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Der Deutsche Zollverein
15.10.2013, 20:08
Beitrag: #1
Der Deutsche Zollverein
In der Bundesakte vom 8. Juni 1815 stand folgender Artikel:

Zitat: Art 19. Die Bundesglieder behalten sich vor, bey der ersten Zusammenkunft der Bundesversammlung in Frankfurth wegen des Handels und Verkehrs zwischen den verschiedenen Bundesstaaten, so wie wegen der Schifffahrt nach Anleitung der auf dem Kongreß zu Wien angenommenen Grundsätze in Berathung zu treten.

Deutsche Bundesakte (08.06.1815), in: documentArchiv.de [Hrsg.], URL: http://www.documentArchiv.de/nzjh/dtba.html, Stand: aktuelles Datum

Der Bund war dann aber weder Willens noch in der Lage diesen Komplex in irgendeiner Weise zu regeln.

Insbesondere Österreich mit seinem, dank Metternich, arrondierten Staatsgebiet hatte keinerlei Interesse an irgendwelchen Regelungen

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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16.10.2013, 16:13
Beitrag: #2
RE: Der Deutsche Zollverein
Okay, Österreich trat als Bremser auf und Preußen mußte die Lokomotive in Gang setzen.
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16.10.2013, 20:17
Beitrag: #3
RE: Der Deutsche Zollverein
(16.10.2013 16:13)Harald schrieb:  Okay, Österreich trat als Bremser auf und Preußen mußte die Lokomotive in Gang setzen.

Österreich war bis ca. 1836/37 völlig uninteressiert. Preußens Interesse beschränkte sich bis ca. 1827 lediglich auf die durch preußisches Gebiet eingeschlossenen kleinen "Staaten" und eine Zollfreie Verbindung zu den Rheinprovinzen.
Zuvor, seit 1818/19 (als klar wurde, dass der Bund nichts unternehmen würde) waren es nicht zuletzt die Thüringer Staaten die in diese Richtung aktiv waren.
Die ersten ernsthaften Überlegungen und Aktivitäten kamen jedoch aus der "Trias" dem dritten Deutschland neben Österreich und Preußen. Hier insbesondere Baden, Bayern, Hessen-Darmstadt und Württemberg. Der eine oder andere wird es wissen, insbesondere König Wilhelm von Württ. war vom Gedanken der Trias bis an sein Lebensende über alle Enttäuschungen hinweg überzeugt.
Stichwort Wiener Punktuation.
Es folgten Verhandlungen in Stuttgart, in München und Darmstadt. Ohne greifbare Ergebnisse.

Das erste zwischenstaatliche Zollabkommen, allerdings von geringer Bedeutung aber immerhin, war dann zwischen den Hzl-Fürstentümern und Württemberg.

Nachdem Baden und Hessen-Darmstadt ausgeschert waren, kam schließlich der Süddeutsche Zollverein bestehend lediglich aus Bayern und Württemberg zustande.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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17.10.2013, 02:14
Beitrag: #4
RE: Der Deutsche Zollverein
Mitteldeutscher Handelsverein

In diesem Thread möchte ich einiges zum Mitteldeutschen Handelsverein schreiben.

Die Politiker des Königreichs Sachsen, vor allem Bernhard von Lindenau, erkannten Mitte/Ende der 1820er Jahre, dass die handelspolitische Isolation Sachsens eine weitere wirtschaftliche Entwicklung behindern bzw. gefährden wird. Mit der Gründung des bayrisch-württembergischen Zollverein Anfang 1828, ergab sich für Sachsen neben den Anschluss an das preußische Zollsystem eine weitere Möglichkeit.

Für Preußen sprach einerseits, dass in dessen Zollsystem immer mehr norddeutsche Kleinstaaten eingebunden waren, andererseits hatte sich Preußen zu einem der wichtigsten Handelspartner entwickelt. Für den Beitritt in den bayrisch-württembergischen Zollverein sprach, sich nicht der politischen und wirtschaftlichen Hegemonie Preußens unterordnen zu müssen.

Nachdem erste Verhandlungen mit den Süddeutschen keinen raschen Erfolg versprachen, entschloss man sich in Sachsen (wohl auch unter dem Eindruck des Beitritts von Hessen-Darmstadt zum preußischen Zollsystem) einen eigenen Handelsverein zu gründen. Die Gründung geschah am 28. September 1828 in Kassel, neben Sachsen traten Hessen-Kassel, Hessen-Homburg, Nassau, die Stadt Frankfurt/Main, die thüringischen Staaten, Braunschweig, Oldenburg und Bremen in den Mitteldeutschen Handelsverein ein.

Die Dauer des Handelsvereins war ursprünglich nur bis 1834 geplant. Der Mitteldeutsche Handelsverein hatte von Anfang an mit Schwierigkeiten seitens Preußen zu kämpfen gehabt. 1829 nahmen die ernestinischen Staaten Kontakte zu Preußen auf, da ihre Interessen nicht ausreichend durch den Mitteldeutschen Handelsverein abgedeckt waren. Der Übertritt Sachsen-Weimars und Hessen-Kassels im Jahre 1831 und die Annäherung Preußens an den bayrisch-württembergischen Zollverein beschleunigten den Niedergang des Mitteldeutschen Handelsverein. In dieser Situation nahm Sachsen Verhandlungen mit Preußen auf, als deren Ergebnis am 30. März 1833 der Beitritt Sachsens (unter recht ungünstigen Bedingungen) in das Zollsystem Preußens erfolgte. Damit endete de facto das Wirken des Mitteldeutschen Handelsvereins.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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17.10.2013, 08:17
Beitrag: #5
RE: Der Deutsche Zollverein
Deutschland war seit der napoleonischen Zeit und der Kontinentalsperre ein "Schmuggler-Eldorado" den die Obrgkeit einerseits bekämpfte, in den sie andererseits durchaus auch involviert war. Frankfurt spielte da zeiweise eine nicht unerhebliche Rolle.

Die Belämpfung des Schmuggels, sie schloß den Schusswaffengebrauch ein! kostete insbesondere die kleineren Bundesstaaten sehr hohe Summen, die erhebliche Teile der Zolleinnahmen aufraß.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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17.10.2013, 09:43
Beitrag: #6
RE: Der Deutsche Zollverein
(17.10.2013 08:17)Suebe schrieb:  Deutschland war seit der napoleonischen Zeit und der Kontinentalsperre ein "Schmuggler-Eldorado" den die Obrgkeit einerseits bekämpfte, in den sie andererseits durchaus auch involviert war. Frankfurt spielte da zeiweise eine nicht unerhebliche Rolle.

Die Belämpfung des Schmuggels, sie schloß den Schusswaffengebrauch ein! kostete insbesondere die kleineren Bundesstaaten sehr hohe Summen, die erhebliche Teile der Zolleinnahmen aufraß.

Unter der Ägidie von Friedrich von Motz, der den Zollverein als Vorstufe einer kleindeutschen Lösung unter Preußens Führung sah, verfolgte Preußen eine recht kluge Zollvereinspolitik, die für die ins Auge gefassten kleineren Partner Vorteile bot.
Die Zolleinnahmen wurden aufgeschlüsselt nach der Zahl der Einwohner verteilt! Die Kosten für Erhebung und Überwachung entfielen!
Was zu einer ganz erheblichen Verbesserung der wirtschaftlichen situation gerade der kleineren Staaten führte.

Hier kommt ein ganz wichtiger Punkt ins Spiel, die kleineren und mittleren Staaten des deutschen Bundes hatten ja in aller Regel eine Verfassung, Erhebung von Steuern und Ausgaben mussten durch die Parlamente abgesegnet werden!
Nicht so die Zolleinnahmen!

Durch den Beitritt zum Zollverein verloren die Beitrittsstaaten zweifellos nach außen "etwas" Souveränität.
Gewannen nach innen aber ganz erheblich dazu!

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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18.10.2013, 11:48
Beitrag: #7
RE: Der Deutsche Zollverein
(17.10.2013 02:14)Sansavoir schrieb:  Mitteldeutscher Handelsverein

In diesem Thread möchte ich einiges zum Mitteldeutschen Handelsverein schreiben.

Die Politiker des Königreichs Sachsen, vor allem Bernhard von Lindenau, erkannten Mitte/Ende der 1820er Jahre, dass die handelspolitische Isolation Sachsens eine weitere wirtschaftliche Entwicklung behindern bzw. gefährden wird. Mit der Gründung des bayrisch-württembergischen Zollverein Anfang 1828, ergab sich für Sachsen neben den Anschluss an das preußische Zollsystem eine weitere Möglichkeit.

Für Preußen sprach einerseits, dass in dessen Zollsystem immer mehr norddeutsche Kleinstaaten eingebunden waren, andererseits hatte sich Preußen zu einem der wichtigsten Handelspartner entwickelt. Für den Beitritt in den bayrisch-württembergischen Zollverein sprach, sich nicht der politischen und wirtschaftlichen Hegemonie Preußens unterordnen zu müssen.

Nachdem erste Verhandlungen mit den Süddeutschen keinen raschen Erfolg versprachen, entschloss man sich in Sachsen (wohl auch unter dem Eindruck des Beitritts von Hessen-Darmstadt zum preußischen Zollsystem) einen eigenen Handelsverein zu gründen. Die Gründung geschah am 28. September 1828 in Kassel, neben Sachsen traten Hessen-Kassel, Hessen-Homburg, Nassau, die Stadt Frankfurt/Main, die thüringischen Staaten, Braunschweig, Oldenburg und Bremen in den Mitteldeutschen Handelsverein ein.

Die Dauer des Handelsvereins war ursprünglich nur bis 1834 geplant. Der Mitteldeutsche Handelsverein hatte von Anfang an mit Schwierigkeiten seitens Preußen zu kämpfen gehabt. 1829 nahmen die ernestinischen Staaten Kontakte zu Preußen auf, da ihre Interessen nicht ausreichend durch den Mitteldeutschen Handelsverein abgedeckt waren. Der Übertritt Sachsen-Weimars und Hessen-Kassels im Jahre 1831 und die Annäherung Preußens an den bayrisch-württembergischen Zollverein beschleunigten den Niedergang des Mitteldeutschen Handelsverein. In dieser Situation nahm Sachsen Verhandlungen mit Preußen auf, als deren Ergebnis am 30. März 1833 der Beitritt Sachsens (unter recht ungünstigen Bedingungen) in das Zollsystem Preußens erfolgte. Damit endete de facto das Wirken des Mitteldeutschen Handelsvereins.


Die Verhandlungen und Sondierungen zogen sich über Jahrzehnte seit 1817 hin.
Als Bayern aus der Wiener Kongressakte (siehe meine Artikel-Serie hier "wie die Pfalz bayerisch wurde) ansprüche auf Teile Badens erhob, hat Baden die Verhandlungen über einen Süddeutschen Zollverein abgebrochen, und Hessen-Darmstadt hat sich dem angeschlossen.
Während Baden außen vor blieb, und erst spät dem (preußischen) Zollverein beitrat, ist Hessen-Darmstadt sofort nach Ende der südd. Verhandlungen dem preußischen Zollverein als 1. Mitglied bei.

Dieser Beitritt Hessen-Darmstadts hat die europ. Mächte einschließlich Österreichs aufgeschreckt.
Der "Mitteldeutsche Handelsverein" ist mehr oder weniger mit ihrer Geburtshilfe entstanden.
Beim "Mitteldeutschen Handelsverein" ging es keineswegs um "Handel" es ging lediglich darum, dass sich die Mitglieder verpflichteten, nicht dem Zollverein beizutreten.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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08.11.2013, 13:45
Beitrag: #8
RE: Der Deutsche Zollverein
Nachdem in den 1830ern mehr oder weniger alle deutschen Bundesstaaten, außer Österreich, in den Zollverein eingetreten sind, ist ein interessantes Phänomen zu beobachten:

Wirtschaftlich, Zollverein, waren die ganzen deutschen Klein- und Mittelstaaten auf Seiten Preußens zu finden.
Politisch hingegen überwiegend nicht, da war Wien immer (bis 1866) das Maß der Dinge.
Sogar während des 66er Krieges ist der "innerdeutsche Handel" fast ohne einschränkugn weiter gelaufen. Am Ende des Jahres hat der Zollverein lediglich um 11% geringere Einnahmen wie im Vorjahr an die Mitglieder verteilt.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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10.11.2013, 15:09
Beitrag: #9
RE: Der Deutsche Zollverein
Österreichs Zollvereinspolitik hat verschiedene Phasen durchlaufen.
Immer unter der Maxime, dass Österreich aus dem Kongress in Wien ein völlig arrondiertes Territorium "mitbrachte". Ganz im Gegensatz zu Preußen.

Das vollständige Versagen des Deutschen Bundes in Sachen Wirtschafts- und Zollpolitik ist mit Sicherheit diesem Desinteresse der Führungsmacht zuzuschreiben.

In der 1. Phase bis ca. 1830 hat die ganze Problematik Österreich gar nicht interessiert.
In der 2. Phase bis etwa 1847 hat man versucht den Zollverein zu verhindern, später zumindest einzuschränken. Die Geburtshilfe zum Mitteldeutschen Handelsverein ist dem geschuldet.
In der 3. Phase hat man dann versucht sich zu "assoziieren" siehe Vertrag von 1851, in den 1850er haben die diversen politischen Probleme Österreichs (Norditalien und Krimkrieg) und insbesondere die beiden Staatsbankrotte eine wirksame Umsetzung dieser Politik verhindert. Dazu kam, dass insbesondere Handel und Industrie Österreichs bis ca. 1860 einen Beitritt nicht gewünscht haben.
Ab ca. 1860 gab es dann ernstgemeinte Versuche, die Preussen aber verhindern konnte, die politische Anhängerschaft Österreichs in den Klein- und Mittelstaaten hat die Konsequenz "Auflösung des Zollvereins" nicht ernsthaft ins Kalkül gezogen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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