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Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
07.11.2016, 21:14
Beitrag: #2064
RE: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
König Charles (oder Karl VII.) von Frankreich, besser bekannt als der Dauphin aus den Jeanne d'Arc-Dramen und Filmen, der Mann, dem Jeanne d'Arc zur Krone verhilft und der (zumindest die gängige Interpretation) keinen Finger rührt, als es gilt, sie vor dem Scheiterhaufen zu retten.

Karl VII., Sohn von Karl VI. "dem Wahnsinnigen" und Elisabeth (Isabel, Isabeau) von Bayern(-Ingolstadt), er hatte mehrere ältere Brüder, die alle vor ihm starben und nach der Schlacht von Agincourt heiratete Henry V. seine Schwester Catherine und ihm wurde die Nachfolge zugesichert. Wobei es wohl für ihn ein Glück war, dass es um die französische und nicht um die englische Krone ging. Jedenfalls lief es darauf hinaus, dass Henry V. Charles VI. nachfolgen sollte, und es wird wohl niemand damals vorhergesehen haben, dass Charles VI. seinen Schwiegersohn zumindest um wenige Monate überleben würde.

Der langjährige Kampf, den Charles VII. in der Folge vor allem mit Unterstützung der Familie seiner Ehefrau Marie d'Anjou um die französische Krone führte (besonders seiner Schwiegermutter wird von einigen Historikern dabei eine dominante Rolle zugeschrieben) zeigt immerhin, dass seine Sache wohl doch nicht ganz so gänzlich aussichtslos gewesen sein dürfte, wie das spätere Generationen dann interpretiert haben.

Das Auftauchen einer Frau namens Jeanne d'Arc beschaffte wohl nicht nur seiner Sache einige Siege, die sich zusammen mit dem Umstand, dass die englische Herrschaft allmählich auch auf Widerstand stieß, für seinen Kampf als nützlich erweisen sollten, sondern sie dürfte dem Kampf letztlich so etwas wie einen psychologischen Movens gegeben haben. Dass später angeblich keinen Finger gerührt haben soll, um sie zu retten, beschafft ihm dann noch ein anderes unerfreuliches Image.

Heute hat Charles VII. den Beinamen "der Siegreiche", und das ist aber wirklich kein Beiname, der mit einem "Looser" in Verbindung gebracht wird. Dass er mit seiner Ehefrau Marie d'Anjou (der Schwester des guten Königs René), auch wenn seine Maitresse Agnés Sorel bekannter als diese, mehrere Töchter hatte, die er zum Teil recht gut verheiratete. Daneben hatte er eine Nichte, die später recht bekannt wurde, und mit den jüngeren Schwestern seiner Schwiegertochter Marguerite (Margaret) von Schottland (alle Töchter von Königs James II. von Schottland) standen ihm noch weitere Heiratskandidatinnen zur Verfügung, war der schottische König doch daran interessiert, seine Töchter außerhalb von Schottland (bzw. sozusagen international) zu verheiraten und die Eheschließungen liefen nach seiner Ermordung über den französischen Hof. Mit seinem Sohn und Nachfolger Louis (Ludwig XI.) hatte Charles VII. offensichtlich kein gutes Verhältnis, aber zumindest einen offensichtlich ganz fähigen Nachfolger, und die französischen Könige spielten in den nächsten Jahrhunderten eine wichtige Rolle in der europäischen und "internationalen" Politik.

Charles VII. gehört nebenbei zu den "Standard-Nebenfiguren" in einem Stoff der "Weltliteratur" zählt, mit dem sich namhafte deutschsprachige, französischsprachige und englischsprachige Dramatiker befasst haben, dem Stoff um Jeanne d'Arc. Shakespeare, Voltaire, Schiller, wobei vielleicht Georges Shaw und Jean Anouilh (mein Eindruck) die mit Blick auf die überlieferten Fakten vielleicht authentischsten Dramen geschrieben haben. (Hinzu kommen noch eine ganze Reihe Dramen, z. B. von Bertolt Brecht, wo die Figur der Jeanne d'Arc für fiktive Figuren das Vorbild war.)

Hinzu kommen noch einige Opern, die von mir erwähnte "Giovanna d'Arco" basiert recht frei auf dem Schauspiel von Friedrich von Schiller: "Die Jungfrau von Orléans", ihr Komponist ist Giuseppe Verdi und hier wurde sämtliche Figuren zusammengelegt. So kommt es, dass Charles VII. hier nicht nur der König von Frankreich ist, sondern gleich auch die Rolle des Lyonel übernimmt, in den sich Giovanna wie Schillers Johanna verliebt.

In den unzähligen Filmen über Jeanne d'Arc kommt der Charles VII. stets auch vor und mindestens vier Mal wurde er von Schauspielern gespielt, die zu dieser Zeit oder später bekannt waren, eben Gustav Gründgens, José Ferrer (an der Seite von Ingrid Bergmann, die die Hl. Johanna später noch in einem anderen Film gespielt hat), Richard Widmark (an der Seite von Jean Seberg, unter der Regie von Otto Preminger) oder eben John Malkovich (an der Seite von Milla Jovovich).
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Sansavoir, du nächste Frage ist somit deine Aufgabe Thumbs_up

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Teresa C. - 07.11.2016 21:14

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