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Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
16.11.2016, 19:18
Beitrag: #2079
RE: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
Eine Idee:

Könnte es sich um den norwegischen König Olaf I. handeln?

Olaf Tyggvason (geb. um 968, gest. 9. September 1000 in der Schlacht von Svolder) regierte 995 bis 1000 über das Königreich Norwegen bzw. Teile des heutigen Königreichs Norwegen.

Über den gesuchten Mann existieren tatsächliche viele Legenden, über Olaf Tyggvason ebenfalls und zum Teil sehr widersprüchliche. Einerseits wird er als der erste christliche König von Norwegen angesehen, der die "Christianisierung" im nördlichen Europa vorantrieb (bzw. als Legitimation für seine Herrschaftsansprüche nutzte), wie z. B. in der "Laxdoela saga", der "Hallfredar saga" (wo er außerdem über seinen Tod hinaus das Leben seines Gefolgsmanns Hallfred beeinflusst und immer wieder eingreift, wenn dieser wieder einmal im Begriff ist, vom Glauben abzufallen oder sich in Händel zu verstricken) oder der "Orkneyinga saga" gezeigt wird.
Als guter Christ soll er die Ehe mit der legendären schwedischen Königin Sigrid Storrada, einer Heidin abgelehnt haben, was in einigen Sagas letztlich der Grund für den Krieg ist, in dem er fällt, da sich die rachsüchtige Dame mit seinen historisch belegten politischen Gegnern, dem Hlade-Jarl Eirik (in der Ballade von Theodor Fontane übrigens der "falsche" Freund, der ihn verrät) und dem dänischen König Svend Gabelbart verbündet (den Sigrid inzwischen geheiratet hat). (Darüber gibt es eine recht interessante Erzählung von Selma Lagerlöff.)

Andererseits aber wurde ihm auch das Praktizieren heidnischer Bräuche nachgesagt, worauf Theodor Fontanes Ballade "Olaf Kragebeen" aufbaut.

Berichte über seine Jugend, die die Sagas überliefern, glichen diese der Kindheitsgeschichte von Jesu an.
Wie bei diesem gibt es hier eine Flucht (allerdings nicht nach Ägypten, sondern in den Osten) vor bösen heidnischen Herrschern/innen wie Königin Gunhild (der Witwe des norwegischen Königs Eirik Blutaxt und Mutter mehrere norwegischer Könige) oder dem Hlade-Jarl Haakon (dem Vater von Jarl Eirik), die beide als böse und heidnisch dargestellt werden.
Ein weiteres biblisches Motiv ist, dass er auf der Flucht (eine Parallele zum keuschen Josef aus dem Alten Testament) versklavt wurde.

Zu einer Angetrauten, die versucht haben soll, ihn in der Brautnacht umzubringen, ist mir allerdings nichts bekannt. (Ist der Gesuchte doch jemand anderer?)

Jedenfalls hat Olaf Tyggvason in den Sagas eine recht abenteuerliche Vergangenheit, ehe er König wird und als solcher nach einigen Jahren in einer Seeschlacht fällt.

Sein gewaltsames Ende war auch nicht ohne Stil, ...

Was berichtet Theodor Fontane (1819 - 1898) in seiner Ballade "Olaf Kragebeen" darüber:

Und in des Feindes gedoppelte Reihn,
Olaf Kragebeen fährt jetzt mitten hinein,
Erik Jarl, wohl folgt er, - doch nicht zum Stoß,
Zum vernichtenden, löst er von Olaf sich los,
Neben dem Feinde legt er bei:
"Das also, Krähen, war euer Geschrei.
Verrath und durch ihn! Aber sei's... Wohlan,
Der Däne galt nichts, jetzt erst hebt's an,
Norweg gegen Norweg. Erik Jarl, wirf gut,
Laß sehn, wer die besten Würfe thut."

Und er nahm den Bogen, als wär es ein Spiel,
Auf seine Rüstung die Sonne fiel,
Er spannte den Bogen mit aller Kraft,
Klirrend zerbrach der Eschenschaft,
Und hüben und drüben klang es zugleich:
"Zerbrochen der Bogen, zerbrochen das Reich."

Olaf Kragebeen aber, des Schiffes Mast,
Hält sein Arm nicht länger umfaßt,
Er schreitet bis zu des Schiffes Bug,
Statt der Krähen umschwirrt ihn ein Möwenzug,
Immer dichter flattert es um ihn her,
"Weiße Wogenkinder, Euch sendet das Meer,
Es ruft mich, - mein Glück einst, nun mein Grab."
Und in goldener Rüstung stieg er hinab.


Das ist doch ein Ende mit Stil, oderBig Grin

In der "Erfidrapa" über ihm, die dem isländischen Skalden Hallfredr vandraedaskals, einem Gefolgsmann des Königs zugeschrieben wird, findet sich übrigens bereits die Information, dass es Behauptungen gegeben hat, er wäre nicht bei Svolder gefallen, sondern hätte überlebt, was der Zeitzeuge Hallfredr für unwahre Gerüchte hält. Zumindest aber zeigt dieses Detail, dass die Sagenbildung um ihn, relativ bald nach seinem Tod begonnen hatte.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Teresa C. - 16.11.2016 19:18

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