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Verschwörungsliteratur
28.01.2014, 17:24
Beitrag: #2
Das Geheimnis von Rennes-les-Chateau
1982 veröffentlichten der Engländer Henry Lincoln, der Amerikaner Richard Leigh und der Neuseeländer Michael Baigent das Buch „Der heilige Gral und seine Erben.“
Ausgehend von dem Geheimnis von Rennes-Les-Chateau, verfolgten sie eine Spur, die sich durch ziemlich alle Rätsel der Geschichte zu ziehen schien. Aus den verschiedensten Ansätzen kombinierten sie eine Verschwörungstheorie, die sich allergrößter Beliebtheit erfreut und wohl einer der größten modernen Mythen geworden ist:

Jesus sei mit Maria Magdalena verheiratet gewesen und sie hätten Kinder miteinander gehabt. Dieses Geheimnis versuche die katholische Kirche seit Jahrtausenden zu verbergen und schrecke dabei vor Mord nicht zurück. Eine geheime Bruderschaft habe es sich zur Aufgabe gemacht, die Nachfahren von Jesus über die Jahrhunderte hinweg zu schützen und ihnen ihren rechtmäßigen Platz wiederzuverschaffen.

Wem diese Geschichte irgendwie bekannt vorkommt- stimmt, sie dient als Grundlage von Dan Browns Bestseller „Sakrileg“ (und ich verstehe bis heute nicht, warum Henry Lincoln und Michael Baigent den Plagiatsprozess verloren haben...). Dan Brown war indes nicht der einzige Schriftsteller, der die Geschichte verarbeitete- 1991 erschien von Peter Berling „Die Kinder des Grals“, die sich ebenfalls auf das Werk von Lincoln/ Baigent/ Leigh bezog. Auch die amerikanische Schriftstellerin Judith Merkle Riley griff in ihrem 1994 erschienen Roman „Auf der Suche nach dem Regenbogen“ das Thema auf. Es gab eine Reihe weiterer Roman, ich gebe aber zu, daß ich die dann nicht mehr gelesen habe...

Schon das Inhaltsverzeichnis von „Der Heilige Gral und seine Erben“ verrät, daß es sich um einen weiten Streifzug durch die Geschichte handelt und daß die drei Autoren fast jeden Mythos seit Christi Geburt irgendwie in ihre Theorie eingebaut haben. Die Katharer, die Tempelritter, die Stuarts und die Rosenkreuzer, die Merowinger, den Heiligen Gral, um nur einige zu nennen. Viele Rätsel der vergangenen Jahrhunderte erfuhren durch die moderne Legende eine neue, mitunter recht amüsante Interpretation.

Federführend bei Entstehung „Der heilige Gral und seine Erben“ war der Engländer Henry Lincoln. Lincoln, der einzige noch lebende der drei Autoren, war gelernter Schauspieler und trat in diversen Serien der 60 er Jahre auf, bevor er sich auf Drehbuchschreiben verlegte. So steuerte er z.B. drei Folgen zu „Dr.Who“ in den 60 er Jahren bei. Heute bezeichnet er sich als „Geistheiler“. Er wollte eine Dokumentation über das Geheimnis von Rennes-les-Chatau drehen, von dem er durch das Buch „Le tresor maudit“ (Der verschwundene Schatz) von Gérard de Séde erfuhr.

Danach sei der Dorfpfarrer Bérengere de Saunieré im Jahre 18 bei Renovierungsarbeiten in seiner der Maria Magdalena geweihten Kirche auf eine Kassette mit geheimnisvollen Dokumenten gestoßen, die ein großes Geheimnis bargen. Eine der Geheimschriften habe sich auf den Merowingerkönig Dagobert II bezogen. Der Pfarrer selbst sei mit diesen Dokumenten nach Paris gereist, wo er nicht nur bei hohen kirchlichen Vertretern, sondern auch in Kreisen höhergestellter Anhänger des Okkulten sofort Zugang gefunden habe. Von seinem Besuch in Paris sei er reich zurückgekommen und habe die Kirche komplett renovieren und umgestalten lassen, dabei aber auch einige seltsame Veränderungen an der Kirche vorgenommen, die nicht mit der kirchlichen Lehre im Einklang stünden. Als Sauniére starb, verweigerte ihm der anwesende Priester die letzte Ölung, angeblich weil er ihm ein furchtbares Geheimnis anvertraut habe.

De Sédes Erzählung weckte Lincolns Neugier, und er beschloss, herauszufinden, welchen Schatz Sauniére da wohl gefunden hatte. Diese Interesse führte ihn mit dem Autor Richard Leigh und dem zu der Zeit als Fotoreporter arbeitenden Michael Baigent zusammen. Baigent war graduierter Psychologe und hatte darüber hinaus vergleichende Relgionswissenschaften studiert.

Allein seine geographische Lage brachte Rennes-les-Chateau mit mehreren möglichen, geheimnisumwitterten Schätzen in Verbindung.
So liegt Rennes-les_Chateau nicht allzuweit entfernt vom Montségur, jenem Berg, auf dem die Katharer nach langer Belagerung ihre letzte Schlacht auf französischem Boden verloren. Die Legenden, die sich um die Herkunft und den Schatz der Katharer ranken, sind zahlreich. So sollen die Katharer in der letzten Nacht der Belagerung einen geheimnisvollen Schatz vom Monteségur geschafft haben. Mit den Katharern in Verbindung gebracht wurde der „heilige Gral“- eine Idee, die von den Autoren sehr bald wieder aufgegriffen und sehr wunderlich interpretiert wurde.

Wenige Kilometer von Rennes-Les_Chateau entfernt befand sich ein ehemaliges Ordenshaus der Tempelritter, und der Stammsitz eines ehemaligen Großmeisters der Tempelritter, Bertrand de Blanchfort, war auch nur wenige Kliometer entfernt. Somit konnte auch trefflich darüber spekuliert werden, ob der angeblich veschwundene Schatz der Templer oder zumindest ein Hinweis darauf in Rennes-Les-Chateau verborgen gewesen seien.

Als dritten Kandidaten brachte de Sedes Werk die Merowinger, insbesondere Dagobert II, der mit einer westgotischen Prinzessin verheiratet gewesen sein sollte ins Spiel.

Dies war letztendlich der Stand des Fernsehfilms, der auf Henry Lincolns Initiative als Dokumentation 1972 im Fernsehen lief. Keiner der drei Autoren ahnte, daß sie bereits zu jenem Zeitpunkt einem gigantischen Schwindel aufgesessen waren...

(Fortsetzung folgt...)

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