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Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
12.01.2014, 06:39
Beitrag: #386
RE: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
(12.01.2014 03:40)Sansavoir schrieb:  ...

Bezeichnend für den Zustand der österreichischen Armee ist nachfolgender Vorfall: Rumänische Bauern hatten den Soldaten Branntwein verkauft. Und so tranken in der Nacht vom 20. zum 21. September 1788 in der Nähe der (heutigen rumänischen) Kleinstadt Karasebes verschiedene Einheiten reichlich den billigen Fusel. Das Besäufnis endete nach einem Streit zwischen Husaren und Infanteristen, die sich zuerst prügelten und danach gegenseitig beschossen. Ob es sich nur um einen Konflikt unterschiedlicher Waffengattungen gehandelt hat oder es dabei um einen Konflikt diverser Nationalitäten handelte, ist ungewiss. Diese Schüsse wurden jedenfalls von umliegenden Truppenteilen gehört, die wiederum in Panik verfielen, weil sie glaubten, vom Feind überrannt worden zu sein. In diesem Chaos versuchten einige Offiziere beherzt, aber vergebens einzugreifen. Die österreichische Armee befand sich planlos auf ihren Rückzug, dem sich die Bürger der anliegenden Ortschaften anschlossen. Ob es aufgrund dieses umstrittenen Ereignisses tatsächlich zu 10.000 Toten gekommen sein soll, ist bisher nicht zufrieden stellend geklärt worden.

...

Jetzt, nachdem x.mal Durchlesen, weiß ich, was Du meinst. Die so genannte "Schlacht von Karansebes", in der sich das österreichische Heer gegenseitig bekämpfte, ist gesucht.

Ganz phantastisch, Super. Diese Gesamtdarstellung um Joseph II. alias "Graf Falkenstein" und die Rolle Österreichs im Russisch-Österreichischen Türkenkrieg - einfach brillant.
Dagegen nehmen sich meine Worte eher dürftig aus ... Confused

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Gesucht war Joseph II.(1741-1790), Erzherzog von Österreich, König von Böhmen, Kroatien und Ungarn, sowie ab 1764 römisch-deutscher König und ab 1765 auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Nach dem Kriegseintritt Österreichs im Februar 1788 in den Russisch-Österreichischen Türkenkrieg (1787–1792), kam es am 17. September 1788, zumindest in einem Teil der ethnisch bunt zusammengesetzten österreichischen Armee, zu einer Verkettung unglücklicher Zufälle.
Zu diesem Zeitpunkt wurde die österreichische Streitmacht noch direkt von dem schon kränkelnden Joseph geführt. Das Heer lagerte in der Nähe des Zusammenflusses von Timis und Sebes, unweit der heute rumänischen Stadt Karansebesch, unmittelbar an der ehemaligen österreichischen Banater Militärgrenze.

Es wurde ein Zusammenstoß mit türkischen Truppen erwartet und im Zuge dessen eine Vorhut der österreichischen Armmee gebildet, die mit der Abschirmung und Aufklärung beauftragt war. Diese Vorhut bestand aus Husaren, welche während ihrer Mission auf hausierende Zigeuner traf, die ihnen Alkohol verkauften, der dann auch konsumiert wurde. Nachrückende Infanteristen wollten es ihren berittenen Kameraden gleichtun, wurden jedoch von denen davon abgehalten - es kam zum handfesten Streit. In dem ganzen ungeordneten Getümmel fielen irgendwann Schüsse und es wurden"Türken"-Rufe laut. Offizieren befahlen lautstark "Halt", was wiederum von vielen Soldaten, der von babylonischer Sprachenvielfalt geprägten nachrückenden österreichischen Armee, als "Allah"-Rufe missverstanden wurde. Eines gab das andere ... chaotisches "friendly fire".

Im Endeffekt soll das Ganze über 10.000 Tote und Verletzte, sowie enorme Verluste an Material gekostet haben, ohne dass auch nur ein einziger aktiver türkischer Soldat dabei mitgewirkt hat. Ein Desaster für das ohnehin, bis dahin, nicht besonders erfolgreich agierende östereichische Kriegskontingent.

Die Höhe der Verluste waren mit denen einer geschlagenen Schlacht vergleichbar. Auf Grund der ungenauen und widersprüchlichen Quellenlage wurden und werden diese Zahlen von Militärhistorikern allerdings zu Recht angezweifelt. Von daher wird auch nicht, wie anfänglich, von der "Schlacht von Karánsebes", sondern vom "Rückzug von Karánsebes" gesprochen und muss insgesamt unter "nicht 100% authentisch" geführt werden.

Das Ursprungsziel des gesamten Krieges (1787–1792) gegen die Türken - die völlige Zerschlagung des Osmanischen Reichs - wurde im Griechischen Plan von Katarina II. und Joseph II. um 1781/82 festgeschrieben, jedoch nicht erreicht. Nicht von den Russen, erst recht nicht von den Österreichern - besonders, wenn man die österreichischen Niederlagen und Verluste in vorangegangenen (Türken)Kriegen heranzieht. Dazu beigetragen hat vor allem der noch folgende und nicht geplante (unterschiedlich motivierte) Kriegseintritt Schwedens und Preußens.
Bei den freilich unterlegenen Osmanen wurde im Nachgang eine umfassende Militärreform durchgeführt und begonnen, offizielle diplomatische Vertretungen in den wichtigsten europäischen Ländern einzurichten und so die Basis für eine formale europäisch-türkische Gesprächskultur geschaffen.

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Sansavoir, du bist wieder dran. Ich freue mich ... Smile


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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RE: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Avicenna - 12.01.2014 06:39

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