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Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
08.01.2014, 04:07
Beitrag: #377
RE: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
(07.01.2014 19:14)Avicenna schrieb:  
(07.01.2014 01:10)Sansavoir schrieb:  Was wurde dem "Spaziergänger von Malmaison" und einem französischer Marschall nachgesagt?

Um Alexander I. rankt sich die Legende, dass er 1825 nicht starb, sondern noch geraume Zeit weiterlebte ...,

genau wie um den hochdekorierten französischen Marschall Michel Ney, der der Legende nach, unter dem Namen Peter Stuart Ney, in South Carolina noch Jahre weiter gelebt haben soll, anstatt im Dezember 1815 in Paris hingerichtet worden zu sein ...

Vielleicht meinst du ja diese spekulativen Geschichten ...?

Genau, das ist die Lösung.

Wie Du richtig schreibst, soll Michel Ney unter dem Namen Peter Stuart bzw. Peter Stuart Ney in Florence / South Carolina seit 1818/19 als Französisch-Lehrer gearbeitet haben. Branntwein trinkend, Tabak kauend und immer wieder von seinen früheren Leben als Kämpfer gegen die damals in den USA verhassten Engländer erzählend, so die Legende, soll er sich unter den Südstaatlern durchgeschlagen haben. 1848 soll er völlig verarmt verstorben sein und in einem Armengrab bestattet worden sein.

Graphologische Untersuchungen gehen davon aus, dass Peter Stuart und Michel Ney (* 1769) die gleiche Person war. Ebenso soll Stuart die gleichen Narben gehabt haben wie Ney und 1821 soll er nach dem Tod Napoleons einen Selbstmordversuch unternommen haben. Außerdem wurde überliefert, dass Peter Stuart Ney englisch mit deutschem Akzent gesprochen hätte. Es gibt also einige Indizien dafür, dass der ehemalige Marschall noch bis 1848 in den USA gelebt hatte. Und dieses Leben muss für ihn sehr hart gewesen sein. Aber wem hatte er dieses inoffizielle Leben zu verdanken.

Michel Ney unterstellte sich ja bekanntlich 1814 den Bourbonen, er wechselte aber nach der Rückkehr Napoleons 1815 erneut zu diesem. In der Schlacht bei Waterloo kämpfte er besonders, so dass er die Achtung seines Kriegsgegners Wellington gewann, den er schon 1807 in Portugal hart attackiert hatte! Ludwig XVIII. forderte nach seiner Rückkehr, dass Ney für seinen Verrat zur Verantwortung gezogen wird. Aber es fand sich kein Gericht, dass den Marschall verurteilen wollte. Schließlich wurde der Fall der Pairskammer übergeben, die Ney am 6. Dezember 1815 zum Tode verurteilte und das Urteil am nächsten Tag vollstrecken ließ. Der Legende nach, sollte Wellington es durchgesetzt haben, dass eine Scheinhinrichtung inszeniert wurde und Ney über Bordeaux in die USA verschifft wurde. Die Frage bleibt natürlich, wer dann auf dem Pére Lachaise im Grab Michel Neys liegt. Und warum sich der Realpolitiker Wellington sich solche Sentimentalitäten hätte leisten sollen?

Über den russischen Zaren Alexander I. existiert eine ähnliche Legende. Offiziell verstarb er im Alter von 48 Jahren am 14. Dezember 1825. Nach seinem Tod brach der Dekabristen-Aufstand aus, der erst am 26. Dezember 1825 niedergeschlagen wurde. Alexanders Nachfolger, sein Halbbruder Nikolaus I. war zeitlebens als Tyrann verhasst, so dass sich über seinen Vorgänger Alexander I. viele Legenden bildeten. Schuld daran war auch Alexander selbst, der einerseits im persönlichen Umgang charmant und umgänglich war, andererseits sehr wankelmütig, reaktionär und zum Teil brutal war. Die Propaganda verklärte ihn als jungen, romantischen Helden. Sein Wesen war nicht durchschaubar, als russische Sphinx ist er in die Geschichte eingegangen.

Die Legende über Alexander I. behauptet, dass er als russischer Mönch Fjodor Kusmitsch in Sibirien bis 1864 weitergelebt hätte. Dieser Fjodor Kusmitsch ist seit 1840 nachweisbar, er war ein Starez - ein Heiler ähnlich wie später Rasputin. Kusmitsch hatte große Ähnlichkeiten mit Alexander und er muss auf alle Fälle am Hof oder im Umfeld des Hofes von Katharina II. gelebt haben. Seit 1850 lebte der hoch betagte Kusmitsch in Tomsk, viele Menschen glaubten seitdem, dass der ehemalige Zar Alexander I. seine Tage im Gebet für die Opfer des Vaterländischen Kriegs von 1812 beenden wollte.

Auch wenn Fjodor Kusmitsch dem Zaren ähnlich sah und viele Details des Hoflebens unter Katharina II. kannte, ist es auszuschließen, dass Kusmitsch und Alexander I. identisch sind. Als Hauptindiz gilt, dass Alexander zeitlebens unter seiner schwächelnden Gesundheit litt, Kusmitsch dagegen auch im hohen Alter ein vitaler und kraftstrotzender Mann war. Außerdem bestehen Widersprüche zwischen einigen Äußerungen Kusmitschs und den tatsächlichen Ereignissen während der Herrschaft Alexanders. Wer der im Februar 1864 verstorbene Kusmitsch wirklich war, konnte bisher nicht geklärt werden. Es wird vermutet, dass er ein Angehöriger der Romanows war.

Avicenna, Du kannst das nächste Rätsel stellen.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Sansavoir - 08.01.2014 04:07

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