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Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
23.09.2017, 21:13
Beitrag: #2445
RE: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund
Nachdem offensichtlich niemand da weitermachen will, nun ein neues Rätsel, das hoffentlich als Jux-Rätsel durchgeht auch wenn es sich um die Geschichte in der Realität wohl kaum ein Jux war, aber in der Legende und Sage lässt sich das immer ein wenig lockerer sehen.
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Diesmal geht es um einen Teufelspakt, bei dem etwas schief ging. Zunächst aber zwei Gegenbeispiele, die zeigen, dass ein Teufelspakt gewöhnlich doch sehr vorteilhaft sein kann:

1.)
Der Wiener Ritter Kaspar von Schlezer gerät auf Mission zum Sultan in Gefangenschaft und Sklaverei. Eines Nachts träumt ihm: Im Stephansdom zu Wien stand seine Gattin vor dem Altar und wurde eben mit dem Ritter von Merkenstein getraut. Den Sklavenaufseher darum zu bitten, der Gattin sofort eine SMS zu schicken und zu hoffen, dass sich der als netter Kerl entpuppt, hätte damals nichts gebracht.

Helfen konnte da nur einer, nämlich der Teufel. Der brachte Herrn Schlezer auch umgehend auf dem Rücken eines Hahns (Hubschrauber und schon gar Privatjets gab es damals noch nicht!) in den Stephansdom, worauf dieser die Hochzeit in letzter Minute verhindern konnte.

Doch die Seele, die ihm als Belohnung versprochen worden war, bekam er nicht, denn: "Herr Schlezer willigte jedoch nur unter der Bedingung ein, dass er während des ganzen Fluges nicht einmal erwache, sonst sollte der Höllenfürst keine Gewalt über seine Seele haben", und: "Als der Morgen graute, war bereits der Steffl in Sicht. Voller Freude stieß der Hahn ein lautes Kikeriki aus, worauf Schlezer erwachte".
(Zitate aus "Der Hahn auf dem Stephansdom", für die Nicht-Wiener eine Erklärung: mit dem Steffl ist natürlich unser Stephansdom gemeint.)

Doch Herr Schlezer ist nicht der einzige Sagenheld, der einen für ihn vorteilhaften Teufelspakt schließt und die Seele behalten darf, da gibt es auch Sagen mit ähnlicher Geschichte, wo es höher gestellte Herrschaften und gar historischen Persönlichkeiten sind, denen solche Geschäfte mit Herrn Höllenfürst gut bekommen.

2.)
So zum Beispiel kein geringerer als Herzog Heinrich der Löwe (die Sage dazu siehe Sagen.At , wo es so schön heißt: Vorzeiten zog Herzog Heinrich, der edle Welf, nach Abenteuern aus .... Was dann dort erzählt wird, ist allerdings eine Version des Volksbuches von Herzog Ernst, zumindest, was die Abenteuer betrifft, die Heinrich der Löwe in der Sage erlebt, ehe ihn der Teufel persönlich nach Braunschweig heimbringt, gerade noch rechtzeitig, ehe Ehefrau Mathilde einen seiner Todfeinde heiraten kann. Auch hier kommt der Teufel um die Seele, da der Herzog rechtzeitig von seinem treuen Löwen geweckt wird.

3.)
Und nun das Rätsel bzw. der dortige "Teufelshandel":
Die Sage spielt zu einer Zeit, als Heinrich der Löwe längst Legende war und die Stadt Wien noch keine Türkenbelagerung überstanden hatte. Da taucht der Teufel im Kerker einer Burg auf, um einen Fürsten, der dort gefangen ist, nach Hause zu bringen. Doch dieser schlägt sofort das Kreuzzeichen, und der Teufel hat nun keine andere Wahl, er muss verschwinden.

Das Verhalten mag eines wahren Christen mehr als angemessen sein, aber für uns stellt sich vielleicht doch die Frage mit Blick auf Heinrich den Löwen und Herrn Schlezer, ob es da nicht klüger gewesen wäre, mit dem Kreuzzeichen noch zu warten und dem Teufel wenigstens die Möglichkeit zu geben, ein Angebot zu machen.

Nebenbei, aber das konnte der Gefangene wohl nicht wissen, er hätte sich vom Teufel bedenkenlos nach Hause bringen lassen können, ohne dass seine eigene Seele dabei in Gefahr gewesen wäre. Denn dafür hatte bereits ein anderer dem Höllenfürst die Seele versprochen.

In dem Buch, wo ich diese Sage gefunden habe, stellt übrigens der Autor die, wie ich finde, durchaus berechtigte Frage, warum der Teufel in diesem politischen Konflikt, der den Gefangenen überhaupt in diese Lage gebracht hatte, ihm und nicht dem Gegenspieler helfen wollte. (Oder dürfen wir davon ausgehen, dass der Teufel zu diesem Zeitpunkt bereits davon ausging - ob berechtigt, lasse ich offen - dass ihm die Seele des Gegenspielers so gut wie sicher sein war?)

Und eine weitere Frage, die gestellt werden könnte, ist, ob diese Sage einen wahren Kern hat? Dass vielleicht irgendein Befreiungsversuch (ohne teuflische Hilfe) stattgefunden hat, wäre immerhin denkbar. Ein Dichter aus dem 19. Jahrhundert verwendet diese Idee zumindest für das Schauspiel, das er aus diesem politischen Konflikt gemacht hat. (Wobei die "teuflischen" Versatzstücke der Ablenkung dienen.)

Doch was auch immer hinter dieser Sage steckt, höchste Zeit, endlich zur Rätselfrage zu kommen:

GESUCHT SIND:
der historische Schauplatz, wo dieser "Teufelsbesuch" stattgefunden hat und außerdem der Dichter, der über den historischen Konflikt, vor dessen Hintergrund der "Teufelsbesuch" stattfindet, ein Schauspiel geschrieben hat.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Jux-Rätsel mit geschichtlichem Hintergrund - Teresa C. - 23.09.2017 21:13

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