Chris schrieb:  
(11.07.2013 16:19)Marco schrieb:  Ich habe ja schon in den vorherigen Beiträgen geschrieben, dass ein Bündnis mit Deutschland aus Londoner Sicht keinen sehr hohen Wert hatte. In Berlin dachte man aber bis zum endgültigen Scheitern der Bündnisverhandlungen, dass England keine andere Wahl gehabt hätte, als mit den Mittelmächten zu paktieren.

Sehr richtig. Deshalb auch die deutsche Flottenaufrüstung: Man wollte sich "aufhübschen" für ein Bündnis mit England. Die zwei größten Seemächte teilen sich die Welt untereinander auf, bzw. die Engländer würden irgendwann gezwungen sein, mit Deutschland zu paktieren, sonst würde man einen Krieg riskieren, und als Gegner hoffte Deutschland, für Engalnd zu stark geworden zu sein - so oder so ähnlich mag man in der deutschen Regierung gedacht haben. Und vergass dabei ganz, auch mal die Engländer anzuhören, was die so vorhaben...

VG
Christian

Die England-Politik der wilhelminischen Zeit kann auf zwei Stränge reduziert werden, die einerseits getrennt zu halten sind, sich aber andererseits auch wieder bedingen.
Die Hauptlinie entstand bereits in der späten Bismarckzeit und wurde von allen Nachfolgern, mit Ausnahme der meisten Zeit unter Bülow verfolgt. Angesicht der Drohung eines frz.-russ. Zangengriffs sollte England auf die Seite der Mittelmächte gezogen werden und dem Deutschen Reich zu einer hegemonialen Stellung auf dem Kontinent verhelfen. Trotz des Scheiterns dieser Strategie im August 1914 findet sich diese außenpolitische Konzeption sogar bei Hitler wieder, der noch bis in die zweite, dritte Juliwoche 1940 mit dieser Option kalkulierte und letztlich daran zugrunde gegangen ist, weil er keine erfolgreiche Alternativstrategie auffahren konnte.

Als Alternative zu einer diplomatischen Einbindung Englands kann dagegen durchaus der unter Tirpitz eingeschlagene Kurs verstanden werden. Hierbei ist einerseits die offizielle Außendarstellung zu beachten, andererseits der Umstand zu bedenken, dass das Wettrüsten bereits in einem sehr frühen Stadium gescheitert ist. Beide Faktoren erschweren die Beurteilung, inwieweit der Flottenbau tatsächlich offensiv gegenüber England gedacht war. In der offiziellen Rede sollte die Flottenpolitik dem bisherigen Kurs einer diplomatischen Annäherung an England übergestülpt werden. Tatsächlich dachten nicht wenige der Führungselite des industriellen Deutschlands daran, dass eine Konfrontation mit dem Inselreich auf Dauer unausweichlich sei und Deutschland in der Lage sein müsse, England notfalls niederzukämpfen. Nachdem London schon recht bald das Wettrüsten für sich entschieden hatte blieb der Reichsleitung keine andere Option mehr, als die ursprünglichen Strategie einer Einbindung Englands nun ausschließlich und alternativlos zu verfolgen und selbst daran festzuhalten, als dieser Weg durch die Frontstellung von August 1914 bereits hoffnungslos versperrt war.
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RE: Das Bismarck ´sche Bündnissystem - Marco - 28.07.2013 17:50

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